Wahnsinn, wie schnell dieses Jahr verging. Und ich hoffe, das ist nicht nur den zunehmenden Jahren auf meiner Lebensuhr geschuldet. Gefühlt bin ich durch dieses Jahr gerannt, es ist viel passiert und in vollem Lauf in dieser so „besinnlichen“ Zeit (wann fängt das noch einmal an???) schreibe ich diese Zeilen eines kleinen, zumeist aber nicht ausschließlich musikalischen Jahresrückblicks.
Alben des Jahres 2023
Foreign Hands – What’s Left Unsaid
Im Review schon halb erwartet, mein Album des Jahres. Wie würde Trustkill Records Metalcore aus der Jahrtausendwende heute klingen? Genau so, wie What’s Left Unsaid von Foreign Hands. Dabei ist die Band weit mehr als nur eine Kopie der Musik von damals, auch wenn die ein oder andere Reminiszenz an Poison The Well zu meiner Begeisterung nicht zu verleugnen ist.
One Step Closer – All You Embrace
Ebenfalls besprechen durfte ich die zweite Full Length von One Step Closer (mal wieder ein schönes Doppelreview mit Nita…) und habe eine große Breite dessen gefunden, was Hardcore im Jahr 2024 alles sein kann.
Stand Still – Step Ascending
Ein Jahr nach Koyo haben mit Stand Still die zweite Band des Emo-Revival aus Long Island dieses Jahr ihr Full Length Debut vorgelegt. Auch wenn es die Platte nicht in unser Review-Postfach geschafft hat, darf sie hier nicht fehlen. Im Gegensatz zu ihren Begleitern bleiben Stand Still auch auf ihrer Full Length weiter unbequem und keineswegs weichgespült. Das gibt der Platte definitiv eine längere Halbwertzeit.
Hometown Crew – All Things Considered
Youth Crew im Jahr 2024? Youth Crew im Jahr 2024! Fast unbemerkt hauen Hometown Crew aus den Niederlanden ein echtes Brett zum Jahresende raus. Moderner Sound, frische Ideen, so dass es nicht lediglich bei einem Andeinanderreihen von Zitaten vergangener Zeiten bleibt.
Darkest Hour – Perpetual Terminal
In meinem letzten Jahresrückblick hatte ich die neue Platte von Darkest Hour in meinen Ausblick aufgenommen und Perpetual Terminal enttäuscht nicht. Viel Abwechslung und hohes Qualitätslevel; da holt man das zehnte Album der Band genauso gerne wieder raus, wie die alten Klassiker.
Honorable mentions:
Alkaline Trio – Blood, Hair and Eyeballs
Fail Body – Artificial Bouquet
EPs des Jahres 2023
Destiny – To See Another Day… EP
Die Stimme? Am Anfang gewöhnungsbedürftig. Aber diese Melodien, diese Energie. 90s influenced Hardcore FFO Magnitude, Ecostrike, Envision etc. Definitiv eine Watch-out-Band.
Miracle & Fading Signal – Split EP
Keine Ahnung wie diese EP den Weg in meine Mediathek gefunden hat, aber ich bin sehr dankbar dafür. Mit lediglich 2 Songs je Band und in Summe gerade mal 8 Minuten ballert diese EP alles weg. Starke Faded Grey Vibes, mit ein bisschen mehr Punch.
Time X Heist – With Every Passing Moment
Und noch einmal Youth Crew im Jahr 2024. Ich mag es einfach, dass manche Dinge, wie ein „X“ im Bandnamen, einfach nicht vergehen.
Honorable mentions:
God Instinct – Fátima EP
Spiral – You’re Not Alone In This EP
Statement Of Pride – Rebirth EP
xinstinctivex – Take Back Your Life EP
Highlights des Jahres 2023
Shai Hulud spielen tatsächlich eine Reunion mit Geert van der Velde am Mikro. Leider bisher nur auf dem Furnest Fest. Auch wenn ich selbst nicht dabei war, wecken die Videos und die kryptischen Kommentare auf diversen Social Media Kanälen im Nachklang Hoffnungen im Ausblick auf 2025.
