Jera On Air (2024)

Das Jera On Air feierte dieses Jahr seinen 30. Geburtstag und um das gebührend zu feiern, wurde an das 3-Tage-Festival ein extra Tag dran gehängt. Das freute mich umso mehr, denn ich liebe dieses Festival einfach.
Mit dieser Meinung stehe ich aber auch nicht alleine da, denn auch in diesem Jahr machten sich neben mir wieder so manche Horden an Musikbegeisterten auf nach Ysselsteyn. Unter ihnen war auch mein Kollege Manu, dessen Festivalbericht auch noch folgen wird, denn wie wir ja alle wissen betrachtet man gerade so große Festivals am besten von zwei Seiten. Darum mache ich nun hier einmal den Aufschlag und berichte euch von meiner Sicht auf die vergangenen illustren Tage.

Donnerstag 27.04.2024

Nach dem Zeltaufbau ging es dann mal direkt zum Gelände, was wie gewohnt aufgebaut war. Was ich immer gut finde, denn dann muss man sich nicht jedes Jahr neu orientieren. Wir schauten als Erstes einmal bei Knosis rein und einmal kurz bei Gel. Beschlossen aber beides nicht ganz zu verfolgen, da wir beide Bands ja noch auf dem Ieper sehen würden.

Den richtigen Anfang machten wir dann bei Pressure Pact, die in der kleinen Scheune spielten. Die Scheune war dann auch gut gefüllt und die niederländische Band gab ordentlich Gas. Alles in allem ein gelungener Auftakt.

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Weiter ging es mit dem ersten großen Namen auf dem Line-up, nämlich mit den Legenden aus New York, Madball. Madball kann man sich immer ankucken. Auch wenn Hoya die Segel vor geraumer Zeit gestrichen hat, tut das dem Ganzen keinen Abbruch. Freddy ist fit wie eh und je und liefert ab. Das wird auch direkt gut vom Publikum angenommen. Klar gibt es die großen Klassiker wie Pride und diverse andere. Das Set endet mit dem typischen Slogan, Hardcore still lives! Coole Show. Und ich frage mich, ob Hoya seine Entscheidung vielleicht doch ein wenig bedauern könnte.

Imminence standen für uns als Nächstes auf der Liste. Die schwedische Metalcore-Band kann mich voll und ganz überzeugen. Das Spiel mit der Geige neben den härteren Tönen ist einfach zauberhaft. Klar ist das alles auch ein wenig mit Theatralik gefüllt, aber das passt schon ganz gut. Sehr starker Auftritt, bei dem ich nicht damit gerechnet hätte, dass es mich so in seinen Bann zieht.

Body Count’s in the House. Im Vorfeld hatte ich mich irgendwie drauf gefreut. Das wurde aber sehr schnell getrübt. Nach dem obligatorischen Opener gab es direkt mal eine Coverversion von Slayer’s Raining Blood. Jeff Hanneman dürfte sich im Grabe gedreht haben. Ice-T kündigt dann einen neuen Song vom nächsten Album an, der Purge heißt. Inspiriert von der gleichnamigen Horror-Film-Reihe. Ice-T wünscht sich dann selbst eine Purge. Wo er für ein paar Stunden auf alles und jeden ballern kann. Nach dem Song gibt es dann die Ansage, dass es keine toxische Männlichkeit gibt, sondern das Gegenstück dazu. Und das heißt Feminismus. Laut Ice-T sind alle Frauen toxisch geboren. Bitches fällt dann noch und mir wird das zu blöd und zu peinlich. Ich beschließe hier abzubrechen. Sowas brauche ich nicht. Im Nachhinein denke ich mir, dass die Band eh schon immer peinlich war. Man hat es als Jugendlicher halt nicht so gemerkt.

Wenigstens kommen wir so sehr zeitig zu Bad Relgion und können mal direkt in der ersten Reihe stehen. Ich glaube ich habe die Band zuletzt vor gut 20 Jahren live gesehen, wenn ich mich nicht täusche. Wenn man bedenkt, wen man hier geschichtlich auf der Bühne stehen hat, finde ich das immer noch beeindruckend. Ein Evolutionsbiologe, der Gründer von Epitath Records, ein Gründungsmitglied von Minor Threat und wahrscheinlich eine der geilsten Punkrockbands der Welt. Klar sind alle gut im Alter, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Band übelst abgeht und das Publikum massiv begeistern kann. Das Zelt ist rammle voll, die Stimmung grandios. Klassiker um Klassiker fliegen einem um die Ohren. American Jesus, 21st Century Digital Boy, Do What You Want und natürlich Punk Rock Song. Ich fühle mich wie ein Teenie. Danke dafür. Mehr als würdiger Headliner und ich bin froh, dass ich sie nochmal gesehen habe, denn wer weiß wie lange sie noch spielen werden.

