Agador Spartacus aus dem Ruhrgebiet dürfte wohl nicht jedem ein Begriff sein. Kurz zur Band: Agador Spartacus hat sich 2011 gegründet und veröffentlichte Ende 2015 ihre zweite EP Agadawesome. Mit dieser spielte sich die Band durch ihren Punk/Rock/Postcore-Mix in die Herzen viele Hörer und wurde im Visions sogar als Demo des Monats gekürt. Wir konnten Agador Spartacus ein paar Fragen zur Band und zur neuen EP stellen.
Interview mit Agador Spartacus
AFL: Hey, wie geht’s? Danke für das Interview! Könnt ihr euch einmal, für alle die euch bisher noch nicht kennen, kurz vorstellen?
Toll geht es! Wir stellen uns gerne vor, vor allem, weil wir unsere Kenntnisnahme ausdrücklich empfehlen! Wir sind Agador Spartacus, eine vierköpfige Rockband, die irgendwo zwischen Punk, Postcore und Alternative tingelt. Zwei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug. Wir kommen allesamt aus Kleinstädten im Ruhrgebiet und sind inzwischen in Großstädten des Ruhrgebiet ansässig – außer unser Sänger, der inzwischen in Hamburg residiert und unser Drummer, der momentan in Münster sein Dasein fristet.
AFL: Ihr habt Ende 2015 eure neue EP Agadawesome veröffentlicht. Sowohl das Artwork als auch der Titel ist sehr ähnlich zu eurem Debüt Agadorable. Ist es die Fortsetzung eurer Debüt-EP oder kann der Hörer trotz der zunächst erscheinenden Ähnlichkeiten Unterschiede hinsichtlich des Sounds erwarten?
Das Artwork, für welche wir die Herzileins von Source Tree in Düsseldorf beauftragt haben, ist tatsächlich sehr ähnlich. Es war uns wichtig, dass es eine graphische Anbindung an die erste EP gibt; einen Wiedererkennungswert und einen roten Faden, der sich in unseren Artworks wiederfindet. Inhaltlich ist es aber abgekoppelt. Die neuen Songs auf Agadawesome sind definitiv besser produziert und ausgefeilter als auf Agadorable. Wir haben die EP im Kaputtmacher Tonstudio in Bochum bei unserem Kumpel Jochen aufgenommen und sind damit mehr als zufrieden. Die erste EP hatten wir damals selbst im Proberaum aufgenommen und haben es von Jochen lediglich mixen und mastern lassen. Den Schritt nach vorne in puncto Sound hört man deutlich.
Was das Songwriting betrifft, haben wir uns weiter ausdifferenziert. Agadawesome klingt definitiv abwechslungsreicher. Böse Zungen würden behaupten, dass das Ganze beim ersten Hören zerfahren klingt, doch wir sind uns sicher, dass solche Beschreibungen nur die Symptomatik des ersten Eindrucks ist. Man versucht ja immer irgendwie seine Schubladen im Kopf zu bedienen und wenn das auf Anhieb nicht klappt, findet man das Gehörte entweder doof oder gerade eben deshalb interessant. Genau das liest sich auch aus den Reviews zu Agadawesome heraus.
AFL: Ist eure EP bisher nur als Download erschienen? Ich hab mal ein wenig gegoogelt und konnte nur eure Bandcamp-Seite mit der EP finden. Ist die EP auch physisch erhältlich? Falls ja, wo kann man sie kaufen? Und habt ihr sie über ein Label veröffentlicht?
Jein. Wir haben für unsere Releaseshow physische Exemplare in schwarzem und weißem 250g/qm-Karton gebastelt. Da wir aber Leute sind, die Musik auch gerne in den Händen halten, Vinylproduktionen aber schweineteuer sind, hatten wir uns entschieden, diese DIY-Variante weiterhin herzustellen und auf Shows anzubieten. Wir hauen sie für ´nen Fünfer raus und wer einen Downloadcode will, kriegt ihn auch dazu – bei der digitalen Variante kommt noch das sehenswerte Booklet in pdf-Form dazu. Für alle Geschmäcker dürfte also etwas dabei sein.
Wir releasen bisher über unser eigenes, selbstversorgendes Label namens Boketto Records, sofern man das überhaupt Label nennen darf. Auf diesem erscheinen teilweise auch Releases von anderen Bands, in denen wir tätig sind.
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AFL: Ihr bezeichnet euer Genre selbst als einen Mix aus Punk-Rock, Postcore und Rock. Wie kommt man auf einen solchen Mix? Hört ein Teil von euch Punk und der andere Teil Rock?
Puh. Wenn wir das mal selber wüssten… Da wir alle Songs ausschließlich zu viert im Proberaum arrangieren, kommt meistens alles zusammen, egal ob nun Punk, Alternative oder meinetwegen Emo. Gefällt ein Part auch nur einem von uns nicht, wird es nicht gemacht. Sicherlich haben wir alle unterschiedliche, aber auch an vielen Stellen überlappende Musiksozialisationen durchgemacht. Das wabert im Proberaum zusammen, zerfließt, zuckt, ändert seine Farbe und manifestiert sich dann in Songs, mit denen letztendlich jeder von uns zufrieden ist. Unser Song „The Dynamics“ handelt genau davon.
AFL: Wovon handeln die Songs und woher bezieht ihr eure Inspiration für eure Lieder?
