Dritte Wahl sind eine Bank. 10 Alben, unzählige weitere Veröffentlichungen, Features und Headliner- und Supportshows in der halben Welt – und das in bescheidenden 31 Jahren Bandgeschichte. Grund genug sich in die Große Freiheit nach Hamburg zu begeben. Und das am 1312…
Voller Vorfreude ging es also auf den Kiez. Wobei nicht mal das Prädikat „Frühshow“ meine Freude trüben konnte. Spätere Shows sind einfach immer cooler. So oder so erstmal ein nettes Plätzchen in der Großen Freiheit auserkoren, davon gibt es jede Menge in der zweistöckigen Location. Gegen 18:45 Uhr (!) sollten dann bereits Sondaschule starten, die ich bisher nicht wirklich auf meinem musikalischen Radar hatte – abgesehen von der Der große Tag natürlich. Ich fasse mich Ausnahmsweise mal kurz: Die Herren legten los wie die Feuerwehr, ein Viertel des Publikums schloss sich dem ungefiltert an. Die gute Laune der Band übertrug sich teilweise auf den gesamten Saal, sodass ich mir das Treiben als Nichtkenner der Band äußerst gut gelaunt von der Balustrade aus ansah. Starker Auftritt mit sonnigen Gemüt – ich sah mich Havanna Club trinkend im Sommer am Elbstrand liegen. Samt Sondaschule als musikalische Untermalung. Prost, Sondaschule. Nach einer Stunde war dann Feierabend, wodurch bei allen die Vorfreude auf Dritte Wahl weiter angeheizt wurde.
Bevor die Band um 20:15 Uhr die Bühnte enterte war im gesamten Konzertsaal eine ekelhaft gute Stimmung verbreitet. Keine*r, wirklich keiner*r schien schlechte Laune zu haben, was sich nochmal expotenzierte, als Dritte Wahl die Bühne betrat. Ich weiß nicht wie das ganze von den hinteren Reihen aussah, im vorderen Drittel eskalierte kurzzeitig alles und jede*r, als mit Fliegen eines der Live-Klassiker angestimmt wurde. Was folgte war ein eineinhalbstündiger Triumphzug, der eine musikalische Reise in die letzten dreißig Jahren Bandgeschichte war. Ob Zu schön um wahr zu sein, Dem Licht empor oder Scotty, die Band performte bis zu Anschlag – und das Publikum trug die Band dabei stimmlich auf Händen.
Es gäbe eigentlich keinen Grund, irgendeinen Song hervorzuheben, da es wirklich nicht einen Aussetzer gab. Sogar die etwas entspanntere und immer noch eine geile (wenn auch traurige) „Arbeiterballade“ Runde um Runde wurde von dem gemischten Publikum euphorisch aufgenommen. Ok, das Lied passt auch einfach auf den Kiez wie die Faust aufs Auge. Der absolut Höhepunkt war allerdings das Konfetti-Massaker bei Der große Tag, zu welchem Sondaschule die Bühne enterte. Zehn bis zwölf Leute auf der Bühne, fette Konfetti-Kanonen und eine brutale Tanzparty im Innenraum – Leute, genau so funktioniert eine Deutschpunkparty zum 31jährigen Bandjubiläum.
Alles was danach kam, war eine große Zugabe. Wie bereits zu Beginn des Konzerts beschrieben schienen alle glücklich zu sein und zudem in Feierlaune. Ganz vorne an der Feierfront: Dritte Wahl. Die Herren Rostockä hatten merklich Spaß und schienen tatsächlich immer wieder geflasht zu sein ob der Stimmung im Publikum. Kommt nicht oft vor, das Hanseaten aus Rostock derart wohlwollend auf St. Pauli empfangen werden. Chapeau, Dritte Wahl.
Was bleibt bzw. blieb von diesem Abend? Eine wunderbare Konzerterinnerung, welche meine hohen Erwartungen nochmal übertraf. Zudem bleibt die Vorfreue auf ein neues Album 2020 inklusive Tournee. Dann allerdings bitte ohne den Kater am Folgetag des Dritte Wahl Konzerts. Der hatte tatsächlich nichts mit dem Konzert an sich zu tun, aber das kommt dabei raus, wenn man geflasht von Dritte Wahl mit Freunden eine Kneipe entert. Ahoi, ihr Matrosen, wir sehen uns Im Herbst/Winter 2020!