10 Records Worth To Die For: #238 mit Sascha Bonnemann (Bubonix/Syff)

„Kaum eine Platte habe ich damals so oft hoch und runter gehört wie diese. Das lag vor allem daran, dass ich unbedingt 1 zu 1 jeden einzelnen Ton von Euroboy raushören musste.“

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Heute haben wir Sascha zu Gast bei 10 Records Worth To Die For. Sascha spielt Gitarre bei den alten Hasen der Szene von Bubonix und meist auch bei den recht frischen Syff.
Beide Bands wissen es so richtig Lärm zu machen und auch live das Publikum zu begeistern!
Jetzt zu den Platten die zu Saschas Gitarrenstil und musikalischer Idendität beigetragen haben. Viel Spaß damit!

1Turbonegro – Apocalypse Dudes

Kaum eine Platte habe ich damals so oft hoch und runter gehört wie diese. Das lag vor allem daran, dass ich unbedingt 1 zu 1 jeden einzelnen Ton von Euroboy raushören musste. Die vorherigen, etwas härteren, Platten hatte ich auch schon geliebt – den Wechsel zu „kommerziellen“ Songs wie Get it on fand ich aber irgendwie auch cool. Extrem gut produzierte Songs, die trotzdem eine sympathische Portion Rotz beibehalten haben. „Prince of the Rodeo“ ist vermutlich einer meiner meistgehörten Songs ever. Absoluter Hit.

2Hammerhead – Stay Where The Pepper Grows

Mein Einstieg in Punk und Co. kam damals durch meinen Nachbarn zustande, der ein paar Jahre älter und tief in der Neuwieder Punkszene verwurzelt war. Dadurch bin ich sehr früh mit der ersten Hammerhead-Platte konfrontiert worden. Das war für mich als 15-jährigen schon ne kleine Offenbarung. So einen Sound hatte ich vorher noch nicht gehört – und wieso gibt der Sänger sich nicht die Mühe, dass man wenigstens EIN Wort seiner Texte versteht – traumhaft! Die Platte habe ich wirklich viele viele Jahre lang extrem geliebt. Osche war von da an für mich auch immer der Drummer, an dem ich alle anderen gemessen habe und für meinen Geschmack konnten da nur sehr wenige mithalten. Die Kombi aus Brachialität und Ironie fand ich damals grandios. So 2-3 Jahre lang gab es fast jedes Wochenende ein Konzert von Hammerhead und Barseros und man ist immer und immer wieder hingefahren. Brachiales Album!

3Euroboys – Long days flight `till tomorrow

In irgendeinem Fanzine hab ich mal gelesen, dass Euroboy (der Lead-Gitarrist von Turbonegro) noch ne weitere Band namens „Euroboys“ hat. Für mich war klar, dass das einfach sein Solo-Punkprojekt sein wird. Also flott alles eher illegal runtergeladen und freudig angehört. Die Freude währte beim ersten Hören nur kurz, da ich offensichtlich ein falsches Album erwischt hatte. Das war irgendwie Fahrtstuhlmusik, easy listening oder so – was soll das?!?! Ich war wütend, recherchierte und fand heraus, dass das tatsächlich das richtige Album war. Dadurch klickte bei mir etwas, was meine Offenheit für Musik an sich komplett veränderte: War ich vorher dazu selbst-verdammt ausschließlich Musik zu hören die am besten sonst fast niemand kennt, erkannte ich das meine „Idole“ tatsächlich so frech waren, neben Punk noch komplett andere Mucke zu machen und zu hören. Skandal! Für mich war das damals eine Befreiung und hat glücklicherweise auch dazu geführt, dass ich irgendwann mehr als nur Powerchords auf der Gitarre spielen konnte. Ich empfehle dringlichst „Rock ‚n‘ Roll Farmacia“.

4Justice – „Cross“

Neue musikalische Offenheit hin oder her, elektronische Musik fand ich trotzdem weiterhin aus Prinzip dumm. Weil, da waren ja keine Gitarren drin. Bis ich zufällig über Justice stolperte und komplett umgehauen wurde. Mir war nicht bewusst, dass man electro mit so einer extremen Coolness machen konnte! Da ging erneut eine komplett neue musikalische Welt für mich auf und ich habe mich jahrelang, und bis heute, sehr in Sampling, French Touch etc vergraben. Ich glaube der erste Song den ich damals von dieser Platte gehört habe war DVNO – das wäre auch gleichzeitig mein Anspieltipp für alle, die das Album mal checken wollen. Über diese Songs und Justice im Allgemeinen könnte ich tagelang reden, weil es einfach so unfassbar beeindruckend und interessant ist, wie sie Songs schreiben/samplen und wie sie über Musik denken. Vor ein paar Jahren durfte ich bei Justice an einer „Mixing Masterclass“ in Paris teilnehmen, wodurch ein kleiner großer Traum in Erfüllung ging.

