In diesem Jahr feierte das Jera On Air sein 30jähriges Jubiläum. An vier anstatt den üblichen drei Tagen gaben sich über 100 Bands die Klinke in die Hand und ließen auf eine großartige Geburtstagsfeier hoffen. Grund genug für den legendären Steve Schiltz und mich uns unter die Menge zu mischen und für euch zu berichten. Steves Festivalbericht findet ihr HIER.
Donnerstag
Am Donnerstag öffneten die Tore des Jera bereits um die Mittagszeit um die Camper zu begrüßen und allen die Chance zu geben um rechtzeitig am Nachmittag zum offiziellen Konzertbeginn ready zu sein. Daher sind meine Frau und ich mit bester Laune am frühen Morgen aufgebrochen, um noch genug Zeit für einen obigatorischen Besuch im Coffeeshop und im Supermarkt zu haben, um uns mit pfandfreien Dosen und weiteren Essentials auszustatten. Planmäßig erreichten wir das Festivalgelände kurz nach der Öffnung. Schon hier zeigte sich die gute Organisation. Bei Ankunft im nahegelegenen Ysselstein war alles gut ausgeschildert und der Weg zum Parkplatz leicht zu finden. Auf dem Parkplatz gab es bereits das erste Highlight: Das Zusammentreffen mit Steve und seiner Freundin! Besser hätte es nicht laufen können, denn so konnten wir in Ruhe gemeinsam unsere Zelte aufschlagen. Der Parkplatz liegt jedoch circa einen Kilometer vom Campingplatz entfernt, daher waren die mitgebrachten Bollerwagen absolut hilfreich um mit Sack und Pack einigermaßen stressfei einen Platz zu sichern. Nachdem das erledigt war, hatten wir ein bisschen Zeit um uns an unserem Zeltplatz zusammenzusetzen und ein gemeinsames Mittagessen und ein paar Bier zur Stärkung einzunehmen. Bei gefühlt 30 Grad war eine Pause auch absolut nötig. Warscheinlich war ich zu diesem Zeitpunkt bereits das erste Mal komplett nass, weil durchgeschwitzt. Danach haben wir uns auf dem Campingplatz umgesehen, den Campingsupermarkt inspiziert, Euros in die offizielle Festivalwährung (Jera Tokens) umgetauscht und uns auf das Konzertgelände aufgemacht.
Das Festival startete musikalisch direkt mit einer Band auf die ich mich sehr gefreut habe: Die großartigen Gel! Ehrlichgesagt hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits den ersten Durchhänger, aber Gel haben meine Energie schnell wieder aufgeladen. In circa 30 Minuten haben sie alle Hits der letzen Veröffentlichungen gespielt und eine super positive Stimmung verbreitet. Das Konzert war zwar noch nicht sonderlich gut besucht, aber der Auftritt im kleinesten der Zelte, dem sogenannten Buzzard, konnte trotzdem einige Besucher anziehen und die ersten Stagediver motivieren. Geiler start!
Um „runterzukommen“ sind wir danach ein Zelt weitergezogen, ins größte der vier Bühnenzelte, das Eagle. Dort sahen wir mit Shadow of Intent einen sehr metallastigen Vertreter des Deathcore Genres. Das Konzert hat meine Stimmung zu dem Zeitpunkt nicht hunderprozentig gematcht, aber technisch hochwertig und tight gespielt waren die Songs der Band allemal.
Nach kurzer Umbaupause ging es danach im selben Zelt weiter mit den legendären Madball! Ich muss gestehen, dass ich Madball noch nie zuvor gesehen hatte. Da mir die Geschichte der Band allerdings bekannt ist und ich natürlich auch die Klassiker wie Set it Off! gut kenne, hatte ich große Vorfreude auf den Auftritt. Und holy shit, Madball haben nicht enttäuscht! Die Songs und der Sound haben mich live tatsächlich sogar noch mal mehr gecatcht als von den Platten. Dazu noch eine wirklich hohe Intesität auf der Bühne. Madball haben gerockt!
