A uch dieses Jahr komme ich meiner vermutlich einzigen Tradition zum Jahresende in Form meines Jahresrückblicks für AWAY FROM LIFE gerne nach. Über die Auswahl meiner persönlichen Highlights auf den Bühnen und Plattentellern in diesem Jahr grübele ich nun schon eine ganze Weile. Das Ergebnis könnt ihr nun lesen.
Ich bin Annika und fotografiere und schreibe nun seit sechseinhalb Jahren für dieses Fanzine.
Alben des Jahres 2023
March – Get In (Concrete Jungle)
Seit dem ersten Album Stay Put liebe ich March. Daher war meine Vorfreude auf das neue Album wirklich groß und ich obwohl die Latte somit wirklich hoch lag, wurde absolut nicht enttäuscht. Get In steht den beiden Vorgängern in absolut nichts nach, ist vielseitig und überzeugt mich mit seinen durchdachten Lyrics, eingängigen Riffs und so mancher rollender Bassline. Fleurs Stimme wird ebenfalls mit jedem Album noch besser. Liebe!
The Hives – The Death Of Randy Fitzsimmons (Disques Hives)
Die Band bezeichnete ihre Platte als soon-awardwinning new Album und ich wüsste nicht, weshalb das übertrieben gewesen sein sollte. The Death Of Randy Fitzsimmons ist einfach eine runde Sache – von den Singleauskopplungen über die Videos bis hin zum finalen Album inklusive zugehöriger CI. Selbst die Tourpässe hatten waren coffin-shaped. Dem Zufall wurde quasi nichts überlassen und selten fand ich sowas so sympathisch.
The Hives haben alles richtig gemacht!
Pascow – Sieben (Rookie Records / Kidnap Music)
Pascow haben die Pandemie-Zeit bestens genutzt und mit Sieben wieder einmal bereits im Januar mein Jahreshighlight veröffentlicht. Keinem anderes Album habe ich ansatzweise so häufig und so sehr zugehört und ich erfreue mich nach wie vor daran.
Nach dem letzten Album JADE habe ich mich ehrlicherweise gefragt, wie man da noch einen draufsetzen sollte – der Band ist es aber gelungen: facettenreicher, detaillierter und dennoch das große Ganze nicht aus den Augen verlierend, den ganz eigenen Stil weiter schärfend. Sieben ist ein ehrliches Album geworden, das die Zuhörerschaft an vielen Stellen auch dazu zwingt, ehrlich zu sich selbst zu sein. Das ist vielleicht nicht immer angenehm, aber auch so ungemein wichtig, neben gewiss absolut angebrachter Kritik an Obrigkeiten hier und da daran erinnert zu werden, wie oft man selbst vielleicht Dinge in Kauf nimmt oder passieren lässt.
Sieben überzeugt für mich als Album mit Herz für Außenseiter – von Außenseitern im Herzen, die inzwischen zwar auch größere Venues füllen und dennoch dabei keineswegs Gefahr laufen, sich dem Mainstream anzubiedern.
Es hat mich zudem gefreut, dass die Band zum Jahresende mit Grüßt Eve noch einen meiner absoluten Lieblingssongs des Albums für eine Singleauskopplung, mit Video Visual Attack, gewählt hat. Das rahmt für mich persönlich das Jahr 2023 schön ein.
EPs / Compilations / Singles des Jahres 2023
Innocent Bliss – 2023 (Not On Label)
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es eine EP oder eher ein Album. Die Band bezeichnete es auch mal als Demo Tape. Ich hoffe niemand wird mir die möglicherweise falsche Einordnung in dieser Kategorie übel nehmen. Innocent Bliss haben mit diesem Tape jedenfalls eine Release geschaffen, bei der mir das Herz aufgeht: Schnell, politisch, wütend, DIY.
Kein Wunder also, dass die Erstauflage der Kassette direkt vergriffen war. Die zweite Auflage könnt ihr aktuell noch über die Band bekommen. Better be fast!
Christmas / Mrs.Anthrope – Split 7″ (Not On Label)
Am 15. Dezember erscheint die Split-7″ von Christmas und Mrs.Anthrope digital und auf Vinyl. Da ich bei Christmas mitsingen und die beiden Cover gestalten durfte, lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, auch wenn heute erst der 9. Dezember ist. Hat jedenfalls Spaß gemacht und ich bin sehr gespannt, wie der etwas außergewöhnliche Song Armageddon von Christmas und der allererste veröffentlichte Song Squeezy Brains von Mrs.Anthrope ankommen werden. Wie Gripweed es fand, das könnt ihr hier nachlesen.
