Citizen Tim

Eyeyey, wenn die Katze aus dem Haus ist… Max ist auf Tour und hat keine Zeit für seine Kolumne mit den 10 bedeutendsten Platten für den jungen Menschen. Seit 50 Ausgaben hat er zuverlässig sonntags im 14täglichen Rhythmus, zuerst bei Iamhavoc, dann hier, diese Reihe fortgeführt und dann beauftragt er ausgerechnet mich mit der Urlaubsvertretung und der Gripweed schafft es zwischen Knochenfabrik und Matula (Berichte folgen) nicht, die Deadline einzuhalten. Schande über mich. Und das ausgerechnet bei der #51! Ist das noch Punk? Nein, vielen Dank! (Na, von wem?) Werden wir noch unpunkiger… Ich lass das mal am Tag der deutschen Einheit erscheinen, ist ja fast ein Sonntag.

Jo, also, Citizen Tim kann ja nix dafür. Der ist nämlich ein famoser Liedermacher und hat bisher eine EP namens Human Circus über Midsummer Records (Review hier) veröffentlicht. Vorher war er bei der Screamo-Band Road to Kansas aktiv, die sich mittlerweile aufgelöst hat. Anfang 2018 soll sein Debütalbum erscheinen. Wir halten euch auf dem Laufenden… Aber jetzt genug Gelaber von mir… Ladies & Gentleman…

Facepalm in drei, zwei, eins: Ich besitze keine Vinyls! Natürlich sieht so eine Sammlung gut aus und auch ich möchte so etwas haben. Allerdings hatten zum einen alle meine Freunde früher CD-Sammlungen, sodass das Medium irgendwie schon vorgegeben war und zum anderen war es auch schon immer so ein Platzproblem mit Schallplattenspielern bei mir. Aber auch wenn ich keine Schallplatten-Sammlung besitze, habe ich zehn Platten, ohne die ich mir mein Leben nicht vorstellen könnte:

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John K. Samson – Provincial

The Weakerthans gehören zu einer meiner absoluten Lieblingsbands. Dass sie trotzdem hier nicht erscheinen, hat aber einen ganz persönlichen und für mich wichtigen Grund: Provincial ist das erste Solo-Werk vom Frontmann der Weakerthans, mit dem ich bewusst in Berührung kam und das mich sehr darin bestärkt hat, meine eigenen Sachen zu veröffentlichen. Der entscheidende Tritt in den Hintern kam letzten Endes von meiner Freundin (unendlicher Dank dafür!). Trotzdem hat diese Platte mir gezeigt, dass das Ende einer Band (meiner damaligen Band Road To Kansas) nicht das musikalische Ende der Welt bedeutet und dass man auch alleine an einem eigenen Klang feilen kann. Besonders mag ich den Track „Highway 1 West“. Der ganz leicht verzerrte Gitarrensound und die nahezu prügelnden Drums vermitteln irgendwie Aufbruchsstimmung.

Polar – Shadowed by Vultures

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich die Platte überhaupt gehört habe. Fakt ist aber, dass sie jedes Mal aufs Neue verdammt beeindruckend ist. Polar gehören zu den Bands, denen man ab dem ersten Akkord abnimmt, was sie da so machen und erzählen. Die Platte fokussiert sich stark auf sozialkritische Themen und macht dabei nicht halt vor ergreifenden sing-alongs und brachialen Riffs. Ich selbst hab Polar erst 2015 beim Summerblast-Warmup in Trier zum ersten Mal live gesehen. Aber die Band ist ja zum Glück regelmäßig auf Tour und ich kann jedem einen Show-Besuch wärmstens empfehlen. In der Zwischenzeit sollte man „Black Days“ am besten hoch und runter hören. Zu dem Song gibt es auch ein sehr schönes Video.

