Es war kurz nach der Pandemie und wir dürsteten nach einem Konzert. So fuhren wir nach Kaiserslautern ins Kammgarn, um uns die 8Kids anzusehen. Als Vorband fungierte an diesem Abend eine Band, die sich Bluthund nannte. Lange Rede, kurzer Sinn, Bluthund überzeugten mich mit ihrem Auftritt total. Und so kam es, dass ich sie mehr feierte als die Headliner. Das Einzige, was mich ohne Ende triggerte, waren die Sturmmasken. Die Maskerade wurde konsequent durchgezogen. Selbst am Merchstand. Wie soll ich, der es hasst zu telefonieren, da ich keine Gesichter sehen kann, mir Merch bei maskierten Typen kaufen? Na ja, irgendwie gings doch. Und die Typen unter den Masken waren sogar saunett. Allerdings weiß ich bis heute trotz Recherchen nicht, wer unter den Masken steckt.
StromGitarrenWutRap
Als solchen bezeichnen Bluthund ihre Musik. Früher hätten wir vielleicht Crossover dazu gesagt oder ein wenig später vielleicht Nu-Metal, aber die Bezeichnung passt. Auf ihrem letzten Album hatten Bluthund schon eine Scheisswut. Das hat sich nicht geändert.
Luft nach unten
Heißt das neue Album. Will also sagen, es geht noch was. Allerdings in die ungünstige Richtung. und das startet direkt mit einem fetten Beat und dem wahrscheinlich dümmsten Satz, den der Kürbis aus Übersee bis jetzt vom Leder gelassen hat: “They are eating the dogs!“ Klar fühlen sich Bluthund davon angegriffen. Sie wollen ja nicht irgendwo auf einem Teller landen, also wird der Satz einfach so lange umgedreht, bis daraus “They are eating the people of the dogs“ entsteht. So gekonnt muss man mit Menschen umgehen, die selbst Meister darin sind, alles und jedem die Wörter zu verdrehen.
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Der erste richtige Song heißt Leute und hat ein Feature mit Ferris MC. Mit Slipknot haben Bluthund nicht nur die Masken und die freakigen Samples gemein. Hieß es einst bei Slipknot einfach sehr plakativ, People = Shit rechtfertigen Bluthund ihren Hass auf Leute. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen meiner Misanthropie. Kommt bestimmt gut im Sommer in voller Lautstärke aus der Boombox im Freibad.
Beat braucht Bauch, hat einen Gastauftritt von The Butcher Sisters. Ein kleiner Partysong, der aber von einer kleinen aggressiven Synth Melodie umrandet wird, der mich ein wenig an The Prodigy erinnern lässt.
Bei Maskenmannfrau rappt Antifuchs mit. Die kenne ich zwar nicht, aber die trägt auch Maske. Eigentlich macht sie hier mit, um der Pimmelparty ein Ende zu setzen. Leider muss ich sagen, ist das der Song, der mir am wenigsten auf dem Album gefällt. Könnt ihr euch gerne anhören. Vielleicht seid ihr anderer Meinung. Aber eigentlich ist der feministische Gedanke hier sehr cool, denn es gab den Song auch im Vorfeld ohne Antifuchs.
Mit Parapunk probieren Bluthund das Wort Para möglichst oft in einen Song einzubauen. Das ist teilweise schon extrem lustig, das Lied geht ins Outro An Die Hater über, wo irgendwie nochmal erklärt wird, wie die Idee für den Song Parapunk entstanden ist.
Dann wird böse mit 48/7. Für den Song hat man sich Blood Command mit ins Boot genommen. Und der Song ist einfach nur geil. An alle, die sich Ende der 90er an Nu-Metal erfreuten, bietet dieser Song quasi alles, was dieses Genre mal ausmachte. Groove, Beat, Melodie, Wut und Harmonie. Für mich sicherlich der beste Song des Albums.
Features und Wortwitz
Es gibt zudem noch Features von Engst, Tamas und Hägi.
Ihren gekonnten Wortwitz setzen Bluthund bei Egal ein, das Augenzwinkern in Richtung Der Wendler geht. Eine eigene Partei wollen sie beim Titeltrack gründen. Die macht zwar eigentlich alles noch schlimmer, aber wenigstens sagen sie es ehrlich an.
Sehr lustig ist dann noch der Schuss gegen die Springer-Presse, in dem Song Bild mir meine Meinung mit Bild Redaktion. Hier werden einfach die abstrusesten Schlagzeilen der Bild gerappt und man fragt sich, echt haben die das geschrieben? Ja! Haben Sie.
Das Album endet mit Und dann stehe ich auf, das zwar textlich stark ist, mir aber ein wenig zu viel Kirmes Autoscooter Sound.
Fazit
Bluthund lassen sich in keine Schublade packen und ziehen das konsequent durch. Ob Rap, Crossover, Nu-metal ganz egal. Allerdings sind die Aussagen der meisten Songs recht clever und gut dargeboten. Leute, die auf Swiss und die Andern stehen oder Ferris MC feiern und sich auch mal gerne Antilopen Gang zu Gemüte führen, sind hier absolut richtig. Auch Nostalgiker die auf Crossover standen, können hier zugreifen. Party mit Niveau. Mir gefällt das Album super, bis auf die zwei Songs, die ich erwähnte.
Tracklist
- Eating The Dogs – Donald Trump Edit
- Leute
- Beat Braucht Bauch
- Maskenmannfrau
- Parapunk
- An Die Hater
- 48/7
- Ohne Mich
- Luft Nach Unten
- Egal
- Dagegen
- Theodor Adorno
- Bild Mir Meine Meinung – Mit Bild- Redaktion
- Und Dann Steh Ich Auf