Newcomer des Jahres 2023
Ganz klar: SYFF!
Erwähnenswerte Highlights 2023
Auch hier gab es einige Highlights direkt zum Jahresbeginn:
Die Release-Party zur Sieben von Pascow wurde zu einem großen Familienfest. Da die Garage Saarbrücken innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, gab es eine Zusatzshow, ebenfalls in der Garage und ausverkauft. Beide Abende waren großartig und einfach was fürs Herz! Dass ich mich trotz einer kurzen Nacht am Tag nach der Zusatzshow noch zum Solo-Konzert von Flora Skuller, der Sängerin von March, aufgerafft habe, war eine gute Entscheidung! Es war nämlich ein wirklich schönes Konzert und Filiz als Support hat mir auch sehr gut gefallen. Ich hoffe, dass man sie bald vielleicht mal wieder mit Gitarre sehen kann!
Das Konzert von Brutus in der Stummschen Reithalle Neunkirchen darf auf keinen Fall in meinen Highlights fehlen. Simple Bühnenbeleuchtung mit gezielt eingesetzten Strahlern von den Seiten, ein eher außergewöhnlich angeordnetes Bühnen-Setup mit einem seitlich gestelltem Schlagzeug und dazu eben die wahnsinnig gute Live-Band, die auch auf der Bühne hält, was sie auf den Alben verspricht, haben den Abend zu etwas ganz Besonderem gemacht!
Im Sommer hat mir der Turbo Cruise mit den Dumb Bats, Fuel & Stuff und Christmas trotz erschwerter Bedingungen besonders gut gefallen – ebenso die Konzerte mit March und The Good The Bad & The Zugly im Molotow. Etwas später im September fand dann endlich wieder das Angst macht keinen Lärm in Wiesbaden statt. Sowas hat mir die letzten Jahre definitiv auch gefehlt!
Die Show von Kvelertak mit den Cancer Bats in der Rockhal Luxemburg war eines meiner Highlights, ebenso wie das Konzert von Mantar in Frankfurt – auch wenn die Location etwas merkwürdig war. Der Tourauftakt von Olli Schulz in der Garage Saarbrücken hat einen blöden Tag für mich so viel besser gemacht. The Hives im Atelier Luxemburg war wie immer eine einzige große Geste und ebenfalls etwas Außergewöhnliches war das Konzert von Ghost in der Rockhal.
Erwähnenswert ist außerdem das Gloomaar Festival in Neunkirchen. Musikalisch war es für mich ziemliches Neuland und ich habe mich mal darauf eingelassen. Das wurde belohnt! Letztenendes konnte ich allen Bands, die ich gesehen habe, etwas abgewinnen und manche haben mir sogar richtig gut gefallen. Dass mir rein instrumentale Musik auch über ein längeres Set so gut gefallen würde, hätte ich im Vorfeld nicht erahnt. Das Line-Up wurde vielseitig zusammengestellt und alles wurde mit viel Herz organisiert. Selten habe ich bei einer Veranstaltung handwerklich so gut gemachtes und stimmiges Licht gesehen. Man hat einfach gemerkt, dass rundum viel Arbeit in Details gesteckt wurde um der Musik gerecht zu werden.
Eines meiner finalen Highlights wird wohl die Show von The Baboon Show zusammen mit Loaded und Christmas am kommenden Freitag sein.
Enttäuschung des Jahres 2023
So manche große Hallenshow hat mir gezeigt, dass die kleinen und kleineren Shows mir oft wesentlich mehr Freude bereiten.
Ausblick für 2024: Für das nächste Jahr wünsche ich mir…
…mehr Support der sogenannten Szene für kleine Shows und kleinere Releases.
Außerdem hoffe ich, dass wir uns alle weniger an kleinen Unterschieden aufreiben und wieder mehr das Gemeinsame zu schätzen lernen.
Für das kommende Jahr wünsche ich mir, dass ich endlich mal Blood Command live sehen kann und dass so manche andere Band, die ich mag und gerne endlich mal oder wieder auf einer Bühne sehen möchte, es in unsere Region verschlägt.
Leserumfrage
Nun seid ihr aber dran: verratet uns bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage.
Die Ergebnisse der Umfrage stellen wir Euch dann im Januar 2024 vor. Wir sind gespannt auf Eure Antworten und wünschen Euch schon mal besinnliche Feiertage mit Euren Liebsten und einen guten Start ins neue Jahr!
PS: Folgt hier unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2023.