Das neue Jahr ist gerade mal 25 Tage alt, da sind bereits drei Alben für die Jahresplaylist erschienen. Zum einen natürlich Turbostaat mit einem krass gelungenen Album, am gleichen Tag erschien außerdem das Radio-Havanna-Album Veto, ebenfalls unfassbar stark, und nun legt das Hip-Hop-Trio Antilopen Gang sein neues Album vor.
Nach dem 2017er Album Anarchie und Alltag, das für die Band Platz 1 in den Charts bedeutete, war man sicherlich gespannt, was einen nun erwartet. Keinen Hit wie Pizza, stattdessen gibt es viel selbstreferenzielles, mit 2013 eröffnet ein Song über NMZS das Album, der noch einmal den Freitod des Masterminds Jakob Wich aufgreift und den Umgang der Band damit. Und Abraxas beendet das Album, auch hier geht es um Freitod und zwar den eines Kneipenwirtes. Gerd Thiele leitete die Kultkneipe Abraxas in Düsseldorf und nahm sich 2017 das Leben (näheres hier).
Und dazwischen? Nun, da wird das Machotum im Deutschrap persifliert, wenn man bei Bang Bang wortreich von dem eher desaströsen ersten Mal erzählt, da wird über Kiffer abgelästert, die Trennung in toxischen Beziehungen als das Mittel der Wahl dargestellt. Selbstreferenzielles gibts dann auch noch bei Der Ruf ist ruiniert und Kluk. Natürlich wird man auch politisch: Das Zentrum des Bösen wird im Dorfplatz verortet, die Roboter übernehmen das Arbeitsleben. Klasse Songs sind Wie wir leben und Smauldo, deren Hooks beim ersten Mal kolossal nerven, aber dann doch ganz gut wirken.
Natürlich wird auch die Plattenfirma beziehungsweise die Hosen ab und an erwähnt, da ist es kein Zufall, das ein Lied Wünsch dir nix heißt. Man findet viele Querverweise auf dem Album, die man erst nach mehrfachem Anhören findet. Auch ein paar Punches gegen SXTN und 187. Raptechnisch auf höchstem Niveau und auch neueren Entwicklungen nicht ganz abgeneigt. Feature gibt es nicht, aber bei Der Ruf ist ruiniert gibts zumindest mal Luise Fuckface zu hören.
Definitiv ein gelungenes Album, dass die Antilopen hier auf die Welt losgelassen haben. Auch wenn ein Überhit wie Pizza fehlt (übrigens gibts auch dazu eine Punchline gegen sich selbst quasi), ist das Album definitiv sehr stark geworden.
01. 2013
02. Der Ruf ist ruiniert
03. Trenn Dich
04. Wünsch dir nix
05. Wein zu Wasser
06. Lied gegen Kiffer
07. Bang Bang
08. Wie wir leben
09. Smauldo
10. Roboter
11. Keine Party
12. Zentrum des Bösen
13. Kluk
14. Abraxas
Tourdaten
12.02.2020 Cottbus (Gladhouse)
13.02.2020 Stuttgart (LKA Longhorn)
14.02.2020 Leipzig (Werk 2)
15.02.2020 Bielefeld (Ringlokschuppen)
17.02.2020 Erlangen (E-Werk)
19.02.2020 Wien (Arena)
20.02.2020 Dresden (Alter Schlachthof)
21.02.2020 München (Muffathalle)
22.02.2020 Wolfsburg (Hallenbad)
24.02.2020 Jena (Kassablanca)
25.02.2020 Hannover (Capitol)
28.02.2020 Hamburg (Große Freiheit)
29.02.2020 Berlin (Columbiahalle)
06.03.2020 Karlsruhe (Substage)
07.03.2020 Wiesbaden (Schlachthof)
11.03.2020 Oberhausen (Kulttempel)
12.03.2020 Winterthur (Salzhaus)
13.03.2020 Bern (Dachstock)
14.03.2020 Köln (E-Werk)