Es ist wieder an der Zeit, einen neuen Teil der „Szenemacher“ Serie raus zu hauen und freue mich sehr, dieses Mal Sebastian von Lecko Mio Concerts / Oilympics aus Stuttgart vorstellen zu dürfen. Sebastian kenne ich schon sehr lange und habe mit ihm auch in der Vergangenheit sowohl über die Oilympics als auch seiner Band Fürtter Prolls zusammen gearbeitet. Sebastian steckt viel Zeit und Energie in die DIY Szene in und um Stuttgart und so ist es nun an der Zeit, ihm mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und hoffe, ihr könnt euch nach dem lesen ein kleines Bild über die Landeshauptstadt der Schwaben machen 🙂

AFL: Hallo Sebastian, wir kennen uns ja nun schon weit über 10 Jahre und haben über deine Band FÜRTTER PROLLS und die Skinhead- und Punkszene in Pforzheim immer wieder auch im Konzertbereich zu tun gehabt. Inzwischen wohnst du ja in Stuttgart und bis dort schwer aktiv. Erzähl doch mal, was du neben den Fürtter Prolls noch so machst? Da gibt es ja einige subkulturelle Projekte, bei denen du dich engagierst und mitwirkst.

Oooh Ja Fürtter Prolls, wir sind kurz vor dem erklimmen des Rock Olymps, uns fehlt nur noch das passende Kleidchen dazu, aber nun zu deiner Frage: Ja nach Kapputgart hat es mich vor ca. 3,5 Jahren gezogen. Seit 2011 bin ich ja auch (Mit)Veranstalter des Oilympics Festivals und habe somit Blut geleckt was das Konzerte veranstalten angeht. Seit 2014 habe ich immer wieder meine Finger bei G.R.U.N.Z. e.V. in der Villa Barrock Ludwigsburg im Spiel, was eine Megastarke Konzertgruppe ist, Nette Leute, super Location und eine super Zusammenarbeit z.B. das ANTIVOLKsfest ist dort ein „Projekt“ von mir, welches immer zur Volksfestzeit des Cannstatter Wasen’s stattfindet. Erst Januar 2016 dann, habe ich mit meinem ersten Konzert (SNIFFING GLUE, PESSIMISTIC LINES, NAKAM und FLESHHEAD ATTACK) im Juha West Stuttgart, Lecko Mio Concerts ins Leben gerufen, was auch ein hervorragendes Fest war. Mit LM Concerts bin ich auch „Heute“ (nach soo vielen Jahren) noch aktiv und veranstalte je nach Lust/Laune und Zeit so an die 5 – 8 Konzerte im Jahr, hauptsächlich aus dem Genre Punk, Hardcore und Trash. Im November 2016 gab es dann auch gleich das erste Lecko Mio Festival mit u.a. FAHNENFLUCHT, ONE STEP AHEAD, SCHEISSEDIEBULLEN usw.,…aber dazu nachher mehr.

- NEWSLETTER -

Ach ja, und Mitte 2015 hab ich mich in die Fettschürzenpunks PRODUZENTEN DER FROIDE verliebt und stehe seit der Reunion hinter der Rhythmus-Gitarre, was mir einen Heidenspaß bereitet. Seit Ostern 2015 veranstalte ich zudem auch noch mit meiner Freundin zusammen das OSTERDOSENSUCHEN in Suttgart, was auch immer ein mortz Gaudi und ein dezenten Rausch mit sich bringt…. 2017 sogar mit BIERDOSEN FREUNDE Acustic-Show.

Nunja, ein bisschen was kommt da schon zusammen.

AFL: Was ist/war deine Motivation, neben deiner Band auch in den Veranstaltungsbereich zu gehen und mit deinen Veranstaltungen vor Ort das subkulturelle Programm mitzugestalten?

Die Motivation kam auch durch die vielen schließenden Konzert-Läden in Stuttgart, auf Grund diesem geplanten unterirdischen Kopfflughafen, wie heißt das Projekt noch gleich? Egal… als Bahnmitarbeiter stehe ich natürlich voll hinter S21………. nicht ;-).

