Wenn jemand sagt, er hört seit den 1990ern Hardcore, hat man natürlich all die Klassiker des Genres vor Augen, die großen Hardcore-Bands der 1980er und 1990er. Aber der Zugang zum Hardcore hat für uns Kinder der 1990er vielleicht ganz anders ausgesehen, zumindest war es bei mir so. Die ersten Hardcore-Bands, die ich junger Metalhead damals entdeckte waren Bands wie Biohazard, Dog Eat Dog und natürlich, sonst müsste ich es hier nicht schreiben, Downset. Mittlerweile zurück und sogar mit neuem Album am Start fand ich es spannend, das sie vor Ort gastierten. Allerdings mit dem Zusatz Beil Roemer (Cutthroat) an den Vocals. Handelte es sich also um eine Mogelpackung wie 2013/14 als es zwei Downsets gab? Eine mit Roemer und eine mit Originalsänger Rey Anthony Oropeza? Mitnichten, nur in einem Nebensatz auf der Facebook-Seite findet man die Info, das Rey die Band kurz nach den Aufnahmen verlassen hat. Nun besteht Downset 2023 wohl nur noch aus einem Originalmitglied. Ist allerdings im Hardcore jetzt auch nicht soooo unüblich und bei manchen Bands kann man froh sein, wenn überhaupt noch ein Originalmitglied dabei ist. Spannend…
Aber zuerst war es an Stay Free aus Saarbrooklyn den Abend zu eröffnen. Ich hatte sie in meinem Review zu Jahresbeginn ja bereits als Hardcore-Supergroup bezeichnet (siehe hier) und so freute ich mich, sie auch endlich live zu sehen. Ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Ein wunderschönes Set, das keine Wünsche offen ließ. Gegen Ende durfte dann als Gastänger Jermaine Wilke von Mr. Wilson Landmines und Standstill sowie Kim (ex-Forget Today) bei Believe ihre Gesangeskünste unter Beweis stellen. Insgesamt ein furioser Auftritt mit sehr viel Spielfreude und wichtigen Ansagen, unter anderem gegen Rechts und für psychische Gesundheit.
Downset kamen anschließend nach einem kurzen Soundcheck auf die Bühne und überraschten erst mal mit dem T-Shirt des Gitarristen Rogelio Lozano, der den ganzen Gig mit Stay-Free-Shirt spielte. Das ist gelebte Unity. Insgesamt überraschte mich Downset damit, das wir hier keinen halbgaren 1990er Aufguss zu sahen, die nur Songs von den ersten beiden Platten performt, sondern wir eine bärenstarke, absolut tight spielende Gruppe am Start hatten, die sehr viel Liebe für die Szene mitbrachten. Ihr Rap-Metal-Hardcore-Stil wirkt kein bisschen antiquiert, sondern durchaus zeitgemäß. Es gelang ihnen sogar, das Publikum zu zwei Circle Pits zu überreden und bei Megahit Anger gabs dann auch kein Halten mehr. Die Band kam aber noch einmal zurück und ballerten uns ihren Theme-Song um die Ohren.
Punk- und Hardcore-technisch wird der Sommer in Neunkirchen noch etwas heißer. Die nächsten Gigs sind:
22.06.: Lionheart-Mega-Package in der Gebläsehalle
25.06. Dog Eat Dog auf dem Neunkircher Stadtfest (ohmeingott)
29.06. Zeke & Christmas
06.07. Abhinanda
05.08. Rock Your Holidays Festival mit We Outspoken, Swellhead, Urethane, Diesel Boy, Small State)
11.08. The Briefs & The Stitches