Wu Tang Clan – Wu Tang Forever

Als ich dreizehn war wollte ich mir das Wu Tang-Logo auf meinen Arm tätowieren lassen. Heute habe ich noch immer keinerlei Tattoos und würde das „W“ trotzdem keineswegs bereuen. Gut, mittlerweile bin ich von Hip Hop etwas weiter entfernt als noch vor 18 Jahren, aber diese Platte beeindruckt mich nach wie vor. Wenn ich heute Künstler aus dem Genre höre, fällt mir immer wieder auf, dass Wu Tang 1997 eine Produktion hingelegt haben, die noch heute ihren Meister sucht. Natürlich lasse ich mich gerne eines Besseren belehren aber die Texte (die mal mehr und mal weniger sinnvoll sind) und Beats faszinieren mich bis heute. Dazu kommt, dass die Jungs einfach verdammt viel Sinn für Humor haben; jeder der früher die Dave Chappelle-Show geschaut hat, wird mir zustimmen. Hört euch auf jeden Fall „Heaterz“ an. Die leicht angezerrten Geigen erzeugen eine so verdammt krasse Dramatik – CT out!

The Get Up Kids – Something To Write About Home

Zu dieser Platte wurde eigentlich schon so viel und so oft geschrieben, dass es schwer fällt etwas dazu zu sagen. Trotzdem hängen an der Platte eine ganze Menge persönlicher Erinnerungen. Von der Produktion abgesehen, die so wundervoll rotzig und zeitgleich herzergreifend daher kommt, sind da noch die Texte, mit denen mein emo-boy-Ich Liebeskummer und Lebensfreude zugleich verbindet. 2009 wäre ich dann fast vor Glück geplatzt, als bekannt wurde, dass die Band nach Frankfurt kommt. Bis heute ist es eine der großartigsten Shows, die ich besuchen durfte. Auf ner Party hat mich vor Jahren mal jemand gefragt, was eigentlich mein absolutes Lieblingslied sei. Nachdem ich mit offenem Mund etwa 7 Minuten überlegt habe (denn eigentlich gibt es davon viele), hab ich mit „I’m A Loner Dottie, A Rebel“ geantwortet.

Willard Grant Conspiracy – Regard The End

Diese Band hat sogar ein Runzeln auf der Stirn des Plattenverkäufers meines Vertrauens erzeugt. Obwohl WGC schon mehrmals durch Deutschland und Europa getourt sind, haben sie einen doch (gefühlt) geringen Bekanntheitsgrad. Ich musste die CD letzten Endes als Import kaufen, weil es (zu Zeiten ohne Spotify oder ähnlichen Streaming-Angeboten) wirklich schwer war, irgendwo dran zu kommen. Ich wurde früher gehasst, wenn wir von Parties nachhause gefahren sind und ich die Platte angemacht habe. Aber sie eignet sich eben hervorragend zum nachts durch die Gegend fahren. Vor allem der Song „Fare Thee Well“ ist meiner Meinung nach ein beachtliches Werk. Robert Fisher (der mit 60 Jahren viel zu früh gestorben ist) hat eine solche kräftige aber melancholische Art zu singen. In diesem Fall kommen hier dann noch dezente Trompeten, ein wunderschöner Kontrabass und liebliche Backing-Vocals zusammen; Starke Nummer!

Birds In Row – Collected

Durch meine Freundin (die eigentlich eher bei Bane und Have Heart zuhause ist), bin auf Birds In Row gestoßen und was soll ich sagen? Ich habe noch selten so viel Kraft, Herz und Arsch gespürt wie bei diesen Jungs! Leider hat es noch nicht geklappt, die Band live zu sehen. Aber ich bin da mit Blick auf das diesjährige New Noise Festival in Karlsruhe (2015 war die Venue, in der sie ebenfalls im Zuge des NNF gespielt haben, leider bis hinten voll) guter Dinge. Meine Freundin betont stets, dass sie BIR nicht lange hören kann, weil es zuweilen doch recht vertrackt zugeht. Bei mir wiederum stellt sich irgendwie ein ruhiges Gefühl ein, je länger ich die Platte höre. „Chat Noir“ ist mein Favorit – Vive La France!

