EMPOWERMENT – Sänger Jogges im Interview

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Während des Stäbruch Festival‘s hatten wir die Gelegenheit mit Jogges, dem Sänger von Empowerment zu sprechen. Was Liebe, Zusammenhalt und Bier mit Empowerment zu tun haben, erfahrt Ihr unter anderem in dem folgenden Interview.

Jogges beim Stäbruch Festival 2018 im Interview

Empowerment ist für uns ein cooles Hobby und eine Passion – auf eine gewissen Art und Weise vielleicht auch eine Mission

AFL: Hallo Jogges, vielen Dank das du dir die Zeit nimmst.
Du hast ja im Vorfeld gesagt, ich kann wirklich alles fragen und da ich gestern noch zufällig mit einer gemeinsamen Freundin telefoniert habe, hier die erste Frage. Was ist denn BMS?

Jogges: Wer war denn die Freundin? Die Zanne? (lacht)

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AFL: Ja genau. Soweit ich weiß auch eine gute Freundin von euch.

Jogges: Ja, eine sehr gute Freundin. BMS heißt ganz simpel Berlin meets Stuttgart. Das ist so eine Connection, die über die Jahre gewachsen ist, der Tom von Cortex kam irgendwann mal mit dem Namen, da wir alle NYHC lieben und das soll auf keinen Fall DMS verhohnepiepeln, eher so eine Hommage sein. Es gibt schon all die Jahre eine starke Stuttgart/Berlin Connection, die bis weit in die Mitte der 90er Jahre reicht. Mit unterschiedlichen Geschichten , die bis heute besteht und deshalb ist das ein sehr, sehr starkes Band und ganz am Ende geht es auf der neuen Platte in dem Song Verbundenheit zwei Türme ein Herzschlag schon stark darum, also nicht nur um die Stuttgart-Berlin-Connection, auch um andere Städte bei denen über die Jahre eine starke Connection zu den Leuten gekommen ist.

AFL: Wie war den gestern euer Auftritt in Hamburg? Vor allem wie war es, im Millerntor Stadion, bzw. in der St. Pauli Weinbar zu spielen?

Jogges: Ich bin ja ein VfB’ler (VfB Stuttgart), aber ich habe eine unfassbare Sympathie zu St. Pauli. Auf der neuen Platte ist ja auch ein antirassistischer Fußballsong (161 heißt der Song), das ist was, was uns sehr am Herzen liegt, also gegen Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art. Ich finde da ist ja St. Pauli und die Fanszene so die Blaupause und da habe ich so unfassbar Respekt dafür. Es war Mega, ich habe die ganze Zeit im Museum rumfotografiert und die Leute waren auch super nett. Es waren auch gut Leute da, so um die hundert, das finde ich schon ganz sweet, aber es ging irgendwie nichts, das fand ich sehr schade, da ist der Funke irgendwie nicht übergesprungen. Ich stell mir dann aber auch die Frage, wie oft gehe ich denn noch ab, wenn ich auf Konzerte gehe.

AFL: Ja wir werden ja auch nicht jünger, du bist ja jetzt auch schon über 40, da genießt man ja auch mal gerne den Sound einer Band von weiter hinten, oder?

Jogges: Ja, ich bin jetzt 44 geworden. Genau man genießt dann vielleicht auch das Gefühl von zu Hause in der Szene, weißt Du, das man abhängt mit den Leuten die man kennt oder auch mit den Kleen so Each one teach one, so ohne Zeigfinger aber zu sagen „Hör dir mal die und die Band an“, einfach so ein bisschen Mentor zu sein.

AFL: Zum neuen Album hast Du glaube ich an andere Stelle schon alles beantwortet, deswegen will ich da gar nicht so viel darauf eingehen. Mir gefällt ja das Cover von Bengalo richtig gut, vielleicht weil ich Fotograf bin, aber was mich interessiert, ist das auf dem Cover eine Freundin von euch?

Empowerment - Bengalo
Empowerment – Bengalo

Jogges: Ja, das ist eine Bekannte von uns, Das ist uns stets sehr wichtig, bei allem was wir tun, das da eine Verbindung besteht. Also zu unseren Gastsängern, der Martina die das Foto auf dem Cover gemacht hat, die Anna die gemodelt hat und bis hin zum Label, der Matze der uns bookt, mit allen sind wir connected und das wollen wir auch, das ist uns wichtig.

