Moin, ich bin Tim(bo), darf seit 2019 von Hamburg aus für AFL schreiben und freue mich, hier zehn meiner Evergreens vorstellen zu dürfen.
Zuviel Platten musste ich hier außen vor lassen, zufiele Bands werden leider nicht erwähnt. Sorry, Dritte Wahl. Sorry, Dopethrone, Dödsrit, Builders and The Butchers, Victims, Tragedy. Verzeiht mir, Reinhard Mey und James Hetfield. Ihr werdet es mir hoffentlich irgendwann nachsehen.
Die Reihenfolge der Bands und Platten ist im Übrigen komplett irrelevant und nur zufälligerweise entstanden.
1Kings of Nuthin – Fight Songs … for Fuck Ups (2002)
Ich ärgere mich nicht normalerweise nicht über vergangenes, ändern lässt sich die Vergangenheit nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowieso nicht. Dass ich jedoch Bostons Könige nicht live sehen konnte – trotz vorhandener Tickets – fuchst mich immer noch. Die Band strahlt mit ihrem Kneipen-Punkabilly schon vom Tonträger eine ungeheure Energie aus – unabhängig, von welchem Album wir reden. Das ich Fight-Songs … gewählt habe und keine der anderen Scheiben, ist einfach meiner Tageslaune geschuldet und weniger rational als emotional zu begründen: Fight Songs… ist einfach eine Platte, die mir bei jedem Durchlauf gute Laune bereitet.
2Jello Biafra with D.O.A – Last Scream of the Missing Neighbors (1989)
Jellos anderen Projekten und natürlich auch den Dead Kennedy in allen Ehren: Last Scream of the Missing Neighbors toppt für mich alles, was durch Herrn Biafras Feder bisher geschrieben und umgesetzt wurde. Zusammen mit D.O.A hat Mr. Biafra eine brutal stimmige, textlich bissige und musikalisch ausgereifte Platte herausgebracht, die zwei gänzlich unterschiedliche Seiten aufweist: Seite A als „Hitseite“, Seite B mit dem 15 Minuten-Übersong Full Metal Jackoff. Großes Kanadisch-Amerikanisches Punkrock-Kino !
3Dropkick Murphys – Sing loud, sing proud (2001)
Schon wieder Boston, schon wieder Kneipenkompatibel: Die Bostoner Punkrock-Institution und ich haben eine bewegte Vergangenheit. Zuerst waren wir verliebt, dann lange liiert, aktuell pflegen wir eine unregelmäßige aber äußerst nette Affäre. Ok, The Gangs All Here ist in Teilen etwas geiler weil rougher, Do or Die ist bei mir ebenfalls über jeden Zweifel erhaben und auch das 2007 erschienenen The Meanest of Times hat einige Perlen zu bieten. Aber sobald die ersten Töne vom SLSP-Openers For Boston höre, läuft es mir kalt den Rücken runter. Hinzu kommen einige Irish-Folkcover und Punkrock-Granaten, die mir seit 20 Jahren unglaubliche Freude bereiten.
4Troopers – Gassenhauer (1998)
Wenn es mal wieder so richtig Assi werden soll in der heimischen Wohnung bieten sich Troopers eigentlich immer an. Gassenhauer war eine Offenbarung für mich als damals gerade Volljährigen, da es die Rotzigkeit des Punks mit metallischen Elementen vereinte und damit neue Türen in neue musikalische Dimensionen öffnete. Klingt retrospektiv erstmal etwas eigenartig, wenn man sich da geschrabbel der Kreuzberger anhört – aber diese Platte hat mich nachhaltig geprägt. Stumpf ist eben – zumindest portioniert- Trumpf.
5Martyrdöd – List (2016)
Zeitlich gesehen die aktuellste Platte dürfte List die wohl am meisten gehörte der letzten Jahre auf meinem Plattenspieler und auch in digitaler Form sein. Martyrdöd haben vor der Veröffentlichung von List mit Eldöp bereits einen ordentlichen Kracher herausgebracht, auf List zeigen Martyrdöd jedoch der Welt, wie man Blackcrust in in Perfektion lebt, spielt, zelebriert. Die Songs sind vom Opener bis zum würdigen Abschluss mindestens sehr gut, teilweise sehr catchy und in ihren Strukturen konsekutiv und nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass mit den drei absoluten Oberkrachern Handlöst Fallen Angel, Drömtid und Intervention eine dreier Song-Abfolge geliefert wird, die an Geilheit nicht zu überbieten ist. Absolute Köngisdisziplin, was die absolut gestörten Schweden hier erschaffen haben.
