Da hatte sich End Hits Records was ausgedacht: Mit einer kleinen Tour durch Deutschland und Österreich wollte das Label von Oise Ronsperger seinen Künstlern Nathan Gray, Matze Rossi, Norbert Buchmacher und Swain eine Plattform bieten. Was anfangs als Promotion-Reise gedacht war, entwickelte sich zur herzerwärmenden Familienfahrt.
Das erste Konzert der End Hits Tour 2020 in Berlin sollte ein großartiger Auftakt werden: In der heimeligen Location, dem Columbia Theater, durften Norbert Buchmacher, Matze Rossi, Swain und Nathan Gray neue und alte Songs spielen, Fans treffen und Merch verkaufen. Die Stimmung war gut, Nathan Gray hatte sichtlich Spaß und wirbelte seine positive Energie über die Bühne runter ins Publikum.
Ich bin dennoch froh, dass ich ein paar Tage später noch einmal Gelegenheit hatte, die Jungs im Conne Island in Leipzig zu sehen, denn mein Eindruck, dass vor allem Nathan Gray viel Spaß beim Performen hatte, war nichts gegen das, was ich dort erleben durfte.
Doch vorerst zu Berlin: Norbert Buchmacher und seine Band stimmten das noch recht spärlich anwesende Publikum mit sozialkritischen raubeinigen Songs und mit charmantem Schwäbisch ein. Weiter ging es mit Matze Rossi, bei dem sich abzuzeichnen begann, dass dieser Abend schwierig werden würde. Ein Publikum, das teilweise zum Quatschen gekommen war, lies sich trotz charmanter Hinweise des Künstlers nicht davon abbringen, sich über Gefühle und Füllstände auszutauschen. Wirklich schade und äußerst frustrierend für Matze Rossi. Gerade deshalb, weil dieser mit seinem neuen politischen Song Milliarden Aufmerksamkeit schaffen wollte. Er trug es mit Fassung und zeigte sich professionell.
Den Anschluss machten Swain und ließen es nach den ersten ruhigen Songs ordentlich krachen. Feinster Grunge, der mich nicht nur musikalisch, sondern auch vom Aussehen der Band und ihren Gesten an Nirvana, Silverchair, Pixies und Co. erinnerten.
Als schließlich Nathan Gray mit seiner Band loslegte, die aus Musikern von Norbert Buchmachers Band bestand, hatte sich das Columbia Theater ordentlich gefüllt. Glücklich und ausgelassen lieferte der Boysetsfire Sänger vom ersten bis zum letzten Ton eine Show hin, die mitreißend, fröhlich aber auch nachdenklich war. Selbstverständlich verlor Nathan Gray einige Worte über Politik, Nächstenliebe und Selbstliebe. Auch nach seinem Set, das aus Titeln seines neuen Albums Working Title aber auch aus Songs von Feral Hymns bestand, nahm er sich wie man es von ihm gewöhnt ist, noch ausreichend Zeit, alle umarmungswütigen und gesprächsbereiten Fans glücklich zu machen. Unglaublich, wie professionell und stimmig die Musiker, die sich gerade einmal ein paar Tage vorher zur ersten gemeinsamen Probe mit Nathan Gray getroffen hatten, auf der Bühne zusammen spielten.
Ein paar Tage später in Leipzig sah man, dass das Konzept „End Hits Klassenfahrt“ aufgegangen war. Nathan Gray, Ben Christo, Norbert Buchmacher & Band, Matze Rossi, die Jungs von Swain, Fotografen und alle anderen Mitgereisten waren auf dem engen Raum im Nightliner über die letzten Tage so sehr zusammengerückt, dass es ein Fest war, sie in den sozialen Medien, und natürlich auf und um die Bühne, beim Rumalbern, Knuddeln und für einander dankbar Sein beobachten konnte.
Was sie und ihr ganzes Team in Leipzig ablieferten, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Strahlende Gesichter überall, das Gefühl durch die Musik zusammen zu gehören, Freude darüber, mit dem was man machen kann, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, strahlendes Publikum, bestehend aus alten und neuen Fans – positiver kann die Stimmung einer Tour nicht sein.
Ein großes Lob an End Hits Records für diesen Versuch, der ordentlich gelungen ist.