Authority Zero machen dann für uns den Abschluss des Tages im kleinen Zelt.
Das ist auch gut gefüllt und der Frontmann gibt alles. Eine Band die mir live immer mehr gefällt als auf Album. Einfach weil sie Spielfreude haben und immer positiv herüberkommen.
Danach hat es dann aber auch für Tag eins gereicht und wir machten uns auf zum Zeltplatz.

Freitag 28.06.2024

Recht früh um 12:00 Uhr starten No Way. Die sehr junge Band hatte bereits letztes Jahr auf dem Revolution Calling gespielt und wurde da von Side by Side gelobt. Um die 14 Jahre alt dürfte der Sänger sein. Die Band spielt Oldschool-Hardcore. Das beeindruckt mich. Zudem covern sie noch einen Song von Negative Approach und einen von Alone In A Crowd. Ich finde das beeindruckend. Vielleicht noch nicht ganz perfekt bei allem, aber egal. Die Jungs können was reißen, wenn sie dran bleiben.

Nephylim gucken wir uns danach im kleinen Schuppen an. Bemalt mit ein wenig Corpsepaint spielen die Zwickauer dunklen melodischen Deathmetal. Eigentlich so gar nicht die Musik die ich höre, trotzdem können sie mich live überzeugen und das will was heißen. Hat echt Bock gemacht.

Oi! Oi! Oi!

Nachher kam mit Grade2 mein erstes richtiges Highlight des Tages. Ich feiere Grade2 seit Ende letzten Jahres böse ab. So freute ich mich richtig darauf das Trio mal live zu sehen. Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Sie machten richtig gute Stimmung und das anwesende Publikum hatte richtig Freude. Hier wurde getanzt, dass die Balken krachten. Hits wie Pubwatch oder Under The Streetlight zündeten wie eine Bombe. Dabei ist die Band einfach nur super sympathisch. Melodic-Oi! Gibt es das? Wenn nicht, haben Grade2 es erfunden. Fantastischer Auftritt!

Oi!-Lastig ging es dann auch weiter, und zwar mit The Young Ones, die Band aus Holland… Erm sorry aus den Niederlanden. Weil Dutch but not from Holland. Ich freute mich auch hier übelst drauf diese Band live zu sehen, da ich sie auf dem Revolution Calling verpasste, weil ich mir was anderes ansah. Super Set. Super Auftritt. Mit Song wie Bedlam Boys oder Propaganda holten sie mich komplett auf ihre Seite.

Counterparts sind für meinen Geschmack ganz okay, aber auch nicht unbedingt etwas was mich wirklich umhaut. Das Publikum ist anderer Meinung und Geschmäcker sind ja bekannterweise verschieden. Leider spielten sie zeitgleich mit Jaya the Cat. Ich hatte mich gegen Jaya entschieden, weil ich sie schon oft gesehen habe und wollte dafür Counterparts kucken die ich noch nicht gesehen hatte. Naja, wenn ich vorher gewesen wäre, wäre ich zu Jaya gegangen.

„What the hell is goin on around here?“ tönt es aus den Boxen und die Legende selbst Mike Muir stürmt auf die Bühne. Suicidal Tendencies, wahrscheinlich die Band, die mich mit am meisten beeinflusst hat. In jungen Jahren sogar mal mit Robert Trujillo gesehen, bevor Metallica ihm eine Million Dollar boten. Und dann auch bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr gesehen. Mike springt wie ein Derwisch über die Bühne. Wie der das noch hinkriegt ist mir ein Rätsel. Jedenfalls katapultiert mich das Set weit zurück in meine Vergangenheit und ich kann nicht anders als zu hüpfen und zu springen. Hit an Hit… War inside my head, Subliminal, Cyco Vision, Possessed To Skate und was sonst noch alles. Zum Abschluss gibt es dann Pledge Your Alligience und unter lauten S.T.-Rufen stürmen bestimmt 300 Leute die Bühne. Herrlich! Ich bin erst mal platt vom Wüten und brauche dringend eine Pepsi.

