Passender hätte es wohl nicht sein können, denn am 1. April 2023 erschien mit Narrenfreiheit das neue Album der illustren Herren von Band ohne Anspruch.
Aber warte mal…Narrenfreiheit? Da klingelt doch irgendetwas in meinen Punkrock-Synapsen. Das war doch schon einmal da. Aber wo nur?
Genau, so hieß um die Jahrtausendwende doch ein Album der Fun-Punks von Überflüssig.
Aber egal, schließlich teilen sich die Mannen nicht nur ein Genre, sondern auch ein gewisses Maß an Genialität.
Dieses findet sich auf dem neuen Album von BoA nämlich auch definitiv wieder. 15 Songs in altbekannter Manier, die das Album so kurzweilig daherkommen lassen, dass man ihm gleich ein paar Extrarunden spendiert.
Aber bevor ich mir hier jetzt einen Zahn locker quatsche, mache ich doch mal was anderes, ein Track-By-Track-Review (wer sich meinen geistigen Ergüssen nicht hingeben möchte, kann direkt zu meinem Fazit runterscrollen):
1. Neues Jahr neues Glück
Direkt zu Beginn wird hier der Zeigefinger rausgeholt und lädt ein zum Ringelreihen. Den wird es bestimmt bei diesem Lied vor der Bühne des Öfteren geben, denn live muss dieser Titel einfach gespielt werden.
2. Keine Angst
Geiler Track, der mir erst vor einer Woche ins Gedächtnis kam, als ich meine Eltern besuchte. Dort ist mir nämlich beim Einkaufen echt dieser scheiß Nazi über den Weg gelaufen, der mich in meiner Jugend mit seinen „Kameraden“ schikanierte und uns auch gerne mal nach der Bandprobe auflauerte. Ein Wixer vor dem Herrn, aber wen wundert es bei der Gesinnung. Diese scheint er auch immer noch mit sich rum zu tragen, aber was sich tatsächlich geändert hat ist, dass ich jetzt keine Angst mehr vor ihm habe, geschweigedenn weglaufe und so spricht mir das Lied aus dem Herzen.
Der Titel ist übrigens schon etwas älter, denn 2020 hatte ihn Sänger Olli für Hooligans gegen Satzbau geschrieben, die ihn als Charity-Single veröffentlichten. Hier hat der Titel allerdings ein anderes Textgeflecht und auch musikalisch wurde etwas geschraubt, was ihn in meinen Augen noch besser gemacht hat.
3. BoA
Ein Lied welches wohl auf keinem Konzert der Jungs fehlen darf. Überaus bierseelig und mal ehrlich, dieser Reim ist doch einfach nur Pulitzer-Preis verdächtig: BoA, BoA, BoA – Wir spielen seit Jahren nur noch C, G ,F und A!
4. Der Die Das Nutella
Wenn man mich fragen würde, welches Lied auf diesem Album Band ohne Anspruch am Besten beschreiben würde, wäre es definitiv dieses. Ein Thema, welches schon unzählige Mal besungen wurde, aber selten mit so einer genialen Refrain-Idee, die auch mehr als genretypisch verpackt ist.
5. Mein Nachbar
Neben dem Albumtitel wurde ich auch hier stutzig, denn den Titel kennt man ja bereits vom Vorgängeralbum Reisegruppe Trümmertruppe. Hier spielt allerdings eine andere Version des Titels, die den ursprünglichen Hip-Hop-Drive verloren hat, dafür aber mit Bläsern und einem gewissen Ska-Outfit daherkommt. Mir hat die Vorgängerversion allerdings besser gefallen, was nicht zuletzt an der gesanglichen Gestaltung der Strophen liegt.
6. Antifa Skit
Ein wunderschöner Füller, der keinerlei Beschreibung bedarf.
7. Keine Lieder über früher
Hierzu eine True-Story: Bevor ich dieses Lied zum ersten Mal gehört hatte, habe ich kurz in das neue Rogers Album reingehört. Das Anspielen habe ich allerdings nach dem Track Gute Alte Zeit direkt abgebrochen. Zum Einen, weil alles was davor kam mich überhaupt nicht abgeholt hat (war aber auch noch nie meine Kapelle) und zum anderen weil ich dieses Thema der guten alten Zeit echt nicht mehr hören kann. Und dann kommt BoA mit diesem Lied um die Ecke, das mir mehr als aus der Seele spricht. Schicksal!
