Die Punk Band Barb Wire Dolls aus Griechenland veröffentlichte vor kurzem ihr neues Studioalbum Desperate. Dieses erschien auf Motörhead Music, dem Label von der verstorbenen Rock Legende Lemmy Kilmister. Wir konnten mit Frontfrau Isis Queen ein Interview über ihre Beziehung zu Lemmy, die Probleme eine griechischen Punk Band, ihrem neuen Album und den zwischenzeitlichen Umzug in die USA führen.
Interview mit Barb Wire Dolls aus Griechenland
Freiheit kommt vom Gedanke und nicht von den Fäusten.
AFL: Ihr werdet am 22. Juli 2016 euer neues album DESPERATE veröffentlichen. Wie zufrieden seid ihr mit dem Album und was erwartet die Hörer, wenn sie eure neue Platte hören?
Isis Queen: Wir freuen uns riesig, dass wir in diesem Sommer unser neues Album DESPERATE auf Motörhead Music veröffentlichen können. Wir waren mit unserem Debütalbum SLIT insgesamt vier Jahre auf Tour, weil es in der Underground Musik Szene so erfolgreich gewesen ist. SLIT war für uns ein tolles Album. Wir haben es geschafft die Platte auf so vielen Independent Labels zu veröffentlichen und konnte es auf der ganzen Welt vertreiben. Es bescherte uns über die vergangenen Jahre so viele großartige Momente und ermöglichte uns ganze fünf Touren in den USA.
Insgesamt spielten wir in 22 verschiedenen Ländern! Wir haben wirklich alles getan, was man als DIY machen kann. Das hat bei uns aber finanziell seine Spuren hinterlassen. Wir haben alle keine reichen Eltern und können leider auch kein Geld backen. Wir haben alles was wir an Showgagen und Merchandise eingenommen haben wieder in die Band investiert, um weiter auf Tour gehen zu können. Wir sind auch 2016 noch da und konnten durch unseren fantastischen Fan und einigen bekannten Musikikonen aus der Szene unser neues Album veröffentlichen. Wir sind gespannt!
AFL: Wie unterscheidet sich DESPERATE den von euren vergangenen Release SPIT deiner Meinung nach?
Isis Queen: ‚SLIT‘ came out kicking and screaming where as ‚Desperate‘ you’ll find the answers to our angst.
AFL: Ihr habt DESPERATE auf Motörhead Music veröffentlicht. Habt ihr Lemmy Kilmister persönlich gekannt? Wenn ja, welche Beziehung hattet ihr zu ihn?
Isis Queen: Das bedeutet für uns wirklich alles! Lemmy hat uns damals neue Hoffnung gegeben. Wir haben ihn auf den weltbekannten Sunset Strip in Los Angelesen, dass erste Mal getroffen und kennengelernt als wir dort erstmalig zu Besuch waren. Wir haben ein wenig über Punk in Griechenland und unsere Liebe zu ersten Punkwelle Ende der 70er gequasselt. Wir haben Lemmy über die Jahre hinweg immer wieder Demos von uns zugeschickt.
Er kam dann letzendlich jeden Monat zu unserer Show im legendären Whisky A Go Go Club (Anmerkung der Redaktion: Musikclub in Los Angeles), um unsere Show anzuschauen. Lemmy hat Motörhead Musik nicht nur gestartet, um mit Motörhead seine Musik zu veröffentlichen, sondern er wollte auch das neue Künstler sein Erbe fortsetzten! Er fragte uns damals, ob wir mit Barb Wire Dolls als erste andere Band überhaupt auf sein Label wollen. Wir waren so dermaßen begeistert! Ich mein MOTÖRHEAD?! Sie waren alles wofür Barb Wire Dolls stehen. Sie gaben einen Scheiß darauf, wie man zu klingeln hat. Lebten absolut ohne Regeln. Lemmy ist ein Gott!
AFL: Welche Themen behandelt ihr den auf DESPERATE und woher bekommt ihr eure Inspiration für eure Lyrics?
Isis Queen: Die Lyrics handeln alle über innere Anarchie. Freiheit kommt vom Gedanke und nicht von den Fäusten. Du kannst so viel mit deinen Fäusten kämpfen wie du willst, aber du wirst immer wieder irgendein neuen Gegner bekommen. Wir sind alle, in welche Form auch immer, verzweifelt. Musik ist das Ventil für unsere Fürchte und unsere Zweifel. Dabei sind die Lyrics eines Songs die Beratung und der Beat die Antwort. DESPERATE war unsere Antwort auf die Verzweiflung, die wir hatten. Es ist nicht immer einfach eine DIY-Band zu sein. Du schläfst oft auf den Boden, es vergehen Tage ohne Dusche und du nimmst das zu Essen an was du gerade auch bekommst. Man lebt wie Nomaden mit deinen anderen Bandmitgliedern, mit der man sich natürlich hin und wieder auch mal in die Haare bekommt. Hinter uns liegen zweieinhalb Jahre permanentes Touren. Über 500 Shows! Wir lebten im Van beziehungsweise in den Betten anderer Menschen. Aber all das ist es uns der Musik wegen Wert!
„Wir waren ihnen zu laut und es gab einfach keinen Markt für Punk Musik.“
AFL: Ihr spielt in wenigen Tagen auch auf den legendären Wacken Open Air. Wohlmöglich das größte Metal und Rock Festival auf der Welt! Wie kam es dazu? Seid ihr dort nach eurer Show auch als Besucher auf dem Event? Falls ja auch welche Band freut ihr euch besonders?
