Nun denn, wie immer gibt es auch dieses Jahr einen kleinen Nachbericht zum Punk Rock Holiday. Und was soll ich groß sagen, es war natürlich wieder sehr geil. Ich fahre jetzt schon einige Jahre da hin und habe auch viele Freundschaften geschlossen. Und es werden von Jahr zu Jahr mehr, denn das Umfeld, in dem man sich dort bewegt ist so unglaublich entspannt. Man hat immer das Gefühl, egal welche Probleme zuhause warten, welcher Scheiß sich gerade in der Welt zuträgt. Für eine Woche ist man in irgendeiner Parallelwelt, in der sich alle lieb haben und es keinen Unterschied macht, ob man Geld hat, welcher sexuellen Orientierung man zugehörig ist oder welche Hautfarbe sich unter den Bandshirts und Tattoos befindet. Alle sind gleich, alle sind schön und alle helfen sich und lieben sich. Und dann ist da ja noch diese Musik. Die Musik, die alle nochmal zusätzlich verbindet. Und das vier ganze Tage lang in einer Qualität… zum Zunge schnalzen. Die Warm-Up-Show läuft ja extra, deswegen spreche ich hier von vier Tagen.
Am Dienstag startet das Ganze ja bekanntlich ebenso, wie an den anderen Tagen gegen Mittag auf der Beach Stage, welche sich direkt am Ufer der Tolmika befindet, welche ein paar Meter weiter in die Soča mündet. Dort eröffneten Flick Knives, Fucking Angry und Fair Do´s in einem Triple-F-Reigen das Festival offiziell. Charlie Bit My Finger, Bloodstrings und Spider folgten und ließen den Strand wieder einmal erbenben, bevor Slaughterhouse das Programm der Beachstage abschließen durften. Und wieder einmal zeigte sich, dass die Bühne am Strand einfach das perfekte Umfeld ist, neue Bands zu entdecken, denn Jahr für Jahr tummelt sich hier dermaßen geniales Zeug.
Dann gings rauf auf die Mainstage, welche die Folkpunkband The Cloverhearts eröffnen durften. Gefolgt von Ska-Punk, den man auf europäischen Bühnen nicht wirklich häufig zu sehen und hören bekommt, denn Mustard Plug waren gefühlt seit 15 Jahren nicht mehr über den Ozean gekommen. Dann zwei meiner Favoriten direkt hintereinander: Zebrahead und Comeback Kid. Erstere machen einfach sehr viel Spaß auf der Bühne, wissen genau, wie man die Leute anheizt und das zeigten sie auch dieselmal wieder. Und danach der Abriss deluxe, denn mehr Energie kann nicht so einfach von der Bühne kommen, als es bei Comeback Kid der Fall ist. Zum Abschluss ein gepflegtes Wake the dead, aber ich denke, wenn bei der Show die Toten nicht schon erwacht waren, dann kann das auch sonst niemand. Flogging Molly haben dann den Tag beendet, aber da hab ich lieber Sandwiches gegessen, denn die hab ich jetzt wirklich oft genug gesehen und naja, ich bin halt eher nicht der Folkpunker.
Der Mittwoch kam und ja, das war mein Tag. Also vom Lineup her, denn was für ein Brett nach dem anderen. Erstmal wieder zur Beach Stage und mal schauen, was da so für Knaller zu entdecken waren. Jet8, Dumb Bats und Smacked machten diesmal den Auftakt und Deaf Devils folgten. Danach die metallischen Skatepunker*innen von Drunktank. Holy was für ein Knaller. March hab ich dann leider nur ganz beiläufig mitbekommen, aber das was ich gehört habe war ebenfalls sehr gut. Seized Up beendeten dann die „kleine“ Bühne für diesen Tag. Wer die nicht kennt, das ist ein Nebenprojekt von Good Riddance-Basser Chuck Platt.
Aber jetzt schnell rauf zur Main Stage, einen Kebap in den Rachen geschoben und los ging die wilde Fahrt über Kanada und Deutschland nach Kalifornien. Belvedere aus Kanada eröffnete mit ihrem unfassbar geilen Skatepunk den Abend der Hauptbühne. Für mich eine der besten Bands des Genres. Danach dann eine spannende Sache, denn mit Feine Sahne Fischfilet war eine deutschsprachige Band auf der Main Stage. Das gab es vorher noch nie. Und auch, wenn ich die sonst nicht so wirklich höre, das war ein Wahnsinn, was da los war. Aber auch etwas Kritik muss an dieser Stelle erlaubt sein. Die Rauchfackeln und Bengalos sehen ja wirklich toll aus und ich selber bin großer Fan von Pyro aber wenn vom Veranstalter gebeten wird, das im Wald und der Natur nicht zu tun, dann könnte man doch auch drauf verzichten. Aber ich will jetzt nicht heiliger sein als der Papst und daher: krasser Auftritt, wirklich. Aber jetzt ein kalifornisches Triple, das sich gewaschen hat. Strung Out als erstes. Und als schwächstes Glied der Kette. Irgendwie ist es seit Jahren eine der Bands, die einerseits brutale Megakracher schreiben, aber auch so dermaßen belanglose Songs, die eher zum Gähnen anregen. Mag sein, dass das einige anders sehen, aber ich war froh, als es vorbei war und endlich Terror die Bühne entern konnten: Und Terror sind wie Pizza – geht einfach immer. Less Than Jake durften wie vor ein paar Jahren dann als Headliner fungieren, aber ich muss zugeben, bei aller Liebe zu ihnen war es diesmal irgendwie ein bissl lame. Whatever. Geiler Tag und jetzt ins Bett.