Hot Mulligan haben sich bei mir als kleiner Geheimtipp für Roadtrips bei Sommerwetter festgespielt. Mit ihrem Post-Emo-Revival Sound verbreiten sie gute Laune und schaffen es trotzdem mit dem ein oder anderen Riff und Breakdown eine härtere Seite zu zeigen. Leider war das Publikum recht übersichtlich und die Emo-Momente haben überwogen, daher konnten sie mich nicht komplett mitreissen. Das überwiegend junge Publikum hatte jedoch definitiv seine Freude!
Das Highlight des ersten Abends waren aber natürlich Body Count, die im Eagle mit Spannung erwartet wurden. Nach und nach kamen die Bandmitglieder auf die Bühne und als dann als letzter Ice-T die Stage betreten hat, hatte ich tatsächlich kurz Gänsehaut. Sowohl Body Count als auch die Soloalben von Ice-T hatte ich als Teenager im Walkman und hätte es eigentlich nicht für möglich gehalten dem Mann mal gegenüber zu stehen. Danke Jera! Die Performance hat dann aber zwischen supergeil und sehr cringe gependelt. Musikalisch muss sich Body Count auch nach Jahrzehnten nicht verstecken, die Band atmet einfach Metal. Die klassichen Songs und die sozialkritischen neueren Stücke waren komplette Banger und haben auch das Publikum mitgenommen. Die neueren Songs (insbesondere das Stück The Purge) konnten mich allerdings leider nicht überzeugen. Genauso kontrovers wie manche seiner Texte waren auch die Ansprachen von Ice-T an das Publikum.Schön war, wie sehr er sich gegen Rassismus und Diskriminierung ausgesprochen hat. Seine antifeministischen Aussagen die zur Ankündigug des Songs Manslaughter getätigt wurden, kamen im Publikum allerdings merklich schlechter an. Dass er Feministinnen als Bitches bezeichnet hat, tat sein übriges. Auch in Punkto Bühnenshow gab es einige komische Momente. So hat der Sohn von Ice-T einige Gimmicks gebracht die meinen Geschmack nicht getroffen haben (u.a. das wiederholte anbumsen des Mikrofonständers). Das ganze wurde dann noch gekrönt von einem Kurzauftritt der neunjährigen Tochter von Ice-T, bei der sie das Publikum zum Song Talk Shit, Get Shot zum mitmachen animieren sollte.
Meiner Meinung nach wäre hier weniger deutlich mehr gewesen. Denn so bleibt trotz der musikalisch guten Performance ein Beigeschmack.
Nach dem Auftritt haben wir uns zunächst eine Pause gegönnt, Bad Religion aus der Ferne gehört und uns danach zu Authority Zero auf der Hawk Bühne, einer improvisierten Scheune, aufgemacht. Authority Zero haben trotz der späten Stunde eine wahnsinning energiegeladene Show geliefert und das Publikum nach allen Regeln der Kunst heißgemacht. Ein gelungener Abschluß für den ersten Abend, denn den zeitversetzen Auftritt von Electric Callboy haben wir ausgelassen.
Da das Rave Zelt nur circa hundert Meter von unserem Zelt entfernt war, kamen wir allerdings noch in den „Genuß“ einiger Stunden thunderdome-esquer Bassbeschallung. Für die Einschlafmusik war also auch gesorgt.
Freitag
Der Freitag versprach eine Menge geiler Bands und startete bei gutem Wetter und hohen Temparaturen. Also ab zu den Duschen und frisch machen. Die Duschen und Toilleten auf dem Campinggelände waren zentral an einem Ort, da Steve allerdings ein Jera Profi ist, waren wir recht nah dran. Nach kurzer Wartezeit waren auch gleich Duschen verfügbar, dahingehend war das Jera auch super ausgestattet!
Zur Mittagszeit starteten bereits die ersten Bands. Die erste Station des Tages für uns war Thrown im Vulture Zelt, dem zweitgrößten des Geländes. Ich mag den Sound von Thrown sehr gerne und der Auftritt der Band war auch überzeugend. Leider kam mir die Stage noch ein wenig zu groß vor, denn die Anzahl des Publikums hielt sich in Grenzen und die Bühnenshow konnte dies leider nicht kompensieren. Ich erwarte mir trotzdem weiter gute Musik von Thrown und werde versuchen, sie mal bei einem kleineren Konzert zu erwischen.
