Trotz der Tatsache, dass Die Skeptiker bereits seit 1986 existieren, haben die Mannen um Eugen Balanskat immer noch eine Menge zu sagen und das beweisen sie nicht nur auf ihrem aktuellen Album Kein Weg Zu Weit, sondern auch in unserem Interview mit dem Mann am Mikrofon.

Wenn man immer alles gibt, ein entbehrungsreiches Leben in Kauf nimmt ohne jegliche Sicherheiten, immer am Rande des totalen sozialen Absturzes agiert und im Gegenzug sich immer wieder anhören durfte, dass wir das große Geld scheffeln wollen, weil wir ja Tonträger produzieren, dass kann einen schon fassungslos machen und auch zermürben.

INTERVIEW MIT DIE SKEPTIKER

AFL: Eure Tour ist gerade angelaufen. Seid ihr eigentlich noch genauso aufgeregt, wie in euren Anfängen, bevor es los geht und was unterscheidet die Konzerte von heute und damals am meisten?

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Eugen: Nein, ganz so aufgeregt wie früher sicher nicht, weil man im Laufe der Zeit doch Sicherheit und Routine gewinnt. Des weiteren haben wir viel geprobt, was einem dann auch ein Gefühl der guten Vorbereitung vermittelt.
Heute würde ich sagen, versucht man alles viel professioneller durchzuziehen, z.B. auch indem man nicht zu viel Alkohol vor den Konzerten trinkt. Das Publikum bezahlt Eintritt und erwartet dafür auch gute Shows, die wir ihnen definitiv liefern wollen und werden. In der Anfangszeit war das nicht unbedingt immer so und da konnte es durchaus passieren, daß die Aufregung vorher auch mal mit einem Bier zu viel bekämpft wurde.

AFL: Eugen, mit fast 60 Jahren auf dem Buckel hast du immer noch was zu sagen und hältst mit deiner Meinung auch nie hinterm Zaun. Ich hoffe ich halte auch durch, dauerhaft gegen diese Dummheit in der Welt anzugehen.
Was ist dein Rezept dabei nicht einzuknicken und seit so vielen Jahren immer wieder gegen prinzipiell dieselben Phrasen und Handlungen anzureden.
Bist du diesem nicht auch manchmal überdrüssig geworden?

Eugen: Überdrüssig, ja vielleicht mal punktuell oder kurzfristig aber niemals generell. Im Laufe des Lebens passiert so vieles, was man nicht einfach stumm ertragen mag, das reißt sozusagen niemals ab und so lange noch Kraft und Energie in einem sind oder Leben, versucht man halt sich gegen Unzumutbarkeiten zu verwahren oder zu wehren.

AFL: Was siehst du als am schwierigsten an, wenn man neue Bandmitglieder in sein „Baby“ lässt? Schließlich hast du unter deiner Flagge bei den Skeptikern schon mit so manchem musiziert und irgendwie bist du doch auch die Skeptiker…oder?

Eugen: Im Prinzip schon, alleine dadurch, dass die Texte, bis auf zwei Ausnahmen, sämtlichst von mir sind und diese ja einen großen Anteil an der Identifikation zwischen Publikum und Band darstellen. Früher haderte ich immer mit Besetzungswechseln, weil sie zeitliche Rückschläge bedeuten, da immer wieder alles von Grund auf durchgeübt werden muss.
Mittlerweile weiß ich aber auch, dass neue Leute neue Impulse geben können und so etwas ist natürlich nicht ganz unwillkommen, wenn eine Band so lange existiert.

AFL: Gab es auch Momente in denen du alles hinschmeißen und die Skeptiker endgültig zu Grabe tragen wolltest?

Eugen: Ja im Jahre 2000, als wir uns nach einer Tour aufgelöst hatten, dachte ich durchaus es nicht zu vermissen, mit der Band rumzufahren. Ich war es leid irgendwelchen Unterstellungen und Anfeindungen ausgesetzt zu sein, die niemals etwas mit der Bandrealität oder meinem Leben zu tun hatten. Wenn man immer alles gibt, ein entbehrungsreiches Leben in Kauf nimmt ohne jegliche Sicherheiten, immer am Rande des totalen sozialen Absturzes agiert und im Gegenzug sich immer wieder anhören durfte, daß wir das große Geld scheffeln wollen, weil wir ja Tonträger produzieren, dass kann einen schon fassungslos machen und auch zermürben.
Mittlerweile bin ich da entspannter, da ich einen Job ausübe, der meinen Lebensunterhalt absichert, und dumme Gerüchte würde ich heute im Zweifelsfall einfach ignorieren oder weglachen.

