Acht Eimer Hühnerherzen haben vor Kurzem ihr neues Album album veröffentlicht. Damit haben sie nicht nur unsere Aufmerksamkeit erregt, sondern auch die vieler Fans. Ich hatte nun die Chance via Mail-Kontakt die Band ein bisschen zu befragen. Mit ihrer einzigartigen und schlagfertigen Art haben sie meine Fragen beantwortet und einen kleinen Einblick in ihr Band-Dasein gegeben.
AFL: Wie geht es euch aktuell?
Bene Diktator: Die Frage ist zu komplex, um das hier jetzt zu erörtern. Also, gut.
Apocalypse Vega: Sehe ich genauso.
Herr Bottrop: Schon mehr gelacht.
AFL: Wo verbringt ihr eure Quarantäne?
BD: Zuhause und im Plänterwald.
AV: Zuhause und Daheim.
HB: Zuhause und in der U-Bahn.
AFL: Habt ihr neue Hobbies angefangen in dieser Zeit?
BD: Ich lerne endlich Schlagzeug.
AV: Gummistiefelweitwurf.
HB: Leise und bedeckt Niesen und Husten.
AFL: Trefft ihr euch inzwischen wieder zum gemeinsamen Gummistiefelweitwurf und Musik machen? Habt ihr schon ein bisschen Alltag zurück gewonnen?
AV: Ja, es geht mit beiden weiter.
HB: Ich sag mal „Immer besser, immer besser!“
BD: Ohne Musik geht´s ja auch gar nicht. Alltag gibt´s sogar leider etwas zu viel, in veränderter Form. Die Gummistiefelweitwurf-Open wurden aus bekannten Gründen leider abgesagt.
AFL: Produziert ihr gerade neue Songs?
AV: Ja klar. Immer.
HB: Schon Dreieinhalb sind fertig.
AFL: Denkt ihr, dass es dieses Jahr Hoffnung gibt für Live Shows? Denkt ihr eure verschobene Tour wird stattfinden können?
BD: Keine Ahnung.
AV: Aber Hoffnung.
HB: Norwegen hat jetzt Konzerte bis 50 Zuschauer erlaubt. Immerhin.
AFL: Vermisst ihr Live-Shows auch schon so sehr?
AV: JAAAAA!!!!!
HB: JAAAAAA!!!!!
BD: JAAAAAAA!!!!!
AFL: Da ihr anscheinend lieber echte Live-Auftritte statt Streaming-Konzerte bevorzugt: Was waren eure Highlights in der Vergangenheit? Shows/Festivals, die ihr mal besucht oder auch gespielt habt?
AV: schwierige Frage… Angst macht keinen Lärm im letzten Herbst, das Lido-Konzert im Januar, das Köln-Konzert 2018, Düsseldorf 2019, Breminale 2019, Hamburg-Konzert im Hafenklang 2019 (oder war das 2018?), Wilwarin 2019, Off The Radar 2019, Leipzig im Keller der T6 2017, Schokoladen Berlin 2017…
BD: Da sind auch schon einige meiner Favoriten dabei. Das schönste besuchte Konzert in den letzten Jahren war für mich persönlich das der „Eels“ in 2018.
HB: in der La Datscha auf der Fusion 2018.
AFL: Was hat euch bei eurem Album “album” inspiriert?
BD: Das lässt sich im Nachhinein nicht mehr festlegen. Flüchtige Augenblicke und Gedanken.
AV: Na, das „Leben“, jeder scheiß Tag und jeder gute.
HB: Erdstrahlen, Makramee und Bachblüten
AFL: Was sagt ihr dazu, dass die neuen Songs so passend sind für unsere aktuelle Situation? Reiner Zufall oder Vorahnung? Haha
BD: Reiner Zufall.
AV: Ich wusste das schon längst.
HB: Jahrelange minutiöse Planung.
AFL: Gibt es Unterschiede zum selbstbetitelten Vorgänger?
AV: Andere Lieder.
BD: Es gibt Songs, die länger als 3 Minuten gehen.
HB: Wir haben anstatt zwei Tage diesmal zweieinhalb Tage im Studio verbracht
AFL: Was macht euren Stil aus?
Nylonsaiten und akribischer Dilettantismus. – Bene Dikatator
HB: …und ein leises Schlagzeug, das zart mit Rods-Stöckern gespielt wird.
AV: …und Sprachprobleme.
HB: …und Probleme mit allem.
AFL: Wie Chris in seiner Review geschrieben hat, hat das Album eine Spannbreite von melancholischen Songs bis Songs über die Lebensfreude. Wonach habt ihr die Songs ausgesucht?
AV: Wir hatten nur die, da gab es keine andere Wahl.
AFL: Wie kommt ihr auf die Texte? Sind sie inspiriert von euren persönlichen Erfahrungen/Erlebnissen?
AV: Ja. Therapie, Alltag und Übertreibung.
HB: …und Brutalisierung. Aber am Ende wird dann alles wieder gekürzt.
Ein wütendes „Leck mich!“ an alle hängengebliebenen, männlichen Haters, Proto-Incels und Trolle […].
AFL: Mich würde interessieren wie ihr auf die “Feministin mit Tourette” gekommen seid?
