Finding Faith? Was ist das? Eine christliche Hardcore-Punk-Band? Nein, zumindest nicht wirklich. Muss man die kennen? Weiß ich nicht, zumindest lernte ich sie zu ihrer aktiven Zeit kennen und schätzen. Finding Faith war eine Hardcore-Punk-Band aus Saarbrücken, die vor allem im Saarland aktiv war und ein Demo sowie eine EP herausgebracht hatte. Danach folgte die kurzlebige Fortführung life.story und dann war leider Essig mit der Band. Ich würde jetzt gerne schreiben, sie hinterließen eine riesige Lücke in der saarländischen Szene, aber das wäre wohl etwas übertrieben. Aber zumindest in meiner kleinen Welt hinterließen sie eine Lücke. Das erste Mal hab ich sie vor fünf Leuten als Support von Gay for Johnny Depp (mittlerweile auch aufgelöst) gesehen und danach noch unzählige Male. Und ja, die Band war mir ans Herz gewachsen. Umso erfreuter waren ich und offensichtlich auch eine (knapp) dreistellige Anzahl weiterer Menschen, als die Reunionshow angekündigt war.
Words of Revolt aus Baden-Württemberg eröffneten den Abend und wollten so rein musikalisch nicht reinpassen. Behaupten sie doch „eine Mischung aus klassischem Hardcore, modernem Melodic Hardcore und brutalen Vocals“ zu spielen, handelt es sich doch eher um Metalcore mit Death-Metal-Vocals. Naja, ich will jetzt nicht allzusehr über die Band meckern. Immerhin habe ich mir ihren Gig bis fast zum Ende angeguckt, aber warm wurde ich mit der Musik nicht wirklich.
Save Your Last Breath aus der Schweiz schlugen in dieselbe Kerbe und man fragte sich schon, wie der Veranstalter auf die Idee kam, eine Blackened-Metalcore-Band (wtf?) würde in dieses Line-up passen. Nach zwei Songs mit gefühlten 201 Breaks pro Song unterhielt ich mich lieber mit Freunden vor der Tür. Dort waren auch deutlich mehr Leute als drinnen. Ich meine, die Band kann ja nix dafür, aber hier wollte eben keiner gegen Wände hauen und seine neuesten Kicks vorführen. Das war einfach nicht die richtige Musik für diesen Abend. Das fand keiner geil, also keiner außer den Jungs der vorherigen Band, was mir ehrlich gesagt im Laufe des Abends mehrfach sauer aufstieß. Nein, das hat mir sogar ein bisschen die Freude am Konzert genommen. Ich erwarte ja auch nicht, das jeder stramm stillsteht, aber diese Kicks und dieser absurd-dämliche Tanzstil. Das war einfach doof, auch später bei Tides und der Hauptband. Wenn man dazu noch den ganzen Abend mit einer Bierbong herumläuft, frage ich mich schon, ob das Hardcore-Niveau mittlerweile so tief ist. Aber was hilfts… Ich zitiere dazu einfach mal die superben Good Clean Fun und versuche das Thema dann aus dem Review zu verbannen.
Let’s hear it for the boy who’ll say
„Get this macho tough guy shit away“
The scene is just like a small town
And we don’t want your kind around
atmen, weiter… aus Landau sind so Indie, die haben nichtmal ein Facebook-Profil. Dafür hammergeile Songs. So ein bisschen in Richtung alte Pascow oder Kaput Krauts mit ein bisschen mehr Hardcore, tiefsinnigen Texten und schönem Understatement. Am Tag vorher noch in Trier unterwegs und etwas verkatert lieferte die Band mit den deutschen Texten einen soliden Gig ab. Ein Demo ist über ihre Bandcamp-Seite erhältlich. Die vier Songs wurden glaube ich auch alle gespielt, plus ein paar bisher noch nicht erhältliche, zum Beispiel das famose Frankfurt/Oder, das sich mit der Tristesse der Großstadt auseinandersetzt, oder das nicht minder geniale Zähne brechen. Die Band sollte man im Auge behalten.
Tides profitierten unerklärlicherweise von den Violent-Dance-Typen, obwohl der Punkrock der sympathischen Saarbrücker Band eigentlich gar nicht zum sonstigen (vermuteten) Musikgeschmack passt. Leider ging diese rege Betriebsamkeit vorne auf Kosten der anderen Fans. Dennoch: sichtlich angestachelt lieferten Tides ihren mit Sicherheit bisher besten Gig ab. Präsentiert wurden sowohl die Tracks des auf Bandcamp erschienenen ersten EP (Download hier) als auch ein komplett neuer, noch namenloser Track. Positiv auch die lustigen Ansagen, die auch thematisierten, dass die Band an diesem Abend mit zwei Schlagzeugern spielen muss, da Neuzugang Lukas im Gegensatz zum wegen Nichtmitragen der neuen kommerziellen Ausrichtung (hust) hinausgeworfenen Vorgängers Lukas noch nicht alle Lieder drauf hatte. Tides sind für größeres bestimmt und haben die richtigen Ideen. Auch dieser Gig endete wieder mit einem Acapella-Outro zu Okland. Danach freute sich der sichtlich mitgenommene Sänger Thomas genauso wie auch ich auf den Headliner.
Finding Faith hatten in der aufgeheizten Stimmung danach leichtes Spiel. Ihr Hardcore Punk (diesmal wirklich) überzeugte auch noch drei Jahre nach der offiziellen Auflösung. Man merkte das viele alte Freunde angereist waren, kannten doch viele die Texte und bei Philips Ausflügen ins „Pit“ brauchte er nicht lange, um jemanden zum Shouten zu finden. Viel spekuliert wurde darüber, ob das jetzt nur ein One Night Stand blieb oder ob da noch mehr kommt.Zumindest einen neuen Song hat die Band an diesem Abend gespielt, allerdings wohnt der Sänger mittlerweile in Berlin. Aber heutzutage ist das ja dank Internet auch kein Problem. Ich bin gespannt. Im Allgemeinen nennt man wohl sowas wie am Samstag in Illingen einen Triumphzug. Finding Faith spielten alles, was die Diskografie hergab und hatten noch Platz für eine Zugabe. Kurz vor 12 war dann das Konzert rum, die Gäste glücklich und ab gings wieder nach Hause.
Fazit: wunderschöner Abend mit vielen alten Bekannten und überwiegend toller Musik! Nochmal sorry an die Vorbands für meinen schlechten Musikgeschmack und mein Unverständnis gegenüber jugendlichem Ausdruckstanz!
[…] weiter… habe ich zuerst bei einer kleinen Show in Illingen kennen gelernt (siehe hier). Schon damals sagte ich ihnen großes Potential voraus. Damals noch ohne Tonträger, nur mit Demo […]
[…] nicht lange vorstellen. Von 2008 bis 2012 aktiv existiert die Band seit 2016 wieder (Reunionshow hier). Fünf Freunde, die Musik machen, nicht mehr, nicht weniger. Und es machte richtig Spaß der Band […]
[…] was mach ich nun mit Redensart, dem Headliner des Abends… Bei meinem letzte Review wurde mein Geschreibsel als „unverschämt“ kritisiert, ich solle „objektiv […]
Absolut unverschämt was hier geschrieben wurde!
Klar, jeder Musikgeschmack ist anders aber dennoch sollte man das KÖNNEN der Bands in betracht ziehen! Und wenn man schon so öffentlich auf einer Seite ein Konzertresumée verfasst, sollte man objektiv bleiben!