Ach, was war die Vorbereitung auf das Konzert doch für eine Achterbahnfahrt. Frühzeitig bewarb sich AFLs Annika um einen Gästelistenplatz zwecks Fotografieren und ich bot mich als Begleitung an, wohl wissend, dass ich den Kram dann zu Papier bringen darf. Doch dann Wochen vor dem Konzi war wohl klar, dass es Annika auf die letzten Christmas-Gigs zieht… Ich und Adam Angst alleine? Aber ich trau mir das zu, schließlich hab ich ja die letzte Platte rezensiert (hier). Dann hab ich auch noch die Erinnerungsmail vergessen, aber letztlich stand ich dann irgendwie auf der Gästeliste… Aber nicht +1, so dass Annika, die plötzlich doch konnte dann den Eintritt berappen durfte. War auch gut, dass sie mitkam. Warum? Nun, da müsst ihr etwas weiter zum Beitrag über die heutige Konzertkultur scrollen…
Egal, genug vierte Wand durchbrochen und einen Einblick in das harte Los eines Musik“journalisten“ gewährt… Obwohl, noch nicht ganz. Denn vor kurzem hab ich The Deadnotes redaktionsintern weitervermittelt an Chrissy, was sicherlich ein großer Fehler war. Denn die Band gefiel mir so gut, dass ich dann doch noch ihre Diskografie erworben habe. So ein bisschen Post-Emo-Indie-Pop-Punk aus Freiburg. War überrascht festzustellen, das die Gruppe schon seit 2011 ihr Unwesen treibt, wirken die Mitglieder doch so jung, als müssten ihre Eltern noch im Tourbus mitreisen. Tja, was so n bisschen Makeup… Ach nee, ich wollte Kalauer ja lassen, kommt momentan nicht so gut an, habe ich mir sagen lassen. Jedenfalls wirkt die Band sehr jung und das trotz Weltschmerz-Texten, die jetzt langsam etwas mehr ins Politische gehen. Sehr sympathisch fand ich jedenfalls, neben der Klasse Musik des Dreiers auch das wunderschöne Lebkuchenherz, das an einem Amp hing. Leider hab ich nicht so das Equipment, deshalb entfällt das Beweisfoto. Jedenfalls: im Februar erscheint ihr mittlerweile drittes Album Courage und das wird sicherlich ein ordentlicher Knaller. Gelungene Eröffnung…
Adam Angst gelten ja in der Szene als so ein bisschen umstritten, was wohl vor allem an Sänger Felix‘ Gesangsstil liegt. Jedenfalls war das JUZ proppenvoll und die Plätze in der ersten Reihe hart umkämpft. Vom Nietenpunker bis zum Banker war wohl auch alles im Publikum vertreten, wobei man nur wenige bekannte Gesichter ausmachen konnte. Jedenfalls betrat die Band dann zu den Klängen von Coldplays Viva la Vida die Bühne. Auch etwas, wofür ich Annika dankbar bin, den mit langweiligen Alternative-Acts kann ich nur wenig anfangen. Obwohl, Setlist FM hilft da durchaus auch ein bisschen. Jedenfalls wäre mir sonst entfallen, das die Band mit dem wunderbaren Flieh von hier statt dem erwartbaren (und danach auch folgenden) Punk in ihr Set einstieg. Die Band komplett in weiß und super aufgelegt. Lag sicherlich an den netten Coktails, die sie in Saarbrigge kredenzt bekommen haben. Die Ansagen waren ziemlich lustig.
Die Songauswahl war jedenfalls beachtlich. An der Bewegungsfreude der Band gab es nichts auszusetzen. An der Bewegungsfreude des Publikums dagegen schon. Deshalb bedanke ich mich an dieser Stelle bei Annika für die Etablierung des Wortes „Jockel-Pogo“. Was im Hardcore das Violent-Dancing ist, ist im Punk von nun an offiziell das „Jockel-Pgo“. Diese befremdliche Form der Perversion von Konzertbräuchen war mir schon bei FSF vor ein paar Wochen aufgefallen. Dort jedoch verteilte es sich auf wesentlich größeren Raum. Vielleicht bin ich da auch altmodisch, aber mir ist ein verschwitztes T-Shirt beim Pogen lieber, als der nackte Bauch des Vordermannes. Auch kann ich hektischem Mitklatschen, auf die Knie gehen und riesige Circle Pits, in denen ganze drei Leute stehen (meistens die mit nacktem Oberkörper) nix abgewinnen Genauso wenig „rudere“ ich bei Konzerten auf dem versifften Hallenboden mit. Keine Ahnung, was da passiert ist.
Aber es gab auch ganz ok’es Pogo an dem Abend und auch ein bisschen Crowdsurfing. Also keine langen Gesichter, hab ja auch ein bisschen am Pogo mitgewirkt… Nett war die Adam-Angst-Vorstellungsrunde sowie ein Alexa-Skit, bei dem das Publikum über den nächsten Song abstimmen konnte. Insgesamt 18 Songs, dem geneigten Fans dürfte vermutlich nichts gefehlt haben. Mit Blase aus Beton und Professoren endete dann das reguläre Set. Es folgten jedoch noch Lauf um euer Leben und Kriegsgebiet als Medley, das äußerst gelungene Ärzte-Cover Junge und Splitter von Granaten.Hab ich was vergessen? Ja, genau, die lieben Leute von Viva con agua waren auch am Start und sammelten das Pfandgut für den guten Zweck.
Gelungener Tourabschluss jedenfalls und ein netter Abschluss einer ereignisreichen Konzertwoche…