AFL: Was mich ja ein wenig gewundert hat, Social Media Präsenz gibt es von euch ja gar nicht, also Facebook usw. Habt Ihr euch dafür bewusst entschieden, obwohl ihr dadurch ja auch den einen oder anderen erreichen würdet und eure Bekanntheit steigern könntet?

Jogges: Ja, das haben wir ganz bewusst am Anfang unserer Reise, vor knapp 10 Jahren, also nächstes Jahr werden wir 10 Jahre alt, haben wir gesagt Scheiß drauf wir machen kein so Facebook oder sowas. Wir machen das ganze so Low-Budget und machen nur unseren Blog, also deutschpunk.blogspot.com.

Das juckt jetzt wahrscheinlich keinen, wenn ich das sage, aber wir wollten halt zeigen das dieses Network of Friends funktioniert, dass dieses alte Schule vernetzt sein, funktioniert, es dauert vielleicht etwas länger, aber dafür hat es längeren Bestand. Auch so ein bisschen Entschleunigungs-Gedanke. Die Welt ist so schnell und die meisten von uns sind auch bei Facebook oder so, es ist nicht so dass wir das generell verteufeln. Wir versuchen halt einfach mit der Band ein Stück weit Antithese zu sein – es geht auch anders. Uns ist bewusst, dass wir auf diese weise weniger Fans generieren können, aber das ist für uns aber auch ok so. Für die Promo hatten wir aber auch ganz viele Partner die das auf Facebook und Instagram und so geteilt haben und das ist auch spannend.

Empowerment in drei Worten? Liebe. Zusammenhalt. Bier.

AFL: Bengalo hat ja durch die Bank weg gute Kritiken bekommen und ich muss sagen mir gefällt es auch sehr gut. Hat sich jetzt für euch nach der Veröffentlichung was geändert?

Jogges: Nö. Ist ja eh relativ frisch, ich glaube, die Leute schätzen uns sehr in der Szene, die haben uns immer gleichmäßig supportet. Wir haben jetzt gemerkt, dass es vor der Platte ein wenig abgefallen ist. Nach der Veröffentlichung von Gegen.Kult wurden wir so ein bisschen gehypt, aber jetzt wollten die Leute auch neue Songs hören und wir müssen uns jetzt nach und nach, Runde für Runde zurückkämpfen – ist für uns aber auch cool. Es ist uns auch klar, dass wir niemals davon leben werden können. Für uns ist das ein cooles Hobby, eine Passion und vielleicht auch in einer gewissen Art und Weise eine Mission. Ist halt einfach geil, jetzt auf Tour mit den Jungs im Bus zu sitzen.

Empowerment – Bengalo ::: Review (2018)

Empowerment

AFL: Was macht ihr außerhalb der Band? Womit verdient Ihr euren Lebensunterhalt?

Jogges: Unterschiedlich, ein paar sind in der Grafik tätig, einer arbeitet beim Titus, also im Skateshop, einer ist Tätowierer und einer arbeitet in einer Craftbier-Bar und ich zum Beispiel arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung und mache da so Kunst und Kunsthandwerk.

AFL: Du engagierst dich beruflich sozial, gibt es da auch Vereine oder Organisationen, die ihr als Band supportet?

Jogges: Ja Hardcore Help Foundation haben wir schon unterstützt – haben mal ein Shirt für die gemacht, spenden immer wieder irgendwo. Für politische Organisation oder haben auch mal einen Beutel mit Refugees welcome gemacht und dann an die Flüchtlingshilfe gespendet. Das ist uns auch sehr wichtig. Wenn wir merken wir haben wieder einen Batzen Kohle auf unserem Konto, dann sagen wir, wir unterstützen wieder jemanden. Immer das was sich gerade so zeigt, wie jetzt zum Beispiel vor ein paar Jahren bei der Flüchtlingswelle, da haben wir mit unserem Shirt die Message nach außen getragen und dann die Einnahmen gespendet.

AFL: Ihr seid ja gerade auf Tour – wie sieht da so ein typischer Tour Tag aus?

Jogges: Ja, wir feiern schon noch ein bisschen, aber bei mir ist das schon weniger geworden, ich bin jetzt seit acht Monaten Vater und wollte das Ganze jetzt eher so als Urlaub gestalten, klappt aber nicht so richtig. Aber im Prinzip Bier trinken und abhängen mit Freunden. Zwischen den Städten sind es doch manchmal weitere Strecken, da musste morgens um 10 wieder raus und dann kannst du nicht bis früh morgens Gas geben.