Direkt miterleben durfte ich das zehnte und letzte Booze Cruise Festival in Hamburg. Aufgrund sehr unschöner Vorkommnisse im Vorfeld, fiel das Line Up etwas kleiner und weniger international aus als ursprünglich angekündigt. Dadurch entstand aber eine ganz besondere, familiäre Atmosphäre, in der noch ein letztes Mal gemeinsam gefeiert werden sollte. Schade, dass dieses in Deutschland einmalige Festival nicht noch einmal stattfinden wird.
Ganz anders das Revolution Calling Fest in Eindhoven, das unter diesem Namen im kommenden Jahr sein fünftes Jubiläum feiern wird. Ein ganzer Tag Indoor Festival mit genau der richtigen Dosierung zwischen richtig guter Orga und Chaos auf und vor den Bühnen. Es waren dann doch mal wieder recht wenig Shows, die ich dieses Jahr mit der Kamera begleiten durfte; da war dieser Tag voller großartiger Photo Ops ein versöhnlicher Abschluss.
Und zu guter Letzt schließt sich der Kreis zu meinem Ausblick für 2024: St. Pauli, wenn nicht 2024, wann dann?, habe ich gefragt. Und tatsächlich, am 12.5. durfte ich mit 10.000en anderen auf dem Rasen des Millerntor Stadions den Aufstieg des FC St. Pauli in die 1. Bundesliga feiern.
Enttäuschungen des Jahres 2024
Copy&paste aus dem letzten Jahr mit neuer Jahreszahl… Konnte 2023 in der allgemeinem Welt und Politik überhaupt noch negativ getoppt werden? 2024: „Hold my beer…“
Egal wohin man schaut, Terrorismus, Kriege, Klimawandel, Faschismustendenzen… und das größte Problem scheint zu sein, das Gendersternchen zu verbieten und den Weihnachtsbaum für jeden Haushalt vorzuschreiben, weil wegen der ganzen Ausländer… Alte weiße Männer tauchen aus der Versenkung auf, finden es immer noch ok, ihre Kinder zu schlagen und Frauen anzufassen, ob sie wollen oder nicht, finden es halt nur doof, dass sie das schon lange nicht mehr sagen dürfen… Über das Wahlergebnis auf der anderen Seite des Atlantiks und was dies für unsere Welt noch bedeuten wird, fangen wir gar nicht erst an. Fickt euch einfach…
Und dann kommt noch dazu, dass sich die liebe linke Musikszene jetzt auch noch beginnt selbst zu zerfleischen. Im Zweifel reicht ein falscher Like im Internet und „ich bin gegen Antisemitismus“ löst einen „du bist Genozid Unterstützer“-Mob aus, auf dessen Druck reihenweise Bands Auftritte canceln (müssen). Ob das einem einzigen leidenden Menschen, ob in Geiselgefangenschaft oder vor den Trümmern der eh schon bescheidenen Existenz, hilft, darf bezweifelt werden.
Musikalisch war weitestgehend 2024 solide. Vows von Hot Water Music kommt bei mir auf deutlich weniger Durchläufe als das Vorgängeralbum. Und über die mindestens halbe Enttäuschung, die die neue Counterparts EP bei mir ausgelöst hat, habe ich mich gerade erst ausgelassen. Auch Touché Amorés neuestes Werk lief eher so nebenher. Nach ein paar Durchläufen schälten sich zwar ein paar Qualitäten raus, für mich aber weit weg von den bisherigen Alben.
Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen: Krebs ist ein Arschloch. Stay strong, Lou!
Ausblick für 2025
Machen wir es kurz:
- Bitte eine Shai Hulud Reunion Tour auch in Europa inklusive eines neuen Albums mit Geert am Mikro.
- Der FCSP bleibt natürlich in der ersten Liga.
- Und, bitte, bitte, liebe Menschen in diesem Land, wählt nicht Friedrich „Vergewaltigung in der Ehe ist nicht strafbar“-„Windräder sollte man abbauen, weil sie hässlich aussehen“-„wenn wir nur das Gendern verbieten und alle Ausländer abschieben, ist die Welt gerettet“ Merz nicht zum nächsten Bundeskanzler.
Danke.