Akne Kid Joe aus Nürnberg haben Anfang April ihr Zweites Album Die große Palmöllüge via Kidnap Music veröffentlicht. Grund genug, Gitarristin und Sängerin Sarah mal nach ihren Lieblingsplatten zu fragen!
Hier das Ergebnis:

1Oasis – What’s The Story Morning Glory

Ziemlicher Punkverrat mit einer Band wie Oasis anzufangen, aber die haben es mir einfach angetan. Oasis liefern für mich den perfekten Soundtrack für alle Lebenslagen und meine Top 10 Partymomente der letzten Jahre wurden stets von Don’t Look Nack In Anger begleitet. In der Kneipe, in der wir damals alle arbeiteten und abhingen, gab es mal eines Nachts so einen epischen Moment, der ganze Laden grölte glückselig den Song, alle lagen sich in den Armen und so. Davon gibt es auch ein Video, das ich mir immer mal wieder gerne anschaue – vor allem in Corona-Zeiten. Vielleicht wird’s nochmal was mit der Reunion, aber ich bin mir sowieso nicht so sicher, ob das gut wäre oder ob das den Mythos Oasis letztendlich zerstören würde. Vielleicht ist es einfach ok so wie es ist und der Streit zwischen Noel und Liam ist sowieso extrem unterhaltsam. Bei AKJ sind auf jeden Fall alle Oasis Fans, deshalb haben wir uns ein Oasis Backdrop drucken lassen, das hängt jetzt immer hinter uns auf unseren Konzerten. Auf jedem Foto sieht es so aus als hätten wir eine Oasis Supportshow gespielt. Fanden wir eine richtig schlaue Idee damals, in der Realität ist es aber meistens einfach nur peinlich, wenn man das aufhängt und dann nur fragende Blicke erntet.

Lieblingssong: Don’t Look Back In Anger

2Pisse – Mit Schinken durch die Menopause

Pisse ist einer dieser wenigen Bands, die aus der Masse der Deutschpunkbands komplett raussticht. Mit Schinken durch die Menopause hat mich damals einfach umgehauen, das war sowohl vom Sound, aber vor allem textlich einfach ein komplett anderes Niveau. DieTexte sind supersmart und voller kreativer Wortwitze. Ich kenne keine Band, die authentischer ist als Pisse, auch z.B. wegen dieser ganzen Social Media Verweigerei – mir als Internet-Opfer geht das zwar richtig auf die Nerven, dass man in regelmäßigen Abständen auf ihren Blog schauen muss, um auf dem Laufenden zu bleiben, aber darum gehts vermutlich.
Auf dem Album sind so viele gute Ideen, allein die Songs Work Life Balance und Biertitten sind schon genial genug, ich lach mich regelmäßig kaputt. Oder auch, dass man sein Punkalbum einfach mit einem 2,5 minütigen Reggae/Dancehall Song beginnt, das muss man sich erstmal trauen. Den habe ich mir noch nie komplett angehört, trotzdem geil, dass er da ist.

Lieblingssong: Scheiß DDR

3Against Me! – Transgender Dysphoria Blues

Against Me! ist die beeindruckendste Band, die ich kenne. Ich bekomm regelmäßig Gänsehaut, wenn ich mir die Songs anhöre. Alle Alben sind geil, aber Transgender Dysphoria Blues ist nochmal etwas ganz Besonderes. Ich finde es so krass und bewundernswert, dass ein Mensch seine innersten Empfindungen in Musik verpacken kann und sich damit ja auch total angreifbar und verletzlich macht. Gerade bei dem Thema Transgender, das ja nach wie vor ein absolutes Tabu ist und öffentlich kaum thematisiert wird. Das Album beschreibt den Schmerz von Sängerin Laura Jane Grace total nachvollziehbar und trotzdem macht es Hoffnung. Also ich finde, man merkt richtig, was sie durchgemacht hat, aber dass sie letztendlich dann auch dort angekommen ist, wo sie hinwollte. Ich hab echt den größten Respekt vor ihr und vor der ganzen Band und bin dankbar, dass sie das Publikum an diesem ganzen Prozess teilnehmen haben lassen.

Lieblingssong: Black me out

4Die Ärzte – Planet Punk

Die Ärzte waren die erste deutsche Punkband, die ich gehört hab und die mich mit diesem ganzen Punkding in Kontakt gebracht haben. Diese „scheißegal, wie andere Leute uns finden“ Haltung und sich gleichzeitig nicht allzu ernst nehmen und auch über sich selbst lachen zu können fand ich damals extrem interessant und das finde ich auch heute noch gut an den Ärzten. Da wo ich aufgewachsen bin konnte man sich als junger Mensch zwischen zwei Lagern entscheiden: entweder Ärzte oder Onkelz – ich will gar nicht darüber nachdenken, was aus mir geworden wäre, wenn ich mich für die andere Seite entschieden hätte. Und obwohl die Ärzte seit Jahren keine Platte mehr rausgebracht haben, die mir gefällt, find ich sie immer noch super, weil sie halt einfach machen, was sie machen. Planet Punk hab ich ungefähr 3 Jahre am Stück gehört, die Texte davon kann ich besser mitsingen als meine eigenen.

Lieblingssong: Trick 17 m.S.

5DxBxSx – Zugriff

Ein Kumpel hatte uns auf DxBxSx aufmerksam gemacht und ich weiß noch wie ich irgendwann – 2013 oder so – in bereits erwähnter Kneipe das erste mal Berlin ist so geil hörte und sofort hin und weg war. Diese Mischung aus Berliner Schnauze-Punk und Stonerrock hats mir irgendwie angetan, auch weil man sowas nicht an jeder Ecke zu hören bekommt und weil es angenehm ist, wenn mal was aus Berlin kommt, das sich selber aber nicht so Berlinklischeemäßig abfeiert. Das Album lief also rauf und runter und dann haben wir zufälligerweise unser erstes AKJ Konzert mit denen zusammengespielt, wir waren so nervös. Da stehen diese drei äußerst coolen Typen aus Berlin, die alles an Punk verkörpern, was man selber gut findet und musikalisch einfach ganz groß sind und auf der anderen Seite wir, vier Trottel aus Bayern, keiner weiß wie man sein Instrument richtig benutzt, geschweige denn irgendwelche lockeren Ansagen zwischen dem 15-minütigen Set macht. Aber es hat irgendwie funktioniert und seitdem haben wir schon einige Konzerte zusammengespielt, das ist jedes Mal ein Highlight für mich.

Lieblingssong: Berlin ist sooo geil

6M.I.A. – Kala

M.I.A. hat mich in Sachen Rolemodels in meiner Jugend sehr geprägt. Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die ihren Weg geht, obwohl sie keine guten Voraussetzungen hatte. Sie ist als Flüchtlingskind in Großbritannien aufgewachsen, komplizierte Familienverhältnisse, Armut, usw. Letztendlich ist aus ihr dieser Superstar geworden, der aber trotzdem nach wie vor total authentisch ist. Also man hat nicht das Gefühl, dass M.I.A. ein Major Label Produkt ist, das geschaffen wurde um möglichst viel Kohle am Musikmarkt zu generieren, sondern es ist einfach M.I.A. und sie macht das, was sie für richtig hält. Kala war eins der ersten Alben, bei dem ich mich wirklich bewusst zum ersten Mal auch mit dieser Genderfrage in der Musik auseinandergesetzt habe. Musikalisch haben wir uns inzwischen auseinandergelebt, ich verfolge aber immer noch, was sie so treibt und an der Relevanz ändert sich deswegen auch nichts.

