Natürlich ist es einfach, Fake Names immer noch als Supergroup zu bezeichnen. Das Lineup aus Brian Baker (Bad Religion, Dag Nasty und Minor Threat), Dennis Lyxzen (Refused), Michael Hampton (S.O.A.), Johnny Temple (Girls Against Boys) und Brendan Canty (Fugazi) ist wie geschaffen dafür. Tatsächlich ist Fake Names jedoch alles andere als das. Schon beim Debüt 2020 und unserem Interview mit Brian Baker wurde klar, dass es sich hier um eine komplett neue Band handelt, deren Mitglieder halt zufällig in anderen bekannten Bands spielen. Knapp drei Jahre später hatten wir wieder die Gelegenheit, uns mit Brian Baker zusammenzusetzen und über das neue Album von Fake Names Expandables zu sprechen.
Natürlich geht es dabei hier und da auch um die anderen Bands der Mitglieder, wirklich spannend wird es jedoch, wenn Brian voller Enthusiasmus über seine neue Band redet. Er erklärt unter anderem, warum der Mix aus radikalen politischen Texten und poppiger Musik einmalig ist und warum die junge Punkszene in den USA noch mindestens genauso aufregend und aktivistisch ist wie vor 40 Jahren. Er beantwortet außerdem die Frage, ob es wegen den kommunistischen Texten von Dennis Lyxzen manchmal Debatten in einer Band voller Amerikaner gibt und was die wichtigsten und besten Songs sind, an denen er in seiner langen Karriere mitgeschrieben hat.
AWAY FROM LIFE: Du bist vor wenigen Tagen von der Bad Religion/Social Distortion-Tour aus Australien zurück gekommen. Wie war’s?
Brian Baker: Es war unglaublich, sie sind ohnehin eine meiner Lieblingsbands aus Kalifornien. Ich meine, Bad Religion hat seit 40 Jahren nicht mehr zusammen mit Social Distortion zusammen gespielt. Mittlerweile haben wir auch verschiedene Fanbases. Als wir aber in Australien waren, habe ich gemerkt, wie sehr unsere Fans Social Distortion gefeiert haben und wie sehr die Social Distortion-Fans Bad Religion gefeiert haben. Wir haben uns auch untereinander so gut verstanden, obwohl es Jahre her ist, dass ich mit Mike Ness abgehangen habe. Wir versuchen auf jeden Fall, diese Kombination auch in andere Länder zu bringen.
AFL: Ich bitte darum!
Eine Sache war besonders spannend auf der Tour. Wegen einem Sturm mussten wir eine Show in Neuseeland spontan verlegen. Am Ende sind wir in einem winzigen Punkschuppen gelandet, bei dem der Schweiß von der Decke getropft ist. Das war so Punk haha. Genau deshalb liebe ich es auch, in kleineren Bands zu spielen.
AFL: Der perfekte Übergang zu Fake Names. Bald steht eure erste Tour an, richtig?
Ganz genau, wir machen eine USA-Tour. Eigentlich hatten wir schon vor drei Jahren zum Release des ersten Albums eine Tour geplant. Die wurde dann aber natürlich wegen Corona abgesagt. Jetzt spielen wir unsere erste Tour und promoten dabei unser zweites Album. Der Vorteil ist natürlich, dass wir genug Material für ein langes Set haben haha. Wir haben bisher nur eine Live-Show gespielt, weshalb wir alle sehr aufgeregt sind. Keiner weiß, was man von diesen Konzerten erwarten kann. Aber wir freuen uns total. Vielleicht sind wir aber auch schlecht haha.
AFL: Ich glaube, dass die Chancen bei fünf Profis mit Jahrzehnten Erfahrung da wohl eher gering sind haha.
Das kann natürlich sein, aber irgendwie muss ich ja auch bescheiden bleiben. Aber ja, ich mache mir keine Sorgen, dass Brendan Canty nicht das Tempo am Schlagzeug hält haha.
„Dennis ist einfach ein toller Typ und passt perfekt in die Band. Michael und ich geben ihm einen total poppiges Instrumental, und auf einmal schreibt er einen Text über den Mord an Geflüchteten in Litauen 1941. Ich glaube, dass genau dieser Mix dafür sorgt, dass die Musik funktioniert.“
AFL: Gutes Stichwort. Brendan ist neu in der Band, die meisten kennen ihn von Fugazi. Was hat er neu in die Band gebracht?
