Tom hat in vielen Acts aus Salzburg und Umgebung gespielt und ist heute vor allem mit seiner Band Glue Crew und als Singer-Songwriter Tom the One unterwegs. Außerdem schreibt er Romane – zuletzt erschien „Pop ist tot“, ein literarisches Roadmovie über eine gealterte Punkband auf Reunion-Tour.

1Chewing on Tinfoil (Chewie) – Marrowbone Lane

Welches Album setzt man an die Spitze einer solchen Liste, die nie und nimmer die Vielfalt eines Musikgeschmackes einfangen kann und ohnehin nur die Tagesstimmung wiedergibt? Welche Band hat sich diesen Platz verdient? Eine, die mich seit der Jugend geprägt hat (Rancid, NOFX, The Clash), oder eine, die mich erst seit ein paar Jahren begleitet (IDLES, Milliarden, Fontaines D.C.)? Ein Album vom Lieblings-Songwriter (Conor Oberst) oder der Lieblings-Songwriterin (Laura Jane Grace)? Was Amerikanisches (Dillinger Four), Österreichisches (Astpai) oder Deutsches (Pisse)? Im Zweifel bin ich für Chewing on Tinfoil aus Dublin, die ihren Namen vor ein paar Jahren in Chewie geändert haben. Auf Jeff Rosenstocks Quote Unquote Records entdeckt, hat sich das Album in meine Gehörgänge gefressen und lässt mich seit Jahren nicht mehr los. Pure Energie, pure Emotion.

You think you’re clever and classless and free
You’re just a fuckin scumbag just like me
And if you’re building your house on the shore
Don’t be surprised when the waves at your door”

2Against Me! – Searching for a Former Clarity

Wenn ich eine Lieblingsband wählen müsste, wäre Against Me! ein heißer Anwärter. Schon die „Acoustic EP“ war reine Perfektion. Hier könnte genauso gut „As the Eternal Cowboy“ stehen oder „Transgender Dysphoria Blues“, so eine Band gibt es nur alle heiligen Zeiten. Live immer wieder ein Erlebnis, Laura Jane Grace hat eine außergewöhnliche Bühnenpräsenz und schafft es auch bei Soloshows, dass ein ganzer Saal voller Betrunkener gebannt ihrer Stimme und drei, vier Akkorden lauscht. Großartige Texte, persönlich und politisch – ganz große Kunst.

All’s quiet, except for this song
So maybe while I’m not together I can feel like I’m not alone
And somewhere off in the distance, rapidly advancing, is an onslaught of sorts
Young sirens wail in a skewed sense of glory
And the lions in the cages roar at the memory of fight”

3Apologies, I Have None – London

Dieses Album ist wohl dasjenige, das ich in den letzten 10 Jahren am öftesten gehört habe. Ein (Konzept-)Album über London, das man auch auf jede andere Stadt übertragen kann. So klingt keine andere Band. Melancholisch, pathetisch, mal aufbauend, dann wieder pessimistisch. Für mich ein Meisterwerk.

To draw a line under it
All the bitterness
Means letting go
And forever forgetting it”

4Rancid – … and out Come the Wolves

All killer no filler. Zu diesem Album habe ich Gitarre spielen gelernt. Habe Songs hundertmal gecovert, „Roots Radicals“, „Time Bomb“ und „Olympia WA” tausendmal aus voller Kehle gebrüllt. Tim Armstrong ist ein grandioser Songwriter. Und ein grandioser Sänger, auch wenn er nicht singen kann.

Reconcile to the belief, consumed in sacred ground for me
There wasn’t always a place to go but there was always an urgent need to belong, yeah
All these bands and all these people
All these friends and we were equals but
What you gonna do when everybody goes on without you?”

5Neutral Milk Hotel – In the Aeroplane over the Sea

Ein Album, zu dem ich nichts sagen, sondern nur stauen kann.

What a beautiful face I have found in this place that is circling all round the sun
What a beautiful dream that could flash on the screen in a blink of an eye
And be gone from me, soft and sweet
Let me hold it close and keep it here with me”

6Die Ärzte – 13

Mein erstes Punkalbum. In seiner Vielseitigkeit kaum zu übertreffen. Schon der erste Track ein Jazzsong über Punk, später eine Countrynummer, Liebeslieder, ein Song, der versehentlich zum Ballermannhit avancierte – das alles ist mehr Punk als das, was andere sogenannte Punkbands fabrizieren.

„Bitte versteht mein Verhalten als Zeichen der Ablehnung
Mit der ich euch gegenüberstehe
Bitte versteht mein Verhalten als Zeichen der Ablehnung
Mit der ich euch gegenüberstehen tu“

7NOFX – Punk in Drublic

Von allen Alben, die ich zwischen 12 und 22 besessen habe, weiß ich genau, wo ich sie gekauft habe, wie es sich anfühlte, die CD oder LP in Händen zu halten, den Schatz vom Geschäft nach Hause zu bringen, auszupacken und endlich anzuhören. Ich weiß sogar noch, wie das Booklet riecht. Hab alle Lyrics gelesen und natürlich auch die Liner Notes und Dankeslisten, immerhin hab ich mein hart erspartes Geld dafür ausgegeben. Damals war Musik noch etwas wert.

„Punk in Drublic“ ist für mich untrennbar mit einem Lebensgefühl verbunden. Das Album steht stellvertretend für all die Releases von Fat Wreck Chords, die mich über Jahre geprägt haben. Fat Mike ist und bleibt einer der besten Songwriter im Punk.

Possessions never meant anything to me
I’m not crazy
Well, that’s not true, I’ve got a bed and a guitar
And a dog named Bob who pisses on my floor
That’s right, I’ve got a floor
So what?
So what? So what?”

8Pascow – Diene der Party

Pascow sind eine der wenigen Nadeln im Heuhafen, wenn es darum geht, Deutschpunk mit guten Texten zu finden. Kryptisch, metaphorisch, intelligent. Hat mich sofort umgehauen!

„Und was Nestlé so macht, bekomme ich selten noch mit
Denn die Zeit, die mir fehlt, ist das Geld, das ich krieg“

9Phoebe Bridgers – Stranger in the Alps

Wunderbares Album. Der Anfang von „Motion Sickness“ mit dieser wabernden Baritongitarre geht mir jedes Mal nah, Twin-Peaks-Feeling bei „Smoke Signals“ – der Gear-Nerd in mir will ihre Gitarre, ihr Echorec-Pedal, ihr Pocketpiano kaufen und das alles nachspielen. Außerdem ist der Albumtitel ist eine Referenz auf „The Big Lebowski“.

I have emotional motion sickness
Somebody roll the windows down
There are no words in the English language
I could scream to drown you out”

10Paul Baribeau – Grand Ledge

Was gibt es Schöneres als gute Songs, reduziert, ehrlich und authentisch? Eine Gitarre, eine Stimme – mehr braucht es nicht.

Name ten things you want to do before you die and then go do them
Name ten places you really want to be before you die and then go to them
Name ten books you want to read before you die and then go read them
Name ten songs you want to hear again before you die, get all your friends together and scream them”

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