HB: Ein wütendes „Leck mich!“ an alle hängengebliebenen (männlichen) Haters, Proto-Incels und Trolle, die auf kluge Netz-Beiträge von klugen Autorinnen wie zum Beispiel Stefanie Sargnagel nur mit Kommentaren wie „Emanzen-Schlampe“ oder „Tourette-Feministin“ reagieren können, weil sie selber nix drauf haben.
AFL: Noch zum „Feministin mit Tourette“: Find ich mega und passt ja unerwartet gut in die aktuelle Diskussion über „Männerwelten“, die „leider“ erst durch ein Prosieben Format entstanden ist. Was haltet ihr gerade davon?
AV: ich kenne diese Diskussion nicht. Ich diskutiere da auch gar nicht.
HB: Wir schauen ja nie Fernsehen. Wir haben auch keine Fernseher. Aber was ich davon erzählt bekommen habe, war auf jedenfall ein guter Anstoss und Ansatz um mal offen zu legen, mit was für einem Dreck Frau sich so auseinandersetzen muss.
BD: Ist gut wenn Mainstream-Sendungen ihre Reichweite für dieses Thema nutzen. Ich befürchte nur, dass es in einem Land, in dem z.B. manche Politiker nicht mal Vergewaltigung in der Ehe als Straftat anerkennen wollen, noch einiges mehr als das braucht.
HB: Trotzdem bin ich positiv… es ist sicher noch ein ewig weiter langer Weg, aber am Ende werden die Deppen und Haters und Incels aussterben und man wird sich an sie zurück erinnern wie an eine alte schlimme vergangene Zeit wie die von Pest und Cholera oder Sklavenhandel und Leibeigenschaft…
AFL: Wir würdet ihr eure eigenen Fragen in “Kozmic Schlüsseldienst” beantworten (abgesehen von den Möglichkeiten, die ihr bereits aufzählt)?
Was kannst du? Was darfst du? Was musst du? Was sollst du? Was willst du?
AV: Darum geht es ja eigentlich in dem Lied: Es ist nicht so leicht zu beantworten.
BD: Ganz schön vertrackt. Kann ich tatsächlich nicht beantworten.
HB: Ich schon: 1.Nichts, 2. fast alles, 3. nichts, 4. zuviel, 5. nicht alles.
AFL: Was macht euch am Musik machen am meisten Spaß? z.B. Songs schreiben, Touren oder Videos kreieren?
BD: Live spielen!
AV: Yes! und schreiben.
HB: neue Songs erfinden und ausprobieren.
AFL: Was wünscht ihr euch für die Zukunft? Privat und/oder Band?
AV: Einen Porsche. Privat und für die Band!
HB: …mit Aschenbecher hinten!
BD: Einen riesigen Flat Screen für den Bandporsche.
AFL: Wenn ihr eine Sache auf der Welt verändern könnten – was wäre das?
AV: Für jeden einen bedingungslosen Grundporsche.
BD: Hey, das Gleiche habe ich mir gerade auch gedacht.
AFL: Herr Bottrop, du bist ja nebenbei auch bei der Terrorgruppe aktiv. Wie ist der Unterschied bei der Band zu Acht Eimer Hühnerherzen?
HB: Bei den Hühnerherzen wird während der Proben mehr gechilled. Die Terrorgruppe hinterlässt schmutzigere Backstageräume
AFL: Würdet ihr Entscheidungen anders treffen in der Vergangenheit? Musikalisch was anders machen wollen? Oder mal etwas anderes ausprobieren?
BD: Ich lebe selten in der Vergangenheit. Ich träume von einer riesigen Bigband.
AV: Verräter!
AFL: Würdet ihr je eine getroffene Entscheidung in eurem Leben ändern? Wenn ja, welche?
HB: Dass ich meinen alten VW-Käfer an einen Bastler verkauft habe, der ihn dann bloß zerlegt hat. Mittlerweile kenne ich die richtigen Antik-Käfer Experten.
AFL: Ihr seid ja eher eine Fun orientierte Punk/Rock Band. Passieren euch in eurem Tourleben manchmal absurde Dinge? Ist euch schon mal was peinliches auf der Bühne passiert?
AV: Ich mag das Wort „Fun“ eigentlich nicht so und finde auch nicht, dass wir uns danach orientieren. Wir verhandeln ernste Themen und lachen uns dabei oft fast kaputt. Das passiert einfach und spiegelt sich sicherlich in den Liedern dann wieder.
HB: Ich verwechsle bei Konzertansagen oft die Songs und manchmal auch die Städte, wo wir gerade auf der Bühne stehen.
BD: Ein Bandmitglied ist mal in Unterwäsche im Hotel schlafgewandelt.
Gibt es eine Sache auf die ihr euch aktuell besonders freut, sobald es wieder Richtung Normalität geht?
HB: Wieder im vietnamesischen Restaurant sitzen und aus echten Schüsseln essen, ohne Plastikteller „to go“. Und Disko! Kino! Konzerte!
Gibt es etwas was ihr AWAY FROM LIFE noch sagen wollt?
HB: Hört unsere Musik! Gibt’s im Internet und auf Platte! Und irgendwann auch wieder auf Konzerten…