Uli von Church of Confidence ist ein altes Eisen im Punkrock. In den 80ern spielte er bereits in der schwäbischen Band K.G.B., ’95 gründete er dann in Kreuzberg Church of Confidence. Mit seiner Frau betreibt er die alt eingesessene Punkkneipe Wild at heart, in der er für den Sound verantwortlich ist.
Was ihn in der Welt der Musik geprägt hat verrät er uns nun hier. Also überlassen wir ihm das Wort:
Um eins vorwegzunehmen: Jede der von mir ausgewählten Platten steht gleichzeitig auch für eine Ära bzw. ein Genre zu dem selbstverständlich noch andere Bands gehören. Die Reiehenfolge ist beliebeig.
1Radio Birdman – Radios Appear
1979 bei einem Schulausflug nach Zürich habe ich diese Platte in einem kleinen Independent Laden entdeckt. Während die anderen Eis essen gegangen sind habe ich dort im Vinyl gestöbert. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich überhaupt reingehört habe, oder ob ich einfach nur das Cover geil fand. Fortan zierte das Bandlogo Schultasche und Hefte. Garage Rock vom Feinsten.
Erstaunlicherweise wurde die Band von der „Szene“ erst 35 Jahre später entdeckt.
2The Cure – Three Imaginary Boys
Das war mal soundmäßig eine komplett andere Welt und die Vorankündigung von New Wave. Ab jetzt wurden die Haare schwarz gefärbt und Kajal unter die Augenlider geschmiert. Fast bis zur Durchsichtigkeit runter genudelt hat die Scheibe trotzdem bis heute nichts von ihrem eigenständigen Charme eingebüßt.
3Dr Feelgood – Down By The Jetty
Da mir Hippie Rock noch nie zugesagt hat, war in der Pre-Punk Ära der sogenannte Pub Rock neben einigen Glam Rock Bands das einzig vernünftige was man hören konnte. Außerdem waren die Feelgoods die einzige coole Band, die es Mitte der Siebziger Jahre regelmäßig zu uns in die süddeutsche Provinz schaffte. Zu ihrem knallharten R&B Beat kann ich heute noch ausflippen.
4PVC – PVC
Das war für mich die erste Platte einer deutschen Band, die nicht deutsch klang, sondern sowohl vom Songwriting und von der Produktion her auf internationalem Level daherkam. Mehr Rock als Punk, aber total snotty und auf den Punkt gebracht. Keine Durchhänger, sondern Hit after Hit. Flasche Whisky her und dieses Ding aufgelegt.T
5he Stranglers – No More Heroes
Dank des Disponenten bei “Elektro Mayer” (ja damals kaufte man in Ermangelung von Schallplattenfachgeschäften Musik noch beim Waschmaschinenhändler) konnte ich hier ein weiteres Schmankerl erstehen. Auch die Stranglers waren- und das nicht nur wegen der Orgel- immer anders als andere Punkbands. Sie hatten etwas weit gefährlicheres und geheimnißvolleres an sich als die meisten anderen Protagonisten dieser Zeit.
6The Sex Pistols – Never Mind The Bollocks
Wer behauptet dass er diese Scheibe nicht mag, der lügt. Hier wird Energie durch Intensität erzeugt und nicht durch Geschwindigkeit. Für mich der absolute Punk Urknall. Eingängigkeit, Produktion, Inhalt, Darbietung. Das Teil knistert von vorne bis hinten und ist in seiner Einmaligkeit niemals wieder reproduzierbar.
7Slade – Slade Alive
Noddy Holders Stimme erzeugt bei mir Gänsehaut und das seit 45 Jahren. Auch eine Band, die sich nie zu sehr um Konventionen geschert hat und während der Glam Rock Ära, trotz reichlich schriller Outfits, nie wie eine gecastete Boygroup rüberkam. Im Vergleich zu vielen anderen merkte man hier: die Band konnte spielen und schrieb ihre Songs selber.
8Madness – One Step Beyond
Die Gnade der frühen Geburt bescherte mir bereits 1980 ein Madness Konzert. Da lief die One Step Beyond bereits ein Jahr und „Baggy Trousers“ die Single Auskopplung der zweiten LP „Absolutely“ war gerade eine Woche vorher erschienen. Mit Madness eröffnete sich für mich ein neues musikalisches Universum, auch wenn man viel später festgestellt hat, dass ihre Musik nur ein geklauter Aufguss war. Was wussten wir damals schon von Ska, Rock Steady oder gar Northern Soul……
9Ramones – Rocket To Russia
Obwohl bereits 1977 der Onkel eines Schulfreundes, der regelmäßig nach London fuhr, uns die erste Ramones kommentarlos ins Zimmer warf und wir daraufhin den ganzen Rest des Tages nichts anderes mehr hörten, haben die Ramones für mich erst mit „Rocket To Russia“ ihren Sound auf den Punkt gebracht. Meiner Meinung nach der Zenit ihres Schaffens.
10Angry Samoans-Back From Samoa
Auch hier habe ich dieses Album stellvertretend für viele andere Ami-Punk Bands gewählt. Was mir immer gefiel, war die Kompromisslosigkeit, sowohl bei den Themen, als auch z.B. bei der Songlänge. Wenn`s nur 50 Sekunden sind, dann ist das halt so. Leider hat sich dann ja –wie wir alle wissen-der sogenannte „Punk“ in den USA in eine andere kommerzielle Richtung entwickelt. Deshalb unterscheide ich heute bei Ami Bands immer zwischen „echtem Punk“ und „McDonalds-Punk“