10 Records Worth To Die For: #226 mit Kai Wagner (Stay Free/Half Past Dead)

Tom Waits, der alte Punkrocker! Den liebt man – oder man hasst seine Mucke. Ich glaube, dazwischen gibt’s wenig. Beste Platte, um sich einen Eindruck zu machen und einen Einstieg zu Wait´s doch eher eckigem Sound zu finden. „Schrottplatzmusik“ hat er das Ganze mal genannt. Das kommt der Sache doch schon sehr nahe. Übrigens: einige von Wait´s Platten wurden von Brett Gurewitz auf Epitaph veröffentlicht. Wie gesagt: Punkrocker…

Beste Textzeile aus “Tango ´till they´re sore”
I’ll tell you all my secrets, but I lie about my past

Und dann doch ’ne HC-Platte: was die Jungs (Darmstadt Represent) hier abliefern ist HC vom feinsten und für mich auch so ´ne Herzenssache – kurz bevor die Platte rauskam, waren die Jungs für nen Weekender mit meiner ehemaligen Band (Half Past Dead bzw. Halb Pund Mett, wie man in Darmstadt sagt) bei uns im Saarland und haben in unsrer WG übernachtet. Todd, der Sänger hat mir damals nen Roughmix der Platte auf einer gebrannten CD gezeigt und wir haben lange über Songwriting gefachsimpelt. Was eine Zeit! Übrigens haben wir mit Stay Free nen Tribut-Track zu „Euer Kreuz hat Haken“ geschrieben – mit einem Feature von Todd: Landmines! Reinhören! NAZI PUNKS FUCK OFF.

Beste Textzeile aus dem Titeltrack „Was uns nicht tötet“
Wer noch nicht tot ist, hebt die Hand.

Debut-Album der Post-Metaller. Puh, ist das das richtige Genre? Wie beschreibt man deren Mucke? 10 Minuten-Songs mit absoluten Ohrwurm-Melodien, kein Gesang und die wohl am geilsten jemals aufgenommene Snaredrum? Die Kiste ballert jedenfalls an allen Ecken und Enden und ähnlich wie bei Waits gibt’s wohl keine „Ja, geht so…“ Einstellung dazu: entweder „repeat“ oder „skip track“.

Anspieltipp: Micah

Let the good times roll! Wohl DIE Saarbrücker HC-Legende. Ich weiß gar nicht, wie viele Shows ich mit den Jungs gespielt habe. Vom Sound her klassischer NYHC, aber eben Saarbrooklyn-Style. Auf den späten Platten auch mit großartigen deutschen Texten. Hört Euch mal durch die Diskographie auf Bandcamp, da rauscht´s richtig!

Beste Textzeile aus „Bis hierher“:
Bis hierher ging´s noch gut – auch wenn es irgendwie komisch klingt, ist der Fall alles was bleibt, wenn der Aufschlag uns umbringt.

Erinnert Ihr Euch an das “Stairway to Heaven-Verbot” in Wayne´s World? Ähnliches gilt für „The Trooper“ bei uns im Proberaum. Sobald das ikonische „tidelideli“ – Riff anklingt, gibt´s dafür die gelbe Karte. Ob´s an meinen Gitarrenkünsten liegt? Immerhin bin ich in der Lage, das Ding richtig rum zuhalten. Auf jeden Fall aber gilt (um es mit Wayne´s und Garth´s Worten zu sagen): WE´RE NOT WORTH IT! Beste Maiden-Platte! Das hab ich schon mit zarten 12 Jahren erkannt und gefeiert – und das ist echt ne Weile her!

Beste Textzeile aus „The Trooper“:
on this battlefield, no one wins

Mehr Hardcore! Auch mit den Jungs habe ich mehr Shows gespielt, als ich zählen kann. Immer am Lachen und sich selbst – und vor allem Hardcore – nicht immer allzu ernst nehmen. Das habe ich von den Jungs der ehemaligen Band unseres Sängers Rolf mitgenommen. Und da ist auch das von der 386HC-Posse immer frenetisch gefeierte „we don´t care“ nicht weniger ikonisch als das oben genannte Gelbe-Karten-Riff. Best of times, boys!

Beste Textzeile aus “we don´t care”:
we don´t care what you say – f**k you.

Emo? Screamo? Punk? None of it and all of it. Unfassbare Melodien treffen auf wunderbares Gekeife. Dann wird die Metall-Keule ausgepackt und per DBeat ausgeteilt. Herrlich. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, war ich sofort hin und weg. Auch mit Forget Today durfte ich einige Male die Bühne teilen – wenn auch nicht oft genug. Tatsächlich habe ich mich dort mal für eine Probe als Sänger versucht, Gottseidank hat dann aber die großartige Kim übernommen. Schätze mal, meine Kompetenzen liegen zurecht darin, Gitarren richtig rum zu halten. Die Platte ist immer noch auf Spotify – Reinhören!

Beste Textzeile aus “Dead End Street”
So many years in life went by.

Was ein Geballer! Yeah! Unfassbar hektisch und chaotisch – wo war gleich der Takt? Und dann: Mosh, Mosh, Mosh. Ich erinnere mich an ein Interview mit deren Sänger Guy Kozowyk in der Fuze. Auf die Frage, wie er mit dem ganzen Chaos zurechtkäme, antwortete der: „Sobald der Blastbeat kommt, macht alles wieder Sinn.“ Ohja – diese Herangehensweise an Musik hat mich echt beeindruckt. Man könnte ja ´ne schöne Analogie zum Leben im Allgemeinen bilden: Alles nicht so schlimm – sobald der Blastbeat kommt, ist alles wieder gut. Japp, Blastbeat. Die Welt braucht mehr davon. Und Schnelleren.

Beste Textzeile aus “That certain special ugly”
And as you know, it’s gravity that fucks us all, as pieces fall on top of us

…Und dann stand ich da als pickliger 16-Jähriger als einer von vielleicht 150 Zuschauern im Pwerk Blieskastel bei Ignite vor der Bühne. Erster (Live-) Kontakt zu Hardcore. Gänsehaut. Sofort verliebt. Sofort gecheckt was Sache ist. Unity. Zusammenhalt. Was da an Werten von Zoli Teglas von der Bühne kam, hat mich zutiefst beeindruckt: So wollte (bzw. will) ich sein. Positiv. Wertschätzend. Wohlwollend.

Beste Textzeile aus “Embrace”
WE ALL ARE ONE

Ok, nachdem ich jetzt die ganzen Uralt-Platten ausgepackt und die Saarbrooklyn-HC-Szene aufgearbeitet habe, hier mal was ganz neues. Wir haben das Vergnügen, mit TTW bisher gefühlt 3 Millionen Shows gespielt zu haben: was ein unfassbarer Spaß! Und die Platte kam tatsächlich dieses Jahr erst raus – durch die ganzen Shows kannte ich aber bis dahin schon jeden einzelnen Song und zumindest `nen Großteil der Texte. Definitiv mein Soundtrack 2023 – obwohl die Platte letztes Jahr noch gar nicht da war  Definitiv wert, dass Ihr da mal auf den gängigen Plattformen rein klickt. Schneller 90er Youth Crew HC trifft auf modernes Riffing und intelligente Texte. YEAH!

Beste Textzeile aus “Spirit“:
We´re here to have a good time – it´s a state of mind.

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