Hi-Spencer aus Osnabrück haben im vergangenen Februar ihr neues Album Nichts raus, aber weiter via Uncle M Music veröffentlicht. Anlässlich des Releases fragten wir Gitarrist Matze nach seinen 10 Records Worth To Die For – herausgekommen ist eine sehr coole Liste, gespickt mit großartigen Punk-Rock-Veröffentlichungen.

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1The National – High Violet

Uff, The National. Ich mag alles, die Stimme, die Abwechslung von getragenem Klavier und treibendem Schlagzeug und dann diesen genau passend dosierten Bläsern. Die Stimme von Matt Berninger ist, nach all den Jahren, für mich zu einer Stimme eines gut bekannten Freundes geworden, der sich immer wieder über Boxen oder Kopfhörer ins Gehirn schleicht, sich zu Wort meldet und beruhigt. Ich kann ziemlich genau einschätzen, dass ich im Tourbulli, auch bei noch so wenig Platz im Fußraum, eineinhalb The National Platten brauche, um eingeschlafen zu sein. Nicht aufgrund von Langweile, sondern aufgrund der Ruhe, die sie für mich ausstrahlen. Die erste dieser eineinhalb The National Platten ist auf alle Fälle „High Violet“.

2Muff Potter – Gute Aussicht

Muff Potter ist für mich persönlich vielleicht die einflussreichste Band gewesen. Die Gute Aussicht, war die allererste Vinyl, die ich mir selbst gekauft hab. Direkt auf dem inneren Rand der Platte steht eingraviert „Diese Platte wurde zu hundert Prozent auf Pump finanziert“, was das richtig heißen sollte, wurde mir erst bewusst, als wir, Jahre später, am Punkt waren, Geld für unsere erste eigene Platte zusammenkratzen zu müssen. Als ich 2009 die Band zum letzten Mal in Münster auf ihrem Abschiedskonzert gesehen hab, hab ich ne Träne verdrückt und nicht mal dran gedacht, irgendwie in einer Band spielen zu können, die Konzerte außerhalb von Osnabrück spielt. Dass ich 2019 die Band wieder sehen durfte, und grad in einer Band spiele, die Konzerte in ganz Deutschland spielen darf, ist ein sehr gutes Gefühl und hat, so glaub ich, viel mit „Gute Aussicht“ zu tun.

3Arctic Monkeys – Whatever people say I am, that´s what I´m not

Der frühere Freund meiner großen Schwester hat mir als ich 14 war, mal ein Mixtape zusammengebastelt. Er war ein großer Fan von britischem Indie. Ich danach auch. Ein Song war ausschlaggebend: „When the sun goes down“ von den Arctic Monkeys. Ich kaufte mir einen großen Sticker dieser Band, klebte ihn auf meine 150€ Gitarre und versuchte darauf die Riffs nachzuspielen. Vielleicht mag ich daher die Gitarren-Parts auf dieser Platte so gern. Sie erinnern mich an die verknoteten und mit Schwielen geschundenen Fingern eines 14-jährigen Jungen.

4The Gaslight Anthem – The ´59 Sound

Die wohl beste Autofahr-Platte der Welt für mich. Als ich mit 18 zum ersten Mal allein am Steuer saß, prorkelte ich den Stecker des Kassettenadapter-Kabels in meinen MP3-Player und „Great Expectations“ fing an. Das blieb in der nächsten Zeit auch so und mit Songs wie „Old White Lincoln“ wurden große Jugendträume war, eigenständig auf Konzerte in Köln oder Hamburg fahren zu können. Die späteren Platten der Band kamen aus diesem Grund danach für mich nie an The ´59 Sound ran. Letztes Jahr war ich auf einer der großen The ´59 Sound Anniversary Konzerte der Band. Eigentlich ein riesen Fauxpas von mir, da mit Zug hingefahren zu sein.

5Findus – Quatscherei

Quatscherei war die letzte EP der großartigen Band „Findus“ aus Hamburg. Auch wenn nur weniger als eine Hand voll Songs darauf sind, ist sie trotzdem in meinem Kopf extrem positiv besetzt. Findus war die erste Band,  bei der wir Vorband auf einem Konzert in der Kleinen Freiheit in Osnabrück sein durften. Ich war vorher schon Fan der Band, weswegen das für mich ein riesen Sprung für unsere Band war. Vom Proberaum und Dorffesten zu Clubbühnen und Support von Bands, deren Platten ich mochte. Ich kaufte mir die Platte am Merchstand und fuhr mit ihr glücklich nach Hause. Dazu ist ein fabelhafter Kurzfilm von der Band gedreht worden, der als Musikvideo aller Songs der EP dient. Auch das hat mich damals wirklich gehyped.