In dem kleinen Schuppen spielen dann eine meiner neueren Lieblingsbands. Conservative Military Image. Zu meinem Erstaunen sind gar nicht so super viele Leute da. Ich hätte tatsächlich mit mehr gerechnet. Adam Voss lässt es sich dann auch nicht nehmen ein paar Fußball Jokes zu machen, findet dann aber auch selbst, dass es sich hier um eine Thought Crowd handelt. Er meint, „na ja sind wohl alle bei Sum41“. Was mit einem Buh-Ruf aus dem Publikum quittiert wird, Adam meint dann: „Hey hey! So cool bin ich nicht, würde ich nicht selbst hier auf der Bühne stehen, wäre ich zu 100 % bei Sum41“. Was soll ich groß übers Set sagen, wer CMI mal live gesehen hat weiß, dass sie immer einfach nur abliefern. Mir macht die Show auf jeden Fall super Spaß. Neu im Set sind die Songs Charlie From Hardcore und Guilty Until Compliant. Ich feiere die Band und oute mich als Fanboy.

Nach dem Kracher beenden wir den Abend eher ruhig bei Psychonaut. Die Belgier spielen einen Mix aus Psychedelic Rock gemischt mit ein wenig Doom und Stoner Elementen, das Ganze bringt einen super runter. “Thanks for floating with us“ meinte ihr Frontmann. Und das ist genau passend, um die Band zu beschreiben. Hab sie vorher gar nicht so wirklich gekannt und muss feststellen, dass ich mich wohl in Zukunft mehr mit ihnen beschäftigen werde. Super Darbietung.

Wir machen uns auf zum Zeltplatz und landen in der Silent Disco (dazu später mehr).
Wir tanzen noch ein Stündchen und dann geht’s schlafen. Somit endet ein super Tag mit überwältigenden Gefühlen und einem gewaltigen Sonnenbrand. Gute Nacht.

Samstag 29.06.2024

Den Samstag starteten wir auch recht früh mit den Belgiern von Mindwar. Das war ein guter Opener. Es folgten dann Campus und Guilt Trip. Beide Shows sind auf mysteriöse Weise aus meinem Gedächtnis gelöscht. Hmm! Sorry, kann mich an keine erinnern.
Dafür kann ich mich umso mehr an For I Am King erinnern. Viele Fans standen mit Plastikkronen auf dem Kopf vor der Bühne. Die Sängerin diesmal nicht in Anzug, sondern in komischen Manga-Dress. Aber hey, die Frau hat Growls drauf, das ist schon echt krass. Ich finde von der Band nicht jedes Lied gut, aber live gehen die gut ab. Die Fanbase hat auch gut Fun hier.

Bei Harms Way riskiere ich kurz ein Blick. Mehr brauch ich allerdings davon nicht.

Dann kam ein Act auf den ich mich übelst freute. nämlich die fast schon legendären Biohazard. Biohazard waren tatsächlich die allererste Hardcore-Band, die ich als junger Bursche live gesehen habe. Vor ungefähr 50 zahlenden Gästen in Luxemburg, in einem damals noch recht unbekannten Club, der heute selbst legendär ist. Letzter Tourtag für die Jungs aus Brooklyn. Evan merkt man das auch irgendwie an. Seine Stimme ist nicht mehr die, die sie mal war. Nicht schlecht, aber nicht mehr so drückend. Billy hingegen scheint irgendwann in einen Jungbrunnen gefallen zu sein. Altert der überhaupt? Ich mochte Billys Gesang eh immer lieber als den von Evan. Richtig geil die Band nochmal im originalen Line-up zu sehen. Hauptsächlich spielten sie Songs vom Urban Discipline Album, was ich und auch das anwesende Publikum feierten. Shades Of GreyPunishment, Black and white and red all over … witzig ist auf jeden Fall noch, dass Billy seine Frau anruft, das Handy ins Publikum wirft und einen Fan fragt, ob er filmen kann … „Thats how much i trust you“, meinte er. Das Video wurde gemacht und er bekam sein Handy zurück. Irrer Vogel. Mich hat die Show jedenfalls mächtig begeistert. Nur Business hat mir ein wenig in der Setlist gefehlt. Ach ja und mit neuem Album können wir 2025 rechnen.

