We’re the modern youth, fighting for a brighter future. Dieser Satz stammt von der Facebook-Seite der Band 20 Liter Yoghurt und deutet bereits an, dass die noch recht junge Band sich nicht aufs bloße Musikmachen reduzieren lassen will. Denn eines wird schnell klar: Hier geht es um mehr!
Doch bevor Hintergründe, Beweggründe und Ansichten thematisiert werden, wird der Fokus erst einmal auf die musikalischen Aspekte gerichtet. Die Band mit dem etwas albernen, aber immerhin einprägsamen Namen stammt aus Grimma in Sachsen und zeigt ein facettenreiches Gesicht, denn: Die Musik lässt sich beim ersten Mal Hören nicht in eine Schublade zwängen. Es gibt sowohl Anleihen aus dem Bereich des (Post-)Hardcore, des Punks und des Screamo. Aber auch das alleine reicht nicht aus um die die erste Full-Length-Platte, welche auf den schönen Titel „Always trying to fit“ hört, vollumfänglich zu beschreiben. Denn neben schnellen Uptempo Passagen reihen sich immer wieder langsamere Parts, cleane Gitarren mit tollen Melodien und Mid-Tempo-Beats aneinander. Garniert wird das solide gemischte Gesamtwerk mit tiefen, aggressiven Shouts, sprechgesangsähnlichen Abschnitten, hohen Stimmen und generell einem großen Spektrum an Abwechslung bei den Vocals. Das weiß durchaus zu gefallen und so können sich 20LY erfolgreich von dem Vorwurf der Eintönigkeit freisprechen lassen, der vielen Hardcore-Bands gemacht wird. Auf „Always trying to fit“ finden sich zehn Songs wieder, welche im ersten Moment nicht einfach zu hören sind. Es braucht einige Anläufe um die Komplexität, die hintergründigen Elemente und die Songstrukturen richtig wirken zu lassen. Wer das geschafft hat findet ein anspruchsvolles Album vor, welches als Gesamtwerk betrachtet werden sollte und bei dem die meisten Songs zu überzeugen wissen. Wenn Vergleiche gezogen werden müssten kämen mir am ehesten Touche Amore oder Modern Life Is War in den Sinn, wobei 20 Liter Yoghurt sich nur stellenweise an diesen Adressen bedienen und der Blickwinkel auf Individualität gelegt wird.
Nun kommt der Teil wieso ich euch – neben den angesprochenen musikalischen Highlights – 20 Liter Yoghurt sehr an’s Herz legen möchte: Die Liebe zum Detail, die Bereitschaft Dinge anstoßen zu wollen, die ausführliche Thematisierung wichtiger Inhalte und die eigene Positionierung als politische Hardcore-Band. Hier kann nun eine Brücke zum eingangs erwähnten Zitat gebaut werden, denn tatsächlich geben sich 20 Liter Yoghurt alle Mühe ihre Ansichten über eine hoffnungsvollere Zukunft mit der Welt zu teilen. Dies passiert auf hervorragende Weise in dem mitgelieferten Booklet zur Platte, welches neben den Songtexten auch lange Linernotes enthält – viel Lesestoff, wer mehr zu den Songs und der Band erfahren will ist jedoch bestens beraten sich die Zeilen zu Gemüte zu führen. Denn dort findet eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Missständen der Welt, unserer Gesellschaft und unserem eigenen Selbst statt. Ein Auszug, welcher die Motivation von 20 Liter Yoghurt ein Stück weit mehr verdeutlicht:
Hardcore is more than music. Hardcore ist manchmal auch nachdenken, reflektieren, Texte lesen, Texte schreiben und miteinander in Diskurs treten. Hardcore ist eine politische Subkultur und die Musik ein Werkzeug zum Austausch von Empfindungen, dem Mitteilen von Gedanken, zum Ausdruck von Missständen und in der Konsequenz der Versuch gesellschaftlicher Veränderung. Hardcore bedeutet Do-It-Yourself, den eigenen Hintern hochbekommen und mit der eigenen Community Dinge bewegen. Zumindest sehen wir das so.
Da solch ein Booklet ja sonst immer nur den Menschen nützt, welche sich Platten, Tapes oder CDs kaufen, haben sich 20 Liter Yoghurt etwas ausgedacht und ihre Gedanken zur Platte auf einer Website allen Interessierten zur Verfügung gestellt.
„Always trying to fit“ gibt es seit dem 17. Januar auf Platte (500 Stück) und als Tape (100 Stück), zum Beispiel über das Label Seven Oaks Records zu erwerben. Die Release-Party steigt am 8. Februar in Grimma. Ich empfehle euch wärmstens dort vorbeizuschauen oder euch die Platte im Vorfeld zu ordern!
Denn 20 Liter Yoghurt haben eine druckvolle und intelligente Platte produziert, bei der viele Dinge richtig gemacht werden und die alleine schon durch die aufwendigen Begleittexte und die schöne Aufmachung eine Chance auf Gehör verdient hat.