Direkt im Anschluß zeigte Hanabie., wie man ein großes Publikum glücklich macht. Hanabie. sind eine Metalcore Girlband aus Japan und haben sich als echte Bühenprofis entpuppt. Zwar war es musikalisch nicht so meins, da sie einen gewissen Stadionrock-Vibe verbreiteten und eine recht poppige Grundtendenz haben, aber die Mädels haben es trotzdem geschafft eine unterhaltsame Show im Eagle anzubieten.
Danach haben Dying Wish im benachbarten Buzzard Zelt klargemacht, wie gute Unterhaltung und richtig gute Musik gehen. Dies war warscheinlich einer meiner Lieblingsauftritte des Wochenendes!Nachdem ich Dying Wish eher dem Metal als dem Hardcore zugeordnet hätte, wurde ich live eines besseren belehrt. Die Band hat viele alte Songs gespielt und mehrfach betont, dass Hardcore gespielt wird. Zwar kamen auch einige der metallastigen Tracks von neusten Album in die Tracklist, die haben am Ende aber super reingepasst und eine gelungene Show abgerundet. Klare Konzertempfehlung!
Im Anschluß daran musste ich eine Gewissensentscheidung treffen: Better Lovers oder Scowl? Beide liefen leider parallel. Ich entschied mich für Better Lovers, meine Frau zog es eher zu Scowl. Better Lovers im Vulture war recht cool. Ich mag den leicht chaotischen Hardcore der Superband und fand die Performance sehr gelungen. Leider wollte im Vulture für mich wieder keine Top-Stimmung aufkommen. Nach dem Ende des Auftritts bin ich schnell zurück zu Scowl geeilt und konnte dort noch die letzten Songs sehen. Scowl waren wie immer on fire und haben das kleine Buzzard Zelt zum kochen gebracht. Vielleicht mag ich einfach kleinere Bühnen?!
Ohne Pause ging es weiter zu Neck Deep die mit ihrem modernen Pop-Punk eine gelungene Abwechslung gebracht haben. Das Stagedesign mit dem ballonartigen Bandlogo war ebenfalls eine willkommene optische Bereicherung.
Von dort aus ging es weiter zu Counterparts, die ich schon lange Verfolge, aber über die Jahre ein wenig aus den Augen verloren habe. Sie konnten mit einem wirklich fetten Sound und einer sehr engagierten Bühenshow überzeugen!
Next up: Suicidal Tendencies! ST sind natürlich eine Macht und auch schon seit Jahrzehnten in meinem Playlists. Da ich sie noch nie gesehen hatte, war dies ebenfalls ein absolutes Highlight. Genau wie bei Madball spürt man einfach die Leidenschaft und die langjährige Erfahrung. Suicidal haben fett aufgedreht und eine top Show geboten. Der Sound für mich in live auch noch mal deutlich besser als auf Platte.
Ohne Atempause ging es weiter zu einer meiner aktuellen Lieblingsbands: Show Me The Body. Leider war der Auftritt im Buzzard Zelt nicht sonderlich gut besucht. Die Anfeindungen vom Sänger der Band an das Publikum gehören zwar zur Show, haben aber sicherlich nicht zu mehr Engagement im Publikum geführt. Ungeachtet dessen haben SMTB wieder eine gute Show geliefert und ihren Rap- und Elektrobeeinflussten NYHC gespielt. Für mich eine wirklich coole Mischung und definitiv immer einen Besuch wert.
Nach kurzer Wartezeit und vor deutlich größerem Publikum betrat dann im selben Zelt ein weiterer Contender für den besten Auftritt des Wochenendes die Bühne. Mindforce haben alles abgerissen und alle Highlights aus ihrer bisher sehr kleinen Diskographie gespielt. Die Bühnenpräsenz der Band sucht seines gleichen, der Pit hat es ihnen gedankt und die Bühne war der Mittelpunkt der Party. So muss es sein. Mindforce können sich mit den ganz Großen messen!