6Die höchste Eisenbahn – Schau in den Lauf Hase

Die höchste Eisenbahn machen einfach sehr, sehr, sehr gute deutschsprachige Texte. Ich habe wirklich Tage mit der Frage verbracht, welches Tier zwei Beine mehr hat, wenn es sitzt. Alles wunderschön und sympathisch verpackt. Auf Konzerten werden Instrumente getauscht und sich mit Anekdoten abgeworfen. Eine Band, denen ich einfach gerne zuhöre, was sie sagen. „Auf Schau in den Lauf Hase“ sind wirklich großartige Songs wie „Raus aufs Land“, der mir nachdem, ich in die Stadt gezogen bin, immer wieder im Ohr hängen bleibt. Wenn mich manche der Platten dieser Liste vor allem als Jugendlicher beeinflusst haben, ist dies eine Platte, die mich in meinen Anfang 20ern sehr beeinflusst hat.

7Green Day – American Idiot

Eine absolute Jugendband für mich. Jeder aus meiner Schulklasse kannte diese drei Typen mit den bunten Haaren, alle hatten diese selbstgedruckten oder auf irgendeiner Kirmes gekauften Fanshirts und daher kannte ich sie irgendwann auch. Vielleicht war das mit 11 Jahren mein allererster Zugang zu Gitarrenmusik allgemein. Und vielleicht auch eine entscheidende Stellschraube zur richtigen Zeit. Vielleicht hätte ich mich ohne die Band nie wirklich intensiv mit Musik beschäftigt. Ich weiß noch, wie sich in dieser Zeit der Drang entwickelt hat, selber Gitarre spielen zu wollen, selbst so über die Bühne zu fegen. Ich weiß auch noch, dass ich diese Sache mit dem Konzeptalbum wahnsinnig cool fand. Irgendwann bin ich dann zu anderen Bands übergegangen. Die vier Akkorde der Songs sind mir trotzdem im Gedächtnis geblieben.

8Tomte – Heureka

Über Muff Potter bin ich dann unweigerlich und ziemlich schnell zur Hamburger Schule und deutschsprachigem Indie gekommen. Tomte war wohl der einflussreichste Vertreter für mich. All diese langgezogenen Vokale und die (positiv gemeinten) schnöden Gitarren haben mich angezogen. Es schien so, dass Thees Uhlmann die Welt und alles darin, in zwei Akkorden erklären konnte. Zumindest für einen kurzen Moment.

Grade die neueren Alben der Band fand ich am stärksten. Heureka ist für mich einfach ein großartiges deutschsprachiges Indierock Album.

9Das Paradies – Goldene Zukunft

Das Album ist noch super, super frisch. So frisch, dass es eigentlich gar nicht in eine „10 Platten für die Ewigkeit“ Liste gehören dürfte. Da ich mich aber so unfassbar in diese Platte verknallt habe, führt zur Zeit irgendwie kein Weg drum rum.

Das Paradies war die musikalische Neuentdeckung des letzten Jahres für mich. Textlich so verspielt. Für mich vielleicht so etwas wie die Weiterentwicklung der Hamburger Schule Musik, die mich in den Anfangsjahren so geprägt hat (s.o.). Ich merk sogar, dass die Art der Texte auf „Goldene Zukunft“ grad auch frischen Wind in mein eigenes Texten von Songs bringt.

10Turbostaat – Nachbrot

Ich mag viele Turbostaat Platten super gern. Vor allem aber mag ich sie, wenn sie live gespielt werden. Wenig Bands schaffen es für mich, eine solche Energieleistung auf die Bretter zu bekommen und die Menschen auf ihren Konzerten so mitzunehmen. Brüllen. Fäuste in der Luft. Schweiß an der Decke. Ich glaub, ich hab keine andere Band je so oft live gesehen. In diese Liste kommt daher, als kleiner Trick von meiner Seite, das neue Live Album. Umschließt so viele gute Lieder der so vielen guten Platten der Band und vermittelt genau das, was sie für mich ist: Eine so gute Liveband zu sein.

Hi-Spener haben am 15. Februar 2019 ihr neues Album Nicht raus, aber weiter über Uncle M Music veröffentlicht.

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