Was er vor allem mitbringt, ist dass wir mit ihm befreundet sind, seit wir 15 sind. Für uns ist es nicht so wichtig, dass er bei Fugazi ist, er ist einfach Brendan. Ich meine, bevor für uns alles angefangen hat, haben Brendan, Michael, Johnny und ich als Kinder abgehangen. Wir lieben ihn einfach, weil er total cool und lustig ist. Die Songs vom neuen Album hatten wir bereits geschrieben. Da Brendan aber schon auf einer Mini-EP während der Pandemie für uns Schlagzeug gespielt hat, haben wir ihn einfach gefragt, ob er dauerhaft dabei sein will. Sein Input war dieses Mal also vor allem sein unglaubliches Drumming. Ich freue mich aber auch total, in der Zukunft mit ihm Songs zu schreiben.
AFL: Du hast in einem Interview gesagt, dass, wenn ihr mit Fake Names zusammen kommt, es sich so anfühlt, als ob ihr schon immer zusammen spielen würdet. Ist das anders als in euren anderen Bands?
Ja schon irgendwie. Ich meine, ich bin auch schon seit 29 Jahren bei Bad Religion, aber hier ist es anders. Ich kenne die Jungs von Fake Names aus der Zeit, als noch alles neu war. Als man gerade erwachsen wurde und erst gelernt hat wie alles funktioniert. Mit 15 entscheidest du ja oft, wie du dich für die Zukunft definierst und die Leute mit den du das machst haben natürlich noch mal einen ganz besonderen Platz in deinen Erinnerung. Für Punkrocker war das natürlich genau die Zeit und wenn es dann ausgerechnet noch in den frühen Achtzigern war, war man auf einmal Teil einer neuen Subkultur, von der man gar nicht wusste, in welche Richtung sie sich entwickeln würde. Ein bisschen wie bei Leuten, die auch 40, 50 Jahre später immer noch diese spezielle Bindung zu ihren Schul- oder Universitäts-Freunden spüren. Nur, dass es in Punkrock natürlich kein Universität gab. Nur das harte Leben auf den Straßen haha.
AFL: Hilft diese gute Freundschaften auch beim kreativen Teil der Band? Ich meine, gut befreundet zu sein ist das eine. Auf der anderen Seite muss man natürlich auch kreativ abliefern…
Aber ja, wir alle kennen nämlich sehr gut unsere Stärken und Schwächen. Und wir wissen, wie man zusammenarbeitet. Ich meine, ich hab mit Michael Hampton schon in der dritten Klasse ein Lied zusammengeschrieben. Damals waren wir neun und haben Gitarre bei einer Übernachtungsparty gespielt. Außerdem haben wir keinen Druck. Bei Fake Names ist die Musik eher ein Nebenprodukt von der Gesamterfahrung. Es geht nicht darum, absichtlich Musik zu erschaffen, sondern einfach zu gucken was rauskommt, wenn diese fünf Freunde zusammen ins Studio gehen.
AFL: Aber wie läuft das Songwriting konkret ab?
Michael und ich schreiben alle Instrumentals zusammen und wenn sie fertig sind, geben wir Sie an Dennis. Er macht dann das, was er damit machen will. Da mache ich ihm gar keine Vorschriften. Was eher total spannend ist, ist dass er erstens jünger ist als wir und zweitens natürlich Schwede ist. Aber vor allem kennt er unsere Bands von früher viel besser als wir selbst. Er weiß da viel mehr drüber, weil so ein großer Fan ist haha. Dennis ist einfach ein toller Typ und passt perfekt in die Band. Michael und ich geben ihm einen total poppiges Instrumental, und auf einmal schreibt er einen Text über den Mord an Geflüchteten in Litauen 1941. Ich glaube, dass genau dieser Mix dafür sorgt, dass die Musik funktioniert.
„…es ist doch toll, dass auch die Leute, die aus meiner Sicht furchtbare Musik hören, auf die Straße gehen und sich gegen politische Missstände äußern.“
AFL: Es macht die Musik auch ziemlich einzigartig…
Absolut, auf unfreiwillige Art und Weise. Ich meine, wir haben nichts davon geplant. Es ist einfach so passiert.
AFL: Das klingt genauso wie in der Schule. „Ich kenne einen der Gitarre spielt.“ „Ich kenne einen der Bass spielt.“ „Lass uns zusammen eine Band machen.“
Genau so wurde ich Teil von Minor Thread. Ich war neu auf der Schule und kannte weder Ian noch Jeff. Dann sagte der Gitarrist aber: „Ey, ich kenne den Neuen und der kann Gitarre spielen. Lass ihn uns dazu holen.“ Im Nachhinein ist es Wahnsinn, wie jung ich war aber vielleicht ist das auch der Grund, warum es mit Fake Namen so funktioniert und warum Michael und ich so lange befreundet sind. Wir haben damals einfach nur abgehangen, ohne zu planen, dass daraus was längeres wird.
