Saarbrücken ist heiß auf FJØRT, soviel ist sicher. Der letztjährige Auftritt musste leider kurzfristig abgesagt werden, da direkt vor der Location ein Mann zu Schaden kam und auch nicht klar war, wie das ganze ausgeht. Ein Jahr später nehmen Fjort einen zweiten Anlauf. Ihr Album Coleur ist immer noch in aller Munde, Platz 24 in den Charts 2017, aber was heißt das schon? Nun, der Kleine Klub war in Windeseile ausverkauft, so dass ein Zusatztermin her musste. Deshalb war ich ganz schön verblüfft, den Zuschlag für die ausverkaufte Sonntagsshow zu bekommen… Es wurden zusätzliche Räume geöffnet, damit der Merchstand nicht die Bühne blockierte und man den Platz optimal nutzen konnte. So wars dann auch nicht zu voll, was man im Kleinen Klub schon mal gerne hat. Nicht so gut sind leider wieder mal die Bilder geworden. Leider hatte Annika keine Zeit, so dass ich mit meiner bewährten Digitalkamera ran musste. Neben den Lichtverhältnissen spielte hier der Nebel, der bei Fjort massig durch die Halle strömte, leider mit. Egal, das hier ist ein Punkrock-Zine, kein Schönheitswettbewerb.
The Tidal Sleep eröffneten den Abend. Undankbare Aufgabe? Keineswegs. Wie Fjort später verkündeten, lieben sie diese talentierte Band aus Mannheim/Karlsruhe/München/Berlin/Leipzig (also jedes Bandmitglied aus einer anderen Stadt). Und auch das Publikum war sehr überzeugt, von dem Post-Metal/Post-Hardcore-Geknüppel des Fünfers, der jedoch ohne ihren festen Gitarristen anreisen musste. Hab ich Geknüppel gesagt? Nein, eher sphärisch-atmosphärischer Post-Metal mit zahlreichen Breaks, mal laut, mal poppig, mal gesprochene Passagen a la Listener, dann wieder brachial und hart, dann langsam-treibend. Ein großartiges Soundpaket. Relativ lange Songs, 30 Minuten Spielzeit, eine wunderschöne Performance, eine Band, die man lieben muss. Ich empfehle ihr Album Be Water, von dem auch die meisten Songs stammen. Ist über This Charming Man herausgekommen und lohnt sich! Lohnt sich! Lohnt sich!
Nach etwas längerer Umbauphase inklusive Soundcheck betraten dann die drei Herren von Fjort die Bühne. Die nächsten knapp zwei Stunden gehörten ihnen. Sie zeigten sich wahrlich von ihrer besten Seite. Sehr höflich und zuvorkommend erzählten sie Anekdoten, wie sie ihre früheren Alben als verlauste Punker in Illingen aufnahmen und dort immer einen Bäcker (und die Pommesbude) besucht haben. Oder wie sie im Modul mit einem zahlenden Gast und ihrem Produzenten dennoch auf der Bühne alles gaben. Sehr dankbar waren sie, den Kleinen Klub auszuverkaufen und sehr dankbar zeigten sie sich insgesamt gegenüber dem saarländischen Publikum. Auch lobten sie musikalische Vorbilder wie die Parachutes. Dazu kamen klare Ansagen gegen rechts, natürlich vor ihrem gigantischen Hit Raison, der im Gegensatz zu den sonst eher verschwurbelten Texten klare Sache macht. Es gibt doch so viele/In denen das Gewissen brennt/Arm in Arm mit euch/Die stärkste Mauer, die ich kenn‘. Natürlich kommt auch Coleur, das Titelstück der aktuellen Scheibe, das ähnlich direkt ist. Wobei man bei den poetischen Texten auch während des Konzertes merkt, wie tief bewegt manche Zuschauer sind. zum Beispiel beim wunderschönen-bittersüßen Windschief.
Gabs eigentlich etwas, was mich störte? Ja, da war diese eine Ansage gegen Autotune und Trap, die ich nicht nachvollziehen kann. Warum so eine unreflektierte Ansage einer grandiosen Band? Hip-Hop ist schließlich nicht nur Messerstecherei und Autotune. Und auch Autotune ist nicht die Hölle. Egal, musste ich dann als Hip-Hop-Fan doch mal loswerden.
Leider muss auch mal das schönste Konzert zu Ende gehen. Und so verlässt die Band nach einer Verbeugung unter frenetischem Jubel die Bühne, kommt dann aber noch für drei Zugaben zurück. Eine davon ist Magnifique, auch ein hartes, tiefes Stück Musik, das mehr bewegt, als einem lieb ist. Dessen Zeilen tief in das Herz schneiden… Und die auch mitgesungen oder besser geschrien werden. Wie im Kleinen Klub üblich wurde dann auch die Theke als Rampe benutzt und noch einmal alles gegeben. Ein toller Abend an einem Sonntag in Saarbrücken.
[…] Im April wird die Mannheimer Post-Hardcore Band The Tidal Sleep erneut auf Tour gehen. Erst im September 2018 erschien mit Be Kind die aktuelle EP der Band, mit welcher sie bereits auf Tour waren. Zuletzt war The Tidal Sleep als Support von Fjort unterwegs. Die Bilder vom Konzert in Saarbrücken findet ihr hier. […]
[…] um uns ihren Post-HC zu kredenzen. Und so haben sie nicht nur in Saarbrücken halt gemacht, wovon unser Schreiber Gripweed ja bereits berichtet hat, sondern auch das Jubez in Karlsruhe angesteuert. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt in Saarbrücken […]