Hier ist sie, die nächste Ausgabe der kurzen Interviews, bei denen die Interviewpartner fünf Kärtchen ziehen und sich so ihr Interview selber basteln können.
#20 – Melonball
Die Skatepunkband aus Nürnberg hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens mittlerweile schon einiges in ihrer Vita stehen. Auftritte beim KNRD oder beim PRH, ein grandioses Album und viele weiter Shows mit allen möglichen Größen des Genres. Und jetzt durften sich die Franken auch in unsere schöne Reihe einbringen. Hier die Fragen und die Antworten dazu.
Kategorie „FUN“: Gibt es irgendwas, wonach ihr süchtig seid, außer Drogen?
Oli: Also es gibt eigentlich keine einzige Fahrt, oder Treffen, wo der Malli nicht irgendein quietschbuntes, widerlich süßes Getränk in der Hand hat. Und meistens entdeckt er dann beim Stopp noch ein bunteres und noch süßeres Getränk.
Malli: Das sind isotonische Getränke.
Oli: Also Malli ist auf jeden Fall süchtig nach solchen Getränken.
Malli: Ja, da fühle ich mich dann tatsächlich schon schuldig. Wenn jemand nach etwas süchtig ist, dann ich nach süßen Getränken und/oder Energy-Drinks.
Basti: Ich bin süchtig nach Nachrichten. Ich höre in der Früh im Bad Nachrichten, auf dem Weg in die Arbeit… Es ist wirklich eine langweilige Antwort, aber ich bin süchtig zu erfahren, was auf der Welt passiert. Und Fritt. Fritt sind das Beste.
Oli: Ich bin süchtig danach, Songs mitzusingen. Ich kann es nicht, mir irgendeine Show anzusehen, ohne mitzusingen. Das geht rein körperlich nicht, auch wenn ich eigentlich meine Stimme schonen sollte.
Kategorie „Music“: Habt ihr irgendwelche Bands für mich, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten?
Oli: Wieviel Zeit hast du?
Basti: Ich fang mal an. Wir haben so viele coole Bands mittlerweile kennengelernt, seien es jetzt Locals, die auch unfassbar professionell sind. Sie haben auch alle so ultra Bock. Aber um die Frage zu beantworten: Wolverine, richtig geile Band. Oli, sag du mal noch 18 bis 20 Bands.
Oli: Also zum einen ist es halt im Punk echt schwierig, denn ich weiß nicht, woran es liegt, aber irgendwie schaffen es keine jungen Bands zum Headliner-Status. Liegt es am alten Publikum, die immer nur ihre alten Helden sehen wollen? Man feiert sie ja auch, auch wir, aber irgendwie ist es einfach so, dass man sich auch selbst ertappt, dass man etwas enttäuscht ist, denn oft bringen sie auch nicht mehr die Qualität oder haben ihre Bandmember des Öfteren getauscht. Und das bringt irgendwie aber trotzdem die Aufmerksamkeit nicht in dem verdienten Maße auf junge Bands, die durch ihre Qualitäten durchaus mehr verdient hätten.
Basti: Ich hau jetzt einfach mal raus: CF98, Heathcliff, For I am, March, auch unfassbar gut, Deadends aus Österreich, A Guy Named Lou auch aus Österreich.
Oli: Wir haben auch mal mit Love Forty Down gespielt, das sind ganz liebe Schnuffis und eine tolle Band.
Jens: Und The Dead Krazukies.
Oli: Ach, eine Band möchte ich noch nennen: Dankeschatz. Weil, was die abliefern… Der Bobby ist für mich ein lyrisches Genie-Arschloch, denn was der textlich abliefert. Da kann man sehr neidisch werden.
Jens: Ich empfehle, geht beim Punk Rock Holiday an die Beach Stage und schaut euch dort die Bands an. Da ist nix dabei, was sich nicht lohnt.
Oli: Und das ist auch der Melting-Point Europas. Die Schmiede des Punkrock in Europa ist die Beach Stage.
Kategorie „SERIOUS“: Meiner Meinung nach sollte jede Band eine klare politische Haltung haben. Würdet ihr mir eure sagen?
Oli: Irgendwie ist das natürlich so, dass man Musik macht oder Texte schreibt, weil viel in einem los ist, oder man viel erlebt hat. Aber im Punkrock kann es eigentlich nicht um eine Meinung gehen. Vielmehr impliziert für mich Punkrock, politische Meinung. Dabei geht es mir gar nicht unbedingt darum, dass man immer die aktuelle Situation bearbeitet, sondern um Dinge, die dem gesunden Menschenverstand eigentlich genehm sein sollten. Wenn man unsere Songs hört oder auf unsere Shows geht gibt es aber natürlich zentrale Themen. Eines ist das Thema „Mental Health“, egal ob wir Betroffene in der Band haben, oder Freunde, das ist ein Thema, welches sehr oft unter den Teppich gekehrt wird. Da versagt auch unser Gesundheitssystem aktuell sehr. Es fängt diese Menschen nicht auf. Und das ist etwas, was wir auch versuchen wollen, gesellschaftlich. Solche Menschen brauchen ein Ohr, ein Herz, eine Umarmung. Es bringt nichts, Dinge zu sagen wie: Jetzt hab dich mal nicht so. Komm mal klar mit deinem Leben. Man sollte denen ernsthaft zuhören und Liebe geben.