Ebenfalls hat mich etwas gestört, dass Stuttgart doch relativ wenig und unregelmäßig im Bereich HC-Punk etwas zu bieten hat. Man hat/hatte da natürlich einige spitzen Bands in diesem Bereich aus dem Ländle aber genau das worauf Ich Bock hatte, war nie so wirklich dabei oder man hat sich daran regelrecht satt gesehen und somit dachte ich mir, ich hole die Bands einfach selbst nach Stuttgart und Umgebung.

AFL: Stuttgart und das Umland um Stuttgart hat ja schon immer ein wenig anders getickt wie der Rest von Baden-Württemberg. Ich kann mich da noch an Situationen im ehemaligen besetzen und inzwischen abgerissenen Haus OBW9 erinnern, als ich dort mal angemacht wurde, weil ich einen schiefen Iro hatte. Es wurde oft über die Stuttgarter Szene gesagt, dass diese eingebildet sei und man lieber einen Umweg um Stuttgart machen sollte. Ist das heute immer noch so?

LEIDER ist die Zeit des OBW9’s total an mir vorbei gegangen, ich höre darüber allerdings immer nur gutes und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen was man gegen nen abgeknickten oder schiefen Iro haben könnte,, außer ne Dose Sprühkleber.  Dass Stuttgart Spießerstadt vielleicht ein wenig abfärbt mag schon sein, aber im großen und ganzen bin ich sehr zufrieden mit der „Szene“ in und um Stuttgart. Man könnte schon fast von familiärer Szene im Gegensatz zu anderen Städten, sprechen.

AFL: Wie schaut es denn bei euch in und um Stuttgart mit Nachwuchs sowohl in Bezug auf Bands als auch Gästen aus? Mir haben ja schon öfters Veranstalter aus anderen Städten gesagt, dass diese mit beidem zu kämpfen haben, da kaum was nachkommt. Ist das in Stuttgart auch so?

Naja in gewissen Hinsichten vielleicht Ja. Man ist als Veranstalter zwar ab und an schon angenervt, wenn jeder jammert dass nichts in Stuttgart geht, man dann ne Punkband in die Stadt holt und letztendlich 20 Hanseln vor der Bühne rum hüpfen. Allerdings gibt es auch genug junge Leute die sehr aktiv sind, was Konzerte veranstalten angeht und auch zu schätzen wissen, was DIY im Punk/Hardcore eigentlich bedeutet. 

Ich denke mit den Nachwuchsbands ist es wie in vielen Städten: Einige kommen und andere gehen wieder. 

AFL: Der Kessel Stuttgart ist ja auch für seine politischen Gegensätze bekannt. So wird auf der einen Seite immer mehr kultureller und urbaner Raum durch Großprojekte wie Stuttgart21 vernichtet und gleichzeitig entstehen im Moment viele kleine neue Projekte. Wie schätzt du die zukünftige subkulturelle Situation in und um Stuttgart ein? Wird sich die Stadt fangen und die Szene wieder ihren Raum bekommen oder ist eher damit zu rechnen, dass diese noch mehr einbricht und weniger wird?

Ich würde mal lautstark behaupten, dass uns so ein Kackprojekt wie S21, mal gepflegt den Hintern küssen kann. Das war zwar schon ein Schlag in die Fresse, als großartige Läden schließen mussten, allerdings öffnen sich gerade in Sachen DIY Shows, wie du schon sagtest, einige kleinere Projekte, die oftmals charmanter sein können als ein Riesenkonzert in der damaligen Röhre oder dem Landespavillon.

Also hinsichtlich, dass uns da was zu Grunde geht, aufgrund irgendwelcher sinnlosen Bauprojekten oder Volksfestpolitik, bin ich da recht entspannt. 

AFL: Du veranstaltest ja das inzwischen weit über Baden-Württemberg hinaus bekannte LECKO MIO Festival in Herrenberg bei Stuttgart. Kann man das als das Nachfolgeprojekt von dem leider nicht mehr stattfindenden NEW DIRECTION Festival sehen oder habt ihr bei eurem Festival ein anderes Konzept? Wie wählst du die Bands aus, die auf dem LECKO MIO Festival spielen sollen? Entscheidest du das Programm alleine oder macht ihr das in einer Gruppe? Was war der Ansporn, dieses Festival ins Leben zu rufen und wo soll es mit dem Festival in Zukunft hin gehen?