AFL: Welche Band oder Künstler würdest Du gerne nochmal Live sehen? Egal ob Tod oder noch lebendig.

Jogges: Bob Marley. Ich habe viele Reunion von Hardcore Bands gesehen und mich am Anfang gefreut, da ich sie noch nicht gesehen hatte, aber ich habe auch gemerkt, dass es ein schmaler Grat zur Tragik ist. Manche schaffen das, Agnostic Front finde ich haben das geschafft, andere Bands leider nicht. Ich finde: let the past be past.

AFL: Beschreibe Empowerment in drei Worten

Jogges: Liebe. Zusammenhalt. Bier.

AFL: Noch ein paar Stichworte und Du sagst was Dir dazu einfällt.

-Straight Edge

Jogges: Einer von uns. Straight Edge eine gute Sache, aber not for me.

-Hip Hop

Jogges: Mag ich sehr. Eher Ami Hip-Hop aber es gibt auch ein paar gute deutsche Sachen.

-Casting Shows

Jogges: Die Vorrunden habe ich manchmal mit meiner Frau geguckt, wenn nichts anderes kam und finde es ganz witzig, wie abartig da manche Leute auftreten, aber ansonsten eher unterste Schublade. Mittlerweile schauen wir aber eher Netflix als Fernsehen.

-AWAY FROM LIFE

Jogges: Kannte ich bis vor kurzem tatsächlich nicht, aber ich habe es mir jetzt angeschaut und drüber nachgedacht. Ich finde es cool, ich glaube; IHR seid ein gutes Kollektiv – ich finde es bemerkenswert was IHR hier auf die Beine stellt1

-Stäbruch Festival

Jogges: Ich finde es bemerkenswert für so eine; Ich sage mal eher dörfliche Region, was hier auf die Beine gestellt wurde und die Bands, die von über all herkommen. Wir kommen aus der Großstadt, da ist das selbstverständlich das da jeden Tag ne Show ist, aber das ist hier ja eher ungewöhnlich und deshalb finde ich, dass gut das ihr hier den Leuten die gerne Hardcore hören eine alternative bietet. Habe ich echt Respekt, auch wenn vieles sehr dörflich ist, aber das macht es auch wieder rum authentisch. Ich mag ja Fußball und deshalb fand ich das auch cool das hier parallel auch ein Fußballspiel war. Respekt wie das hier aufgezogen wird.

AFL: Auf wenn freust Du Dich heute noch, welche Band willst Du unbedingt noch sehen?

Jogges: Ich habe mir jetzt Slope angeschaut, mit denen gehen wir Ende des Jahres nochmal auf Tour und ja klar AYS natürlich und ich freue mich tatsächlich auch mal die The Baboon Show zu sehen. Mein Kollege liebt die voll, daher nutze ich die Chance sie mir mal anzuhören. Ich freue mich natürlich auch Born From Pain zu sehen und die Moscow Death Brigade, viel gehört aber noch nie gesehen, da bin ich auch sehr gespannt.

AFL: Liegt Dir noch was am Herzen? Möchtest Du noch was sagen?

Jogges: Nö. Danke. Danke für die Fragen und das aufrichtige Interesse.

AFL: Dann vielen Dank nochmals das Du Dir vor dem Auftritt die Zeit genommen hast und vielen Dank für das sehr angenehme Gespräch.

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Sven
Moin! Ich bin Sven aus der Nähe von Hamburg, 72er Jahrgang und seit über 20 Jahren glücklich verheiratet. Ich bin seit Sommer 2018 bei AWAY FROM LIFE und mache hauptsächlich Konzertfotos, Reviews und Interviews. Wenn ich nicht meinem „normalen“ Job nachgehe oder für AWAY FROM LIFE schreibe, könnt ihr mich entweder im Stadion beim FC. St. Pauli, auf Konzerten, beim Fotografieren oder beim Sport treffen. Bei letzterem schlägt mein Herz für‘s Boxen und Kraftsport, mittlerweile laufe ich aber auch einige Kilometer in der Woche. Ich liebe NYHC, bin aber auch für viele andere Genre offen, die zu unserer Szene gehören oder zumindest daran angrenzen. Meine All-Time Lieblingsbands sind Sick Of It All, Misfits, Ramones, Agnostic Front, und Slipknot. Hardcore lives!

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