Systemrelevant. Das Unwort des Jahres 2020. Grausam, diese Hierarchisierung von ganzen Berufsgruppen zum Zwecke politischen Stimmenfangs. Und jetzt betiteln Die schwarzen Schwarzen auch noch ihr im Februar erschienen Albums so. Das kann ja was werden. Die gute Nachricht folgt direkt auf dem der Platte beigefügten Infoblatt: Die Platte scheint keine peinlichen Lieder zu beinhalten, die sich sich am Begriff des Systemrelevanten abarbeiten. Puh. Erstes Vorrunden-KO abgewendet. Systemrelevant scheint für die Band vielmehr eine kritische Gegenkultur zu sein. Kann man einfach mal so annehmen.
Musikalisch bieten die vier D.I.Y.-Punker klassischen Deutschpunk ohne viel Schnick Schnack. Die Produktion ist wiederum für Deutschpunk-Verhältnisse wirklich stattlich. Der Sound ist klar ohne dabei allzu glattgebügelt zu sein. Textlich geht um so einiges, unter anderem um die Revolution im Herzen (Gedanken), um lange Nächte in Buenos Aires (Largos Noches) oder auch um die Liebe zur Szene (Stand der Dinge). Zudem wird sich noch kritisch mit aktuellen politischen Entwicklungen auseinandergesetzt (Das Beste A-Moll), wobei hier Thees Uhlmann die Gitarre bedienen darf.
Weder textlich noch musikalisch sollten bei Systemrelevant Meilensteine der Punkgeschichte erwartet werden. Dafür bekommt man eine Deutschpunk-Platte der besseren Sorge. Was den ganzen etwas fehlt, sind ein paar Ecken und Kanten, die das Gesamtbild abrunden würde. Trotzdem ne gute Platte, die seine Runde wiederkehrend drehen darf. Hört mal bei Largos noches, Das beste A-Moll oder Stand der Dinge rein und seht selbst.