Das Jera lässt einem allerdings keine Chance mal durchzuatmen, denn direkt im Anschluß standen CMI in der Hawk Scheune auf dem Programm. Conservative Military Image mussten zwar mit Sum 41 um Zuschauer konkurrieren, konnten aber eine durchaus ansehnliche Zuschauerzahl erreichen. CMI-typisch gab es einen fetten Oi-Hardcore mit viel Pathos und großem Charm des Frontmans. CMI sind einfach authentisch und haben die willigen Zuschauer super unterhalten. Guter Auftritt. Gegen Ende des Sets fragte sich aber sogar die Band selbst, warum wir eigentlich alle noch nicht bei Sum 41 sind. Self-awareness for the win. Und so ließen uns CMI sogar noch die Möglichkeit eine große Tüte belgische Fritten zu kaufen und uns aus der Ferne das Ende des Sum 41 Sets zu geben. Zwar haben mir Sum 41 nach Does this look infected? Nicht mehr sehr am Herzen gelegen, die großen Hits am Schluß zu hören hat aber durchaus noch mal Gänsehaut beschert. Was für ein würdiger Abschluß des vollgepackten Freitags!
Samstag
Gut gelaunt und in großer Vorfreude auf das Lineup startete der Samstag am Mittag direkt mit einem sehr guten Auftritt der belgischen HC Punks von Mindwar. Sie haben einige Songs ihres empfehlenswerten neusten Albums gespielt und mir überraschend gut gefallen.
Direkt danach folgte ein weiteres Highlight des Wochenendes, die englischen Guilt Trip. Zwar war mir klar, dass mir Guilt Trip zumindest ganz gut gefallen würden, aber meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Die Jungs aus Brighton hatten fetten Sound und eine ganze Setlist voller geiler Songs im Gepäck. Nach diesem Auftritt bin ich definitiv ein Fan der Band!
Nach kurzer Wartezeit ging es mit einem persönlichen Höhepunkt für mich weiter, dem Set von Harms Way. Die Band überzeugt mich mit ihrem brettharten, metallischen Hardcore und konnten die außergewöhnliche Härte ihres Sound perfekt auf die Bühne übertragen. Das Publikum hat voll mitgemacht, James hat sich mit dem Running Man bedankt und alle waren wunschlos glücklich!
Up next ein weiteres Highlight für mich persönlich: Die legendären Incendiary. Aus meiner Sicht eine der besten Hardcore Bands des letzten Jahrzehnts. Dementsprechend hyped habe ich dem Set entgegengefiebert. Bei dunklen Wolken am Himmel betrat die Band dann am frühen Nachmittag die Bühne und haben ab dem ersten Songs das ganze, zahlreiche Publikum mitgenommen. Schon beim dritten Song war die Bühne voller Zuschauer und ein kleiner Menschenberge hat die Hooks mitgesungen. Großartige Szenen! Mitten im Set dann aber die Ernüchterung: Gewitterwarnung und Konzertabbruch. Aufgrund des plötzlich aufziehenden Gewitters musste in allen Zelten unterbrochen werden und die Besucher wurden aufgefordert sich in den großen Bühnenzelten zu sammeln. Statt der Bands gab es dann eben im großen Zelt Musik vom DJ und so gab es spontane Tanzeinlagen und sogar eine Pollonaise im Eagle Zelt zu Queen und Eminem. Der guten Stimmung konnte das Wetter also keinen Abbruch tun.
Nachdem sich das Unwetter gelegt hatte ging es mit den Konzerten weiter und ich habe kurz die Orientierung verloren. Alles war daraufhin nass! Boden: nass. Klamotten: nass. Sitzgelegenheiten: nass. Pfützen bis zum Knöchel und tiefer. Matsch ringsum die Zelte und an jedem Stand. Und so sah ich dann aufgrund meiner kurzen Verwirrung anstatt dem zweiten Teil des Auftritts von Incendiary und danach The Chisel die Metalcorer von Thy Art Is Murder. Steve hat es besser gemacht und The Chisel gesehen, berichtete mir aber von Soundproblemen und so konnte ich mich mit meinem Schicksal abfinden. Thy Art Is Murder haben ein ordentliches Set ihres recht generischen Metalcores gespielt und konnten damit zwar für den ein oder anderen Headbang sorgen, mich aber nicht komplett glücklich machen.
