Irgendwann im Oktober 2023 tauchte ein neuer Name in der Festivallandschaft auf: Save The Core. Und gleich von Anfang an war klar, dass Steffen Rose aka Onkel Punkrock involviert ist. Wenn man an die allerersten Ausgaben des Mission Ready Festivals denkt, kann man dabei nur ein sehr gutes Gefühl und Vorfreude darauf haben. Denn er ist einfach Garantie für eine gelungene Musikauswahl.
Schnell wurden auch die ersten Namen in die Runde geworfen: Bad Religion, Pro-Pain und Talco. Eine gewisse Richtung war damit auch vorgegeben. Ich hatte mich auch da schon direkt entschieden auf Gut Glück Tickets zu kaufen und diese erste Runde eines neuen Festivals zu unterstützen. Und auch die in den folgenden Wochen weiter angekündigten Bands ließen aufhorchen: Millencolin, Slapshot, Life Of Agony, Suicidal Tendencies und The Pill. Das klang doch nach einem soliden Line-Up für ein Tagesfestival. Slapshot mussten dann leider ihre Tour absagen und als Ersatz wurden Born From Pain angekündigt.
Ich schmunzle noch immer über die Aussage “das ist ein Altherren Line-Up”, aber irgendwie ist es ja auch korrekt. Bis auf The Pill hatte ich tatsächlich auch alle dieser Bands bereits teilweise schon mehrmals live gesehen. So sollte das Save The Core dann eben eher wie ein Besuch bei alten Bekannten sein. Ich mochte die Idee des Tagesfestivals, zudem ich nur eine Stunde Fahrtzeit nach Nürnberg habe.
Save The Core geht in die erste Runde
Mit großer Vorfreude ging es also am 06. Juli 2024 auf nach Nürnberg. Die Sorgen wegen Parkplatznöten aufgrund des gleichzeitig stattfindenden DTM Rennens waren vollkommen unbegründet. Der Fußweg durch den Wald zum Festivalgelände war angenehm kurz. Einlass easy und entspannt und auch von dort nur ein kurzer Weg ums Eck aufs gut gestaltete Festivalgelände direkt neben Sportbad und Fußballstadion. Das Gesamtbild wirkte professionell aufgesetzt, es waren eben Profis am Start. Und man muss natürlich auch sagen dass das Gelände dort im Stadionpark für eine ganze Konzertreihe im Juli und nicht extra für das Save The Core vorbereitet wurde. Und ein Blick ins Publikum bestätigte den Altherren Gedanken wieder, denn es war schon größtenteils ein Ü40+ Treffen.
The Pill starteten mit ihrem klassischen Punkrock und rotziger Frontfrau vor noch lockeren Reihen und sengender Sonne und gaben einen soliden Start in den Tag, sicher auch keine leichte Aufgabe sich unter den dienstälteren Bands zu behaupten. Born From Pain folgten mit ihrem gewohnt druckvollen Hardcore und boten genau was man von ihnen erwartet.
Unerwartet kamen dann die Durchsagen zur Evakuierung des Geländes wegen den angekündigten Gewittern. Am Ende zog dieses zwar vorbei, aber lieber so. Das habe ich auf Festivals schon anders erlebt. Das Publikum wurde ins benachbarte Fußballstadion gelotst und das lief wirklich absolut stressfrei und die Besucher machten das Beste draus. Stadiongesänge, Applaus für DTM-Mitarbeiter und Presseleute, die im Stadion geparkt hatten und Flitzer inklusive.
Und weiter im Programm
Nach dem Break ging es ohne Ausfälle weiter im Programm, das fand ich sehr gut geplant und umgesetzt. Mit New York Hardcore nahmen Pro-Pain den Spielbetrieb wieder auf und das Save The Core konnte weiter laufen. Von dumpf und düster ging es dann mit den Ska Punkern Talco zum wohl fröhlichsten Act des Tages.
Mit Life Of Agony folgte mein absolutes Highlight des Festivals. In den letzten Jahren habe ich mich wieder sehr viel mit dieser Band beschäftigt und ich freue mich jedes Mal wieder unheimlich diese energiegeladene Formation von Freunden und Familie live sehen zu können. Bis auf das relativ neue Scars war es ein gelungener Mix aus alten Lieblingsliedern.
Spielspaß, Augenzwinkern und melodic Skatepunk sind das Aushängeschild von Millencolin, die einfach auch schon unglaubliche 32 Jahre die Bühnen rocken. Während der Show stand ich mit einem Freund zusammen, dem immer wieder ein “ach stimmt das kenn ich ja auch” über die Lippen kam. Für mich waren es diese “Zack, wieder 15–Momente” bei Songs wie Mr Clean.
Generator Generation
Ich habe an anderer Stelle zum folgenden Auftritt “Abenteururlaub Mehr-Generationen-Haus” gelesen und finde das trifft es so gut. Denn auf der Bühne war mit dem 19-jährigen Tye Trujilo (genau, der Sohn von genau dem!) und dem 61-jährigen Mike Muir dann doch eine gute Altersspanne beim Auftritt von Suicidal Tendencies vertreten. Zudem ist Ex-Slipknot Drummer Jay Weinberg seit Februar 2024 mit im Bunde.
Die legendären Bad Religion machten schließlich als Headliner mit nahezu ausschließlich ihren Klassikern den Sack zu. Souverän, solide und immer mit einem Lächeln. Ich denke das ist auch genau das, was das Publikum erwartet hat und auch hören wollte.
Save The Core – ein Fazit und Ausblick auf 2025
Was mich nach wie vor etwas verwundert war die Merchandising Situation auf dem Festival. Die Bands durften anscheinend nur eine sehr kleine Auswahl anbieten oder waren erst gar nicht vertreten. In Zeiten, in denen Bands auch hauptsächlich über Merchandising ihren Gewinn machen, finde ich den Zug nicht sehr charmant. Ich hoffe das kann für die kommenden Ausgaben des Festivals nochmal angepasst werden.
Altherren Line-Up? Ja. Aber großen Respekt an alle Bands, denn sie haben ausnahmslos gut abgeliefert und am Ende war es wirklich eine Art musikalisches Klassentreffen einer Generation, die mit diesen Bands groß geworden ist. Man darf aufs Save The Core 2025 gespannt sein. Bereits am Montag nach dem Festival wurde der Vorverkauf gestartet. Allerdings dieses Mal ohne auch nur einen der Acts zu verkünden. Wo bleibt da mein Vertrauen in Onkel Punkrock? Ich muss gestehen, dass mich in dem Fall der hohe Vorverkaufspreis, der gerade bei so “blindem Verkauf” doch eher niedrig sein sollte, noch abschreckt. Da warte ich lieber auf die ersten drei Ankündigungen und dann kanns los gehen.
Schönes Review – genauso hatte ich das Mini-Festival auch wahrgenommen.