Alkohol wird für die jüngere Generation immer uncooler, Komasaufen ist unlängst out: Laut einer neuen repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) trinken Jugendliche und junge Erwachsende im Alter zwischen 12 und 25 Jahren weniger Alkohol und diesen auch wesentlich maßvoller. Besonders auffällig war das Ergebnis der interviewten Punker: Laut BZgA trinken diese nur noch durchschnittlich zehn Flaschen Bier pro Abend – eine erschreckend ernüchternde Zahl. Szene Putzen klärt auf:
„Man könnte sagen die Kids sind so nüchtern wie noch nie!“, erklärt uns Beate Habermann, Leiterin des legendären Jugendkulturzentrums „Irrsinn“ in Bad Kissingen, in denen seit vielen Jahren Crust/Punk-Bands sich die Ehre geben und abertausende Liter Gerstensaft inhaliert haben. In den letzten Jahren soll laut Habermann der Konsum aber stetig zurückgegangen sein. „Die Bands rühren die zehn Kästen Pennergold [Anm. der Redaktion: Bier], die wir pro Band bereitstellen kaum noch an, die meisten Konzertbesucher schaffen es sogar ohne fremde Hilfe nach der Show nach Hause. Mit ca. zehn Bier pro Nase, sind die meisten da höchstens angeheitert“ Sie zeigt uns eine kleine Ecke im Hinterhof des JUZ, dort wo die Mülltonnen stehen. „Dort haben sich die Kids immer übergeben. So richtig zugekotzt war das Eck, jedes Wochenende. Das ist jetzt natürlich nicht mehr so.“
Frau Habermann wirkt während des Gesprächs ein wenig rührselig. Immer wieder hält sie inne, um uns von Saufgelagen, Stromgitarren und durchzechten Abenden zu erzählen. Wir fragen bei Konzertbesuchern nach, wie sie diese Entwicklung im Trinkverhalten der heranwachsenden Punker finden und ob sich dadurch die Atmosphäre auf Konzerten verändert hat.
„Ich finde es befremdlich, dass die jungen Leute kein Interesse mehr daran haben sich den Schädel mit ´ner Schale Hopfenmüsli [Anm. der Redaktion: Bier] wegzusprengen. Das gehörte doch dazu.“, sagt uns Kai, ein alteingesessener Punkrockfan. „Letztens habe ich eine der jungen Bands gefragt, ob sie Too Drunk To Fuck covern könnten. Sie sagten, sie könnten schon, würden sich aber nicht mit dem Song identifizieren können. Was soll die Scheiße überhaupt bedeuten?“
Abschließend führt uns Frau Habermann noch den Backstage-Bereich. „Hier musste ich übrigens die ganzen Rauchmelder rausdrehen.“, sagt sie. „Die kiffen hier wie die Bagger.“
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*Szene Putzen ist unsere augenzwinkernde Liebeserklärung an Hardcore, die Subkultur und all ihre Eigenarten. Schließlich heißt es doch so schön: Was sich liebt, das neckt sich.