Ebenfalls nicht 100%ig glücklich machen konnten mich daraufhin die Veteranen von den 2000er Emocore Helden Thursday. Thursday haben mir als Teenager sehr gefallen und die ersten Alben sind auch heute noch etwas Besonderes. Die Musik der Band zeichnete sich damals durch eine besondere jugendliche Energie und Rohheit aus. Diese besondere Energie konnten die älteren Herren nicht mehr aufbringen. Der Auftritt war trotzdem gut und die Stimmung im Zelt ebenfalls. Da Zeitgleich allerdings Crosses spielten, war die Zuschaueranzahl überraschenderweise sehr übersichtlich. Mit etwas mehr Crowd wäre der Auftritt sicher noch cooler gewesen (siehe das Video von Thursday beim diesjährigen Outbreak). Ich bin sehr dankbar Thursday live sehen zu können, denn dies schien lange unrealistisch. Der Sänger der Band war jahrelang Heroinabhängig und die Rückkehr der Band gleicht einem kleinen Wunder! Congrats und stay sober!
Puh, was für ein Tag! Nachdem ich eine ganze Reihe geiler Bands gesehen hatte, musste ich mich ausruhen und habe mich zum Fussball schauen ins Pressezelt zurückgezogen. Das Unwetter, was mir Incendiary versaut hat, war dann plötzlich in Dortmund um dort für einen Spielverzug zu sorgen. Pech! Leider hieß dies, dass ich die großartigen Bane verpasse. Nachdem ich Bane bereits letztes Jahr sehen konnte, genügte es mir aber den Auftritt aus der Ferne hören zu können. Bane sind auf jeden Fall eine Empfehlung wert und sollten in jedem Konzertkalender eines HC Fans stehen. Eine der ganz großen Bands unseres Genres.
Nach dem Fussballspiel ging es weiter mit einer weiteren Band, der man das Prädikat „ganz groß“ ebenfalls verleihen kann: Comeback Kid. An der Stelle hatten sich die Planer wohl verkalkuliert, denn Comeback Kid spielten im kleinen Buzzard Zelt. Trotz der Matschpfützen um das Zelt herum standen die Zuschauer in mehreren Reihen um das Zelt herum. Voller ging es nicht. Der Auftrit hat jedoch über das Wetter und den Matsch hinweggetröstet, denn Comeback Kid gaben Vollgas und die Zuschauer im Zelt ebenfalls. Permante Action, ein Hit nach dem anderen und selbst außerhalb des Zelts 2-stepping im Matsch. Ein genialer Tagesabschluss!
Und so kämpften wir uns durch den Matsch und die Pfützen zurück zu unserem ebenfalls nassen Zeltplatz. So durchnäßt bin ich sonst nur bei DayZ.
Trotz der widrigen Umständen konnten wir glücklich und gut begleitet von den Techno-Klängen der letzten Party auf dem Gelände einschlafen und uns für den letzten Tag ausruhen.
Sonntag
Am Sonntag begrüßten uns wieder die tiefen Pfützen und durchwachsenes Wetter. Unsere Laune war trotzdem bestens und so startete der Tag erneut mit Musik zur Mittagszeit. Nachdem wir uns gestärkt hatten sahen wir zunächst das Metalcore Outfit Make Them Suffer, die mit ihren sehr metallischen Klängen einige Fans sehr begeistern konnten.
Danach ging es für uns weiter mit den Veteranen von Death Before Dishonor. Die Jungs haben alles gegeben und das Publikum ging gut mit, leider hat mir der Sound nicht sonderlich gut gefallen. Dies war das einzige Mal, dass ich Soundprobleme wahrgenommen habe. Schade, aber trotzdem keine Katastrophe. Nach dem Ende der Show besorgte ich mir erstmal ein Bier und schlenderte über das Festival. Meine Frau ging ins Techno Zelt um da zu raven – es hat ihr sehr gut gefallen und bot eine willkomme Abwechslung. Wenn man denn raven gut findet. Beim Jera ist echt für jeden etwas dabei!
Nachdem ich meine Frau aus dem Techno Zelt holen konnte, ging es ab zu Boston Manor im nahegelegenen Vulture Zelt. Nachdem mir die bisherigen Auftritte im Vulture alle eher mittelmäßig gefallen haben, war das Konzert von Boston Manor eine echte Überraschung. Boston Manor machen einen recht poppigen Hardcore und erinnern mich eher an eine Emocore/Pop-Punk Band. Trotzdem haben sie mich sehr gut unterhalten und konnten sowohl mit den sehr gefälligen Songs und einer total intensiven Bühnenshow überzeugen. Die Anzahl der Stagediver war sicherlich mit Abstand die höchste des Wochenendes! Geiler Auftritt und eine Band die ich in Zukunft näher beobachten werde.