8. Bei uns läuft
Passender Titel zur Halbzeit – nicht der Oberhammer, aber unterhaltend. Viel mehr kann ich dazu echt nicht sagen.
9. Wer früher stirbt
Nachdem die Halbzeit durchschritten ist, geht es nun wieder bisschen bergauf. Textlich wurde hier eine schöne Idee verwurstet, die auch einen kurzen Moment der Melancholie zulässt. Allerdings entlässt mich dieser Titel immer mit der Frage, wie es wohl aussieht, wenn sich Kot durch Adern presst. Warum? Hört euch den Titel an!
10. Kallamatsch
Kalla-was? Kallamatsch? Kenne ich nicht! Das war mein erster Gedanke bei dem Lied. Der zweite war, dass das Intro mich irgendwie an Quadrat im Kreis erinnert. Nach ein paar Sekunden war der zweite Gedanke aber bereits wieder verflogen, denn mit dem genannten Titel von Wizo hat das Lied rein gar nichts zu tun, das wurde dann direkt klar. Bleibt noch der erste Gedanke.
Und was soll man tun, wenn man nicht weiter weiß? Genau, die liebe Gattin fragen und die wusste mich dann auch aufzuklären. Kallamatsch ist schlichtweg Matsch, mit dem man als Kind wunderbar spielen und Burgen bauen kann. Das noch einmal am Rande für all diejenigen, die das Wort auch nicht kannten. Musikalisch überaus abwechslungsreich gestaltet, macht es echt Spaß dem Titel zu lauschen und über die Veränderungen von eigenen Freunden nachzudenken.
11. Ich hab mich verlaufen
Vorsicht, absolute Ohrwurmgefahr. Den Titel wird man eventuell tagelang nicht los, was vielleicht auch daran liegt, dass er im Original aus der Feder des Teufels Rolf Zuckowski stammt. Als würde es nicht reichen, dass ich die gesamte Vorweihnachtszeit mit „In der Weihnachtsbäckerei“ rumlaufe. Nein, jetzt habe ich noch einen Titel für die restliche Zeit des Jahres…zumindest für die Momente, wenn ich besoffen mal wieder nicht den Heimweg finde. Aber da kann ich mich am nächsten Tag ja eh nicht mehr dran erinnern und somit ist es doch wieder in Ordnung und ich freue mich über dieses gelungene Cover!
12. Das beste Bier
…ist das vor vier!
13. Time to die
Ein richtig schöner Titel, der dieses Album perfekt abschließen würde. Für mich einer der besten auf diesem Album, aber da kommen ja noch zwei. Also durchschnauben und ab auf die Zielgerade des Albums.
14. Im Bällebad der coolen Kids
Schöne B-Seite, mehr aber auch nicht. Hätte in meinen Augen nicht wehgetan diesen Titel wegzulassen oder zwischendurch mal als Single zu veröffentlichen.
15. Saufen mit Batman (ft. Claus Lüer)
Hier war ich ganz besonders gespannt, denn nun darf kein geringerer als Claus Lüer von Knochenfabrik/Chefdenker mitspielen. Allerdings hatte ich mir bisschen mehr versprochen. Textlich wieder einmal mehr als genial, aber der Refrain sagt mir leider gar nicht zu, was auch daran liegen mag, dass ich der 60er Batman-Theme nicht besonders viel abgewinnen kann.
Fazit:
Wie bereits eingangs beschrieben, haben Band ohne Anspruch hier mal wieder ein überaus kurzweiliges Album abgeliefert, welches eine echte Kaufempfehlung verdient hat. Allerdings muss ich auch sagen, dass dieses Album etwas schwächer daherkommt, als seine Vorgänger. Dennoch überzeugen sie wie immer durch Kreativität und Wortwitz und stellen für mich nachwievor die Sperrspitze dieses Genres dar.
Neben dieser Erkenntnis lässt mich das Album aber auch mit zwei Fragen zurück:
- Was ist zwischen Plastic Bomb und Band ohne Anspruch vorgefallen?
- Wer ist für dieses Album-Cover verantwortlich (Cover des Jahres)?
Tracklisting:
- Neues Jahr neues Glück
- Keine Angst
- BoA
- Der Die Das Nutella
- Mein Nachbar
- Antifa Skit
- Keine Lieder über früher
- Bei uns läuft
- Wer früher stirbt
- Kallamatsch
- Ich hab mich verlaufen
- Das beste Bier
- Time to die
- Im Bällebad der coolen Kids
- Saufen mit Batman ft. Claus Lüer