Deluminator legten Ende 2019 mit Swamp Melody ihr zweites Album über Farewell Records vor. Erst diese Woche gab es mit Deathbomber eine weitere Video-Auskopplung aus der Platte, die wir heute zum Anlass nehmen, dass die gesamten Band ihre 10 Records Worth To Die For vorstellt.
Bevor jeder der fünf Deluminatoren uns seine zwei Picks näher bringt, gönnt euch hier das fette Video zu Deathbomber:
Deluminator-Gitarrist Hannes:
„Schöne Grüße aus der Quarantäne. Hannes hier, der mit dem Schnurrbart bei Deluminator. Was, das schränkt‘s nicht genug ein? Lange Haare…immer noch nicht? Meine Fresse, der mit der spitzen Klampfe! Okay, jetzt haben wir’s. Na gut, das ist auch nicht mein einziger Job in der Band. Unsere letzten Musikvideos sind auch auf meinem Mist gewachsen, einschließlich dem zum Track „Deathbomber“, welches erst diese Woche veröffentlicht wurde. Hey, ist das da unten etwa ein Link? Das solltet ihr euch dann mal genauer anschauen. Aber erst mal weiter im Text.
Aus gegebenem Anlass wurde mir aufgetragen, die 10 Alben aufzulisten, für die ich „sterben würde“. Bisschen dramatisch, aber von mir aus.
Wir sind das Ganze diesmal allerdings etwas anders angegangen. Ich bin ja nicht der Einzige, der eine Meinung zu dem Thema hat. Die folgende Liste ist deshalb nicht meine persönliche Top-10, sondern setzt sich aus jeweils zwei Picks aller Mitglieder der Musikkombo Deluminator zusammen.
Wenn ihr euch hier „Keepers Of The Faith“ oder sowas erhofft, dann muss ich euch leider enttäuschen. Auch wenn wir der Hardcore-Szene wirklich nahestehen, liegen unsere Wurzeln doch woanders. Ihr werdet gleich merken, dass sich die Liste eher wie Papa’s selbstbespielte Best-Of-Kassette liest, die er immer auf langen Fahrten ins Autodeck schmeißt. Naja, irgendwo müssen wir’s ja her haben. Viel Spaß!“
Hannes Picks:
1. System Of A Down – Toxicity
Ich sag euch, diese Entscheidungen sind mir – uns allen wahrscheinlich – alles andere als leicht gefallen. Obwohl meine erste Wahl doch relativ schnell festlag. Am Ende war es ein enges Rennen zwischen dieser Platte und „Iowa“ von Slipknot. Ich weiß, nicht sonderlich einfallsreich. Aber wenn diese beiden Platten eine ganze Generation geformt haben, dann muss ja irgendwas dran sein. System of a Down wurde sogar zur Lieblingsband meiner Mutter…wahrscheinlich weil Serj Tankian meinem Vater so ähnlich sieht, aber nichtsdestotrotz eine enorme Leistung.
Sicher kennt ihr diesen Punkt, an dem es Klick macht. Vorher irgend so ein kleiner Rotzer mit gebleichten Jeans alleine auf’m Spielplatz, danach komplett Schwarz zugehängt, inklusive gefärbter Gardinenfrisur vor den Augen und 100 Bandshirts im Schrank, allesamt zwei Nummern zu groß. Story of my Life. Ich kann mich noch genau an diesen Moment erinnern. Die CD gab’s als Geschenk aus dem Kaufhaus. Ich durfte mir eine aussuchen, also nehm ich natürlich die mit der coolen Hülle, so aus Pappe zum aufklappen, geil. Direkt im Auto wurde das Ding angespielt und da war er, dieser Sound. Ich hab meinen Vater gefragt, was das für Musik ist, er antwortet nur „Metal“. An diesem Punkt war es für mich eindeutig, dass ich meinen Weg gefunden habe… und bis jetzt hat sich daran nichts geändert.
2.