Die Skeptiker - Kein Weg zu weit
Die Skeptiker – Kein Weg zu weit

AFL: Euer neues Album beschäftigt sich unter anderem mit Kaisers Zeiten und dieses finde ich richtig gut, denn das Gemetzel zu Beginn des letzten Jahrhunderts wird nur zu gerne aus unserer Geschichte verbannt.
Wann kam dir die Idee und ist „Kein Weg Zu Weit“ auch ein Stück weit als Konzeptalbum zu sehen?

Eugen: Na ja, die Idee lag ja eigentlich auf der Hand, da wir 2018 das 100 jährige Jubiläum des Endes des 1. Weltkrieges feiern. Ein so bedeutsames Ereignis kann von einer Band wie Die Skeptiker gar nicht übergangen werden, noch dazu wo ich mich doch sehr für Geschichte interessiere.
Es ist mir nur leider erst zu spät eingefallen, sonst wäre es eventuell ein Konzeptalbum geworden, welches sich nur mit dieser Thematik beschäftigt hätte.
Aber das haben die Einstürzenden Neubauten ja auch schon gemacht und insofern bin ich ganz zufrieden mit der Themenvielfalt auf der neuen Scheibe.

Und nein es ist kein Konzeptalbbum, obwohl ich auch finde, daß es in sich sehr stimmig wirkt.

„Es ist einfach ein Wahnsinn, dass wir es zulassen, dass Profitinteressen Vorrang haben vor den Interessen des Überlebens der Menschheit.“

AFL: Was denkst du, wenn du in die Welt hinaus und auf die Geschehnisse der Zeit blickst? Zuversicht, Hoffnung, Angst, …?

Eugen: Zuversicht nein, Hoffnung ein wenig, Angst ja – aber nicht so sehr um mich persönlich, sondern eher auf die künftig schwindende Lebensqualität des Erdenlebens bezogen.
Es ist einfach ein Wahnsinn, dass wir es zulassen, dass Profitinteressen Vorrang haben vor den Interessen des Überlebens der Menschheit. Mir eine Erde ohne Menschen vorzustellen ist für mich kein Problem – schade finde ich nur, dass es einfach nicht sein müsste, es so weit kommen zu lassen.

AFL: In der vergangenen Zeit musstest du auch einige private Schicksalsschläge überwinden, die du ja auch auf dem Album verarbeitet hast.
Wie sehr hat dir die Musik dabei geholfen wieder aufzustehen und weiterzumachen?

Eugen: Ich fände ein Leben ohne Musik für mich generell schwierig, weil sie soviel Kraft und Lebensfreude bedeutet, dass ich niemals davon lassen werde. Ob das dann immer in der Öffentlichkeit präsentiert wird oder nicht, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Seinen Schmerz in musikalischer Form verarbeiten zu können hilft schon sehr und bewahrt auch vor einem möglichen Absturz in den Alkohol. Ich war mir echt unsicher, ob das nicht vielleicht doch zu persönlich sein könnte, um andere thematisch zu interessieren, aber Situationen des Verlustes und der Trauer sind ja durchaus allgemeingültig nachvollziehbar.

Auch haben diverse Fans geschrieben, dass ihnen die perönlicheren Stücke sehr gefallen, was mich natürlich freut und wir erschöpfen uns ja nicht darin, sondern haben noch andere Themen und Texte auf der Scheibe.

AFL: 32 Jahre Die Skeptiker…wer hätte das wohl mal gedacht, aber ihr macht für mich immer noch genauso viel  Sinn wie zu Beginn der 90 Jahre. Was wäre wohl aus dir geworden, wenn du dich 86 nicht mit deinen Kumpels zusammen getan hättest? Hast du dahingehend eine Ahnung oder Fantasie?