Donnerstag und noch immer keine Unwetter? Was ist eigentlich dieses Jahr los? Aber ich denke, dass niemand was dagegen hat, wenn es mal nicht sämtliche Pavillons und Zelte zerlegt. Von der Beach Stage hab ich heute mal nix mitbekommen, denn es gibt halt auch andere Dinge, die mal mal machen kann. Zum Beispiel chillen, Bier trinken und einfach die unfassbar schöne Landschaft genießen. Somit hier nur die Auflistung, wer an der Beachstage performt hat: Picke Vriste, Stanis, Codename Colin, Mean Girls, Chasing for Glory, The Drowns und The Meffs. Auf der Hauptbühne hab ich es dann tatsächlich auch noch geschafft, Venerea zu verpassen, aber ich muss sagen, die habe ich mittlerweile schon so oft gesehen, dass es zu verschmerzen war. Danach dann Death by Stereo und ich hätte mir gewünscht, dass die mit Venerea vertauscht gewesen wären. Für mich der schlechteste Auftritt des Festivals (just my opinion). Ich mag einfach dieses Gemackere und so nicht und beim Satz: „We are here and we are unity, everyone else does not count“ (sinngemäß wiedergegeben) hat´s mir dann gereicht und ich bin gegangen. Glücklicherweise folgten darauf dann drei Leckerbissen in Serie und somit war der Bums von davor wieder vergessen. Fast. Denn als Nuno, seines Zeichens Sänger von A Wilhelm Scream dann schwärmte, wie toll es sei, dass die Leute so friedlich sind und auch am Donnerstag noch so stimmungsvoll feiern, sagte ich zu meinem Kumpel: So macht man eine Ansage und nicht wie der Death by Stereo Heini vorher. Auf jeden Fall war die Show von A Wilhelm Scream sensationell gut. Danach eine der Säulen des schwedischen Skatecores schlechthin: No Fun At All. Und wie immer waren die Herrschaften in absoluter Spiellaune und haben wirklich geliefert. Mit sämtlichen Hits und allem PiPaPo. Finaler Teilnehmer des Donnerstags dann H2O. Soweit ich das mitbekommen habe sind die relativ knapp erst angekommen. Auf Grund eines Autoproblems oder so. Schönerweise hat das aber dem Auftritt der melodischen Hardcore Band aus New York nicht abgetan. Und natürlich durfte auch eine vollgepackte Bühne bei What happened? nicht fehlen. Jetzt kam aber auch das Bewusstwerden immer mehr auf, dass es ja schon in den letzten Tag geht.
Ja der Freitag, letzter Tag, letzte Energien freisetzen und ab ins Getümmel. Mit Pubic Enemy, Andy B and the World, Half Price, Strum 101, Kill The President, Lim Smrad in Zila und Idestroy war die Beach Stage auch dieses Mal wieder sehr bunt gemischt und hatte Ska-Punk (Half Price) sehr starken Skatepunk (Kill The President) zu bieten. Das war wirklich nochmal ein genialer Abschluss am Strand, bei bestem Wetter und bestem Melonball versteht sich. Nun blieb ja nur noch abzuwarten, was die Bands auf der Mainstage so treiben werden, denn hier wartete ein Potpourri aus Spanien, Israel, UK und den USA auf uns.
Den Anfang machten die Spanier von Blowfuse, die sich mit ihrer Mischung aus Melodic-Punk, Skatepunk und etwas Crossover durchaus auf der Main Stage zu beweisen wusste. Und ein „Salto-to-Crowdsurf“ des Sängers zum Abschluss hat dann schon auch gewaltig Eindruck geschunden. Danach dann Not on Tour aus Israel. Natürlich hat Sängerin Sima für Frieden geworben und kurz klargestellt, dass es in ihrer Heimat richtig scheiße zu geht, aber trotzdem war der Auftritt mega. Die durchschnittlich anderthalb Minuten dauernden Songs ballern in alle Richtungen und man kann die Band nur gut finden, denke ich.
Jetzt wurde es für mich spannend, denn die nächsten beiden Bands haben große Namen: The Exploited und UK Subs. Aber genauso groß wie die Namen war meine Enttäuschung bei The Exploited. Jetzt bin ich seit jeher schon nicht der riesen Fan aber das war echt lahm. Eine Stunde lang den gleichen Song zu hören, das ödet aber auch wirklich an. Es darf gerne andere Meinungen geben, aber das ist meine. Wenn man sich anschaut, was für unglaublich gute Bands auf den kleinen Bühnen versauern, mit einem Songwriting des Todes und einfach wahnsinns Qualität, dann frage ich mich halt: Brauchts diesen langweiligen Kack-Punk wirklich noch? Aber ist ja nicht meine Entscheidung. Auch UK Subs sind jetzt wahrlich nicht meine Welt aber hier muss ich schon sagen, dass zumindest etwas Abwechslung drin ist. Und natürlich ist es der Wahnsinn, wie fit Sänger Charlie Harper mit seinen 80 Lenzen da noch auf der Bühne steht. Dafür ein gewaltiges „Hut ab!“. Das Festival beschließen durften Alkaline Trio. Und glaubt mir, auch wenn die euch vielleicht etwas zu poppig erscheinen, es ist einfach eine gnadenlos gute Band. Unglaubliche Gesangsmelodien und zwischen diesen eine Melancholie, die selten zu finden ist. In meinen Augen ein ganz starker Auftritt.
Somit ist es ums PRH 2.4 geschehen und was bleibt am Ende? Etwas schmerzende Gebeine, eine gurgelnde Leber und so viel Endorphin, dass es hoffentlich ein Jahr anhält. Mein erster Gedanke am nächsten Tag war: Geil, nur noch 51 Wochen, dann geht’s wieder los. „See you next year, Tolmin!“