2021 – was sind wir froh, dass auch du nun an uns vorüberziehst! Obwohl sich auch dieses Jahr nicht von seiner besten Seite gezeigt hat, gab es doch das ein oder andere Highlight. Daher dürfen wir Euch in Zusammenarbeit mit CoreTex auch dieses Jahr wieder täglich unser ganz persönliches Best-Of-HC-Punk 2021 präsentieren!
Gleichzeitig dürft auch Ihr uns wieder bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage mitteilen. Beantwortet dafür 6 kurze Fragen und gewinnt mit ein bisschen Glück eins von 3 Überraschungspakten mit CDs, Vinyl und mehr im Gesamtwert von über 100 Euro:
PS: Folgt hier unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2021.
Felix‘ Hardcore-Punk Highlights 2021
Moin Leute! Ich bin Felix, 27 Jahre alt, wohne in Dresden und bin seit Mai 2017 bei dem besten Online Fanzine der Welt, nämlich hier bei AWAY FROM LIFE dabei! Hauptsächlich kümmere ich mich um Reviews von Alben und Singles, wirke in der Kategorie 10 Records Worth To Die For mit, schreibe Konzert- und Festivalberichte, aber auch das ein oder andere Interview ist mir schon untergekommen. In diesem Jahr war es hier wie auch allgemein etwas ruhiger bei mir. Die Pandemie hat wohl doch irgendwie ihre Spuren hinterlassen und die beschissene Situation für alle Kultur(be)treibende haben ihr übriges zu beigetragen, dass 2021 streckenweise gar kein Zuckerschlecken war. Nichtsdestotrotz gab es einige Lichtblicke und von denen werde ich euch in meinem Jahresrückblick erzählen.
Alben des Jahres 2021
Turnstile – Glow on (ROADRUNNER RECORDS)
Wie wahrscheinlich jede:r zweite hat es Glow On von Turnstile aus Baltimore in meine Best-Of geschafft. Das aber aus vielen Gründen. Vorweg muss ich dazusagen, dass mir diese hipsteresken Gestalten auf Hardcorekonzerten immer zu sehr ‚Lifestyle‘ und zu wenig ‚Down To Earth‘ sind. Deswegen komme ich nur schwer an das Turnstile-Image und deren Jünger heran. Ich stehe dann eher auf einen John Brannon-Verschnitt: Augenringe unter den Augenringen und seit 40 Jahren schlechte Laune anstatt einen durchtrainierten Body und den inneren Frieden gefunden zu haben. Naja, zurück zum eigentlichen Thema, ich finde Glow On rein musikalisch interessant, nicht 100%ig super, manchmal sogar etwas nervig, aber die Art und Weise wie Turnstile dieses Album erschaffen hat finde ich absolut bewundernswert. Und ja, ich meine erschaffen, nicht nur im Studio eingespielt. Es wird darin so viel Stimmung, viel Gefühl im eigenen Stile transportiert und so ein ‚typisches‘ Gesamtpaket geschaffen, was ich schon als künstlerisch bezeichnen würde. Mit ganz viel Hingabe und Liebe zum Detail, Facettenreichtum und Experimentierfreude schaffen es Turnstile robusten, basic-lastigen Hardcore/Punk, raue Riffs rund gespielt, mit abgespaceten Elementen zu verknüpfen, mit wirklich gesungenen Passagen zu verknüpfen – das habe ich so noch nicht erlebt. Dafür ist der Hype um die Band meines Erachtens nach auch berechtigt. Es ist endlich mal was Neues im Bereich Hardcore/Punk und dafür schätze ich die Band sehr.
Amyl And The Sniffers – Comfort To Me (Rough Trade)
Der kleinste Kontinent der Welt hat ganz schön was zu bieten und so langsam ist es auch in Europa angekommen. Bands wie Clowns, The Chats und nun auch Amyl And The Sniffers starten ganz schön durch und liefern einfach mal ab! Kleine Randnotiz: Checkt die australische Musikszene aus, da gibt’s verborgene Schätze!
