DYYM knallen nach der 2019 erschienen Split mit Long Way To Go (Review gibts hier) in diesem Jahr die nächste Scheibe 2020 raus. DYYM bleiben ihrem musikalischen Stil und der textlichen Auslegung auch auf 2020 treu.
Stilistisch sind Dyym am ehesten dem Hardcorepunk zuzuordnen, der sauber gespielt, gut produziert und durch die wechselnden Stimmlagen von Frontsängerin Gosia dirigiert wird. Von „Reibeisen“ bis melodiösen Gesang wird hier eine wirklich nette Bandbreite abgedeckt, welche den Songs und somit auch den ganzen Album eine schöne Brise Diversität verpasst. Gesungen wird dabei auf polnisch, was die Härte der Platte nicht wirklich schmälert. An einigen Stellen werden postpunkartige Breaks in die Songs mit eingebaut, was dem ganzen eine zusätzliche Überraschungsnote verpasst. An anderer Stelle wiederum werden Emo-Elemente verarbeitet. Checkt mal bei Bandcamp Złudzenie oder das sehr musikalisch recht entspannte Utopia aus, damit ihr die musikalische Bandbreite einschätzen könnt.
Die Schwere, die Emotionalität und Komplexität des musikalischen Arrangements findet sich zusätzlich in den Texten wieder. Dank Online-Übersetzungsprogrammen und den von der Band bei Bandcamp zur Verfügung gestellte und ins Englische übersetzten Texte zeigt sich, dass hier nicht einfach vom witzigen Tourleben und Alkoholorgien gesungen wird. Thematisiert werden weit ernstere Themen wie der Weltflucht (Eskapismus), der ungleichen Gesellschaftsstrukturen etwa im Sinne von Heteronormativität oder auch Gewaltstruktur- und Verteilung im gesellschaftlichem Kontext. Wichtige Themen, wichtige Texte!
Dyym zeigen auf 2020 vieles – aber keineswegs leichte Kost. Die Polen experimentieren musikalisch, was ich überraschenderweise wirklich stimmig finde. Textlich wird den Hörer*innen und der gesamten Gesellschaft ein gehöriger Knüppel über die Kalotte gezogen. Die Härte und Vielfalt unterstreicht wiederum der Gesang in polnischer Sprache. Ich finde das Album wirklich gelungen – leichte Kost schmeckt allerdings definitiv anders.