Das zweite Thema ist zweigeteilt. Es geht um die geflüchteten Menschen und um das Thema Grenzen und Nationen. Irgendwie gehört das auch zusammen. Das soll jetzt nicht kitschig wirken, aber für uns ist es einfach völlig egal, wo jemand herkommt, welche Sprache die Person spricht. Es ist auch einfach völlig unverständlich, wie man sich einbilden kann, auf seine Herkunft stolz zu sein.
Basti: Eine Sache, die man immer mal wieder aufgreifen muss… auch wenn man im Punkrock meinen möchte, dass es eine Plattitüde ist – es klingt immer so nach einem Klischee – aber: Fuck Nazis! wir sind hier in unserer Bubble und haben natürlich alle dieselben Gedanken, aber wir müssen auch mit den Leuten reden. Wenn der Onkel mal nen dämlichen Witz macht, dagegen fahren. Wir müssen aufhören, die Fresse zu halten. Es ist aktuell einfach eine Entwicklung in Deutschland, wo man wirklich aufpassen muss.
Malli: Ich glaube, dass sie viele Leute außerhalb dieser Punkrock-Bubble einfach nicht oder falsch informieren und somit auch falsches Gedankengut in sich tragen.
Jens: Wie Basti grad gesagt hat, einfach mal raus gehen und mit Menschen sprechen. Im Alltag. Es ist klar, dass auf einer Punk-Show „Fuck Nazis“ zurück kommt, wenn man das ins Publikum wirft. Wenn man dann aber im Alltag mal was mitbekommt, sollte man sich dann aber auch bemerkbar machen.
Kategorie „FUN“: Wenn du auf einer einsamen Insel gestrandet wärst, welches nie endende Essen, welches nie endende Getränk und welche Platte würdest du zum überleben brauchen?
Jens: Essen ist wohl safe Pizza. Gerne nur mit Oliven. Also eher minimalistisch belegt. Das Getränk wäre GinToPresso. Das ist Gin-Tonic mit nem Cold Brew Coffee. Ich würde zwar vermutlich relativ bald kotzen, aber in der Theorie funktioniert das. Bei der Platte denke ich, dass es das erste Ignite Album wäre. Auch wenn es die Band selbst nicht mehr vertreibt, weil es auf diesem komischen Lost & Found raus kam. Das war unfassbar prägend für mich.
Kategorie „MUSIC“: Was ist eure Meinung zu Plattformen wie Deezer, Spotify oder Imusic?
Basti: Ich persönlich finde die Plattformen gut, denn sie sind eine sehr gute Promotion-Möglichkeit. Das ist natürlich die Antwort, um es sich schön zu reden, dass du für deine Musik so gut wie kein Geld bekommst. Aber ich habe dadurch so viele unfassbar gute Bands entdeckt. Wir alle kennen die Zeit noch, als man sich Festplatten mit Musik zusammengetauscht hat und am Rechner über WinAmp Musik gehört hat. Spotify hat da schon eine große Welt eröffnet. Es ist also eine gute Möglichkeit, um Musik zu promoten. Aber that´s it.
Oli: Natürlich unterschreibe ich das, was Basti sagt. Aber natürlich kotzt es mich auch an, dass meine monatlichen 10 Euro wahrscheinlich an Ed Sheeran und Beyonce gehen und nicht an Teresa Banks und Dankeschatz. Jetzt würde man eigentlich sagen, the Punk-Way wäre, da nicht mitzumachen, aber das geht ja irgendwie auch nicht. Irgendwie musst du ja als Band an diesem Scheiß partizipieren. Aber da ich mir noch nie die Illusion gemacht habe, von meiner Musik leben zu können, triggert mich das vielleicht nicht so, wie andere, die sich mehr erwarten.
Malli: Um jetzt mal realistisch zu sprechen. Ich sehe Spotify als Weg, Bands kennen zu lernen. Und wenn mir was gefällt, wenn ich was geil finde, dann gehe ich dadurch auf eine Show. Und dort kauf ich mir ne Platte, wenn ich ne Band wirklich supporten will. Und das ist zumindest in der Szene der Weg.
Jens: Also ich persönlich profitiere ganz arg davon, denn ich höre mittlerweile viel mehr verschiedene Sachen als früher. Da wars halt dann echt das Problem, was wenn ich keine Kohle mehr hatte. Ich wurde auch tatsächlich mal im Müller von dieser Testhör-Station weggeschickt, denn ich hatte das erste Rage Against The Machine Album schon komplett durchgehört. Und ich hatte keinen PEZ-Spender dabei.