AFL: Authentizität scheint am Ende also zu gewinnen…
Absolut. Und Fake Names hat eine Authentizität, die man sich erst mal erarbeiten muss. Unsere Musik ist ein Produkt von allem, was wir über die Jahre gelernt haben.
AFL: Ich finde vor allem das Unerwartete bei Fake Name so spannend. Als ich zum ersten Mal die Instrumentals gehört habe, hätte ich niemals gedacht, dass es dazu so krasse politische Texte gibt. In einem Interview hast du gesagt, dass ihr Popmusik macht und Dennis ein radikaler, kommunistischer Sänger ist. Gibt es in der Band ab und zu Diskussionen über diese politischen Texte oder habt ihr verschiedene Standpunkte? Am Ende müssen ja alle die Message der Band nach außen vertreten…
Das einzige, wo wir uns manchmal melden, ist bei genauen Übersetzungen. Dennis spricht perfekt Englisch. Das ein oder andere Wort müssen wir aber manchmal anpassen, weil es sich dann doch anders übersetzt, wenn man Muttersprachler ist. Was den Inhalt angeht, diskutieren wir aber gar nichts. Es ist cool, dass Dennis ein radikaler Kommunist es und ich bin auch irgendwo radikal auf meine eigene Art und Weise, soweit das für Amerikaner möglich ist haha. Ich unterstütze alles, worüber er singt. Er weiß auch einfach viel mehr als ich, denn ich bin zwar ein politischer Mensch, er ist aber ein Aktivist. Das respektiere ich zutiefst und wir sind gerne ein Sprachrohr für seine wichtigen Messages.
AFL: Für die meisten waren Politik und Punk immer untrennbar miteinander verbunden…
Total, weil Punk immer irgendwie Folk Music war – und Folk war immer politisch. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach klingt, aber auch ein Ramones Song konnte super politisch sein. The KKK Took My Baby Away, zum Beispiel… Es ist Protest-Musik.
„Manche beschweren sich darüber, dass Punk nicht mehr so ist wie früher. Es ist aber noch so wie früher. Du bist einfach nur zu alt, wenn du das so siehst.“
AFL: Mittlerweile setzen sich viele junge Leute für politische Themen ein. Die wenigsten davon sind Punkrocker. Also nicht so wie vor 30 oder 40 Jahren. Wie cool wäre es, wenn die alle Punk hören würden haha?
Oh, das wäre fantastisch. Aber sind wir ehrlich, es ist doch toll, dass auch die Leute, die aus meiner Sicht furchtbare Musik hören, auf die Straße gehen und sich gegen politische Missstände äußern.
AFL: Würdest du denn sagen, dass die Punkrock Szene in den USA immer noch genauso lebendig ist wie damals?
Absolut! Auch ich gehe immer noch zu kleinen Shows in irgendwelchen Kellern. Bei mir in New Jersey gibt es eine unglaubliche Underground Szene, die immer noch genauso krass ist wie damals in DC, als ich jung war. Diese Kids sind angepisst und es ist ihnen scheißegal, wer Bad Religion oder Minor Thread ist. Aber die Grundhaltung ist immer noch die selbe. Ich finde es total spannend, diese jungen Bands zu sehen. Und als ob ich noch nicht in genug Bands spielen würde, habe ich ja noch eine andere Band namens Beach Rats, mit der wir genau in diesen Locations auftreten. Es fühlt sich immer noch genauso an wie in DC damals, als wir uns Government Issue in irgendeinem Kirchenkeller angeguckt haben. Außerdem gibt es heutzutage viel mehr Frauen in der lokalen Szene, was total cool ist. Manche beschweren sich darüber, dass Punk nicht mehr so ist wie früher. Es ist aber noch so wie früher. Du bist einfach nur zu alt, wenn du das so siehst.
AFL: Vermutlich geht es weniger um Alter als vielmehr um Einstellung, oder?
