Duesenjaeger melden sich nach treibsand (2016) nach sieben Jahren mit ihrem neuen Album die gespenster und der schnee zurück. Nun, das Album des Jahres ist vermutlich mit Pascows Sieben (unser Review hier) schon gesetzt bei mir, aber das hier ist auf jeden Fall ein Kandidat für das Album Nummer Zwei. Zu den harten Fakten lässt sich sagen: 15 Songs in etwa 40 Minuten. wurde live aufgenommen im docmaklang Studio
Osnabrück mit Matthias Lohmöller, mit dem auch die ersten beiden Singles und die ersten beiden
LPs entstanden sind. Damit sucht man auch die eigene Vergangenheit, die eigenen Gespenster wieder auf.
Musikalisch gibt es keine Überraschungen, aber warum soll man was perfektes auch noch perfekter machen. Das Album ist sehr dystopisch und melancholisch geprägt. Wo bei Pascow immer noch etwas Hoffnung durchschimmert, definiert sich duesenjaeger über das Schwarzsehen, den Glauben an die Menschheit längst verloren, wälzt man sich in düsteren Bildern. Wobei es mit Brandmelder dann doch einen Aufbruchsong gibt. Naja, bei dem alles in Brand gesetzt wird, aber trotzdem…
Zum guten Ton für jede Punkrock-Kapelle gehört es ja heutzutage, das Aufwachsen in der Provinz der Großstadt gegenüberzustellen, so auch hier in vierunddreimaldiefünf. Dem derzeitigen Zustand der Welt ist Herbstmanöver gewidmet: „Das hier ist kein Herbstmanöver / diesmal gehen wir alle drauf“. Auch der eigene Staat wird kritisiert: „dieses land ist gift und galle/
die ich nicht trinken kann“ heißt es in Hurra, hurra, Dystopia. Wir warten kritisiert die Arbeitsgesellschaft, das Buckeln vor der Chefetage und das eigene Unvermögen, wirklich leben zu wollen. Insgesamt ist das Album sehr politisch und zeitgeistkritisch ausgefallen. Außerdem sehr direkt, auch wenn der Anti-Nazi-Song Geisternetz dann wieder etwas kryptisch von „Braunen Ackerfurchen“ und Geister, die niemand rief“ spricht. Auch den klassischen Beziehungssong mit gesprochenem Mittelteil gibts mit too little, too late. Und mit schönem Tape-Video. Bytheway: das Album erscheint dann ganz klassisch auch nur auf Tape oder LP über Grabesland Schallfolien.
Insgesamt ist die gespenster und der schnee ein furioses Album geworden.
Tracklist
- Ins Schwarze 01:46
- Too Little, Too Late 03:55
- Treibsand 02:44
- Brandmelder 03:16
- Stundenglas 03:23
- Geisternetz 01:33
- Vierunddreimaldiefünf 04:37
- Midnight Crisis 02:45
- Wir warten 02:48
- Herbstmanöver 02:27
- Hurra Hurra Dystopia 01:38
- Drahtseilakt 02:33
- Human Untergang 02:02
- Horde II 00:34
- Ein Tag im Grauen 04:26
Tourdaten
06.06.2023 Trier @ Villa Wuller + Custody
07.06.2023 Karlsruhe @ P8 + Custody + Ancient Rats
08.06.2023 Köln @ Gebäude 9 + Custody + Inner Conflict
09.06.2023 Münster @ Gleis 22 + Custody (LP Releaseparty)
10.06.2023 Hamburg @ Störte + Custody
11.06.2023 Hannover @ Stumpf + Custody (Matinee)