Philipp ist der schwäbischen Alb ist er bekannt wie ein bunter Hund, denn mit einer seiner unzähligen Bands hat ihn wahrscheinlich jeder Rockmusik interessierte Mensch mal live gesehen. Die Liste seiner Bands ist lang: Derby Dolls, Smalltown Rockets, Nakam und aktuell High und Neat Mentals. Die Genres der Bands sind verschieden, die Qualität seines Outputs jedoch stets hoch.
Philipp hat sich Zeit genommen uns seine wichtigsten Platten vorzustellen. Eine spannende Liste kam heraus!

1AC/DC – Powerage (1978)

´77 oder ´78 wurde Angus Young im Interview mit dem Kerrang! Magazine gefragt, ob AC/DC eine Punkband seien. Angus gab in etwa das hier zu Protokoll: „Punks?! Ich hasse diese Idioten! Die können noch nicht mal ihre Instrumente stimmen. Wir sind keine Punkband! Wir sind Rock’n’Roll!“
Nun, das war ein deutliches Statement des kleinen Derwischs mit der Schuluniform. Allerdings hatte die Frage doch durchaus ihre Berechtigung, war Punk doch selbst noch damit beschäftigt, sich selbst zu definieren. Und sollte eine mögliche Definition lauten, Punk solle deine Eltern schocken, so passten AC/DC doch durchaus ins Raster. Anrüchige Texte und Songtitel wie „Riff Raff“ (zu deutsch: Abschaum) oder „Kicked in the teeth“, Schlägereien mit den Bombast-Rockern Deep Purple, ein ständig alkoholisierter Frontmann und viele weitere Kapriolen. Wenn das mal nicht Punk ist?! Aber egal. Potato, Potatoe. Für mich sind AC/DC nicht nur eine Band, sondern eine Leidenschaft. Wegen ihnen habe ich einst selbst zur Gitarre gegriffen. Ich kann sie jeden Tag und in jeder Stimmungslage hören – ja, auch die Sachen nach Bon Scott! – und „Powerage“ ist ihr bestes Album. Amen.

2Adolescents – s/t (1981)

Klar, das ist jetzt Zufall, aber das ikonische Blau als Hintergrund für den ikonischen Schriftzug dieses Albums lässt mich zu der Aussage hinreißen, dass das Debütalbum der Adolescents DIE Blaupause war (und bis heute ist), für alles, was da an melodischem Punkrock nicht nur, aber vor allem von der West Coast kommend die Welt erobern sollte. Dabei ist das Album nicht nur melodisch, sondern auch ultra hart und angepisst. Und ein Zeitdokument noch obendrein, was Songs wie z.B. „Kids Of The Black Hole“ belegen. War es lange Zeit still um die Mannen um Frontmann Tony Cadena, veröffentlichten sie ab 2004 wieder eine ganze Stange an Alben, deutlich fröhlicher als noch 1981, jedoch nicht weniger aussagekräftig. Die Adolescents ernteten quasi rund 25 Jahre später selbst, was sie 1981 gesät hatten. Ihr Debüt ist und bleibt aber unerreicht und ein Meilenstein.

3The Hellacopters – By The Grace Of God (2002)

Ding – Ding – Ding – Ding. Noch nie davor – und auch noch nie danach – waren vier simple Orgeltöne so aufwühlend wie die des Titeltracks von „By The Grace Of God“. Ein Statement, gleich zu Beginn dieses Albums, das ankündigt, dass hier gleich Großes folgen wird. War das Debüt der Hellacopters („Supershitty To The Max“) dank seiner permanenten Übersteuerung noch etwas gewöhnungsbedürftig, entwickelte sich die Band von Album zu Album stetig weiter und erreichte mit „By The Grace Of God“ ihren/meinen persönlichen Höhepunkt. Einst konnte ich mit Mastermind Nicke Andersson ein paar Takte wechseln und ihm eine CD meiner damaligen Band The Smalltown Rockets in die Hand drücken. Das war schön, gemeldet hat er sich allerdings nie. Gut, er ist ja bekennender CD-Hasser, insofern nicht weiter verwunderlich, hahaha! Aber schön wäre es trotzdem, nur damit ich ihm gegenüber nochmal persönlich den Hut für dieses Meisterwerk ziehen könnte.

4Machine Head – The Blackening (2007)

Es gibt ja auch Musik, von der hat man eigentlich keine Ahnung, findet sie aber trotzdem geil. Thrash Metal ist da voll mein Ding. Oder heißt das jetzt doch Trash Metal? Oder geht da beides, oder darf jede Band das selbst entscheiden? H rein, H raus? Ihr seht, ich oute mich hier gerade als Vollidiot und biete euch damit hoffentlich wenigstens ein bisschen Entertainment. Machine Head bieten auf „The Blackening“ auf jeden Fall alles, was Thrash/Trash zu bieten hat. Solikram ohne Ende, Speed ohne Ende, Geschrei ohne Ende, Ohrwurmcharakter ohne Ende. Jaja, die Fachleute unter euch jetzt dann so: „Und was ist mit Sacred Reich’s „The American Way“, oder den Sachen von Death Angel und Anthrax? Der Typ hat doch keine Ahnung!“ Richtig, hat er auch nicht, sagte er doch eingangs auch! Aber „The Blackening“ ist trotzdem geil!

