Wieder mal ein Jahr vorbei. Was haben wir 2024 gelernt? Du kannst berühmt werden und Millionen verdienen, wenn du auf TikTok erzählst, dass du Männern auf ihr Geschlechtsteil spuckst. Tausende Leute stellen sich wie zu besten DDR-Zeiten in lange Schlangen, um ein Stück Schokolade zu kriegen, das mit Pistazien gefüllt ist. Die Wahl in Amerika hätte echt nicht katastrophaler enden können. Und immer wieder Krieg. Da sollst du noch klar im Kopf bleiben? Schwierig!
Gott sei Dank ist Musik stets eine willkommene Ablenkung von all dem Irrsinn. Ich bedanke mich beim ganzen AFL-Team, dass ich Teil von dem Ganzen hier sein kann und hoffe, dass ich euch als Leser den ein oder anderen musikalischen Tipp geben konnte, oder ihr Spaß an Konzertberichten hattet. Vielen Dank fürs Lesen meiner Berichte.
So, hier mein Jahresrückblick. Gewählt habe ich die Alben, die 2024 die meisten Runden auf meinem Plattenteller gedreht haben. Ganz ohne Ranking diesmal.
The Skinflicks – Let’s ‚Ave It!
Das zweite Album der Skinflicks nach ihrer Reunion. Nun, von einigen habe ich auch Sätze gehört wie: „Ich fand die alten Sachen besser.“ Aber gut, das gibt es ja immer wieder. Ich finde, die Skinflicks haben sich Soundmässig und qualitativ weiterentwickelt, ohne ihre Wurzeln zu verraten. Weder hängengeblieben noch sich zu weit von ihrem Ursprung entfernt. Mir gefällt das Album super und viele Oi!-Bands können sich gerne eine Scheibe abschneiden.
The Pill – Hollywood Smile
The Pill war für mich dieses Jahr eine große Neuentdeckung . Schöner rotziger Sound, mit Parallelen zu alten Bands wie Black Flag. Sam und ihre Bandkollegen haben sich ja auch schließlich über den Hashtag Black Flag auf einem Musikportal gefunden. Die Songs haben viel Ohrwurmcharakter und die Texte kann man schnell mitsingen. Jedenfalls freue ich mich darauf, The Pill 2025 auf der Riez zu sehen. Denke, dass das live sehr cool sein wird.
Cock Sparrer – Hand On Heart
Acht offizielle Alben in 52 Jahren Bandgeschichte sind nicht gerade viel. Trotzdem oder gerade deswegen ist jedes Album von Cock Sparrer einfach nur gut. Die Band ist längst Kult. Hand On Heart sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zu einem freute ich mich sehr, dass sie nochmal ein neues Album herausgebracht haben, zum anderen ist es traurig zu wissen, dass es das Letzte sein wird. Nichtsdestotrotz ist das Album wieder ein Kracher. Kein Song langweilt oder ist schlecht. Ich verbeuge mich vor dieser Band, sage danke und sehr leise machts gut.
To The Wire – Willpower
To The Wire sah ich das erste live als Vorband von Abhinanda in Neunkirchen und war direkt geflasht von dieser positiven Energie, die diese Band versprühte. Leider hatten sie damals noch kein Album am Start. Das zweite Mal sah ich sie dann in Saarbrücken im Garelly-Haus. Wieder ein Bombenauftritt und wieder kein Album dabei. Chris versicherte mir, dass es aber auf jeden Fall demnächst erscheinen wird. So war es dann auch, und ich freute mich riesig über dieses Release. Feinster Youth-Crew Hardcore, der einem immer mal wieder hilft, seine Gedanken ins positive zu lenken. So kam es dann auch, dass ich bei der dritten Show in St. Ingbert endlich die Texte konnte und mitsingen konnte. Definitiv eine saugeile Band. Auf Platte wie auch live.
Yosemite In Black – The Pursuit Of
Yosemite In Black fanden meine Aufmerksamkeit eher durch Zufall. Aber dieser Zufall haute mich sofort um. Was zum Teufel war das? So ein Wahnsinns-Groove, so eine positive Aura. Hier passte einfach alle. The Pursuit Of wurde dann im Ganzen noch besser als ich es erwartet hatte. Und das Album lief echt super oft bei mir. Ja, ich habe kein Ranking geschrieben, trotzdem dürfte das mein persönlich liebstes Album von diesem Jahr sein. Und hier an alle Booker, seht zu, dass ihr diese Band nach Europa holt. Ich denke, ich bin nicht der Einzige, der sie gerne live sehen möchte.
