Mit seinem Fitnessprogramm „Pit-Fit: Mosh dich krass!“ ist Benjamin Langer (22) zurzeit in aller Munde und erregt in der HC-Community großes Aufsehen. Sein Konzept: Muskeltraining auf Hardcore Konzerten, ganz ohne Fitnessstudio! Ob das wirklich klappt und wie es genau funktionieren soll, erfahrt ihr hier bei uns! Wir haben uns mit Benjamin zu einem Probetraining bei einem Terror Konzert getroffen.
[Benjamin begrüßt uns bereits 10 Minuten vor dem Konzert in Gym-Shorts und freien Oberkörper. Seine muskulöse Physis wird von zahlreichen Tattoos verziert. Er winkt uns mit einem Handtuch zu.]
Hallo Benjamin! Wir sind schon total gespannt auf deine Pit-Fitness! Wir haben echt Bock uns krass zu moshen!
„Haha ja, das glaub ich euch. Aber eins nach dem anderen Jungs. Wir haben noch ein bisschen Zeit bevor es losgeht.“
Stimmt, also erzähl doch mal ein bisschen. Wie kamst du dazu, dein Trainingskonzept zu entwickeln? Und wie kommt es in der Community an?
„Eigentlich war es recht simpel. Früher war ich ein absolut halbes Hemd, ein veganer Schmalhans [er mustert uns] so wie ihr halt. Lange Zeit habe ich mich nicht auf Beatdown-Shows getraut und dachte ich könnte nie ein bulliger „Tough Guy“ sein, weil ich einfach nie die Zeit und das Geld hatte, um ständig ins Fitti zu rennen. Aber ich war eigentlich immer auf Shows. Da dachte ich mir als ich einmal nach einem Circle Pit komplett außer Puste war: Mensch, wieso verbinde ich nicht Fitness mit meinem Hobby? Die meisten, die mein Programm mitgemacht haben, sind übrigens voll zufrieden und bedanken sich bei mir, z.B. über Instagram und zeigen stolz ihre trainierten Pit-Bodies.“
Und das Programm ist individualisiert?
„Klar. Ihr bekommt euren ganz speziell auf euren Hardcore-Geschmack abgestimmten Traingsplan von mir. Zum Beispiel das „Stiernacken-Set“ für alle Metalheads. [lacht]
Aber es gibt auch Skeptiker, oder?
„Ja klar. Das sind aber meistens so Sternburg versiffte Kollegen, die ihren Arsch nicht hochkriegen, oder eben Fitnesscenter Gurus, die ernsthaft denken im Jahr 2017 müsse man noch Hanteln Pumpen wie Arni, um krass zu sein. Dabei hat man im Pit alles, was man für ein gutes Training braucht. So kann ich anstatt dreimal in der Woche ins Fitnesscenter zu rennen, dreimal meine lokale Szene supporten.“
Apropos Pit, lass uns doch anfangen!
„Woah okay, ruhig Blut. Während die erste Band spielen, werden wir uns jetzt hier draußen erstmal schön dehnen und lockermachen. Das ist super wichtig, damit wir uns nicht weh tun. Außerdem, wer schaut sich schon die Vorband an?“
Okay. Und wie geht es dann weiter?
„Bei der zweiten Band steigen wir dann direkt mit 2-Steps und Side to Sides ein, das stärkt die Beine und ist gutes Cardio-Training. Am besten so drei Wiederholungen jeweils pro Song, wenn die Band zwischendrin quatscht und meint euer Training unterbrechen zu müssen, macht einfach weiter! Gegen Ende des Sets geben wir dann nochmal richtig Gas und treiben den Puls mit Circle Pits und Spin Kicks in die Höhe.
In der Umbaupause werden wir nicht tatenlos sein. Wir machen etwas Powerwalking um den Merch Tisch und helfen den Bands beim Umbauen. Keine falsche Scheu! Bands lieben es, wenn ihr deren Instrumente und Amps nehmt und für sie rumtragt, auch ungefragt.“
Mit was kühlen wir uns denn ab während dem Training. Bier?
Fuck nein, Bro! Da kannst du dir ja gleich ne Benjamin Blümchen Torte in den Arm spritzen. Wir trinken nur Wasser. Für den Natriumchloridhaushalt gebe ich gern die Tränen von getretenen Emo Fans dazu, die ich ab und zu im Pit auflesen kann.“
Und was machen wir dann beim Headliner? Heute Abend spielt ja Terror.
„Beim letzten Set des Abends setzen wir auf Muskeltraining. Klartext: Wir Crowdsurfen und Stagediven was das Zeug hält! Das geht bei Terror ja recht gut. Dabei muss man Körperspannung haben und trainiert alle Muskelpartien. Außerdem steigern wir unsere Kraft indem wir uns gegenseitig mit der guten alten Räuberleiter in die Crowd werfen. Ich persönlich hänge mich sofern die Decke niedrig ist, auch mal ganz gern an irgendeinen Balken oder ähnliches und mache ein paar Klimmzüge. Aber Vorsicht, in so gammligen Jugendzentren kommt da schnell die Decke runter. Zum Schluss machen wir nochmal den Pit auf und werden für ca 2 Songs das Ruderboot machen. Das gibt dir Killer-Abs!“
Und was machst du, wenn mal kein Platz für dein Workout ist, etwa wenn es vor der Bühne zu voll ist? Man braucht ja doch etwas Freiraum.
„Crowd Killing.“
Oh.
„Ja“
Dann schon einmal Danke für das Interview! Wir sind schon gespannt, wie der heutige Abend wird!
„Danke Bro, dass ihr euch für die Pit Fitness entschieden habt! Und nicht vergessen für nur 49,90/Monat könnt ihr auch meinen individuell für euch ausgearbeiteten Trainingsplan bestellen! Auf geht’s!“
[Während des Probetrainings musste das Konzert leider nach kurzer Zeit abgebrochen werden, als ein Handgemenge ausbrach. Berichten von Augenzeugen zufolge, brach ein Streit zwischen Benjamin Langer und der Security aus, weil er „nicht aufgehört hat Hammercurls mit den Pedalboards der Musiker zu machen“.]
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*Szene Putzen ist unsere augenzwinkernde Liebeserklärung an Hardcore, die Subkultur und all ihre Eigenarten. Schließlich heißt es doch so schön: Was sich liebt, das neckt sich.