Oh Gott, dieser Bandname. Wann bin ich da rausgewachsen, sowas witzig zu finden? Kreativ ist er ja immerhin, leider setzt bei mir aber immer der Reflex ein, Platten mit solch Deutsch-punkigen Wortspielchen nicht in die Finger zu nehmen. Viel zu oft war das dann einfach nix… Bei Crème Brüllé hab ich es dann doch mal wieder getan. Die Band aus dem sächsischen Plauen hat mit Zeitgeist Ende September diesen Jahres ihr drittes Studioalbum nach 2016 und 2019 über Passion Means Struggle, Riot Bike Records, Lion Crew Records und Elbtal Records veröffentlicht.

Es erreicht mich eine schick aufgemachte Platte mit einem dystopischen Cover, welches schon erahnen lässt, wohin die Reise inhaltlich geht. Die Platte selbst kommt in grau, mit Texten, Downloadcode und einem „Vorher-Nachher“-Design des Inlays, in welchem das Cover aufgegriffen und der Zerstörung die heile Welt gegenüber gestellt wird. Das Ganze ist zwar vorhersehbar und lässt nicht sonderlich viel Raum für Interpretation, bei der Art Musik braucht es für mich aber auch die klaren Messages. Also schonmal ein Plus für die Aufmachung der Platte!

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So, von welcher Art Musik rede ich? Crème Brüllé spielen politischen (Deutsch)Punk mit Hardcore-Kante (und somit mehr musikalischer Ausgefeiltheit). Und das gekonnt! Die Songs sind sehr gut aufgenommen, die Produktion ist nicht übermäßig aufgebläht und klingt andererseits nicht nach Garage – der perfekte Mittelweg. Das Schlagzeug knallt richtig und treibt den ganzen Laden an (der Snare-Sound ist dabei total stark!), die Gitarre verkünstelt sich nicht, setzt jedoch immer wieder schöne Akzente durch den Einbau einer Melodie, welche die sehr strukturierten Songs etwas aufbrechen und diverser werden lassen. Der Bass hat einen starken Sound, der immer wieder durchblitzt, ohne aufdringlich zu sein. Das Markanteste auf Zeitgeist ist jedoch die Stimme des Sängers, die mich irgendwie an den Missstand-Sänger erinnert und durch das Rotzige total geil ist.

Die Songs kommen ohne Mosh-Parts oder andere Hardcore-Markenzeichen (bis auf Kein Friede, ein Hardcore-Brett!) aus und werden hauptsächlich im Uptempo-Bereich gespielt. Hin und wieder gibt es ein langsameres Intro oder zwischendrin mal eine Stelle, in der das Tempo etwas runtergefahren wird. Crème Brüllé haben hier ein gutes Händchen bewiesen, da der Spagat zwischen Langeweile vermeiden, die Wucht beibehalten und spielerische Akzente setzen sehr gut gelingt.

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Inhaltlich geht es – wie es das Cover vermuten lässt – um die Zerstörung unserer Welt. Beispiel?

Meere vergiftet, den boden beraubt
wälder gerodet, betoniert und bebaut
tiere gefangen – als attraktion
nichts als humane perversion

Weiter wird ausgeteilt gegen Uniformierte, die Festung Europa, kriegerisches Treiben oder den erstarkenden rechten Mob. Alles wichtige und richtige Themen, gerade in diesen düsteren politischen Zeiten. Crème Brüllé schaffen es zudem, die Inhalte in hymnenartige Songs zu verpacken (z.B. We Break The Silence), ohne dass es platt wirkt.

Fazit: Ich bin sehr angetan von der Scheibe und muss mich bzgl. des Bandnamens eines Besseren belehren lassen: Klar kam da wie vermutet ein gutes Stück Deutschpunk bei rum, aber das ist lange nicht alles. Spielerisch gibt es auf Zeitgeist viel mehr als stumpfen Ufta Ufta Punkrock, nämlich klug arrangierte Songs, die sich hauptsächlich durch das Gitarrenspiel und die Stimme des Sängers von vergleichbaren Bands abheben. Inhaltlich holt mich die Platte gut ab und generell ist es die Energie und Wut, mit der alles vorgetragen wird, die mich mitnimmt. Fans von Missstand, Schwach oder auch The Unseen werden hier große Freude haben!

 

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– Playlist: Happy Release Day

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