Wow… Riesen Frage! Also das Festival musste ja irgendwann kommen. Wie schon erwähnt, hat mir das Oilympics zu Veranstalten schon immer ziemlich Spaß gemacht und somit war es für mich nur noch eine Frage der Zeit und der Location. Das LMF (Lecko Mio Festival) als Nachfolgeprojekt vom NDF (New Direction Festival) zu sehen, wäre vielleicht etwas einfach dahingestellt. Mir ist es ja schon etwas unangenehm, aber ich habe es tatsächlich Nie auf das NDF geschafft und könnte somit auch kein Nachfolgeprojekt daraus machen, da ich überhaupt nicht weiß wie das Konzept des NDF’s aufgebaut war. Aber mit Sicherheit hat es einen ähnlichen Festival-Charakter und Wir werden sehen was die nächsten Jahre daraus wird.

Zudem besteht seit diesem Jahr eine Zusammenarbeit mit NOISE MASSACRE SHOWS ESSLINGEN, worüber ich ziemlich Dankbar bin. Die Leute dieser Konzertgruppe habe ich enorm ins Herz geschlossen und kann und will Sie auch nicht mehr missen. Ebenfalls helfen mir noch 2 andere Kumpels aus Stuttgart, die ich auch schon als ein Teil von Lecko Mio Concerts sehe. Nun aber genug geschleimt!

Die Bands habe ich dieses Jahr zu 90% selbst ausgewählt und gebucht, allerdings aus dem Grund, weil das schon so gut wie erledigt war, bevor ich mit NOISE MASSACRE SHOWS kooperierte. Nächstes Jahr wird sich das dann ein bisschen aufteilen, was man dann evtl. auch am Line Up merkt, wer weiß?!

Ich hoffe jedenfalls, dass das LMF jedem Spaß macht, friedlich abläuft und hoffe auch, dass jedem Klar ist, dass da ne klare antifaschistische Kante dahinter steckt. Rechtsoffene Spinner oder deren Sympathisanten haben bei uns nichts verloren!

Ich freue mich Riesig auf die Bands, auf neue Leute die vielleicht das erste mal den Weg ins Juha Herrenberg finden werden und würde mich natürlich auch auf Zahlreiches Erscheinen freuen.

AFL: Möchtest du unseren LeserInnen noch etwas mit auf den Weg geben oder allgemein los werden?

SUPPORT YOUR LOCAL SCENE!!!!!!!!!!!!!!!!

Mehr Infos zu Lecko Mio gibt es hier:
https://www.facebook.com/leckomioconcerts/?fref=ts
Mehr Infos zu den Oilympics findet ihr hier:
https://www.facebook.com/Oilympics/?fref=ts

- Werbung -
– Playlist: Happy Release Day
Vorheriger BeitragCOCK SPARRER im Interview zum neuen Album „Forever“
Nächster BeitragTodd Anderson & B.Abuse am 13.05. im JUZ Illingen
AWAY FROM LIFE
2015 als Solo-Projekt gestartet, ist AWAY FROM LIFE heute ein Team aus knapp 20 Freunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch durch mindestens diese eine Sache vereint sind: Der Leidenschaft für Hardcore-Punk. Diese Subkultur ist für uns kein Trend, sondern eine tiefverwurzelte Lebenseinstellung, etwas, das uns seit Jahren immer und überall begleitet. Hardcore-Punk bedeutet für uns, sich selbst zu entfalten. Dabei ist D.I.Y. für uns nicht nur eine Phrase: Wir probieren Sachen aus, lernen neues dazu und entwickeln uns weiter. Von der Szene für die Szene. Gerade deshalb hat es für uns oberste Prämisse, Personen aus dieser Subkultur zu supporten, die denken wie wir. Sei es Veranstalter, Labels oder Bands, unabhängig ihres Bekanntheitsgrad. Egal ob Hardcore-Kid, Punk, Skinhead oder sonst wer. Wir sind Individuen, einer großen Unity, die völlig zeitlos und ortsunabhängig existiert. AWAY FROM LIFE ist für uns ein Instrument diese Werte zu manifestieren und unser Verständnis für Hardcore-Punk auszuleben. Angefangen als reines Magazin, haben wir über die Jahre unser eigenes Festival, das Stäbruch, etabliert oder jüngst mit Streets auch eine Szeneplattform ins Leben gerufen, die für uns alle genutzt werden kann – genutzt für eine Sache, die uns verdammt wichtig ist: Hardcore-Punk!

1 Kommentar

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein