Vier Jahre nach Abandoned erscheint nun endlich Defeaters fünftes Studio Album. Hinter der Band liegt eine anstrengende Zeit, die durch gesundheitliche Probleme, Drogenmissbrauch und das Ausscheiden von Gründungsmitglied Jay Maas geprägt ist.
Selbstbetitelt lässt das neue Album vermuten, dass es diesmal nicht um die Geschichte der Familie aus New Jersey geht, sondern um Defeater selbst. Eine Story muss man deshalb trotzdem nicht vermissen. Die Songtexte sind eine Hommage an J.D. Salingers Glass-Familie und deren Charaktere, die Sänger Derek Archambault für sich selbst reflektiert.
Die insgesamt 11 Songs strotzen vor Energie und Verzweiflung und wirken gleichzeitig atmosphärischer denn je. Der Opener The Worst Of Fates rollt sich buchstäblich ins Album und macht deutlich, dass man hier keinen vollkommen neuen Sound erwarten darf – oder muss.
Und dennoch: Nachdem Gitarrist Jay Maas, der bislang auch als Produzent für die Defeater Alben verantwortlich war, die Band verlassen hatte, holten sich Defeater Produzent Will Yip (Quicksand, La Dispute, Title Fight) ins Boot. Und den klanglichen Unterschied hört man schon: Die Stimme von Archambault scheint mehr eins zu sein mit den Instrumenten und sticht nicht mehr so stark hervor. So entsteht ein Klangteppich, der dennoch nicht verschwommen wirkt.
Atheists In Foxholes sprintet ordentlich nach vorn, schreitet ins Midtempo zurück, verharrt kurz in einem Dialog-Geschrei und startet neu mit rollenden Drums weiter, um schließlich in sich zusammenzubrechen. Archambault klingt dabei kraftvoll wütend, wie sonst kaum. Ebenfalls punk-rotzig kommt Dealer / Debtor daher. Punkig beschreibt das selbstbetitelte Album auch ganz gut: Es klingt insgesamt rauer, etwas weniger ausgefeilt, dafür aber umso kraftvoller.
Top-Hit-Charakter besitzt Mothers’ Sons. Mit eindringlicher Melodie, die sich direkt ins Ohr bohrt, einer vertrackten Struktur, einem knackigen Bass, einem ordentlich nach vorn treibenden Schlagzeug und der sich selbst überschlagenden Stimme von Archambault bietet der Song alles, was man sich von Defeater wünscht.
Fast schon ungewohnt rockig wirken All roads und Stale smoke. In No Man Born Evil singt Derek Archambault tatsächlich einmal wieder und man fragt sich, warum er das nicht öfter tut.
Nach Abandoned ist Defeater sicherlich ein Meilenstein, der wieder etwas mehr an Kraft besitzt. Archambaults raue und gleichzeitig gebrochen wirkende Stimme steigert sich zusammen mit fast schon süßen Melodien und mal rollenden, mal getragenen Drums immer mehr in einem Noiseteppich, der monumental wirkt.
Man hat das Gefühl, als hätten Defeater sich weiter entwickelt und gleichzeitig zu ihren Ursprüngen zurück gefunden. Eine Wiederbelebung von Bekanntem und Bewährtem, ohne dabei langweilig zu wirken – das muss man erst einmal hinbekommen.
Fazit: Unbedingt anhören – nicht nur einmal! Vor allem, weil es mit jedem Mal wieder etwas Neues zu entdecken gibt.
Tracklist:
- The Worst Of Fates
- Atheists In Foxholes
- Dealer / Debtor
- Mothers‘ Sons
- Desperate
- All Roads
- Stale Smoke
- Dealer / Debtor
- No Guilt
- Hourglass
- No Man Born Evil