Christmas Tourtagebuch 2024: In England wird es laut!
Letzte Woche war ich mit meiner Band, Christmas, in England auf Tour. Vor zehn Jahren sind wir zum ersten Mal auf der Insel getourt. 2021 waren wir die vielleicht erste Punkband die nach dem Brexit und Corona nach UK zum touren gereist ist. Anlass genug um für drei Shows zurück dort hin zu fahren. Vicious Vicky, unsere Drummerin, hat sich die Zeit genommen zu den Shows ein kleines Tourtagebuch zu schreiben. Zusätzlich haben wir noch kurze Videos geschnitten. Diese verlinke ich euch auch entsprechend!
Tag 1 – Newport – The Cap
Um 3:00 Uhr morgens sollte es losgehen mit unserer Fahrt in Richtung Newport, doch hier erwartet uns bereits die erste böse Überraschung: Während wir auf die Ankunft unseres Bassisten, Dave Destruction, warten schlummert dieser noch friedlich in seinem Bett und muss erst wachgeklingelt werden. Dieser Vorfall führt dazu, dass wir zu spät am Hafen ankommen und unsere Fähre verpassen.
Ein holpriger Start für unsere Tour, doch bekanntlich ist ja aller Anfang schwer.
Nach der ermüdenden, 15-stündigen Anfahrt schaffen wir es glücklicherweise trotzdem noch rechtzeitig zur Venue. Daraufhin folgt eine stärkende Mahlzeit in der benachbarten Imbissbude. Nun geht es auch schon los. Im kleinen Club namens The Cap steht ein Schlagzeug, welches von einem kompletten Fellwechsel durchaus profitiert hätte. Der Stimmung an diesem Abend tut dieser Umstand allerdings keinen Abbruch. So auch nicht die häufigen Technikausfälle, die unserem Auftritt einen gewissen chaotischen Charme verleihen. Dem Publikum scheint es zu gefallen denn dieses ist, trotz betagtem Alter, mit vollem Elan dabei.
Alles in Allem ein gelungener Abend, an dem meine Bandkollegen einigen bekannten Gesichtern wieder begegnen durften.
Tag 2 – Brighton – The Pipeline
Um 10:00 Uhr muss zunächst der Transporter beladen werden, bevor wir uns ein zünftiges, Full English Breakfast genehmigen dürfen. Während wir unseren Tagesbedarf an Kalorien mit einer einzigen Mahlzeit decken, genießen bereits die Locals ihre ersten Biere. Auf dieser Insel legt man wohl großen Wert auf einen gesunden Start in den Tag.
Gesättigt besuchen wir einen örtlichen Plattenladen namens Kriminal Records. Dort durchstöbern wir das vielfältige Punk-, Rock- und Metalsortiment. Hier werden wir fündig und kaufen ein paar interessante Tonträger. Natürlich verkaufen wir auch einige unserer Platten an den sympathischen Ladenbesitzer, der jedem von uns sogar noch ein T-Shirt schenkt.
Wir verabschieden uns nun von Newport und setzten unsere Reise fort. Nach einer 3-stündigen Fahrt erreichen wir das nächste Ziel: Brighton. Der Veranstalter des heutigen Konzerts, „Spike“, gewährt uns Unterkunft in seiner Wohnung. Dort laden wir zunächst unsere Taschen aus, bevor wir uns auf den Weg zum Pier begeben. Dort angekommen sind wir froh, dem kalten Wind zu entkommen und ein bisschen Kleingeld loswerden zu können, denn hier finden sich allerhand Spielautomaten, die zum Geldverbrennen einladen. Eifrig werfen wir unsere Münzen in die Maschinen ein doch trotz unserer Mühen bleibt der große Gewinn aus. Diese Niederlage soll uns allerdings nicht entmutigen, schließlich wartet das Highlight des Abends noch auf uns.
So machen wir uns also auf zur Bar namens The Pipeline, wo wir heute auftreten werden. Das Schlagzeug ist sehr abenteuerlich ausgestattet. So wirken die Beckenständer nicht sehr vertrauenswürdig, was später noch entsprechende Auswirkungen haben sollte. Doch erst mal sind 3 weitere, lokale Bands an der Reihe. Diese heizen dem Publikum schon ordentlich ein bevor wir schließlich an der Reihe sind.
Nun zeigt sich, dass ich doch besser meine eigenen Beckenständer verwendet hätte, denn meine Trash Crash fliegt mehrfach während unseres sets davon, was für ordentlich Chaos sorgt. Doch unser Frontmann, Max Motherfucker, setzt sich heldenhaft ein und montiert mein Becken immer wieder an seinen rechten Platz. Was wäre Punk, wenn nicht auch mal was kaputt gehen würde? Das Publikum gibt ordentlich Gas und wir natürlich auch. Erneut also ein äußerst gelungener Abend!
