Hey! Ich bin Philipp und seit 2017 bei AWAY FROM LIFE. Ursprünglich war ich hier hauptsächlich als Entwickler von AWAY FROM LIFE Streets tätig. Da das Projekt aus Mangel an Zeit leider nicht mehr wirklich existiert, steuere ich einmal jährlich zumindest meinen kleinen Beitrag in Form dieses Jahresrückblicks bei.
Mein musikalisches Jahr 2023 war etwas seltsam. Auf der einen Seite habe ich extrem viel neue Musik für mich entdeckt, mich in neue Genres gestürzt und einige neue Lieblingskünstler*innen und -alben gefunden. Auf der anderen Seite war vieles davon nur für mich neu, in den meisten Fällen aber nicht unbedingt an ein Release aus diesem Jahr geknüpft. Trotzdem gab es auch einiges frisches aus diesem Jahr, das mich begeistern konnte, viel Spaß!
Alben des Jahres 2023
Tropy Eyes – Suicide & Sunshine (Hopeless Records)
Kein anderes Album lief bei mir dieses Jahr öfter als Suicide & Sunshine von Trophy Eyes. Genau genommen kam wahrscheinlich kein anderes überhaupt in die Nähe.
Ich bin schon lange Fan der Australier, mindestens seit ihrem absolutem Meisterwerk Chemimal Miracle von 2016, das sicherlich zu einem meiner Lieblingsalben aller Zeiten gehört. Seitdem hat sich die Band stark weiterentwickelt und einige musikalische Veränderungen durchlebt, die mir auch nicht immer 100% zugesagt haben. Wo sie früher noch eher einen Hardcore ähnlichen Sound gefahren haben, sind sie heute eher in Alternative und Pop-Punk Gefilden unterwegs.
Suicide & Sunshine hatte es also von Anfang an sicherlich nicht leicht bei mir und zunächst war ich dem Sound des Albums gegenüber auch ein bisschen skeptisch. Aber nach und nach hat sich mir dann offenbart, was für ein fantastisches Album das hier geworden ist.
Lange haben mich Songs nicht mehr derart inhaltlich und emotional abgeholt, und in diesem Jahr hat das kein anderes Release geschafft wie dieses. Besonders hervorheben möchte ich hier die Songs Life In Slow Motion, What Hurts The Most und Epilogue.
Einer der schönsten Aspekte des Albums ist für mich außerdem, dass man der Band bei jedem Song anmerkt, dass sie nicht versucht haben sich in eine bestimmte musikalische Richtung zu entwickeln, oder irgendwelche Ansprüche zu erfüllen, sondern einfach nur die Musik zu machen, die ihnen Spaß macht und auf die sie Bock haben. Das ist es, was das Album für mich so großartig macht, auch wenn man (bzw. in diesem Falle ich) rein musikalisch mit älteren Releases der Band vielleicht mehr anfangen konnte.
Initiate – Cerebral Circus (Triple B Records)
Auf eine andere Art und Weise, aber insgesamt ähnlich stark, hat mich Cerebral Circus von Initiate aus Kalifornien abgeholt. Als ich das Album zum ersten Mal gehört hab, lief es mehr so zufällig nebenbei, als ich gerade gearbeitet habe. Es hatte aber sofort so viel Charakter, dass es mir aufgefallen ist, obwohl es nur im Hintergrund lief. An diesem Tag hab ich Cerebral Circus komplett in Dauerschleife gehört und das Album ist über große Teile des Sommers auch fast täglich mindestens ein Mal komplett durchgelaufen.
Es ist ohne Zweifel das Hardcore Album des Jahres für mich und, zumindest in meiner Wahrnehmung, komplett underrated und leider völlig unter dem Radar geflogen.
Das finde ich alleine schon schade, weil das Album perfekt zeigt, wie musikalisch divers Hardcore sein kann und aktuell auch ist. Keine andere Hardcore Band hat für mich derzeit einen so einzigartigen Sound wie Initiate. Die Melodien in den Songs stechen sofort heraus und mischen sich für mich perfekt mit den brutal guten Vocals von Sängerin Crystal. Die Songs und Texte sind trotzdem angepisst, hart und gehen nach Vorne. Für mich die perfekte Mischung was Hardcore angeht!