Weiter ging es mit einem weiteren persönlichen Höhepunkt, den Genies von Zulu aus Los Angeles. Zulu haben ihren Signature Sound aus Beatdown und Powerviolence gespielt, immerwieder unterbrochen von Funk und Soul Skits. Großartiger Auftritt vor einem sehr engagierten Publikum. Für meinen Geschmack unterbrechen Zulu ihren Flow leider zu oft selbst, aber wenn sie einmal rocken, dann rockts richtig. Absolute Empfehlung!
Die Musik von Me First and the Gimmie Gimmies begleitet mich schon viele Jahre und hat mir schon den ein oder anderen faulen Sonntagnachmittag versüßt. Daher war ich super gespannt die Jungs live zu sehen. Und was soll ich sagen: es hat Spaß gemacht. Die Band besteht aus absoluten Vollprofis (u.a. DEM CJ Ramone) und hat das Publikum richtig ins Schwitzen gebracht. Auf der einen Seite eine sehr coole Abwechslung, auf der anderen Seite aber auch einfach ein sehr unterhaltsames Set. Coole Band, coole Coversongs – die Gimmie Gimmies halt!
Danach hieß es wieder aufteilen. So ging ich kurz mit meiner Frau zu Enter Shikari, die vor einem großen Publikum eine sehr aufwendige Bühenshow aufgefahren haben um ihren Elektrosound zu untermalen. Man merkt, dass Enter Shikari große Bühnen gewohnt sind.
Nach wenigen Minuten ging ich allerdings alleine weiter in die Scheune, um dort bei Jivebomb dabei zu sein. Da Jivebomb Probleme bei der Anreise hatten, wurde der Auftritt mehrmals verschoben. Am Abend war es dann endlich soweit. Jivebomb waren eine weitere Überraschung und haben mich definitiv als Fan hinzugewonnen. Roher, rotziger, punkiger Hardcore mit einer sehr charismatischen Frontfrau. Leider spielten sie nur 20 Minuten, ansonsten wäre es ein Contender für den besten Auftritt des Wochenendes. Zumindest war es für mich ein unerwartetes Highlight. Ich werde auf jeden Fall versuchen Jivebomb noch mal irgendwo zu sehen und freue mich auf einen Album Realease der Band!
Das große Finale wartete dann in Form von The Prodigy im Eagle Zelt. Die Technogötter haben sich nicht lumpen lassen und sowohl eine professionelle Bühenshow gezeigt und alle Hits gespielt. Leider ist es ohne Keith Flint nicht das gleiche. Heutzutage wird The Prodigy von einer Liveband begleitet und funktioniert mittlerweile eher wie eine Stadiorockband. Trotzdem war es ein solider und unterhaltsamer Auftritt, auch wenn er nicht an die goldenen Zeiten der Jungs heranreichen konnte.
Und so endete dann der Tag wieder im strömenden Regen aber mit vielen tollen Eindrücken und guter Laune. Nachdem das letzte Lied verklungen war zündete das Jera noch ein riesiges Feuerwerk, dem ich allerdings aufgrund des monsunartigen Regens nur aus unserem Zelt lauschen wollte.
Montag
Montag hieß es abbauen, aufräumen, bye-bye zu unseren Zeltnachbarn sagen und abzischen. Da die Regenfälle den Parkplatz komplett geflutet haben gab es eine kleine Matschschlacht bei der Abfahrt. Und so konnten wir uns noch mal ordentlich mit Schlamm überziehen bevor wir dann die Heimreise angetreten sind. Aber sei´s drum: Wow, hatten wir ein paar sehr geile Tage! Das Jera war super organisiert, super ausgestattet und hatte ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Lineup. Nicht nur die Bands, sondern auch das Rahmenprogramm mit Riesenrad, BMX-Stunts, Silent-Disco, Technozelt, Supermarkt und vielen Essenständen haben absolut überzeugt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, wünschen dem Festival weitere 30 Jahre erfolg und bedanken uns bei allen Organisatoren und Mitarbeitern für ein tolles langes Geburtstagswochenende! Wir werden bestimmt wiederkommen und können das Jera uneingeschränkt weiterempfehlen! <3