Biohazard – Jera On Air (2024) Foto Facebook

Sturm im Anmarsch

Als wir nach Biohazard das Zelt verließen, fiel uns sofort auf, dass etwas komisch war. Der Himmel war übelst grau und die Luft extrem geladen. Überall gab es schon Warnungen von Superzellen, die über Europa seien. Aber noch ging es. Wir machten uns auf zu Incendiary. Auch eine Band auf die ich mich im Vorfeld sehr gefreut hatte. Ich finde die Musik Spitzenklasse und hatte sie noch nie live gesehen. Die Show fing an und ich glaube sie hatten gerade drei Songs gespielt als es Abbruch hieß. Alle sollten sich irgendein Zelt aussuchen, um darin Schutz zu suchen. An sich wollten wir noch zu dem größten Zelt laufen, dann machte es allerdings so runter, dass wir notgedrungen im Merchzelt landeten. Der Vorteil war, es waren nicht viele Menschen hier, so dass wir massiv Platz hatten; der Nachteil war, dass wir kein Bier kriegten. Na ja, man kann nicht alles haben. Ich hatte echt schon Angst, dass uns das Zelt auf dem Campingplatz wegfliegen würde. Dann hörte es auf. Die Sturmfront war gerade an dem Festivalgelände vorbeigezogen. Entwarnung. Trotzdem war jetzt alles Matsch. Ich denke das gehört dann auf einem Festival einfach dazu.  Wir liefen dann nochmal schnell rüber zu Incendiary, die ihr Set dann weiterspielten, leider dann nur kürzer. Verdammt!

Im kleinen Zelt ging es weiter mit The Chisel. Ich weiß nicht was los war, aber der Funke sprang nicht über. Der Sound war irgendwie super schlecht da wo ich stand. Das riss mich leider gar nicht mit. Gott sei Dank hatte ich die Band bereits zweimal zuvor gesehen, sodass ich weiß dass es besser geht. Heute leider nicht.

Die Matsche ging nun doch ein wenig zu weit, also beschloss ich kurz zum Auto zu laufen, um festes Schuhwerk holen zu gehen. Dadurch verpasste ich Trottel dann Bane. Da passt du kurz nicht auf und dann sowas. Allerdings war der Ärger schnell verflogen, da ich sie eh noch auf dem Ieper sehen sollte.

Ein weiterer Höhepunkt folgte dann für mich mit Frank Carter And The Rattlesnakes. Im Eagle-Zelt. Also dem größten. Ob das funktionieren kann? Bisher hatte ich die Band immer nur auf kleinen Shows gesehen. Aber ja, es funktionierte. Und wie. Frank in Anzug machte keine Gefangenen. Nein, er sprang auch hier direkt ins Publikum. Stand auf den Schultern der Crowd, machte Kopfstand auf den Menschen und wollte wie eigentlich alle den größten Circlepit des Festivals haben. Frank Carter gelang das allerdings. Der Circle Pit ging dann nämlich ums ganze Zelt herum und ja, die Eaglestage ist riesig. Klar musste ich hier mitmachen. Move, Move, war dann alles, was ich hörte, als wir im Kreis herumliefen. Wahnsinn!  Gespielt wurden ein paar Songs vom neuen Album, aber auch viele Klassiker wie Crowbar, Devil Inside Of me, My Town und sogar Juggernaut. „Rockstar, Pornstar, man of the hour don’t let him out“, singt Frank dann in den Leuten und ich denke mir nur: ja, dieser Mann könnte echt der letzte große Rockstar auf Erden sein.
Das Set endet mit I Hate You.  Die ganze Crowd gröllt… „and i wish you would die….“.
Nein Herr Carter, so schnell verlassen Sie uns bitte nicht. Für mich tatsächlich mit das Beste was ich live gesehen habe. Danke dafür.

Frank Carter in Aktion

Meine Freundin hatte sich während des Sets von Frank Carter abgesetzt, weil sie zu Bury Tomorrow wollte und als Riesenfan halt möglichst weit vorne stehen wollte.
Die Band kenne ich auch eigentlich nur durch sie. Als ich ankam war das Zelt allerdings so voll, dass ich nicht mehr durchkam. Also guckte ich mir das entspannt von hinten an. Verwundert war ich dann selbst, wie viele Songs der Band ich dann doch kannte. Silke sei Dank. Die Show war echt fett, mit ein paar Pyros und die Ansagen waren auch richtig gut. Lieder die ich erkannte waren jedenfalls mal Choke, Man On Fire, Black Flame und Cannibal. Ich muss tatsächlich sagen dass es für mich eine der besten Metal-Core-Bands ist die es gibt. So ärgerte ich mich dann doch ein wenig, dass ich so weit hinten stand.