5Snapcase – Designs For Automation

Ein wunderbares Album. Sound und Songwriting fand ich damals richtig gut. „Bleeding Orange“ ist einer dieser Songs, die mich beim Anhören sofort ab dem ersten Ton um ca. 25 Jahre verjüngen. Es ist schon krass, wie drei Gitarrentöne die Gefühle, Stimmungen und Gedanken aus der Jugend sofort wieder aufleben lassen. Snapcase waren bei mir auch der Einstieg in die Art von Hardcore, wo nicht nur die Standards runtergespült wurden, sondern auch andere Elemente auftauchen, die die strenge Szenepolizei eigentlich nicht genehmigt hätte. Fand ich sehr erfrischend und der zeitlose Sound geht mir auch heute noch gut rein.

6The Hives – Veni Vidi Vicious

Das war das erste, was ich von The Hives in die Finger bekam. „Barley Legal“ hatte ich irgendwie verpasst. Nicht schlimm, da dieses Album eh besser ist! Es gab danach kein Konzert, keine Party mehr, wo nicht einer der 3 Überhits von denen lief. Ich fand es ganz schön frech, dass sie mit fast cleanen Gitarren so einen fetten Sound hingezaubert haben. Definitiv ein Album, das auch heute noch sehr gut für meine Ohren funktioniert!

7The Briefs – Hit After Hit

Sehr „leichtes“ Album. Irgendwie war das nicht wirklich was Neues, aber irgendwas haben die dann doch in fast allen ihren Songs, was mich begeistert hat. Wäre mir auch unmöglich einen speziellen Hit zu definieren, der heraussticht. Selbst Tonartwechsel wie bspw. bei „Rotten Love“ wirkten erstaunlicherweise nicht peinlich. „Hit After Hit“ ist daher der perfekte Titel für diese Platte. Schöner End-70er Britpunk in (damals) frischem Gewand. Hab sie einige Male live gesehen und auch zusammen mit ihnen gespielt. Live nochmal geiler als auf Platte! Meine Favs sind: Poor and Weird, Rotten Love und Sylvia.

8John Mayer – Where The Light is: Live in Los Angeles.

Ja, John Mayer. Nein, nicht „You´re Body is Wonderland“ – der einzige Song, den leider fast jeder von ihm kennt. Meiner Meinung nach einer der besten Gitarristen, die gerade auf der Welt rumlaufen. Punkt. Egal ob Akustikgitarre oder dreckige Soli als Blues-Trio mit Steve Jordan und Pino Palladino.. Von ihm zu lernen hat mich auch mehrere Jahre beschäftigt und frustriert. Ich bin vor zehn Jahren allein auf ein Konzert von ihm in Amsterdam gefahren. Habe ab 15 Uhr mit vielen 15-jährigen am Einlass gewartet. Stand das ganze Konzert in der zweiten Reihe. Ein Solo in der letzten Zugabe hat mich so sehr berührt, dass ich weinend rausgehen und nach Hause fahren musste. Würde es jederzeit wieder tun. Anspieltipps: „Gravity“ ab 6:01 bis zum Ende, „Stop this train“ und „Who do you think I was“.

9Terrorgruppe – Melodien für Milliarden

Joa, auch ein sehr wichtiges Album meiner Jugend. Was hab ich die geliebt! Ich fand auch, dass die damals einen erstaunlich fetten Sound hatten im Vergleich zu vielen anderen deutschen Bands. Vor Allem konnten die das live auch immer genauso umsetzen. In jeder Hinsicht haben die Songs einfach nur Spaß gemacht – und hier sind gitarrentechnisch einige Raffinessen dabei, die man eher nicht erwarten würde. Ich glaube, mit 13 oder so hab ich denen mal nen Fanbrief geschrieben.Heieiei. Bester Song für mich: „Namen vergessen“. Perfekte Kombination aus Können und Blödsinn.

10Foo Fighters – In Your Honor

Puh, bei der Überlegung welche zehn Platten ich denn rausrücken sollte, kam diese mit als erste in meinen Kopf – und das obwohl ich Foo Fighters locker zehn Jahre nicht mehr gehört habe ( alles nach dieser Platte hier war nicht mehr so mein Fall). Aber mit diesen Songs verbinde ich extrem viele schöne und unschöne Momente. Daher wird sie immer einen wichtigen Platz bei mir haben. 10 Mal auf die Fresse und 10 Mal entspannte Akustikgitarre – eine wunderschöne Mischung. „Best of you“ ist zwar mit Abstand der erfolgreichste Song der Platte, aber meine persönlichen Hits sind „No way back“ und „What If I Do“.

Vielen Dank fürs Lesen und nicht vergessen: Nur wer auch John Mayer hört, ist wirklich Hardcore!!!

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