Haywire – Conditioned For Demolition
Die Platte flog mir tatsächlich schon letzten Dezember um die Ohren, aber ja, das offizielle Releasedatum war ja 2024. Haywire spielen dreckigen Boston-Hardcore.Conditioned For Demolition kommt mit einer Menge cooler Gastauftritte ums Eck und weiß mich jedenfalls absolut zu überzeugen. Was mich allerdings wundert, ist, dass die Band scheinbar an vielen irgendwie vorbeigegangen ist. Ich dachte, sie würden einen recht großen Hype auslösen. Auch die neue EP For Better Or For Worse die gerade eben erst erschienen ist, finde ich super. Ich bin mir sicher, dass jemand die Band für eine Euro-Tour buchen wird. Das wäre schon ziemlich cool. Boston Hardcore All Day Every Day!
Thin Ice – A Matter Of Time
Hier wurde ich gezwungen, über Thin Ice zu schreiben, und Simon hat mir angekündigt, mich zu verprügeln, falls ich es nicht tue. Haha, kleiner Scherz am Rande. Lange hat es gedauert, bis die Platte endlich auf meinem Plattenteller lag. Bedingt durch Probleme beim Presswerk, man kennt es ja mittlerweile und später durch meine eigene Dummheit. Jedenfalls lief A Matter Of Time dadurch sehr oft auf meinem Spotify. Bombenalbum, das öfter an Madball und Konsorten erinnert. Nothing Changed ist mein Favorit Song des Albums. Die Textzeile – Who are you to try to change me? Who are you to say what’s right?- hat sich jedenfalls bei mir im Langzeitgedächtnis fest eingebrannt.
Sidewalk Surfers – Selftitled
Ei jo, es Sidewalk Surfers dürfen in meinen Jahrescharts nicht fehlen. Die Saarländer lieferten mit ihrem dritten Album ihr bis dato Bestes ab. Skatepunk ja, aber mit einer Menge anderer Einflüsse. Halt erwachsen geworden. Leider konnte ich sie nicht so oft live sehen, wie ich es geplant hatte. Das hole ich nächstes Jahr nach. Für 2025 sind sie auch schon auf dem Punkrock Holiday bestätigt. Das Album lief auch viele Runden bei mir und weiß immer noch zu gefallen. Leider zieht sich der Song Atomic Rain wie so ein ekelhafter unsichtbarer Faden durch dieses Jahr. Wir können echt nur das Beste hoffen.
Hammerhead – Nachdenken Über Deutschland
Ich hätte jede Wette verloren, wenn ich darauf gewettet hätte, dass Hammerhead nochmal ein neues Album herausbringen würden. So kann man sich glücklicherweise täuschen. Nachdenken über Deutschland legt den Finger in die Wunden. Davon gibt es viele, und sie sind extrem tief. Von Fußballfans, die an den Dom pullern, oder Menschen, die mit ihren SUVs überall hinfahren. Auch wird hier die Sinnlosigkeit von Kriegen angesprochen. Was soll das überhaupt? Auch wenn sie bei ihrem Trademark-Sound bleiben, klingt das Album frisch und ist durchaus wichtig. Ich freue mich darauf, sie dann am Ende des Jahres nochmal live auf dem Christmas Sucks Festival zu sehen. Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Sperling – Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder hasst sie.
Was für ein ellenlanger Albumtitel. Aber das Album, das recht früh dieses Jahr erschien, ist einfach großartig. Wenn ich das Review noch mal so Revue lese, kann ich das immer noch voll und ganz unterschreiben. Zweimal konnte ich mich dieses Jahr von ihren live Qualitäten überzeugen, und 2025 werden sie dann mein erstes Konzert in Koblenz für 2025 sein. Ich hoffe, dass uns diese talentierten Musiker noch lange erhalten bleiben und wir noch einiges erwarten können.
Frank Carter & The Rattlesnakes – Dark Rainbow
Der gute Frank hat auch Anfang 2024 ein Album namens Dark Rainbow herausgebracht. Ein Album mit viel Tiefgang, was auch andere Facetten der Band zeigt. Viele Songs haben mich wirklich berührt. Die live Darbietung auf dem Jera On Air hat mich auch tief beeindruckt. Frank ist für mich einer der letzten großen Rockstars der Welt. Ich bin jetzt schon gespannt auf seinen Auftritt als Sänger der Sex Pistols. Es gibt aber immer wieder Gerüchte, dass die Rattlesnakes sich zurückziehen wollen. Hoffen wir nicht. Es wäre echt schade, da ich finde, dass sie die Musikwelt extrem bereichern.