Snuff sahen wir dann von draußen sitzend auf so hohen Sitzbänken. Das war auch gut so. Mit der Band hatte ich mich nie wirklich beschäftigt. Aber die Show die sie darboten war schon krass. Konfettikanonnen, riesige Luftbälle, Luftschlangen und was man sich sonst alles wünscht. Machte mir gute Laune beim Zuschauen, vielleicht sollte ich doch mal in ihre Alben hineinhören.

Im Prinzip wollten wir dann zum Zeltplatz, stolperten aber noch an der Eaglestage vorbei, wo gerade die Architects anfingen. Auf ein Bier wollten wir bleiben. Daraus wurde dann allerdings die ganze Show. Ich gestehe ich habe von der Band noch nie was gehört. Nicht mal den Namen, die sind irgendwie komplett an mir vorbeigegangen. Aber ich muss sagen, dass ich sehr froh bin hier hängen geblieben zu sein. Der Bühnenaufbau ist verdammt cool. Sänger und Gitarrist sind unten, Drum und Bass sind eine Etage oberhalb, dazwischen ein riesiger Monitor, wo verdammt coole Videosequenzen zu den Songs liefen. Ich konnte zwar nichts mitsingen, dafür ließ ich mich mal einfach von dem Gesamtpaket betören. Sehr cool auf jeden Fall. Kann man so machen.

Dann ging es aber schlussendlich nach einem langen Tag nachts um halb zwei Richtung Schlafplatz.

Sonntag 30.06.2024

Sonntags waren wir an sich ein wenig platt. Trotzdem machten wir uns früh auf, um Jivebomb zu sehen. Die waren aber irgendwie nicht da. Nach Fragen hieß es, dass sie irgendwie einen Flieger verpasst hätten, dafür aber später spielen würden.

Also vergnügten wir uns erst mal mit Death Before Dishonor. Muss ich dazu noch viel sagen? Schon oft gesehen und immer solide. Das Set verfliegt gerade so, zu Abschluss gab es noch eine ein wenig abgeänderte Version von Cock Sparrer’s England belongs to me. Wie immer ordentlich.

Bei The Locos landeten wir dann eher spontan. Wir hatten die eigentlich nicht auf dem Schirm, aber spontan ist ja auch oft gut. Die Spanier wussten zu überzeugen. Mit coolen Showeinlagen und einer Menge guter Laune. Zu den Ska-Klängen tanzten dann auch schon recht viele.

Soziales am Sonntag

Zu sagen wäre noch, dass das Gelände am Sonntag von ganz vielen älteren Menschen aus dem Altersheim besucht war. Diese durften sich Backstage alles ankucken und tauchten dann auch mal oft lächeln in den Zelten auf. Ich fand die Aktion richtig klasse. Die Senioren fuhren teilweise mit dem Riesenrad und ich denke, die hatten fast genauso viel Spaß wie wir.

Wir wollten weiter zu Delinquent Habits, aber irgendwie war der Wurm im Zeitplan drin. Verschiedenes war ein wenig umgestellt worden und so landeten wir bei Orgel Joke. Wer sich nun fragt bei wem, dem sei gesagt, Orgel Joke ist Kult. Zumindest hier auf dem Festival. Joke ist eine ältere Frau, die auf ihrer Orgel Songs von allem Möglichen spielt. Von Abba bis zu ZZ-Top und zurück. Dazwischen haut sie Karnevalsmusik oder Technoklänge. Joke wird abgefeiert wie kaum eine andere Band hier. Das Zelt ist voll bis unters Dach, alle tanzen und crowdsurfen wie die Wilden. Nach jedem Song brüllt die Menge mit lauten Joke Joke Joke Rufen nach mehr. Lustig war es auf jeden Fall.

