Atomic Cretins aus Philadelphia ordnen sich selbst dem Genre Thrash, Black Metal und Punk zu und nennen als musikalische Referenzen unter anderem Midnight, Toxic Holocaust, Hellripper und Venom. Zudem scheint die Band sehr umtriebig zu sein, die mir vorliegende EP ist die vierte Veröffentlichung in diesem Format seit 2016 (!). Nun denn, genug Gründe sich das am 26. Oktober 2019 Spiritual Cancer mal zu Gemüte zu führen.
Eins kann vorweg genommen werden: Die Platte hat es in sich, wie bereits der erste Track Society mit einem eineinhalbminütigen Akustikgewitter von Anfang an unterstreicht. Hier riecht es sehr nach Thrash der 80er und 90er Jahre, garniert mit einem leichten Schwedentod-Einschlag – und das Ganze in „hardcorekompatiblen“ 1:41 Minuten. Schönes Ding.
Runde Zwei wird in Form des Songs Satans Hounds mit Drums und schön rotziger Bassgitarre eingeläutet, ehe die kauzig-keifende Stimme von Sänger AJ Defeo dem Ganzen einen schönen Black´n´Roll Einschlag verpasst. Hier wird tief in der Trickkiste des Black Metal der ersten Generation gewühlt, ohne diesen Plump zu kopieren. Mit fast vier Minuten Spielzeit der längste Song der EP, der nach meinem Geschmack auch nicht hätte länger ausfallen dürfen.
Out Of The Coffin überzeugt zu Beginn mit schleppenden Drums und Gitarren, die rasch Tempo aufnehmen und nach Einsetzten des Gesangs abermals einen Black´n´ Roll-Anstrich erhalten. Zwischendurch werden punktuell immer wieder Thrashriffs platziert, die das stimmige Gesamtbild abrunden.
Einen abermals sehr basslastigen Einstieg bietet Dig My Own Grave, der mich etwas an frühe Amebix (Arise) oder aber auch an Veröffentlichungen von Hellripper erinnert. Musikalisch schließt sich der Track nahtlos den Vorherigen an, wobei hier der Refrain hier mit besonders viel Passion ins Mikro gekeift wird.
Spiritual Cancer bietet einen weitaus melodiöseren Beginn, der Freund*innen des Melodic Death-Metal sicherlich gefallen wird. Nach einigen instrumentellen und gesanglichen Tempowechseln richtet sich der Track an Venom zu Black Metal Zeiten aus, wobei die besagten Melodic-Parts sich gegen Ende mit 80er Jahre Trash abwechseln.
Nach nicht einmal 13 Minuten ist der (tatsächliche) Spaß vorbei, im Gesamten wirkt die Platte reifer und in sich etwas schlüssiger als die vorherigen Veröffentlichungen der Band. Diese waren noch mehr am 1980er Jahre Hardcore-Punk angelehnt, wohingegen bei Spiritual Cancer ganz klar der Black Metal der ersten Generation durchscheint. Für Fans von Venom, Hellripper und Co ist die Platte auf jeden Fall zu empfehlen, auch Crustpunkern und thrashaffine Konsumenten dürften sich gut aufgehoben fühlen.
Persönliche Favoriten kann ich bei der kurzen Spielzeit nicht wirklich benennen, bis auf das in der Stimmung leicht abfallende Spiritual Cancer finde ich alle Song wirklich stark. Dazu gesellt sich die sehr rohe Produktion sowie ein einfaches, aber trotzdem detailverliebtes und somit wirkungsvolles Artwork. So wird das düstere Gesamtbild von Spiritual Cancer schön unterstrichen.
Erscheinungsdatum wird der 26. Oktober 2019 sein, veröffentlicht über Suicide Bong Records – bedauerlicherweise nur als limitiertes Tape. Wer also ein Tapedeck sein Eigen nennt, weiß was er*sie Ende Oktober zu tun hat.