Tag 3 – Eastbourne – The Eagle
Um 10:00 Uhr verlassen wir Spikes Wohnung, um Brighton ein wenig zu erkunden.
In der Universitätsstadt gibt es viele verschiedene Läden mit allerlei Kuriositäten: Kleidung, Schmuck, Antiquitäten, Musikinstrumente und Tonträger sind nur eine kleine Auswahl davon.
Wir genießen das bunte Treiben in den Gassen, bevor es zum letzten Ziel unserer Tour geht: Eastbourne.
Dort angekommen begeben wir uns als erstes zum Pier. Auch hier gibt es eine große Vielfalt an Spielautomaten, an denen wir uns die Zeit vertreiben. Was in Brighton nur harmloser Spaß war sollte sich für unseren Gitarristen, Noah Ratte, in Eastbourne zu einer wahren Leidenschaft entwickeln. Wie ein Maschinengewehr feuert er die Münzen in den Automaten und erntet dafür eine lange Kette an Tickets. Doch der Erfolg hinterlässt seine Spuren: hektisch springt er umher und bewirft unseren Frontmann mit Geld, auf dass er ihn bloß in Ruhe lassen soll. Wir sind nun alle sehr besorgt um unseren Gitarristen und müssen intervenieren. Wir werden so bald wie möglich einen Suchtberater einschalten, um Noah dabei zu helfen, sich aus den Klauen des verführerischen Glücksspiels zu befreien.
Nach dem wir es also endlich geschafft haben, Noah vom Spielautomaten zu reißen ist es nun an der Zeit, sich zur heutigen venue zu begeben. In der gemütlichen Kneipe namens The Eagle werden uns zunächst leckere, vegetarische Chickenburger serviert bevor wir unser Equipment aufbauen. Da ich heute mein eigenes Schlagzeug spielen werde gibt es auch nichts, über das ich mich diesmal beschweren darf.
Um 20:00 Uhr geht es auch schon los mit dem letzten Konzert der Tour. Die beiden Bands, die vor uns an der Reihe sind sorgen für gute Stimmung bevor wir schließlich ein letztes Mal auftreten dürfen. Diese Show hat es in sich! Das Publikum ist großartig und zeichnet sich besonders durch seinen hohen Frauenanteil in der ersten Reihe aus. Unser Erfolg wird uns, auch nach unserem Auftritt, bestätigt. Von den Konzertbesuchern wird uns mehrfach gesagt, es sei eine der besten Shows gewesen, die jemals in dieser Venue stattgefunden hätten.
Mein persönlicher Erfolg als Schlagzeugerin wird auch dadurch bestätigt, dass ich gleich zwei Bier spendiert bekomme. (Daran könnte ich mich gewöhnen.)
Mit aufgeblasenem Ego und leicht beeinträchtigtem Gleichgewichtssinn geht es nun auf zur Unterkunft für die Nacht. Heute gewährt uns der Veranstalter Unterschlupf in seinem Domizil und schenkt uns für den gelungenen Auftritt noch einiges an merchandise seiner eigenen Band.
Zufrieden legen wir uns nun zur Ruh und schöpfen Kraft für die morgige Heimfahrt.
Tag 4 (Nachwort)
Um 7:00 Uhr begeben wir uns auf die Heimreise. Auf der Fähre haben wir ein letztes Mal die Gelegenheit, uns von England zu verabschieden bevor wir die Insel verlassen.
Auf der Heimfahrt nutzen wir die Gelegenheit, um über die letzten Tage zu reflektieren. Auch wenn die Tour recht kurz war, bot sie trotzdem alles, was man sich von einer Tour wünschen kann. Obwohl sich die Parksituation oftmals als äußerst schwierig gestaltete, hatten wir eine Menge Spaß und konnten die Atmosphäre in vollen Zügen genießen. Ein besonderer Dank gebührt der Freundin unseres Frontmanns, Annika, die sich stets fleißig um die Beschaffung und Verarbeitung von Bild- und Videomaterial auf unserer Tour gekümmert hat.
Das aufgeschlossene Publikum, die charmant rustikalen Gassen der Städtchen und die vielen Knöllchen, die wir als Souvenirs mit nach Hause nehmen dürfen, waren ständige Begleiter unseres Abenteuers.
Auch ich, persönlich nehme viele schöne Erinnerungen mit und freue mich bereits wahnsinnig auf die nächste Tour.
Eins steht fest: nach England kommen wir wieder!