Etwas merkwürdig war es schon, drei Bands zu erleben und am Merchandisestand gab es nur Klamotten zu kaufen. Das ist jedoch schnell erklärt. Zwei Bands sind brandneu und das letzte Album der Hauptband erschien 1999. Fangen wir mal chronologisch an:

Colton, oder Cøltøn wie das Banner suggeriert (was aber irgendwie nicht so gut auszusprechen wäre), ist das neueste Projekt von Tausendsassa Measy nach Die rote Suzuki, Prinzessin halts Maul und Giulio Galaxis. Mit einem Coverstück von letzterer Band begann der Abend, da war ich leider nur noch nicht da. Insgesamt war es ein schöner Auftritt, obwohl Measy etwas nervös erschien. Dabei ist er ja jetzt schon mehrere Jahre in Bands aktiv. Aber ok, für Colton war es der erste Auftritt überhaupt. Insgesamt eine typische Measy-Band mit guten Texten, die man an dem Abend leider nicht ganz verstehen konnte. Aber es gab, was man aus den Versatzstücken erkennen konnte, viel Selbstrefernzielles über die Punkszene und eine klare politische Haltung. Was will man mehr?

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To the Wire waren dann doch eine kleine Überraschung für mich. So verblüfften doch letztens Tony Gorilla mit der Ankündigung einer Reunion, allerdings mit neuem Sänger. Deren alter Sänger Chris hat dafür als neues Projekt To the Wire ins Leben gerufen (wir berichteten). Zu den Klängen von Country Roads betrat die Band dann die Bühne und es gab keine Kompromisse mehr. Sehr schöner Old-School-Hardcore mit dezenter Metalkante. Mit Songtiteln kann ich euch leider nicht dienen, die Setlist verschwand während des Gigs, was für ein paar kleinere Schwierigkeiten sorgte. Aber iohre erste Single Desperate Times haben sie sicherlich gespielt. Ansonsten war die Band sichtlich bewegungsfreundlich und Chris besuchte auch zweimal das Publikum. Er war auch sichtlich angetan für Abhinanda veröffentlichen zu dürfen und trug ein T-Shirt der Band. Auch den Unity-Gedanken hob die Band hervor und erwähnte auch seine Freunde von Stay Free, von denen einige im Publikum waren. Klare Ansagen gegen AFD und Konsorten gabs auch.

Während des Gigs gabs dann auch noch die Ankündigung, das sie gerade an der veröffentlichung ihres ersten Albums arbeiten, deshalb gäbe es noch keine sonstige Veröffentlichungen. Schließlich will man mit einem Bang die Szene aufmischen. Mit einem Bang gings dann auch zu Ende. Der Gig endete so, wie andere anfangen: mit Start Today von den Gorilla Biscuits endete ein wunderschöner Gig. Sehr gespannt, wie es mit To the Wire weitergeht.

Abhinanda sind eine dieser schwedischen Bands, die man früher neben Refused auch gehört hat. Ende der 1990er machte die Gruppe ganz schön Lärm und tingelte durch die deutschen Clubs. Ich könnte schwören, ich hätte sie damals im AJZ Homburg gesehen, Zechi meinte aber, es müsste das P-Werk gewesen sein. Gut möglich, jedenfalls drei Songs im Set erinnerte ich mich wieder. Die Band war natürlich sichtlich älter geworden, aber die Agilität von Sänger José Saxlund nicht. Und an den konnte ich mich gut erinnern. Eine der politischen SXE-Bands ihrer Zeit war der Gig damals ein typisches Preaching-to-the-converted-event, wobei er heute zugab, damals kein gutes Englisch gesprochen zu haben und das Publikum habe aber noch weniger verstanden 😉 Das war heute nicht mehr so. Denn der Altersdurchschnitt bei diesem Tag in der altehrwürdigen Stummschen Reithalle war doch deutlich nach oben gerückt. Nur wenige junge Gesichter waren zu sehen. So erinnerte der Gig an ein Klassentreffen der Generation SXE der 1990er. Nur SXE waren nicht mehr so viele… Egal, Abhinanda spielten jedenfalls laut Veranstalter eine exklusive Germany Clubshow, was schon ziemlich geil ist für den Kulturstandort Neunkirchen. Diesen Sommer waren es dann doch einige Gigs, die überraschten. Dementsprechend gut gefüllt war auch die Halle.

Sehr geil war die Videoleinwand, die antifaschistische Parolen und Bilder von Demonstrationen aus dem Iran zeigte. Letztere vor allem deshalb, weil José mit einer Iranerin zusammen ist. Ein paar der Standbilder könnt ihr in der galerie bewundern. Dort findet ihr auch die Setlist, die sicherlich keine Wünsche offen ließ. Insgesamt gabs 12 Songs, wobei sicherlich der Rausschmeißer No Spiritual Surrender im gedächtnis blieb, denn die Textzeile wurde ca. 200 mal wiederholt und am Schluss ließ sich José auf den Boden fallen. Auch bekannt sind sicherlich Emptiness sowie das Titelstück vom 1999er Album The Rumble, die beide auf zahlreichen Kompilationen zu finden sind. Sicher, die Band war nicht ganz eingespielt, aber immer noch schwer geil! Sehr schöner Gig!

PS: Im Nachgang hab ich mir dann erst mal alle Alben besorgt. Geiler Scheiß! Hab ich was vergessen? Ach ja, ich feier das Van-Halen-Shirt!

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– Playlist: Happy Release Day

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