Touché Amoré – Spiral In A Straight Line
Das Review zu Spiral In A Straight Line ist wirklich schlecht gealtert. Nicht ganz, aber würde ich es nochmal schreiben, würde es noch ein Ticken besser wegkommen. Mittlerweile habe ich das Album nämlich öfters gehört, und ich muss sagen, dass es ein echter Grower ist. Man muss die Songs einfach öfter hören, dann zünden sie auch. Starkes Album auf jeden Fall. Ich freue mich jetzt schon drauf Touché Amoré im Februar in Köln zu sehen. Bin echt sehr gespannt. Ich werde berichten 🙂
Berthold City – Where Did We Go Wrong?
WOW! Mehr fällt mir da eigentlich nicht groß ein. Berthold City liefern mit Where Did We Go Wrong? ein Meisterwerk des Hardcore ab. Hätte eigentlich auch den Titel Album des Jahres verdient, wenn ich es genau betrachte. Besonders die Texte tun es mir hier wirklich an. Weg von plumpen Floskeln. Eine Band, die wirklich was zu sagen hat, und wo man über das Gesagte nachdenken sollte. Where did we go wrong? Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. World in Pieces spricht mir dermaßen aus der Seele. „Screaming at the world can’t take it anymore!“ Wem sagt ihr es? Tatsächlich ein Album, das in keiner Sammlung eines Hardcore-Fans fehlen sollte.
Crows – Reason Enough
Eigentlich recht spät dieses Jahr habe ich Crows für mich entdeckt. Reason Enough bietet schönen Postpunk mit einem schönen dunklen 80er Jahren Wave Sound gemischt. Live haben sie mich richtig abgeholt. Klasse Musiker mit viel Leidenschaft und Herzblut. Das Album lief auch etliche Runden, seit ich es im Besitz habe. Ich weiß gar nicht, ob die Band jedem so geläufig ist. Falls nicht, könnt ihr das gerne nachholen. Kann ich gut und gerne empfehlen.
EA80 – ● ●
Komischer Albumtitel. Es dürfte allerdings eine Steckdose symbolisieren. Diese befindet sich nämlich auf dem Cover. Also gehe ich mal davon aus, dass es später bei Fans auf der Suche das Steckdosen-Album genannt wird. Wie dem auch sei, ich freue mich echt über ein neues EA80 Album. Die Band kannst du meiner Meinung nach nur lieben oder schlecht finden. Was dazwischen ist schwierig. Das Neue hat den altbewährten EA80 Sound. Warum sollten sie auch was ändern? Ich hatte das Glück, EA80 dieses Jahr zweimal live zu sehen, was sich immer als Quest herausstellt. In Köln war es ein Bombenabend, in Leverkusen war es durch Probleme (zweimal riss eine Gitarrensaite) ein wenig vertrackter. Fans der Band dürften das Album gut finden.
So, das wäre dann mein musikalischer Rückblick auf 2024. Puh, ist ja doch eine ganze Menge guter Stuff dabei und alles in allem eine wilde Mischung.
Festivals und Shows, die ich super fand (soweit ich mich erinnern kann)
- Riez Open Air
- Tells Bells
- Jera On Air
- Bubonix im Studio 30
- EA80 in Köln
- Dirk Bernemann liest im Drachenwinkel
- Sperling in Frankfurt
- Clowns/March/Syff im Studio30
- The Interupters im Atelier in Luxemburg
- Time X Heist / Stay Free im Juz in St. Arnual
- The Casualties/N.T.Ä. in Trier im Mergener Hof
- This is Oi! im Gasthof Sutter
- Pascow in Trier in der Europahalle
- Crows/ Real Farmer in den Rotondes in Luxemburg
- Revolution Calling
Entäuschungen dieses Jahr.
Die größte Enttäuschung für mich dieses Jahr aus musikalischer Sicht war das Ieper Hardcore Fest.
Hier war ich nun einmal und werde sicher nicht nochmal dahin gehen.
Andere Enttäuschungen waren eher im ganzen Weltgeschehen. Oft frage ich mich wirklich, wo ich hier lebe.
Darauf freue ich mich 2025
Natürlich auf gute Festivals, gute Konzerte und das ein oder andere Album. Wobei ich grad noch keinen Plan habe, was so alles angekündigt ist. Und ob ich aufs Jera oder aufs Mighty Sounds fahre, steht auch noch nicht ganz fest. Wünschen tu ich mir weniger Hass und mehr Frieden auf der Welt. In diesem Sinne haltet die Ohren steif. Ich wünsche allen Lesern und dem ganzen Team von AFL schöne Feiertage.
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