Aus dem Raum Koblenz/Limburg kommt eine 2019 gegründete Punkband namens EverXReady. Nachdem ihnen natürlich Corona kurz nach der Gründung eine Verzögerung aufgedrängt hatte, was das Live spielen angeht, haben sich Moritz, Dave, Johannes und Julian aufs Songwriting konzentriert und ihre selbst produzierte Debüt-EP Heart of Gold veröffentlicht. Und jetzt ist der erste Longplayer am Start: Counter Balance. Stilistisch ist das Ganze tatsächlich gar nicht so leicht zu benennen. Für mich siedelt sich die Musik von EverXReady irgendwo zwischen Streetpunk, Skatepunk und etwas HC an. Nur so als Anhaltspunkt.
Die elf Songs dieser Scheibe haben Energie, klingen immer wieder erfrischend und neu, denn auch das ist eine Qualität dieser Band: Durch viele stilistische Einflüsse ist nämlich ein feiner Abwechslungsreichtum zu hören. So ist The best I had schon fast ein wenig klassischer Rock, der sich etwas in Richtung Crossover bewegt. Ideals hingegen ist ein melodischer Punkrock-Song, der aber die vorher genannte Streetpunk-Affinität durch die raue Gesangsstimme auch behält. Tracks wie Hard to believe oder Let me go sind gute Beispiele für etwas härtere Töne und durch die Tempowechsel (vor allem bei Let me go) ist auch mein HC-Punk vergleich legitim.
Auch wenn es vielleicht etwas blöd klingt, aber stimmlich hab ich auch in manchen Parts eine kleine Ähnlichkeit zu Sick Of It All erkannt. Aber wurscht, meiner Meinung nach ist das auch echt egal. Die Vergleiche dienen eh nur zu einer Verbildlichung des Ganzen. EverXReady sind schon eigenständig in ihrem Schaffen. Und das ist das, was ich am meisten hervorheben möchte. Durch die vielen Stilmittel ist es nämlich so, dass man hier keine großartigen „Plagiatsvorwürfe“ machen kann und einfach eine Band vorgesetzt bekommen hat, die nach sich selbst klingt und nicht versucht, in irgendeine Schublade zu kommen, die schon mit Hunderten anderer gefüllt ist.
Counter Balance ist ein wirklich erfrischendes Album, schnörkellos und trotzdem gut durchdacht. Sympathisch durch seine raue und nicht über produzierte Art und Punkrock durch und durch. Erwartet hier aber jetzt bitte keinen Fat Wreck Punk oder Ähnliches. Die Gangart ist schon etwas härter und nicht durchgehend auf Melodien zum Mitsingen ausgelegt. Mir gefällt´s, ich hoffe euch auch. Die physischen Exemplare sind zwar in DIY produziert, aber außer bei der Band selbst auch über Backbite Records zu bekommen und sehr streng limitiert. Lohnt sich auf jeden Fall für alle, die es mit straighter Mucke halten.