6Die Ärzte – Planet Punk (1995)
Meiner Schwester sei Dank habe ich im Jahr 1995 dieses Prachtstück in die Hände bekommen – sie konnte nicht im Ansatz erahnen, was sie damit in Gang setzte. Diese Platte hat mich durch sämtliche Geistes-, Bewußtseins- und Lebenslagen begleitet und wir es wohl auch immer tun. Ich danke BelaFarinRod für dieses Stück meiner persönlichen Musikgeschichte und dafür, dass ich die Platte seit wenigen Wochen endlich auf Vinyl in meinen Händen halten darf.
7The Casualties – Under Attack (2006)
Es mag bessere Platten der Band oder auch des Genre geben – Under Attack hat mich jedoch bereits während des ersten Durchlaufs komplett weggehauen. Hinzu kommen die unbestrittenen Live-Qualitäten der New Yorker, die einen Club schon mal in Schutt und Asche legen können. Empfehlungen (vor allem live): Fallen Heroes!!!
8Poison Idea – Feel the Darkness (1992)
Für mich der Inbegriff des Hardcorepunk. Bei dieser Platte stimmt wirklich vieles. Begonnen mit dem unverschämt geilen Opener Plastic Bomb (den ich, genau wie Alan´s on Fire oder Just to Get Away eigentlich jeden Tag hören könnte) bis hin zu dem ultra-authentischen Sound und dem fetten Cover. 2018 wurde die Platte neu aufgelegt/eingespielt, wodurch leider etwas Rohheit und Spirit verloren gegangen ist. Daher: In diesem Fall sollte Vinyl definitiv das Medium der Wahl sein.
9Pink Floyd – The Dark Side of the Moon (1973)
Ein großes Stück Musikgeschichte, der mit Punk so absolut gar nichts zu tun hat. Weder die Musik, noch der Werdegang der Band. Eigentlich müsste an dieser Stelle auch die 1975 erschienen Wish You Were Here stehen. Da ich mich jedoch daran irgendwann tot gehört habe, darf The Dark Side of the Moon einspringen. Eine Platte, die mich seit meiner Kindheit begleitet und auch gerne dreimal am Stück durchlaufen darf, ohne langweilig zu werden.
10Smoke Blow – The Record (2010)
Kniet nieder und verneiget Euch vor diesen Album, dieser Band: Den Bagaluten aus Kiel. Den Atzen von der Förde. Dem Abrisskommando aus dem Norden: Keine Best-Of-Liste sollte ohne Smoke Blow auskommen (müssen). Gerade die punkrocklastigeren Werke der Teilzeit-Ruheständler werden von vielen Fans hart gefeiert. Dass meine Wahl auf das hardcoreske bis todesmetallische (Final Hands, bester Song !) The Record gefallen ist, liegt daran, dass es die härteste und konsequenteste Platte der Band ist. Auch live zimmern die Songs noch brutaler rein als die der anderen Alben. Dass die Band nach The Record beschlossen hat, nichts neues mehr veröffentlichen zu wollen, ist mehr als nachvollziehbar – gar logisch. Geiler wird es einfach nicht.
10 Records We Would Die For!
Ihr kennt sie vielleicht bereits! Unsere schon seit langem laufende, bei euch sehr beliebte Rubrik 10 Records Worth To Die For. Dort stellen euch alle zwei Wochen Bands bzw. deren Bandmitglieder*innen oder anderweitige Szenemacher*innen ihre 10 persönlichen Lieblingsplatten vor.
Um euch die Gesichter hinter AWAY FROM LIFE etwas näher zu bringen, starten wir parallel dazu nun die Sonderrubrik 10 Records WE Would Die For. Nach und nach, jeweils in den Wochenpausen zur Main-Rubrik, präsentiert euch jedes AWAY FROM LIFE-Mitglied (aktuell ca. 30!) seine 10 Platten, die einen besonders geprägt haben.