Apoligies I Have None – London

Jedes Mal, wenn ich London höre, muss ich an einen jungen und störrischen Punk denken, der mit der Zeit erwachsen wurde, jedoch sich selbst und seinen Werten immer treu geblieben ist. Aber auch er muss sich den Themen annehmen, die zum Erwachsenwerden zwangsläufig mit dazu gehören und die den Blick auf die Dinge ein wenig schärfen. Klingt melodramatisch, ist es in meinen Augen aber auch. Hier werden die Geschichten, die vielen leider drecks-egal sind und gleichzeitig zum Bild einer Großstadt dazugehören erzählt. Zwar spielt auch hier Melancholie eine große Rolle aber trotzdem will man bei vielen Songs einfach die Arme in die Luft reißen und mitschreien. Mit der grandiosen Zeile „(…) but I’m finally learning you can’t always do things the easy way“ ist der Song „60 Miles“ mein Lieblingstitel. Ganz persönliches Highlight: Ich durfte im Rahmen des diesjährigen InCore Festivals in Neunkirchen mit der Band spielen und sie vor allem live sehen. Da ging die Scheune nicht mehr zu!

My Iron Lung – Relief

Leider hat sich diese Band vor nicht allzu langer Zeit aufgelöst, was ich wirklich sehr schade finde. Eigentlich war es reiner Zufall, dass ich die Band kennengelernt habe. My Iron Lung war als Support mit Bane und Comeback-Kid unterwegs. Als das Gespann in Trier Halt gemacht hat und der regionale Support fertig war, wollten wir eigentlich an die frische Luft. Allerdings hat mich der Gitarren-Sound beim Line-Check direkt so dermaßen überwältigt, dass wir zum Glück geblieben sind. Da passiert musikalisch so viel auf der Platte, dass sie auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig wird. Vor allem die melodischen Parts, die sich zwischen sehr rauen Passagen perfekt einfügen, haben es mir angetan. Gleich der Opener „Commonwealth“ ist meiner Meinung nach der stärkste Song auf „Relief“.

Frightened Rabbit – The Winter Of Mixed Drinks

Diese Platte steht für mich eigentlich fast ausschließlich im Zeichen persönlichen Umbruchs. Ohne näher auf die Hintergründe eingehen zu wollen, kann ich nur sagen, dass ich diese Platte bewusst gehört und erlebt habe, als ich mit meinen Gedanken durch Wien schlenderte. Mir fällt keine vergleichbare Band ein, die Traurigkeit und Hoffnung gleichermaßen in ihren Songs vereinen kann. Die Band entwickelt sich stetig weiter und ich kann mich da dem Tenor einer Rezension zur letzten Platte nur anschließen: Bis jetzt alles super, aber bitte werdet nie wie Coldplay! Jeder mit ner Lebenskrise sollte sich „Swim Until You Can’t See Land“ anhören und danach einen großartigen Neuanfang starten!

Majical Cloudz – Are You Alone?

Ich habe das sympathische Elektro-Pop-Duo aus Montreal bei der Serie „The OA“ gehört. Ja, das ist jetzt noch nicht allzu lange her und trotzdem möchte ich diese Platte nicht mehr missen im Leben. Die Platte strahlt vor allem eine angenehme Ruhe aus. Es geht absolut unkompliziert und melodisch zu. Das Album hat vielleicht noch etwas den Bonus, dass ich es während meines letzten Urlaubs immer am Strand gehört habe. Aber ich denke, dass ich mich auch ohne Strand oft dabei erwischen würde, wie ich absolute Ruhe bei den Songs finde. Vielleicht starte ich sogar mal mein eigenes kleines Elektro-Pop-Projekt; bei der Platte bekommt man jedenfalls enorm viel Lust drauf. Kleiner Tipp für den Freitagabend: Ein leckeres Craft-Bier (alternativ eine gute Tasse Tee) und den Song „Downtown“ auf Kopfhörern.

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