Mit Comfort To Me haben Amyl And The Sniffers ihr drittes Studioalbum released und ziehen ihren Stiefel durch. Australischer Punkrock, retro-lowlife-trash Garage, mit ganz klassichen Hardrock-Elementen, female fronted und irgendwie authentisch. Mir gefällt der Sound sehr gut muss ich sagen und auch das Auftreten der Band fügt sich in das Bild der Musik nahtlos ein. Alles sehr stimmig auf eine eigene Art und Weise und ohne großen Klimmbimm.
Die Ärzte – Dunkel (Hot Action Records)
Ich war überrascht, dass die alten Herren von Die Ärzte nach dem letzten Album Hell aus dem vergangenen Jahr gleich noch eins nachgelegt haben. Man kann sich über den Werdegang der Ärzte streiten, für mich sind sie nach dem Album Geräusch in die Belanglosigkeit entglitten. Mit Hell haben Sie die Vielfalt und den Humor wieder herauskitzeln können, das machte die Band ja zum Großteil seit jeher aus, aber mit Dunkel haben sie wieder ein unkomplizierteres, punkrocklastigeres Album veröffentlicht. Gefällt mir musikalisch und auch textlich ist es ernst und am Zahn der Zeit, sie können es also noch. Das tat mal wieder gut.
EPs des Jahres 2021
RMBLR – MF/EP (Wanda Records)
RMBLR ist eine Pubrock-Punkrock-Rawk’n’Roll-Band mit 70s Vibe aus den Staaten mit 1000% halbes Hemd Streetcredibility. Also große Klappe, viele schlecht gestochene Oldschool-Tattoos und im Van wohnen (das macht der Sänger sogar?). Bei Spotify haben sie immer nur einen Song hochgeladen und das als EP verkauft und nun endlich gibt es eine ‚richtige‘ 5-Track-Single mit fünf Songs und mit Wanda Records ein Label für den europäischen Vertrieb. Meine Lieblingssongs sind Machine Gun, ein super Opener und der Dauerohrwurm Main Muscle. Ich finde die Band musikalisch sehr ausgereift und gut eingespielt. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber das Feuer vom einfachen 70s Rock – ein bisschen dreckig, punkig – neu entfacht und mit der Ausstrahlung des Frontmanncharakters von Sänger Chase Tail sind die Shows bestimmt auch ganz cool. Hoffentlich verschlägt es RMBLR mal nach Europa!
Newcomer des Jahres 2021
Skinsects
Ich fand ja Skinsects aus Dresden ganz witzig. Die vier Herren, allesamt bekannt aus lokalen Bands, treten im Clockwork Orange Outfit auf und spielen deutschsprachigen Oi!-Punk aus den 90ern – aggro und dreckig schmeißen sie das alte Phrasenschwein nochmal an. Keine Experimente!
Holehog
Holehog aus dem golden State California haben gerade ihre ersten Konzerte als Support für The Casualties gespielt. Das ist mal wieder rougher Hardcore-Punk wie zu Zeiten von Punkcore Records Anfang der 2000er Jahre. Monster Squad–Schlagzeuger Matthew ist beispielsweise am Bass vertreten, ebenfalls sind Mitglieder von DCOI!, SSyndrom und Brain Rash dabei. Mit Radiation Blues erschien die erste 9-Track LP auf Charged Records. Hell Yeah! Bitte mehr, viel mehr davon!
Erwähnenswerte Highlights des Jahres 2021
Nun ja, im Prinzip alles was Live Musik betrifft war ein Highlight.
In Dresden war der Biergarten der Chemiefabrik – wie auch 2020 – der Place to be. Mit verschiedensten Veranstaltungen, wie Konzerten, Flohmarkt, Veganer Frühlingsmarkt und natürlich kulinarischen Köstlichkeiten hat die Chemiefabrik die Pandemie erträglicher gemacht. Besonders eine handvoll 2G Indoor Shows haben ein nostalgisches, prä-pandemisches Gefühl aufkommen lassen. Das lässt mich jetzt, wo alles wieder geschlossen hat, wehmütig zurückblicken.