Orgel Joke gibt Vollgas

Nach dem lustigen Auftritt von Joke war es dann aber an den Delinquent Habits. Ein wenig schade, dass nicht viele den Weg zu ihnen fanden. Scheinen ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein. Na ja, ihr größter Hit Tres Delinquentes liegt auch schon 28 Jahre zurück. Es roch dann massiv nach Weed von der Bühne, als die drei auftauchten. Gespielt wurde Oldschool Hip-Hop mit Latino-Einschlag. Neben ihrem größten Hit gab es noch ein paar kleinere Klassiker und Coverversionen von House Of Pain und Cypress Hill, sowie wie ein verdammt geiler Freestyle. Ich finde ja manche oldschool Hip-Hop Sachen sind ja von der Attitüde nicht sonderlich weit von uns entfernt und dazu gehören eben auch die Habits. Bedanken tut sich Ives Irie noch für 28 Jahre Treue, dass er damit seinen Traum erfüllen konnte und seine Kinder ein besseres Leben dadurch hatten als er und nicht mit Schusswunden im Knast landeten. Ich nehme es ihm ab. Ach, er mochte meine Suicidal Mütze 😉

Weil es wieder angefangen hatte zu regnen, blieben wir vorerst auch im Zelt, was sich als kleiner Glückstreffer erwies. Den sonst hätte ich Elvana wohl nie kennengelernt. Elvana covern Nirvana im Elvis Style. Klingt komisch, ist aber verdammt cool und superlustig. Auf ihren glitzernden Anzügen sind Skelette gesprintet und auf der Bühne tanzen zusätzlich noch Cheerleaderinnen, die genau so angezogen sind wie die in Nevermind Video von Nirvana. Die Stimmung ist richtig gut. Die Texte kennt man auswendig und zu lachen gibt es viel. Cooler Auftritt. Kann man sowas für Hochzeiten buchen? Ich würde es feiern.

Jivebomb waren dann doch noch angekommen und gingen gut ab. Die Sängerin steckt voller Energie und animiert das doch recht junge Publikum ganz gut, die es mit massiv 2 Step abfeiern. Leider ist das Set super kurz. Aber cool, dass sie wenigstens doch noch kamen.

Finale

Zu guter Letzt spielten dann The Prodigy. Das Zelt war massiv voll. Also so voll, dass viele draußen standen. Mit Breathe startet dann eine riesige Laser- und Lichtshow. Aber ja, irgendwas fehlte hier. Was fehlte merkte man, als beim zweiten Song Firestarter Keith Flint immer wieder mit Lasern an die Wand projiziert wurde, als würde er da tanzen. Fehlen tat allerdings sein Gesang. Und das gefiel mir überhaupt nicht. Im Grunde waren es dann einfach nur noch Elektro-Songs. Da war ich froh, dass ich Keith dann mal zu Lebzeiten gesehen hatte. Aber wie gesagt, so gab mir das gar nichts. Ich frage mich, ob das sein muss, dass man so weiter macht, wenn man seine Galionsfigur verloren hat. Ich entscheide mich, mich vom Acker zu machen und die letzten Getränkemarken zu verballern.

Das Jera endete im strömenden Regen und einem Riesenfeuerwerk. Schön war es mal wieder.

Fazit

Das Jera On Air ist für mich eines der bestorganisierten Festivals überhaupt. Nie hat man lange Schlangen bei den Getränkeständen, die Toiletten sind immer super sauber (wie auch immer, die das hinkriegen), die Duschen sind schön. Auf dem Gelände findet man Automaten mit Powerbanks, die man sich gegen Kaution holen kann. Es gibt Spinde, die man sich mieten kann. Sonnencreme gibt es gratis beim Bla bla Spa. Freundliche Helfer, cooles Publikum. Da es auf dem Zeltplatz verboten ist, nachts Musik laufen zu lassen, gibt es die Silent Disco. (ihr erinnert euch?) Hier spielen drei live DJs und man kriegt einen Kopfhörer, wo man sich einen der DJs aussuchen kann. Schon lustig, wie alle auf andere Songs tanzen, wenn du was ganz anderes hörst. Morgens gibt es Yoga auf dem Zeltplatz. Einen Supermarkt gibt es auf dem Zeltplatz ebenfalls, so wie einen kleinen Laden mit diversen Camping-Utensilien, falls man mal was braucht. Das Pfandsystem ist top. Auf dem Gelände fliegen einfach keine leeren Becher herum. Ich liebe dieses Festival und es ist definitiv ein Stammfestival jedes Jahr. Protipp zu Schluss, falls ihr mal hinwollt: bringt euch einen Bollerwagen mit, denn laut Schrittzähler ist es schon einen ganzen Kilometer vom Parkplatz bis zum Zeltplatz. In dem Sinne…

…See You Next Year!

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– Playlist: Happy Release Day

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