Ja! Als wir damals angefangen haben, gab es auch keine Roadmap. Punk und Hardcore haben sich in den USA ja ganz neu entwickelt und niemand wusste, wohin es gehen wird. Keiner von uns hatte sich gefragt, wie es ist, 58 Jahre alt zu sein. Aber hier sind wir jetzt und ich fühle mich immer noch genauso wie mit 15 – vielleicht weiß ich ein bisschen mehr über das Leben, aber auch nur ein bisschen haha. Ich werde diese Art von Musik auf jeden Fall so lange spielen, bis ich dazu nicht mehr in der Lage bin. Damit könnte ich nicht glücklicher sein.
AFL: So etwas hören die Fans natürlich gerne.
Ich habe ja auch totales Glück. Es macht ja nicht nur mir Spaß, sondern anscheinend mache ich damit auch noch andere Leute glücklich. Und sind wir ehrlich, andere Leute glücklich zu machen ist total cool.
AFL: Vermutlich weißt du mittlerweile aber nicht nur ein bisschen mehr über das Leben, sondern auch über Musik. Als ich mir euer Album angehört habe, ist mir natürlich der Einfluss von euren anderen Bands aufgefallen. Zum Beispiel erinnert mich der Hintergrund-Chor im Titel-Song sehr an Bad Religion. Jetzt bist du seit 29 Jahren der Bad Religion-Hintergrund-Chor. Hast du das mit Absicht eingebaut?
Tatsächlich denken wir über sowas gar nicht nach. In dem Fall kam die Idee sogar von Michael, der dort gerne diese Chöre haben wollte. Es ist uns dann erst im Nachhinein aufgefallen, nachdem andere Leute das gesagt haben, dass es nach Bad Religion klingt. Aber natürlich kenne ich diese Chöre sehr gut, weil Brett und Greg von Bad Religion sie perfektioniert haben. Manchmal ist es aber auch so, das wir uns gegenseitig dazu bewegen, unsere Einflüsse reinzubringen. An einer Stelle auf dem Album klang es für mich sehr nach Embraced, der alten Band von Michael. Ich habe ihm also gesagt, dass er unbedingt diesen Embraced-Spirit aufrecht erhalten soll. Er war sich gar nicht bewusst darüber, dass dieser Song so klingt wie von einer alten Band von ihm. Sowas ist nie beabsichtigt, aber vielleicht liegt es daran, dass wir mittlerweile die Musiker sind, die wir sind.
AFL: Du benutzt selber sehr oft das Wort „Pop“, um die Musik von Fake Names zu beschreiben. Wie definierst du Pop? Offensichtlich macht ihr ja keine Musik wie Rihanna…
Für mich ist Pop mehr so etwas wie Power Pop. Es geht um den Jam – so wie die Vibrators oder Die Toten Hosen. Es geht nicht um modernen Pop, auch nicht Pop Punk so wie blink-182 und erst recht nicht um Charts Pop, was ja alle mögliche Art von Musik sein kann. Tatsächlich fehlt mir bis heute allerdings eine richtige Definition für meine Auffassung von Pop. Ich benutze das Wort eher um neuen Leuten, die nicht wissen, wer ich bin, meine Musik näher zu bringen und von vorne rein klarzumachen, dass es nicht klingt wie zum Beispiel Discharge. Es ist mehr eine Art Guideline, um Leuten klarzumachen, dass es sich hier um Musik dreht, die sie wahrscheinlich nicht hassen. Vielleicht fällt mir irgendwann ja ein besseres Synonym ein. Es ist ähnlich wie mit dem Wort „Supergroup“. Du weißt nicht, wie glücklich ich wäre, wenn ich dieses Wort nie wieder hören müsste. Auf der anderen Seite gibt es keinen anderen Begriff, den wir aktuell nutzen können, um unsere Band zu beschreiben.
„Es ist ähnlich wie mit dem Wort „Supergroup“. Du weißt nicht, wie glücklich ich wäre, wenn ich dieses Wort nie wieder hören müsste.“
AFL: Natürlich spielt ihr alle in bekannten Punkrock Bands. Aber das ist ja nicht der Grund, warum ihr eine neue Band eröffnet habt. Unter Supergroup stelle ich mir aktuell vor allem Bands wie Hollywood Vampires vor, wo Johnny Depp, Alice Cooper und dieser Aerosmith-Typ zusammen Musik machen.