Eugen: Nein absolut überhaupt nicht, weil mein Leben vorher sozusagen ganz natürlich darauf zusteuerte, obwohl ich es persönlich erst als Letzter bemerkt habe.

AFL: Leider hattet bzw. habt ihr große Probleme mit euren farbigen Vinyls und auch ich warte leider noch auf ein Exemplar in farbiger und signierter Variante.  Was ist denn der Auslöser hierfür?

Eugen: Ein Laden hat sich exklusiv erbeten, daß wir von der Erstauflage (500 Stck), also den farbigen Vinylen 100 Exemplare signieren und diese dann halt nur von ihnen verkauft werden. Bei den Auslieferungen der Bestellungen haben sie dann aber versehentlich die Hälfte der besagten Scheiben an ganz normale Besteller versendet, anstatt an die Erstbesteller, die signiertes Vinyl haben wollten. Nächste Woche werden wir noch mal einen erneuten Schwung an Platten unterschreiben, aber es sind dann halt nur noch die normalen schwarzen Scheiben, was einige sicher verärgern wird, aber die Band kann nun wirklich gar nichts dafür, auch wenn das niemanden trösten wird.

AFL: Kotzt es einen in so einer Situation nicht tierisch an, dass man von außen als Buhmann da steht, obwohl der Fehler ja wahrscheinlich nicht wirklich bei euch lag?

Eugen: Das auf jeden Fall, aber an der Situation, die durch den Laden verursacht wurde, können wir ja nun auch nichts mehr ändern, äußerst unschön bleibt es also.

AFL: Ihr seid ihr ja eine der dienstältesten Punkbands, die noch musizieren. Habt ihr in den ganzen Jahren auch mal darüber nachgedacht ein eigenes Label zu gründen oder hat euch das nie interessiert und ihr wart froh, wenn ihr es abgeben konntet?

Eugen: Wir hatten mit der „DaDa in Berlin“ und der „Fressen und Moral“ mal versucht alles selber zu stemmen, was aber auch einen immensen Aufwand bedeutet und eigentlich sind wir sicher besser darin Musik zu machen, als sie zu vertreiben. Man soll ja aber bekanntlich nie nie sagen, oder nie wieder.

AFL: Wenn du so auf die Veröffentlichungen von euch zurück schaust, gibt es da eine oder einen Song, den du dir wünschst etwas anders gestaltet zu haben und wie stolz bist du auf das was ihr mit den Skeptikern geschaffen habt?

Eugen: Ja natürlich, ohne jetzt was konkret nennen zu wollen, hat man des öfteren das Gefühl, dass man Dinge noch besser hätte machen können… sollen, gleich ob jetzt textlich oder musikalisch. Es gibt auch einige, aber sehr wenige Texte, die ich so heute nicht mehr schreiben würde.

Das es uns seit nunmehr 32 Jahren gibt erfüllt mich auf jeden Fall mit Freude und Stolz. Hin und wieder schreiben mir Fans, dass ihnen unsere Musik und Texte auch durch schwierige Lebensphasen geholfen haben und das freut dann doch schon sehr. Und ich weiß von zwei Fällen, wo die Eltern einen Sohn nach mir benannten, dass ist für jemanden der selber keine Kinder hat schon irgendwie ein dolles Ding. Das Beste daran ist noch, einer von den beiden ist nunmehr erwachsen und macht inzwischen selber Musik.

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LIVE:
16.03.18 Löbau
17.03.18 Annaberg Buchholz – Alte Brauerei
23.03.18 Coburg –  JUZ Domino
24.03.18 Leipzig – Moritzbastei
29.03.18 Hannover – Cafe Glocksee
06.04.18 Cottbus – Gladhouse
07.04.18 Berlin – Astra
13.04.18 Köln – Sonic Ballroom
14.04.18 Dresden – Chemiefabrik
20.04.18 Nordhausen – Destille
21.04.18 Saalfeld – Klubhaus
29.04.18 Hamburg – Monkeys Music Club
30.04.18 tba
27.07.18 Nopperhof – FestEvil

wird fortgesetzt…

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– Playlist: Happy Release Day

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