Ein Festival durfte ich auch mitnehmen: Die Sommerschlacht in Wakenstädt bei Gadebusch in Mecklenburg-Vorpommern. Coronakonform waren 600 Gäste auf dem Platz erlaubt, das Festival war natürlich ausverkauft und es wurden auf zwei Bühnen etwa 15 Live Acts geboten. Ein sehr schönes, liebevoll, im Ur-Sinn des DIY organisiertes Festival in der Provinz und das seit fast 20 Jahren. Doppelt schön war es für mich, weil ich mit meiner Band Deep Shining High dort auch die einzige Show 2021 spielen konnte. Das war ein seelischer Befreiungsschlag! Musikalisch ging es quer durch den Punkrock-Gemüsegarten, ein Bier vom Fass gab es für geschlagene 2 Euro, lecker veganes Essen, Cocktails und eine sagenhafte Aftershow. Sehr entspannt und wohlwollend das Ganze, sehr, sehr schön.
Enttäuschung des Jahres 2021
…dass diese scheiß Pandemie uns immernoch knallhart im Griff hat und wir als Gesellschaft offensichtlich nichts dazugelernt haben. Ich habe auf Shows von den Distillers oder Social Distortion gehofft. Die wurden nun das zweite Mal verschoben. Aber das betrifft ganz viele andere Konzerte auch, leider.
Flops in Releases oder auf Shows habe ich so gar nicht parat. Aber auch darüber würde ich mich mal wieder freuen, mich darüber aufzuregen was Band XY für eine lahme Kacke abgeliefert hat, haha. Hoffentlich passiert das nicht mit dem nun wirklich im nächsten Jahr kommenden Social Distortion-Album (sagt Mike Ness), aber ich habe da irgendwie ein unsicheres Bauchefühl… Naja, ich möchte hier noch nicht den Teufel an die Wand malen.
Aber was mich so ganz grundlegend enttäuscht hat, war zu sehen, dass die Circle Jerks wieder Touren in den USA spielen und Bands wie Negative Approach, 7 Seconds, Adolescents, Municipal WasteoderBouncing Souls im Gepäck haben. Ich meine was geht’n ab? So ein Tour-Paket möchte ich gerne mal in Europa erleben…
Ausblick für 2022: Für das nächste Jahr wünsche ich mir…
Erstmal keine weitere Pandemie und dass wir diese hier in den Griff bekommen, keine harten Naturkatastrophen (die wir selbst verursacht haben) und dass die Ampelkoalition keine lethargische GroKo 2.0 wird.
Ich wünsche mir natürlich, dass am besten alle coolen Läden, AJZ’s, Bars und andere Kulturstätten diese wiedermal bzw. immer noch harten Zeiten überstehen. Ganz viel Kraft an alle deren Existenzen daran hängen und an all jene, die sich nicht unterkriegen lassen und an alle Bands und Solokünstler:innen, die nicht so können wie sie wollen. Lasst den Kopf nicht hängen! Seid solidarisch und passt auf euch auf! Auf dass 2022 wieder Livemusik gespielt werden kann!
Ich bin wie gesagt gespannt auf das neue Social Distortion-Album; Night Fever aus Kopenhagen sollten wohl auch gerade an neuen Songs schrauben… lasst mal was blicken, Jungens!; die Circle Jerks Tour (leider ohne die coolen anderen Bands wie in den Staaten) und diesmal bitte wirklich! Und natürlich, dass die verschobenen Konzerte von 2020 und 2021 bitte endlich stattfinden können. Mal wieder ein gepflegte Back To Future Festival wäre auch längst überfällig. Ach ja, so vieles. Bitte lasst Kunst und Kultur nicht wieder der letzte Husten der Nation sein um den sich gekümmert wird.
Aber wenn ich mir einfach mal was wünschen könnte, welche Bands neue Sachen releasen und touren sollten dann so:
– neue Casaulties-Platte und Euro-Tour
– mal wieder ein Power Face (unbedingt auschecken!)-Konzert
– dass Motörhead an einem neuen Album arbeiten, weil Lemmy doch nicht tot ist
– dass Poison Idea noch mal touren
– The Unseen in Europa bitte
So. Das wäre es soweit von mir. Lasst es euch gut gehen!