Das ist richtig und ich bin froh, dass die Leute das erkennen können. Es geht nicht darum, irgendwas Großes zu erschaffen. Und genau deswegen bin ich Brett von Epitaph auch so dankbar, dass er unsere Musik raus bringt und uns unterstützt. Klar, ich bin ein Epitaph-Typ, Dennis ist ein Epitaph-Typ, Johnny ist ein Epitaph-Typ. Aber am Ende unterstützt Epitaph einfach Künstler dabei, ihre Kunst zu veröffentlichen – ohne die Absicht, es gigantisch groß zu machen. Hätten wir diesen Vorteil mit Epitaph nicht, wären wir wahrscheinlich auch nur irgendeine andere kleine lokale Band, die ihre Musik bei Bandcamp raus bringt. Trotzdem würden wir genau das gleiche machen, was wir jetzt machen. Aber natürlich ist mir bewusst, wie viel Glück wir haben.
Und wie cool ist es, dass Marcell von Away From Life uns darüber interviewen will?
AFL: Ach komm hör auf haha…
Du und all die anderen Marcells haha.
AFL: Im Gegenzug müsst ihr mit Fake Names dann aber auch mal nach Europa kommen.
Das wird passieren, ziemlich sicher sogar. Wir haben endlich ein Booking Agent und es geht nur noch darum, den richtigen Termin zwischen all unseren anderen Verpflichtungen zu finden. Es gibt aber auch einen Vorteil. Eine Bad Religion Tour müssen wir 18 Monate im Voraus planen. Eine kleine Band wie Fake Names kann im Zweifel in sechs Monaten auf Tour gehen. Wir spielen ja, wenn überhaupt, nur in Läden die maximal 200 Leute besuchen können. Dafür brauchst du nur ein Flugticket, einen Van vor Ort und ein paar Clubs, in den du auftreten kannst. Vielleicht schaffen wir es ja sogar noch dieses Jahr. Es ist ja auch immer ein Riesenprivileg in Europa und in Deutschland aufzutreten. Wir waren alle schon so oft da, dass es wirklich zu einem zweiten Zuhause für uns geworden ist und wir jedes Mal ganz viele Freunde dort treffen.
AFL: Jetzt gerade liegt dein Fokus natürlich auf Fake Names. Aber so wie ich dich kenne, planst du wahrscheinlich schon die nächsten Projekte. Was steht nach der Tour mit Fake Names für dich an? Mit Bad Religion, mit Beach Rats, mit wem auch immer?
Das stimmt! Mit Bad Religion konzentrieren wir uns dieses Jahr sehr viel auf die Länder außerhalb von Europa. Letztes Jahr hatten wir ja eine tolle Tournee, die wir am Ende leider wegen unserer kleinen Familientragödie etwas kürzen mussten. Wir kommen aber auf jeden Fall zurück. Dieses Jahr stehen trotzdem erst mal Länder wie Kanada oder Südamerika an. Ansonsten will ich dieses Jahr aber so viel wie möglich live spielen. Aufs Songwriting werde ich mich dann nächstes Jahr wieder konzentrieren. Gerade Punk sollte als Musik immer live geteilt werden. Punk ist keine Hintergrundmusik, es geht um diese face to face-Energie, die beim Punk einfach nötig ist. Zum Glück liebe ich genau das mehr als alles andere auf der Welt.
AFL: Du hast in deiner Laufbahn in so vielen Bands gespielt und so viele Songs geschrieben. Welcher dieser Songs, an denen du direkt beteiligt warst, bedeutet dir bis heute am meisten, falls du das sagen kannst?
Ich würde auf jeden Fall The Streets of America von Bad Religion sagen. Da bin ich wirklich sehr stolz, ein Teil des Songwriting gewesen zu sein. Think Again müsste ich da auf jeden Fall auch nennen, weil es einer meiner absoluten Lieblingssongs von Minor Thread ist. Für Dag Nasty habe ich mit Abstand am meisten Songs geschrieben, weshalb ich hier All Ages Show nennen würde. Bei Dag Nasty wusste ich auch noch gar nicht, wie man richtig Songs schreibt. Ich habe einfach irgendwelche Sachen gemacht, die ich mit meinem heutigen Wissen nicht mehr machen würde. Bei Fake Names kann ich kaum anfangen haha. Ich liebe Targets vom neuen Album, weil Michael kurz vor Albumabgabe hier meine Ideen ganz intuitiv verbessert hat und den Song zu dem gemacht hat, was er jetzt ist.
AFL: Brian, danke für deine Zeit! Gibt es noch irgendetwas, was du gerne loswerden willst?
Musik wird am besten live serviert und ich möchte alle, die das lesen, ermutigen, zu so vielen Konzerten von so vielen Bands wie möglich zu gehen. Sollte das eine von meinen Bands sein, ist das natürlich umso besser haha. Es gibt nichts besseres, als in einem Raum zu sein, in dem andere Musik für einen spielen.