Buckethead – Electric Tears
So, und hier hört’s bei mir auch schon auf. Ich habe bestimmt tagelang überlegt, abgewogen und aussortiert. Meine Entscheidung habe ich dann sprichwörtlich in letzter Sekunde getroffen, einfach weil es letztendlich einer bedurfte. Und ja, „Electric Tears“ von Buckethead. „Was ist denn da los, kein Slayer, kein Dio“ schreien jetzt alle. Aber so ein laufendes Klischee bin ich nun auch wieder nicht. Buckethead war tatsächlich der Auslöser für meinen Wandel vom Musikkonsumenten hin zum Musiker. Der Pitch-Shifter auf meinem Pedalboard ist der erste Effekt, den ich mir je gekauft habe, weil ich „Jordan“ nachspielen wollte. Und obwohl „Soothsayer“ mich ursprünglich an die Gitarre getrieben hat (oh, wie kläglich ich an diesen Solos gescheitert bin, da waren die Ohren größer als die Finger oder so) war es letztendlich das Album „Electric Tears“, gekauft in einem erstaunlich weitläufigen Plattenladen in London, das mich bis dato nicht mehr losgelassen hat. Ich bin bis heute fasziniert davon, wie viel Emotion und Atmosphäre hier mit so brutal minimalistischen Mitteln erzeugt wird. Zwei bis drei Gitarrenspuren und ein paar Effekte drüber, fertig ist der Lack. Da kann das Schlagzeug ruhig in der Ecke stehen bleiben. Besonders eingenommen bin ich vom Titeltrack, von dem ich tatsächlich sagen kann, dass es mein Lieblingssong ist. Nicht nur von diesem Album, sondern allgemein. Immer wenn es regnet und donnert, lasse ich dieses Lied in Dauerschleife laufen bis ich einschlafe. Alternativ tut es auch „10 Hours Thunder and Rain Sounds“ auf Youtube… probiert es ruhig mal aus.
Tariqs Picks:
3.
Rose Tattoo – Rock n Roll Outlaw
Ich glaube Rose Tattoo wurde schon in steinzeitlichen Höhlen auf Saiten aus Mammuthaar und mit Drumssticks aus Säbelzahntigerzähnen abgefeiert. Einfach ein Urgetüm wie es im Buche steht. Das sieht nicht nur Tariq so, aber für ihn ist ihre Platte „Rock n Roll Outlaw“ auf jeden Fall eine Erwähnung in dieser Liste werd. Und warum? Seine Meinung: „Es ist ne geile Platte, weil es angefressener Rock’n’Roll mit Punk-Attitüde und Hass auf die Gesellschaft ist, so wie man das früher als Punker.Kid mit 15 eben hören wollte“. Ich glaube, im Erzgebirge kann man eh nicht viel machen, außer einen Hass auf die Gesellschaft zu entwickeln. Und Rose Tattoo liefern dafür definitiv den richtigen Soundtrack.
4.
Judas Priest – Painkiller
Hier ist eine Wahl, die ich als alter Lederträger so komplett unterschreiben kann. Painkiller ist DIE Heavy Metal Platte schlechthin. Ein Klassiker jagt den nächsten, Riffs über Riffs, fetter Oldschool Sound und absolut genre-definierender Gesang. Aus diesem Song-Katalog zwei Singles rauszusuchen muss eine Mammut-Aufgabe gewesen sein. Und von dem Album-Cover brauchen wir gar nicht erst reden. Meißelt es mir bitte auf den Grabstein. Wenn sich noch jemand wundert, warum auf unserer letzten Scheibe alle Songs auf –er enden, hier habt ihr einen gratis Einblick in Tariq’s Gedankengänge. Mehr Metal geht halt einfach nicht. Stark von vorne bis hinten.
Felix Picks:
5.
Queens Of The Stone Age – Songs For The Deaf
Der erste Pick von unserem hauseigenen Josh Homme – Lookalike sollte eigentlich niemanden überraschen, der ihn auch nur ein bisschen kennt. Pomade in die Haare und Finger auf’s Griffbrett, jetzt wird Bluesskala geübt. Songs for the Deaf hat einfach alles, was guten Rock ausmacht. Der Einfluss dieser Band lässt sich auch bei unseren Songs nicht von der Hand weisen, „Heartbreaker“ ist das perfekte Beispiel. Tja, jetzt wisst ihr, woher es kommt. Dieser Gitarrensound und die Riffs man; das Genre „Desert Rock“ passt hier einfach wie Jacky auf Cola. Listen while riding Route 66.
6.
Title Fight – Floral Green
Mehr Hardcore als das werdet ihr in dieser Liste nicht mehr finden. Aber hey, sagt ja auch niemand, dass das was Schlechtes ist. Ganz im Gegenteil. Title Fight sind eine herausragende und genresprengende Gruppe, die sich immer wieder neu erfinden konnten, ohne jemals komplett abzudriften. Und ganz ehrlich, gerade im Hardcore ist so eine Herangehensweise Gold wert. Für Felix war es jedenfalls eindeutig, dass ihre Scheibe Floral Green es auf ganz klar verdient hat, hier genannt zu werden. Seine Begründung: „Die Melodien gemischt mit dem Gesang lösen bei mir ein Gefühl von früher aus.“ Ich wette, einigen von euch geht es ganz genau so. Richtig gute Wahl.
Franz Picks:
7.
