Der Begriff Supergroup wird ja oft inflationär verwendet. Meist treffen sich alte Männer um Alten-Männer-Rock zu spielen. In diesem Falle ist das anders.
Bei den Benjamins treffen sich junge Männer und Frau um zusammen mit Annette Benjamin von Hans-A-Plast gelungene, naja, Benjamin-Musik zu machen. Mitglieder des Projekts sind neben Annette Benjamin das Wunderkind Drangsal, die mir bisher unbekannte Charlotte Brandi, Julian Knoth von Die Nerven und Thomas Götz von den Beatsteaks.
Die gleichnamige EP ist am 2. Juni 2023 über Tomatenplatten erschienen und umfasst sechs Songs.Diese sind über den Zeitraum von 2 Jahren entstanden. Wie so oft in letzter Zeit muss man wohl schreiben, das nach der ersten euphorischen Session wohl auch Corona dazu beigetragen hat, dass das Songwriting etwas länger dauerte. Jedenfalls folgten weitere Sessions und im Januar 2022 nahm die Band die sechs Titel mit Max Rieger von Die Nerven im Studio von Thomas Götz auf.
Wer Annette Benjamin von Hans-A-Plast kennt, wird vielleicht etwas überrascht sein. Ist dort der Gesang doch recht schrill und sicherlich auch der Veröffentlichungszeit geschuldet etwas übersteuert, immerhin war Benjamin auf den ersten Platten gerade mal 19, so bewiest sie auf dem Album, das sie eine recht gute Sängerin ist, deren Stimmvolumen sich der Musik anpasst. Der erste Song fängt schon fast wie ein Kirchenlied an und lebnt von dem gemeinsamen Gesang mit Charlotte Brandi, dann gehts jedoch mit Indie-Rock los und man ist direkt verliebt in diese neue Band.
Liebe ist dann auch das übergeordnete Thema der sechs Stücke, die überraschend frisch aus den Boxen strömen. Natürlich geht es auch um Machtverhältnisse und die „ewige Geschlechterfrage“, wie der Infotext nahelegt. Es werden verschiedene Einflüsse verarbeitet. Punk, Post-Punk, aber auch Pop und 80s. Bei Verschwinden ist auch ein Part als Outro der mich an einen 70er Jahre Song erinnert, ich weiß nur leider nicht welchen, vielleicht irgendwas aus Hair?
Das Albumcover zeigt die Band als ein Gesicht mit sechs Augen und nichts könnte treffender sein. Die ganze Musik wirkt organisch, hier bleiben Egos außen vor, hier ist man eine Band, weil man eine Band sein will. Und damit sind wir wieder am Anfang, bei der etwas anderen „Supergroup“. Definitiv ein großer Moment der deutschen Pop- und Punk-Historie und ein gelungener Einstand für das Projekt, ohne Wenn und Aber! Bitte mehr davon.
- Intro 00:13
- Aus Liebe 01:55
- Drehen und Wenden 03:09
- Gleissendes Glück 03:25
- Kommen und Gehen 03:28
- Verschwinden 03:07