Dog Eat Dog sind zurück mit einem neuen Studioalbum und das ungefähr 28 Jahre nachdem mich die Klänge der Jungs aus New Jersey zum ersten Mal erreichten.
An diesen Moment kann ich mich komischerweise auch noch sehr klar erinnern. Als pubertierende Dorfbengel, loteten wir damals gerade unsere körperlichen Grenzen mit Apfelkorn und kleiner Feigling aus. Dieses taten wir vornehmlich in der Gartenhütte der Eltern eines Schulfreundes. Zur Untermalung des Rausches wurde die ansässige Stereoanlage natürlich auch ordentlich gequält. Ja und an einem Abend fütterte ein Kollege (schöne Grüße gehen raus an Scherbie) die Anlage dann mit All Boro Kings, dem Debütalbum von Dog Eat Dog.
Es dauerte dann auch nicht lange und wir hüpften alle wie blöde zu den Klängen von Who’s the King? auf den Couchgarnituren herum.
Natürlich musste ich mir das Album dann auch direkt auf Kassette überspielen und so begleitete mich dieses Album eine ganze Weile, bis Dog Eat Dog dann im Sommer 1996 mit Play Games neue Maßstäbe in Sachen Crossover legten. Denn mit Isms und Rocky haben sie der gemeinen Hörerschaft Titel kredenzt, die wahrscheinlich nicht nur mir immer mal wieder als Ohrwürmer durchs Hirn marschieren.

1999 folgten dann mit Amped und dem 2006er Output Walk With Me noch zwei weitere Studioalben, die allerdings gegen die beiden ersten Alben sehr abstanken und in meinen Augen nur musikalisches Beiwerk darstellen.
Dieses schien die Band auch ähnlich zu sehen und so konzentrierten sie sich anschließend wohl doch lieber auf das, was sie besonders ausmachte und was sie definitv drauf hatten und haben…live Auftritte. Auf der Bühne waren und sind die Jungs nämlich immer eine Bank.

Nun wagen sie es aber doch noch einmal und veröffentlichen nach 17 Jahren Funkstille im Plattenregal ihr fünftes Studioalbum Free Radicals.

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Dieses reizt den Begriff des Crossover dann auch bis aufs äußerste aus. Denn es wird gemixt und verknetet was das Zeug hält, wobei uns der Einstieg ins Album mit Lit Up erst einmal recht einfach gemacht wird. Klassischer Beat, mit eingängigen Sprechgesang, sowie einem eher belanglosem Chorus und Gitarrenriffs die in den Strophen etwas zu sehr in den Vordergrund gerückt wirken. Aber der Opener darf ja auch ein paar Mankos aufweisen, schließlich soll das Album sich ja noch steigern können. Das wird aber erst einmal nichts, denn dem Nachfolger Kin wird zur gewohnten Mischung eine ordentliche Prise Alternative-Rock hinzugemischt, was einfach fehlplatziert wirkt und mich an einige missglückte Bandprojekte der 90er erinnert.

Erst der dritte Track Never Give In zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, denn dieser wird nicht nur vom typischen Saxophon-Klang getragen, sondern auch von dem typischen eingängigen Groove, welcher den Sound der Band immer bestimmte bzw. meines Achtens nach bestimmen sollte.

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Anscheinend hatte Free Radicals nur Startschwierigkeiten, denn mit Time Won´t Wait scheint der Motor endlich zu laufen und begeistert mit einer bodenständigen Up-Tempo-Nummer. Aber was ist das?
Nachdem das Album endlich Fahrt aufgenommen hat, wird mit 1Thing so hart abgebremst, dass es schmerzt und ich mich frage, wer die Tracklist erstellt hat?
Man ist gerade richtig im Flow und dann kommt mit 1Thing eine Reggae-Ballade die nicht fehlplatzierter sein könnte. Dachte ich zumindest, denn der nächste Track Mean Str setzt noch einen drauf. Ein melancholisch angehauchter Track, welcher ebenso wie 1Thing für sich bestimmt eine gute B-Seite dargestellt hätte, aber in der Kombi so daherkommt, als ob man Blutwurst mit Vanille-Eis isst.

Energy Rock ist mit seinen Punk-Anleihen wieder ganz anders einzusortieren und auch wenn mich @Joes zur Halbzeit wieder etwas versöhnt, da der Track wieder grooved und mich direkt mitsingen lässt, so habe ich doch Respekt vor dem was mich mit der zweiten Hälfte dieses Albums erwartet und meiner dunkle Vorahnung soll Gewissheit folgen. Erst gibt es mit Blvk Clvd nicht nur ein total fehlplatziertes Gitarrensolo, sondern auch ein recht plumpes Up-Tempo Stück, welches ein eintöniges Album bestimmt aufgewertet hätte, hier aber für noch mehr Unruhe sorgt. Gerade weil anschließend mit Bar Down eine Ballade gesetzt ist.

Man’s Best Friend zeigt dann aber wieder die Stärken dieser Band und beruhigt mich dahingehend, dass sie es doch noch drauf haben. Auch E1on1 erinnert an die klassische Partystärke dieser Band, die wir auch in @Joes bereits hören durften.

Looking Back und Zamboni entlassen mich dann zwar kopfschüttelnd, aber nicht verzweifelt aus dem Gefühlsstrudel dieses Albums. Denn diese sind zwar etwas unkreativ gestaltet, dafür am Ende aber richtig gut platziert.

Abschließend muss ich leider festhalten, dass Free Radicals ein eher schwaches Comeback der 90er Legende darstellt. Auch wenn einige Songs des Albums zu gefallen wissen, macht doch gerade die Vielschichtig- und Unstetigkeit des Albums vieles kaputt. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Einfach sechs Titel streichen und schon hat man ein bodenständiges Album. Ja und die sechs Titel kann man dann noch wunderbar als EP oder Single rausbringen…fertig ist der Lack!

Trotzdem möchte ich als Positiv auch noch herausstellen, dass wir diesem Album immerhin ein paar Tracks zu verdanken haben, die das Live-Repertoire der Band definitiv bereichern werden.
Dennoch freue ich mich weiterhin am meisten auf die Gassenhauer wie No Fronts und Isms.

Dog Eat Dog (2023, Promo-Pic)
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– Playlist: Happy Release Day

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