Type O Negative – October Rust
Diese Band sollte eigentlich Standard in jeder Top 10 sein. Peter – the Man of – Steele ist eine Ikone, ohne Frage. Es ist extrem schwer, sich für eines seiner Werke zu entscheiden, ein schlechtes ist auf jeden Fall nicht dabei. „October Rust“ überzeugt aber durch sein hymnenhaftes Songwriting und diese düstere, sexuell aufgeladene Stimmung, für die Type O einfach mal bekannt sind. Ihr lügt wenn ihr behauptet, dass euch Peter Steele‘s Stimme nicht wenigstens ein bisschen die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Perfekt, um sich alleine zu betrinken – oder manchmal auch zu zweit 😉
8.
Thin Lizzy – Bad Reputation.
Jedes Album, das mit einem Gong anfängt kann nur gut sein. Und wenn dann noch Thin Lizzy drauf steht, perfekt. Die Scheibe wurde noch in der erfolgreichsten Formation aufgenommen und lebt, wie fast jedes Release der Band, von seinen zweistimmigen Melodien. Es lässt sich deutlich erkennen, wo bei uns die Inspirationen liegen. Ist ja auch kein Wunder, wenn einem diese Songs einfach nicht aus dem Kopf gehen wollen. Für Franz ist Phil Lynott auf jeden Fall einer der catchiesten Songwriter seiner Zeit. Hat er völlig Recht.
Ollis Picks:
9.
AC/DC – If You Want Blood You‘ve Got It (Live)
AC/DC sind AC/DC und das wird auch immer so sein. Kein Plattenregal ist vollständig ohne die aufgeladenen Australier, das denkt sich auch unser Drummer. Und warum gerade diese Scheibe? Wenn man ehrlich ist, dann hebt sie sich ja nicht sonderlich vom restlichen Katalog der Band ab, schon gar nicht als Live-Album. Aber Olli hat die Erklärung parat: „Irgendwann, als ich ein Kind war, tauchte diese große Glocke auf einer CD-Hülle im Regal meiner Eltern auf (Editors Note: gemeint ist „For Those About To Rock“). Wollte ich hören, war geil. Ich hab mir dann gleich weitere Werke dieser Band namens AC/DC zu Gemüte geführt, bis ich bei „If you want Blood…“ einen Stromschlag bekam und ab sofort wusste, dass ich genau das auf der Bühne mal praktizieren will.“
Wir sollten alle mal unseren Eltern für ihren guten Musikgeschmack danken, die Story habe ich auf jeden Fall nicht zum ersten Mal gehört. Und als Live-Album bietet „If you want Blood…“ auch the Best of both Worlds, nämlich einen Best-Of-Katalog aus allen Dauerbrennern der Bon Scott-Ära gemischt mit einem Trommelfell zerstechenden Live-Sound, bei dem man nicht umhin kommt, sich selbst auf so eine Stadion-Bühne zu träumen. Bis dahin ist es zwar noch ein bisschen Arbeit, aber ohne diese Scheibe wäre für Olli vielleicht nicht mal der erste Schritt passiert. Keep dreaming, keep rockin‘.
10.
Rammstein – Mutter
Und zum Schluss sogar noch was aus den eigenen Landen, auch wenn das bei Rammstein eher nebensächlich ist, denn diese Band ist mittlerweile so global wie man nur irgendwie sein kann. Olli’s Wahl ist hier auf ihre Platte „Mutter“ gefallen. Solid choice, „Reise Reise“ hätte ich auch gelten lassen. Oder „LIFAD“ … oder „Herzeleid“? Ach, mit Rammstein liegt man nie falsch. Die Typen wissen einfach, was sie machen und was sie machen, das ist brechend hartes Gestampfe. Jedes Lied auf Beat, Rampampampam. Die starken Tracks von „Mutter“ sind da keine Ausnahme, ich sag nur Links, 2 3 4. Aber auch „Sonne“ ist ein komplettes Brett. Das Ding live, was für ein Kampf.
Olli schreibt dazu: „Diese Platte hat mich aus meinem wohlbehüteten Leben abgeholt. Plötzlich stand die Lust nach Härte, nach Schocken.“ Geh ich voll und ganz mit. Rammstein sind ja auch nicht ohne Grund Vorreiter der „Neuen Deutschen Härte“. Und mit den Temperaturen, die sie auf der Bühne produzieren, konnte ohne Zweifel nicht nur dieses Musikerherz zum Schmelzen gebracht werden.
In diesem Sinne: Feuer Frei!
Das zweite Album der Metal-Hardcore-Combo aus Dresden ist Ende 2019 über Farewell Records erschienen. Holt euch Swamp Melody bei Merchpit!
Weitere 10 Records Worth To Die For »