Die Songs handeln von Dingen und Gefühlen, die es wert sind verschriftlicht zu werden. Somit sind die Texte allesamt ziemlich ernst-real. Bis jetzt erzählen wir noch keine Geschichten von mächtigen Zwergenarmeen, die das Orkheer von Agadoria zurückschlagen, um in einer finalen Schlacht ruhmreich zu fallen und mit ihrem letzten Atemzug die siegreichen Engelschöre im Eschenlaub der Triangularwälder hören. Bis jetzt.
Ich greife einfach mal einige Songs von Agadawesome als Beispiel heraus:
„Anything to Lose“ handelt zum Beispiel von der simplen Erkenntnis, dass wir fast immer die Wahl haben. Die Stelle, an der wir persönlich in unserem Leben stehen – und damit meine ich einen weißen Mitteleuropäer, der Appetit und nicht Hunger verspürt – beruht in hohem Maße auf Entscheidungen und nicht auf Vorherbestimmung. Das ist eine erleichternde, aber auch belastende Erkenntnis. Zumindest nimmt es der Phrase „Da kannste eh nix ändern!“ ziemlich viel Wind aus den Segeln.
„Please Proceed to Next Level“ handelt von der Erfahrung, dass befreundete Menschen ihre berufliche Kompetenz in bestimmten Bereichen erleben und darunter auch die Freundschaft leiden kann. Das ist normal und wichtig; genauso wichtig ist es aber auch, sich zu erden und zu denjenigen den Kontakt aufrecht erhalten, die einem wichtig sind.
„The Dynamics“ habe ich ja schon in der vorigen Frage erläutert.
Grundsätzlich kann ja jeder mit einer für sich passenderen Interpretation der Lyrics um die Ecke kommen. Keiner von uns würde sagen: „Das sind die Lyrics, der Song bedeutet das und das und nichts anderes.“ Das Schöne an Lyrics ist letztlich immer die persönliche Gültigkeit und das Sich-auf-etwas-beziehen-können.
AFL: Ihr habt für Agadawesome ja wirklich gute Rezensionen bekommen und wart in der Visions sogar Demo des Monats. Was für Pläne stehen bei euch als nächstes auf den Zettel?
Wir machen einen 5-tägigen Bandurlaub. Total romantisch im Sauerland mit Kamin und Waldblick und allem Zipp und Zapp. Im Garten steht ein Hot Tub, wo man sich reinsetzen kann, auch bei Schnee und Eis. Zwischendurch gehen wir mal rein uns betreiben Songwriting für weitere Releases. Das haben wir bereits letztes Jahr einmal gemacht und dieses Konzept für hervorragend befunden. Da waren wir allerdings in der erlebnisreduzierten, dafür aber umso flacheren Lüneburger Heide.
Dann gibt es noch Pläne für eine Split-EP mit einer befreundeten Band, die wir vielleicht sogar auf Vinyl pressen lassen möchten. Das wird aber voraussichtlich erst gegen Ende des Jahres konkret. Intensives Touren ist bei uns derzeit kaum möglich, da unsere Jobs dies erschweren. Kaum zu glauben, aber unser Goldesel im Keller braucht auch Futter! Verstreute Shows hier und da oder auch mal ein Weekender sind aber in Planung.
AFL: Seid ihr in der nächsten Zeit irgendwo live anzutreffen? Wenn ihr euch eine Band für ein Konzert oder eine Tour aussuchen könntet, mit welcher wäre es und wo?
Wie oben erwähnt, wohnt und arbeitet unser Sänger in Hamburg. Das ist zwar toll für Wochenendtripps und Alsterschippern, macht aber das Proben und Konzerte spielen zu einem planungsintensiven Unterfangen. Wir würden allesamt sicherlich gerne mal das Groezrock-Festival in Belgien bespielen. Da dort jedes Jahr eine Unmenge an ziemlich fetten Bands spielt, würden wir uns da sicherlich wohl fühlen – auch wenn der Bandkonsens ist, dass das Lineup 2015 besser war als dieses Jahr. Dennoch.
AFL: Was für Bands und Platten hört ihr denn momentan so am liebsten? Habt ihr ein absolutes Lieblingsalbum?
Die momentane High Rotation-List:
Dæns: Baretta Love – Minimal Play; Flatliners – Division of Spoils; HAIM – Days Are Gone und garantiert The Falcon – Gather up the Chaps, sobald sie raus ist. Mit HWM-esken Bands kriegt man mich in der Regel auch immer.
Mr Abracadabracus: Toundra – IV; Tycho – Awake Remixes; Avishai Cohen – Alma; As I Lay Dying – Frail Words Collapse.
Thomchete: Heisskalt – Vom Stehen und Fallen; Gallows – Desolation Sounds; Worthwile – Old Harm.
Sir Lesley Adam Pay: Immer wieder und immer wieder gerne Thrice – Beggars; Leatherface – Mush; Mambo Kurt – Best of.
AFL: Danke für das Interview! Habt ihr noch etwas, dass ihr loswerden möchtet?
Wir danken dir für das Interview und das Interesse! Euer Fanzine leistet wichtige szeneübergreifende Arbeit. Freizeitjournalismus und die Auseinandersetzung mit unbekannteren Bands sollte von viel mehr Menschen wieder intensiver betrieben werden. Ansonsten gilt wie immer: Prepare for the agageddon.
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