Spanish Love Songs – No Joy (Pure Noise Records)
Zugegebenermaßen habe ich das neue Spanish Love Songs Album No Joy sicherlich nicht so oft gehört, wie viele andere Alben dieses Jahr. Trotzdem gehört es aber zu meinen absoluten Lieblingsreleases des Jahres und soll hier Erwähnung finden. Spanish Love Songs haben sich mit diesem Album endgültig von ihrem ursprünglichen, klassischen Emo-Punk Sound emanzipiert und führen die musikalische Entwicklung fort, die, wie man im Nachhinein feststellen kann oder muss, sicherlich mit dem letzten Album Brave Faces, Everyone angefangen hat.
Musikalisch inzwischen irgendwo zwischen Emo, Rock, Indie und Punk zu Hause (In den Youtube Kommentaren als „Adult Emo“ bezeichnet, das trifft es für mich eigentlich perfekt), liefert die Band hier ein Release ab, das für mich vor allem als Gesamtwerk unglaublich gut funktioniert. Einer der Gründe, warum das Album bei mir vielleicht etwas weniger lief als andere, ist, dass man sich sicherlich zunächst ein bisschen darauf einlassen muss, eben weil es vor allem in der Gänze seine volle Wirkung erzielt.
Trotz alledem hat das Album auch einige wirklich starke Songs vorzuweisen, die auch für sich alleine wunderbar funktionieren. Haunted, Clean-Up Crew und Rapture Chaser sind hierbei sicherlich meine Favoriten. Ersteres gehört nicht ohne Grund zu einem meiner meistgehörten Songs des Jahres (wenn man Spotify da trauen möchte).
Sicherlich kein Album für jeden Tag und jede Stimmung, aber dennoch absolut empfehlenswert und eines der stärksten Releases des Jahres!
Weitere Alben, die mir dieses Jahr sehr gut gefallen haben:
– Citizen – Calling The Dogs
– Chaver – Of Gloom
– Zulu – A New Tomorrow
– Mil-Spec – Marathon
– Militarie Gun – Life Under The Gun
Weil ich dieses Jahr etwas weniger Alben, und keinerlei EPs, ausführlicher besprochen habe, gibt es hier noch eine Liste an Alben, die nicht aus diesem Jahr sind, ich aber dieses Jahr entdeckt und viel gehört habe:
– Boneflower – Armour
– Caspian – On Circles
– The Wonder Years – The Hum Goes On Forever
– Birds In Row – Gris Klein
– Chalk Hands – Don’t Think About Death
– Bob Vylan – Bob Vylan Presents The Price Of Life
– This Will Destroy You – Another Language
Erwähnenswerte Highlights 2023
In diesem Jahr habe ich, glaube ich, nicht ein einzelnes, großes Highlight, das mir sofort in den Sinn kommt. Viel mehr war das Jahr von vielen sehr schönen kleinen Momenten geprägt, die mir viel Freude bereitet haben.
Aus Konzert Sicht fallen mir da sofort 2 Konzerte in einem winzigen Keller in Leipzig ein, der spätestens seitdem zu einer meiner Lieblingslocations gehört. Zum einen wäre da die Show von Boneflower, einer Screamo/Post-Hardcore Band aus Spanien, die in dem mit schätzungsweise 40 Personen randvoll gefüllten Raum, eine absolut fantastische Show abgeliefert haben, während der ich die gesamte Zeit breit grinsend im Publikum stand und die Energie genossen habe.
Ganz ähnlich ging es mir auch bei der Show von Chalk Hands in selbigem Keller, ebenfalls eine Screamo/Post-Hardcore Band, dieses Mal aus UK.
Beides waren 100% DIY organisierte Shows (beide von ZilpZalp organisiert) und es sind genau diese Art von Konzerten, von denen ich niemals genug bekommen werde.
Ausblick für 2024: Für das nächste Jahr wünsche ich mir…
…dass ich Touché Amoré mal wieder live sehen kann, vielleicht sogar mit neuem Album! Ansonsten gerne weiterhin viele schöne kleine Shows und natürlich das Gleiche wie jedes Jahr: Stagedives, High Fives und Good Times!
Leserumfrage
Nun seid ihr aber dran: verratet uns bis zum 31. Dezember Eure Highlights des Jahres in der Leserumfrage.
Die Ergebnisse der Umfrage stellen wir Euch dann im Januar 2024 vor. Wir sind gespannt auf Eure Antworten und wünschen Euch schon mal besinnliche Feiertage mit Euren Liebsten und einen guten Start ins neue Jahr!
PS: Folgt hier unserer Spotify-Playlist zum Best-Of 2023.