Isis Queen: Vor ein paar Jahren spielte auf den Wacken Open Air KREATOR als Headliner. Mille Petrozza hatte während der Show ein T-Shirt von uns an. Wahnsinn! Wir wurden anschließend von den Leuten per Mail zu gebombt, weil sie auch gern ein Shirt von uns wollten. Wir verkaufen unser Merchandise aber nur auf unseren Shows, da wir kein Onlineshop haben. Nach der Aktion wollten wir noch mehr als eh schon auf den Wacken spielen. Wir sind unglaublich gespannt auf die Show dort und freuen uns wirklich riesig, dass es geklappt hat. Es ist uns eine Ehre auf den Wacken zu spielen!
AFL: Ihr kommt im Herbst zurück auf Deutschlandtour. Freut ihr euch schon auf die Tour?
Isis Queen: Wir haben in Deutschland immer eine großartige Zeit. Deutschland hat eine super DIY-Community und es leben wirklich viele Menschen dort, die den Punk-Rock leben. Ganz egal was das System sagt!
AFL: Ihr habt vor ein paar Jahren eure Heimat Griechenland in Richtung den USA verlassen. Was war der Grund für den Umzug und wo lebt ihr heute?
Isis Queen: BARB WIRE DOLLS entstand in der Künstlerkommune The Ikarus in den Bergen Kretas. Wir waren von der modernen Musikszene dort aber gelangweilt. Als wir mit der Band begonnen haben, gab es nicht eine einzige Punk Band auf der Insel. Also gab es natürlich auch keinen Ort wo wir auftreten konnten. Wir kannten zwar die ganzen Besitzer der Rockbars, aber sie haben uns nicht spielen lassen. Wir waren ihnen zu laut und es gab einfach keinen Markt für Punk Musik.
Wir mussten also die 9 Stunden Fahrt nach Athen auf uns nehmen, um Shows zu spielen. Aber auch dort war es nicht einfach an Shows zu kommen. Wir kamen aus Kreta und ihn Athen kannte uns keiner. Da hatten die Veranstalter natürlich Angst, dass keine Zuschauer zu den Shows kommen, da wir keine Crowd garantieren konnten. In Ahten lernen wir dann unseren Schlagzeuger Krash Doll kennen. Seitdem ging es mit BARB WIRE DOLLS stark bergauf. Wir haben dann freie Shows organisiert, die wir Punk Rock Matinees tauften. Diese fanden dann jeden Sonntag statt. Daraus entstand dann eine Szene. Von uns bekam dann auch der legendären Rock DJ Rodney Gingenheimer etwas mit. Er spielte unsere Demo dann ständig auf einer der weltweit größten Radiosender KROQ in Los Angeles. Da hat sich dann für uns natürlich eine riesige Möglichkeit ergeben. Vielleicht die größte, die eine griechische Band jemals bekommen hat! Wir haben dann alles verkauft und uns Flugtickets nach Los Angeles gekauft. Es endete dann so, dass wir die erste Rockband aus Griechenland wurden, die in den USA gespielt haben. Nun sind wir zurück in Griechenland und führen die Band von dort an fort.
AFL: Ihr seid nun fünf Bandmitglieder, richtig? Ich habe euch vor einigen Jahren auf dem BACK TO FUTURE Festival gesehen. Dort habt ihr noch als Trio gespielt.
Isis Queen: Wir waren jahrelang nur als Trio unterwegs und hatten keinen Bass in der Band. Unser Gitarrist Pyn Doll hat dann quasi sowohl die Gitarre als auch den Bass gespielt. Es war quasi ein Bundle aus Gitarre und Bass, dass viel Equipment benötigte. Der Sound war dadurch wirklich massiv und cool! Wir haben so auch SLIT aufgenommen. Wir haben aber dann aufgrund des vielen Equipments einen Bassspieler dazu genommen. DESPERATE wurde also schon mit einem Bass geschrieben und klingt so auch melodiöser.
AFL: Was sind den eure musikalischen Einflüsse?
Isis Queen: Ich höre nicht wirklich dieselbe Musik, wie viele aus meiner Generation. Ich werde vor allem von älteren Sache stark inspiriert. Die erste Punkwelle Ende der 70er ist für mich sehr wichtig!
AFL: Wenn du eine Band wählen könntest mit der du auf Tour gehen könntest, welche Band wäre es und wo würde die Tour stattfinden?
Isis Queen: Über sowas habe ich mir noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Es ist allgemein aber immer cool für eine bekannte Band zu eröffnen. Wir haben einige Dates mit Jelo Biafra and GSM gespielt. Das waren einer der besten BARB WIRE DOLLS Shows überhaupt! Es wäre großartig wieder mit ihnen auf Tour zu gehen!
AFL: Isis, danke für das Interview! Hast du noch etwas, dass du loswerden möchtest?
Isis Queen: Es gibt einen Ort für dich und deine Ideen. Werde nicht irgendeine Nummer in der Gesellschaft in der wir leben. Sei stark und setzte dich für deine Meinung und Ideen ein. Inspiriere andere Leute und hilf ihnen dabei sich zu entfalten. Gehe raus und lebe dein Leben!
„You got the fight burning inside of you. You have the power and that’s the truth. Come join us and be a part of the Street Generation. See you in the pit.“