Lieblingssong: Paperplanes

7Pascow – Alles muss kaputt sein

Alles muss kaputt sein ist eines dieser Alben, an denen ich mich einfach nicht tot hören kann.
Sicherlich liegt das auch daran, dass diese Band auch auf persönlicher Ebene so eine wichtige Rolle für uns spielt. Wir sind ja auf Kidnap Music beheimatet, das Label von Pascow Sänger Alex, er begleitet AKJ im Prinzip seit Tag 1 und steht uns mit Rat und Tat zur Seite, wir haben diverse Konzerte mit Pascow gespielt, usw. Ich verbinde mit dieser Band einfach ausschließlich gute Zeiten, das ist wohl der Grund, warum Pascow und insbesondere Alles muss kaputt sein bei mir immer noch in Dauerrotation läuft. Eine Frage ist aber trotzdem noch ungeklärt, obwohl ich mir das Album schon so oft angehört habe. Es gibt da diesen Song Wenn Mila schläft und ich frage mich, wer Mila ist und ob Mila vielleicht ein Hund ist. Wäre super, wenn mir das mal jemand noch beantworten könnte.

Lieblingssong: The Strongest of the Strange

8Le Tigre – Le Tigre

Le Tigre ist auch so eine Band, die mich gerade in meiner Jugend sehr geprägt hat. Irgendwann stieß ich auf Kathleen Hanna und die Riot Grrrl Bewegung und konnte mich sofort super damit identifizieren. Musikalisch machen die ja aber nochmal ihr ganz eigenes Ding, was man an den elektronischen Einflüssen hört. Ich finde es sehr spannend, dass die Musik sicherlich in dem ein oder anderen mainstreamigeren Club läuft, aber die Band an sich eben trotzdem diese klar feministischen Prinzipien repräsentiert. Damit haben sie es geschafft, solche wichtigen Themen auch nicht nur in der kleinen linken Bubble zu platzieren, sondern auch außerhalb davon. Musikalisch sind das einfach Songs für ne gute Party, inhaltlich aber weit mehr als das. Außerdem ist das wirklich auch ein Album, das sehr gut gealtert ist – man kann sich das nach wie vor super anhören und man hört nicht wirklich raus, dass das schon Ende der 90er entstand.

Lieblingssong: Deceptacon

9Antitainment – Nach der Kippe Pogo?

Antitainment ist für mich die beste deutschsprachige Punkband und Nach der Kippe Pogo? somit das beste deutschsprachige Punkalbum, es ist von Sekunde 1 an perfekt. Diese Mischung aus großartigen musikalischen Skills und genialen Texten ist einmalig, da kommt niemand ran. Das krasse ist, dass ich mir das Album zum tausendsten Mal anhöre und immer noch irgendwas Neues entdecke, irgendeine Anspielung, irgendein Witz, der mir bisher verborgen blieb oder was auch immer. Es ist wirklich sehr schade, dass es die nicht mehr gibt, ich konnte sie leider nur einmal live sehen. Fest steht, ohne Antitainment würde es Akne Kid Joe in der Form nicht geben.

Lieblingssong: True ‘Till Bored to Death

10Pixies – Surfer Rosa

Durch den Film Fight Club und dem dort verwendeten Song Where Is My Mind wurden die Pixies in die Kinderzimmer vieler Teens gespült, unter anderem in meins. Bis dahin war das wohl der krasseste Film, den ich je gesehen hatte, diese vermeintliche Deepness konnte mein jugendliches Hirn damals kaum verarbeiten, ich war total hin und weg und hab mir daraufhin natürlich auch andere Sachen von den Pixies angehört. Interessanterweise konnte ich damals mit dem Rest irgendwie gar nichts anfangen, im Gegensatz zu heute. Ich finde das Album super geil, bis auf Where Is My Mind – das kann ich einfach nicht mehr anhören. Der Song ist vermutlich sehr gut, aber ich hab ihn einfach totgehört. Die Pixies werden ja rückblickend als die Wegbereiter des Grunge gesehen und wenn man sich das Album hört merkt man das auch. Ein durch und durch fantastisches Grunge Album, zu einer Zeit als es Grunge noch nicht gab.

Lieblingssong: Gigantic

 

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