5NOFX – S&M Airlines (1989)

Tun sie uns jetzt endlich den Gefallen, oder gehen sie ähnlich wie die Scorpions die nächsten 20 Jahre auf Abschiedstournee? Den Zenit schon vor 20 Jahren überschritten (für mich war „War On Errorism“ der Anfang vom Ende), war ich doch geradezu erleichtert, als NOFX ihren Renteneintritt angekündigt haben. Aber in Zeiten von Fachkräftemangel und dem Aussterben der Babyboomer wollen die Rentner ja gar nicht mehr in Rente. Ich befürchte Schlimmes und rechne fest damit, dass die Band auch weiterhin halbgare Kost nach Schema F abliefern wird, sofern sich damit weiterhin ordentlich Kohle scheffeln lässt. 1989, da war das noch anders. Die Band musste sich ihre Sporen erst noch verdienen – und lieferte mit „S&M Airlines“ das erste Album ab, welches ihre späteren Trademarks eindeutig durchblitzen ließ. Allein die Chöre im Titelsong sind ihr Geld wert. Und dass Fat Mike als bekennender Metal-Hasser einen Song wie „Jaundiced Eye“ geschrieben hat, wundert mich bis heute. Schließlich ist das Ding eine fast lupenreine Speedmetal-Nummer. Auch geil, aber leider nur auf der CD-Version vertreten: das ulkige Cover von Fleetwood Mac’s Gassenhauer „You Can Go Your Own Way“. Hach, das waren noch Zeiten, gell Fatty?!

6Poison Idea – Feel The Darkness (1990)

Waren es bei den Hellacopters weiter oben im Text nur vier Klimpertöne, die das Haus zum Beben brachten, ging es im Hause Poison Idea dereinst Klavierintromäßig epochaler zu. Das danach folgende Erdbeben hat aber wohl sämtliche Seismometer dieser Welt zum Durchdrehen gebracht – und hält bis heute an. „Feel The Darkness“ ist und bleibt das beste Punkrockalbum aller Zeiten und mehr muss dazu auch nicht mehr gesagt werden.

7The Weakerthans – Reconstruction Site (2003)

Die Legende sagt, John K. Samson sei bei Propaghandi ausgestiegen, weil er andere Musik machen wollte. Klingt gar nicht so legendär, klingt sogar eher recht unspektakulär, auch wenn manch eine*r sich fragen mag, wie kann man denn keinen Bock mehr auf Propaghandi haben? Retrospektiv betrachtet mag es uns aber gerade recht sein, dass dies halt so war, denn mit Reconstruction Site und seiner eigenen Band The Weakerthans lieferte er das beste Punkrockalbum mit leisen Tönen aller Zeiten ab. Ich höre es noch heute mindestens drei Mal am Stück, wenn es den Weg auf meinen Plattenteller findet. Und für’s Auto hab ich noch die CD-Version. Ihr seht, ich liebe dieses Album!

8Wipers – Youth Of America (1981)

Mit gerade einmal sechs Songs schafften es die Wipers einst, dass ich sie für immer in mein Musikherz schließe. Mit deutlich mehr Wave und weniger Punk als noch auf dem Debüt „Is This Real?“ schuf die Band aus Portland ein zeitloses Meisterwerk, welches auch ich mitunter „zeitlos“ konsumiere. Egal ob morgens zum Frühstück, oder nachts bei ner Party: „Youth Of America“ geht immer. Und das zeichnet doch eine richtig gute Platte aus, oder?

9Turbonegro – Apocalypse Dudes (1998)

Klar, wer Poison Idea mag, muss auch Turbonegro mögen. So oder so ähnlich. Jedenfalls sei die Band aus Portland ja laut Happy Tom DAS Vorbild überhaupt für die Band aus Oslo. Kann man so stehen lassen. Und wo Turbonegro‘s „Ass Cobra“ noch in etwa Poison Idea‘s „Kings Of Punk“ war, war „Apocalypse Dudes“ dann ihr „Feel The Darkness“. Und was ich von der Platte halte, das wisst ihr ja inzwischen schon. Spitzen Rockmusik und Texte deutlich unter der Gürtellinie. Kann jede*r für sich entscheiden, wo er/sie die Grenze des guten Geschmacks ziehen will. Turbonegro jedenfalls kamen immer damit durch und dieses Album hat schon lange Kultcharakter.

10Zeke – Death Alley (2001)

Ein schwieriger Charakter soll er ja sein, der Blind Marky Felchtone. Launisch, gar immer schlecht gelaunt und sowohl für seine Bandmitglieder, aber auch für alle anderen auf dieser Erde nicht zugänglich. Hört man halt so, wenn man sich umhört. Was ist daran wahr, was wurde hinzugedichtet… letztlich egal! Denn, mit diesem Killeralbum lässt er die Fetzen fliegen und sorgt zumindest mit seiner Musik für beste Laune. All killer, no filler. Halsbrecherisches Tempo, halsbrecherische Soli. Damals, wie auch heute darf dieses Album auf keiner bierseligen Jeansjackenparty fehlen. Punkt, basta!

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